Warum Elkotausch besser als Botox ist

      Hallo Kollegen,
      nachdem einige Großbaustellen dieses Jahres erfolgreich abgearbeitet wurden (Reparatur des PC inkl. Umstieg auf neues Betriebssystem, MAZDA, Revox, Steuererklärung, medizinische Untersuchungen...) melde ich mich auch mal wieder mit einem (nicht) ganz ernst gemeinten Beitrag hier im Forum.
      WAS IST PASSIERT??? -- ICH HABE EINEN ELKO GETAUSCHT!!

      Seit einiger Zeit hatte ich hier ein zweites Paar Canton LE 500, die ziemlich verbastelt waren, die Tieftöner nicht mehr original, Kabel mit Lüsterklemmen geflickt, auf der Frequenzweiche Elkos, die bereits am Auslaufen waren etc.
      Vor längerer Zeit hatte ich bereits mit Canton Kontakt aufgenommen wegen des Elkos, der original verbaute hat keinerlei Aufdruck, der Auskunft über Kapazität oder Spannungsfestigkeit gibt, nur eine Teilenummer ist angegeben. Antwort bekam ich schnell, leider habe die Firma keine Unterlagen mehr über die Modellreihe, zu einem überaus fairen Preis wurde mir aber eine Reparatur angeboten, die Baustelle blieb erst mal unerledigt, es gab Wichtigeres zu tun.
      Dann liefen mir ein Paar Original-Tieftöner zu, die auch bereits zu einer erstaunlichen Klangverbesserung führten; dennoch war ich nach einem nicht ganz wissenschaftlich korrekten Blindtest noch unzufrieden (Braun Regie 525, an LS-Paar 1 originale, an LS-Paar 2 die verbastelten Canton, die immer noch klangen, als wären sie hinter einem dicken Vorhang versteckt: muffig, im Bassbereich unpräzise, von Stereobühne war wenig zu erahnen, recht und links konnten allerdings eindeutig unterschieden werden :-).

      Heute morgen kam ich endlich dazu, die Anschlußkabel zu erneuern und Die Frequenzweiche zu überarbeiten. Da ich die lecken Elkos mit 133 bzw. 146 µF ausgemessen hatte, und aufgrund der Situation davon ausgehen musste, dass beide bereits Kapazitätsverlust hatten (die der intakten Boxen haben übrigens 136 bzw. 151µF), entschloss ich mich, es mit bipolaren Elkos 220 µF/35V AC zu probieren. Ansonsten waren ITT PMT Kondensatoren verbaut, die vorsorglich gegen Audyn Folienkondensatoren mit gleichen Wert getauscht wurden. Bei den intakten Boxen waren dunkelgrüne Folienkondensatoren eines mir nicht bekannten Herstellers verbaut, sowohl ITT als auch die grünen gestempelt mit 474 bis 974 und den Lötstellen nach zu urteilen original (nicht nur SABA hat scheinbar verbaut, was gerade verfügbar war).
      Danach der Moment der Wahrheit: Erste Hörtests ergaben deutliche Verbesserung im Bassbereich und in der Dynamik, insgesamt war das Klangbild deutlich transparenter als vor dem Tausch. Danach dudelten die Boxen mehrere Stunden vor sich hin.
      Vor zwei Stunden der Finale Test: Zuerst "Switched Off Bach", eine meiner bevorzugten Hörtestplatten, und was soll ich sagen: Mir entgleisten mit zunehmender Dauer die Gesichtszüge, als sich nach und nach die Musik aus den Raumecken löste und zuletzt der MOOD-Synthesizer im Raum stand. Mein Langzeitgedächtnis sagte mir: JA, so klang das, als du es das erste Mal bei einem Freund in den Siebzigern gehört hast!!! Und zunehmend glitt ich ab in Träume an diese unbeschwerten Endsiebziger/AnfangAchtziger-Jahre, als mir als Neu-Zwanziger noch die Zukunft gehörte...
      Danach eines meiner Lieblingsstücke: Vivaldi, Konzert für Piccoloflöte C-Dur (PV 79), übrigens mein Sonntagsgebet (wenn ich mal keine Rückenschmerzen oder andere Zipperlein des Alters hab) an dieses unbekannte Etwas im Universum, das manche "Gott" nennen und für ihre Zwecke instrumentalisieren. Die Piccoloflöte hell und klar, ohne "aggresiv" zu wirken, das Kammerorchester steht losgelöst von den Boxen im Raum, wenn ich es nicht wüsste, beim Blick in die Zimmerecke könnte ich auf Anhieb nicht unterscheiden, sind hier die ESS, die Pilot oder die Braun am Werk. Nein, es sind die Canton, die vor kurzem noch so für Verdruss sorgten.

