Bauform russischer Elko

      Hallo Forenfreunde,

      neulich aus einem Netzteil des "grossen C" russischer Produktion ausgebaut und ersetzt, da er begann, nach totem Fisch zu stinken (austretender Elektrolyt). Immerhin war dieses Netzteil seit 1991 ununterbrochen "an". Es versorgt ein im Küchenhängeschrank eingebautes Autoradio (als Küchenradio). Trotz bereits kapazitätslosem Elko merkte man dem Klang des Radios nichts an. Nur die Nase beschwerte sich.

      Russischer Elko, 4700 µF/40V, Herstelldatum 10/1990.
      Diese Bauform hatte ich zuvor noch nicht gesehen.




      Ersetzt habe ich ihn durch die uns geläufige Bauform "Becherelko, snap-in". Nun müffelt es nicht mehr.

      Gruss,
      Reinhard
      Hallo Michael,

      klar doch.

      Der Elko - wie Du ja schon an dessen Daten siehst - ist der Ladeelko im Netzteil, hinter dem Gleichrichter. Dahinter liegt noch eine Stabilisierung, so dass es auch trotz kapazitätslosem Elko nicht gebrummt hat.

      Übrigens muss ich mich korrigieren: Das Netzteil war von Westfalia.

      Gruss,
      Reinhard
      Wenns aus russischer Technik riecht oder nichts mehr funktioniert, aufmachen, verstorbenen Maschinist herausholen und beerdigen.
      Hat schon in Tschernobyl geholfen und bei vielen toten Taschenuhren vom Trödelmarkt Anfang der Neuziger.

      Bei einem Russen-Fernseher hingegen hörte ich mal ein deutliches "Blopp", fast so wie nach Kinderart mit dem Finger im Mund erzeugt, und dann fing es an zu stänkern. Was war vorgefallen? Ein radialer Elko hat seinen Stopfen weggeschossen und hing da auf nur noch einem Bein dampfend auf der Leiterplatte herum.
      In dem Gerät hatten alle Elkos solch merkwürdige "Korken" in den Bodenöffnungen stecken, mehr draußen als drinnen. Sahen fast aus wie verkorkte Wodkaflaschen; Bestimmt die Hausmarke von Breschnew.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Na, das sind ja wieder Geschichten ... immerhin hoert sich das so an,
      dass selbst Jogi hier nicht mit dem Netzgeraet zum neu Formieren kommen will ...

      Wobei ich nachtragen sollte, dass ich das letzthin bei einer Reihe von alten
      Netzteilelkos (Frako etc.) probiert habe, und es erstaunlich gut geht. Wenn die
      also noch keinen echten Schluss haben, kann man die Netzteilelkos wohl wirklich
      noch recht gut wiederbeleben ... sie zeigen bisher keine seltsamen Effekte.

      Habe es bei den letzten Geraeten auch so gehalten, dass ich alle (!) Elkos
      getauscht habe, die alten aber danach genau angesehen und vermessen habe.
      Recht viele (mehr als die Haelfte) waren noch fit -- soll heissen, Kapazitaet noch
      da, ESR klein genug. Die kommen also noch nicht in die Tonne, sondern an weniger
      kritische Stellen bei einer Reparatur.

      ABER: es gab immer auch welche (von allen Herstellern) mit Spuren von ausgetretenem
      Elektrolyt, und die kommen weg. Ausserdem (wie schon Achim mehrfach berichtet hatte)
      sind die mit kleinen Werten (2,2 uF, 4,7 uF) oft schon "schlecht" in dem Sinne, dass ihr
      ESR so zwischen 15 und 30 Ohm liegt -- das ist mir auch zuviel, also weg. Bisher bei
      Elna und Rubycon seltener, kommt aber auch da vor.

      Und Wodka-Elkos von Frako (mit Gummikorken) sortiere ich lieber auch aus, die sind
      mir nach wie vor nicht geheuer ...

      Besten Gruss,

      Michael
      Jau,

      bei Roederstein 10000 µF mit Gummikorken, den es rausgeschossen hatte: Gemessen, noch volle Kapazität, ESR auch noch im grünen Bereich. Dann Stopfen gefunden und wieder verkorkt, dann sorgfältig formiert. Messung sagte: unauffällig. Hat aber nicht nachhaltig geholfen. Nach einiger Zeit flog der Stopfen wieder. Also ging die Zersetzung des Elektrolyten mit Gasentwicklung weiter. Und auch der gleiche "alter Fisch" Geruch wie jetzt bei dem hier gezeigten russischen Fabrikat.

      Wenn also erstmal der chemische Abbau des Elektrolyten begonnen hat, lässt sich das nicht mehr umkehren, auch wenn man die Oxidschicht temporär regenerieren kann. Unterschiede sind je nach chemischer Zusammensetzung des Elektrolyten möglich und wahrscheinlich. Nicht bei allen stinkt es nach totem Fisch. Und nicht bei allen Gasentwicklung.

      Gruss,
      Reinhard
      Wenn es einen Elko zerlegt, und es nach Fisch riecht, ist wirklich alles vorbei. Auch wenn nur etwas Elektrolyt ausgetreten ist, der Elko ist hin.
      Grund ist das eingesetzte Lösungsmittel. In sehr vielen 105° Typen wird DMF (Dimethylformamid) als Elektrolyt eingesetzt. Eigentlich ein recht feines Zeug, aber wenn es sich zersetzt, bekommt man Dimethylamin (riecht prima nach mind. 4 Wochen altem Fisch) und Ameisensäure. Als Nebenprodukte entstehen oft Methanol und Wasser. Das Wasser beschleunigt dann die Spaltung. Die Ameisensäure und das Amin zerstören auch schnell die Grenzschicht auf dem Aluwickel. Da kann man auch nicht mehr gegenan formieren. Wenn der Prozess einmal begonnen hat, ist da auf Dauer nicht mehr viel zu retten.
      Ach ja, und nicht mit den ausgelaufenen Elkos mehr rumspielen, DMF ist als "Giftig" eingestuft.
      Wenn augelaufene Elkos nicht "fischig" riechen, ist als Elektrolytgundlage häufig eine wäßrig - saure Ethylenglycol Lösung. Das findet man in vielen modernen (auch den Low-ESR) Elkos. Diese Elektrolyte sind meist nicht so giftig.
      Gruß, Gunnar
      Danke -- interessant. Fische hatte ich noch keine (oder kann mich jedenfalls nicht
      dran erinnern). Versuche mit Formieren habe ich bisher nur bei diesen etwas
      groesseren Elkos unternommen, die diese Schellen mit 3 Massekontakten haben
      (Typ EGD bei Roederstein), und nur wenn
      (1) keine Hitzeeinwirkung zu sehen war
      (2) das Gummi noch glatt, ohne Risse oder sonstige Spuren ist.

      Da waren auch keine Elkos dabei, die nicht im Prinzip noch OK waren, nur
      eben nicht mehr so richtig hochohmig. Nach einer Formierung war das immer
      wieder im Lot, und aufgeladene Typen hielten ihre Spannung teilweise locker
      ueber Wochen.

      Oder denkt Ihr, dass das dennoch zu heikel ist ?

      Zum Thema Roederstein: Da gab es mal einige Serien mit ernsthaften Problemen,
      weiss ich von einem Entwickler, der diese Dinger eingesetzt hatte, in groesseren
      Stueckzahlen, und dann die "Wodka-Plopper" in grosser Zahl hatte. Roederstein
      hat das wohl erst verschweigen wollen, ihm aber dann wohl irgendwann nach
      Umstellung der Produktion eine grosse Kiste neuer gegeben, als Ausgleich.