      Achso, warum Elkotausch besser ist als Botox: In diesem Fall führte der Elkotausch eindeutig zur Entspannung der Gesichtmuskulatur und zu einer zumindest temporären mentalen Verjüngung, während Botox eher die Mimik einfriert und auch nicht von mentaler Jugend zeugt, sonst würde man (oder frau) sein (ihr) Äusseres akzeptieren.
      Und noch Eins: Der Beitrag ist NICHT unter Einfluss von legalen/illegalen Drogen oder sonstigen Stoffen, die zu einer Beeinträchtigung des geistigen Zustands führen, entstanden ;)
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Schön wieder von Dir zu hören, Jörg!

      Und auch ein schönes Projekt, den alten Lautsprechern noch das machbare zu entlocken. Wo saßen denn die ausgelaufenen Elkos? Ich würde mal, selbst in einer 18 dB Weiche darauf tippen, daß 220µF doch zuviel sind. Damit würdest Du, wenn das der Zweig vor der Mitteltonkalotte ist, die Trennung zu stark nach unten ziehen. Die Belastbarkeit sinkt, und durch größere Auslenkung kann es zu frühzeitigen Verzerrungen der Kalotte kommen. Immerhin wird da bei 750 Hz getrennt, für eine 50mm Kalotte schon eine Herausforderung.
      Wenn der Elko parallel zum TT sitzt, ist das eher kein großes Problem, damit machst Du nur den Abfall der Kurve nach oben etwas steiler. Ich denke, was den Boxen richtig gut getan hat, und Dir die Falten aus dem Gesicht zieht, ist der Tausch der restlichen Kondensatoren gegen frische und bessere Typen.

      Dann viel Spaß beim Hören, und das Beste für die Gesundheit!
      Gruß, Gunnar
      Hallo Gunnar,

      über die Weichen der Canton LE 500 ist im Netz nichts zu finden, ich habe hier die LE 500 der ersten Serie mit Übergangsfrequenzen 850 Hz und 4,5 kHz, der Elko sitzt parallel zum TT. 220 µF habe ich gewählt, um bewusst erst mal einen anderen Wert auszuprobieren, hatte aber auch 150 µF-Typen bereitliegen, falls es schief geht. Es ist übrigens der einzige Kondensator, der als Elko ausgeführt ist ( bei dem Wert ;-)), ansonsten sind die Weichen handwerklich solide ausgeführt, lediglich der Einsatz unterschiedlicher Kondensatortypen fiel mir auf.

      Die gelben ITT PMT sind im Netz nicht als ausfallfreudig bekannt, hier wurde aber der 6,8 µF mechanisch durch scharf abgewinkelte Anschlussdrähte auf das viel kleinere RM der Platine gezwängt, hatte das vielleicht Auswirkungen?? Die ITT liegen erst mal in der Ersatzteilkiste, um irgendwann Tonfrequenz-Elkos in anderen Weichen zu ersetzen.

      Bei neueren Canton-Weichen sind inzwischen die Kapazitätswerte abzulesen, das Rätselraten erübrigt sich also.
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Wo wir gerade bei Frequenzweichen sind: Ich bekam kürzlich 2 Boxen, die angeblich defekt waren und keinen Ton mehr absonderten. Nach Öffnung und Inspektion des Innenlebens zeigte sich zu meiner Überraschung, dass die Bauteile der Frequenzweiche statt verlötet mit Heißkleber verbunden waren.
      Was sagt man dazu? Leider war ich nicht so geistesgegenwärtig und habe Fotos angefertigt.


      PS.: Dieser Beitrag wurde nicht am 1. April verfasst!:party:
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Hallo Jörg,

      der gute Klang der Boxen und die entspannten Gesichtszüge, die sich beim Hören einstellen, liegt natürlich (auch) daran dass Canton damals verdammt gute Lautsprecher gebaut haben.

      Ich habe mich bei Canton mal zum Praktikum beworben und mich auch dort vorgestellt. Es stellte sich heraus, dass die Firma bei jedem Bewerber, der sich auf eigene Initiative dort bewarb, einen Spion von Heco oder anderen Konkurrenzunternehmen vermutete. In dieser argwöhnischen Atmosphäre kamen wir leider nicht ins Geschäft.
      Achim
      Hallo,

      da fällt mir auch was ein. Ein Bekannter hatte zwei (englische) Boxen mit defekten Hochtönern zum Saturn zur Reparatur gebracht. Dort wurden zwar neue HT eingebaut aber die Boxen hörten sich zu Hause "komisch" an. Reklamation beim Saturn, Antwort: "Alles in Ordnung".

      Danach bekam ich sie auf den Tisch. Offensichtlich waren die neuen HT auch defekt und inzwischen wohl auch die Bass-LS. Ein Blick in die Box ergab folgendes. An jeder Weiche gab es 4 Anschlüsse:

      - plus Bass
      - plus HT
      - 2 * Masse

      Der Bass-LS war zwischen plus-Bass und Plus-HT angeschlossen. Der HT zwischen den beiden Masseanschlüssen.

      Nach erfolgter Korrektur der Verkabelung war die Reparatur dann abgeschlossen.

      Besonderes Highlight, die Stecker waren kodiert! Der Saturn-"Experte" hatte mit viel Kraft passend gemacht, was einfach nicht passen wollte.

      Gruß

      Rolf