      Besten Gruss,

      Michael
      Wenn wir die Kirche im Dorfe lassen, dann kann ich auch auf meinen oft und gerne vorgetragenen Spruch aus dem Reinland verweisen:
      "kappott iss kappott" und Bauelemente gehen eben auch mal kaputt und müssen dann ersetzt werden. Aufgeblähte Elkos sind schon auf dem Weg in die ewigen Jagdgründe, deren Tausch kein großer Verlust.

      Aber gute Elkos tausche ich nicht wegen ein wenig ESR, noch dazu wenn es nur an mangelhafter Verwahrung und dadurch entstandener Deformierung liegt, ich bin hier weit weg von Schaltnetzteilen oder Billig-PC-Schaltnetzteilen, denn da liegt der Fall ganz klar anders, da muß der ESR viel niedriger sein, als man es in einem Kaltblut-Audioverstärker dulden kann. Auch die Deformierung und ihre Reversiblität hat natürliche Grenzen, logisch. Es gibt auch dann noch Fälle wo neu Formieren nicht mehr anschlägt, wo chemische Zersetzung und Oxydation ihr zerstörerisches Werk bereits durchgeführt haben, auch da wird getauscht.

      Mich wunderte an diesen Russen-Elkos auch nicht einzelne Ausfälle sondern die gewöhnungsbedürftige optische Erscheinung. Insbesondere der völlig abweichend aussehende Sicherheitsstopfen, hell, buschig, weich, wie von Hand aus irgendwas ausgestochen und da reingedrückt.

      Wie ich im auch noch aktuellen Thread zu Achims STC 1 schon äußerte hat es mich neulich auch erwischt mit einem japanischen Schrottelko eines dort namhaften Herstellers, der mir eine schöne klassische Kopfhörer-Endstufe gekillt hat. Dieses Schweinchen hatte einen vollständigen inneren Kurzschluß und sieht äußerlich noch aus wie einst im Mai. Die gleichalten deutschen Elkos auf der Platte sind alle noch völlig ok (blaue axiale Philips, hellblaue radiale Piher). Endstufe ist übrigens schon wieder heile, die eh durch den Fehler überlasteten Transistoren wurden allesamt am Stück gegen BC550/560 getauscht, sieht nicht mehr so schön aus wie mit den Blechköppen (Siemens BCYxx), aber erhöht die mögliche Betriebsspannung zur Erbauung spannungshungriger Kopfhörer von bisher gut 24V auf bis zu 45V (Reserve gleich eingerechnet).
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hallo Jogi,

      der helle Gummipfropfen im russischen Elko ist tatsächlich recht weiches Gummi. Die Anode, die mittig hindurchgeht besteht ebenfalls aus ganz weichem Material. Liess sich leicht biegen, wie Blei oder Aluminium (welches Metall es war, weiss ich nicht, es war aber kein Kupfer).

      Die Konstruktion ist auffallend nicht kostenoptimiert, sondern (unnötig) aufwendig/teuer mit Gewinde und Mutter zur Befestigung der Kathodenlötöse. Befestigt wurde der Elko auf der Platine mit einer "U-Halterung" aus Klingeldraht um die Nut am Elko-Boden, die von Hand beidseitig in der Platine verlötet werden musste. Kunststoffkabelbinder waren 1990 in Russland offenbar nicht üblich. Das Netzteil ist innen mit viel Handarbeit zusammengebaut, Platinen an Metallwinkel mit Schräubchen und Muttern mit Zahnscheibchen zur Sicherung, wo im Westen um 1990 einfach ein Plastikformteil mit Schnappverschluss verwendet worden wäre. So hatte man bei uns in den 60iger Jahren noch gebaut.

      Gruss,
      Reinhard
      Reinhard, meine wenigen Geräte aus russischer Produktion sind insgesamt nicht nach Rationalisierungsaspekten aufgebaut.
      Manches ist gebaut für die Ewigkeit, daran kann man sich eher Beulen schlagen als irgendeinen Knopf abgebrochen zu bekommen. Der innere Aufbau umfaßt eine Menge mehr als aufwendige Handarbeit.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.