Wie man sich fachmännisch zwei Stunden unnötige Arbeit macht

      Hallo,

      heute nachmittag habe ich einen sehr schönen Nordmende Tannhäuser 59 zerlegt und revidiert. Nach dem Tausch aller relevanten Bauteile nahm ich das Gerät an den Trenntrafo und hörte erst mal nur leises Hochtongequäke aus den seitlichen LS.

      Dazu muss ich sagen, dass der Tannhäuser relativ serviceunfreundlich ist, da zwar die Klangwahltastatur gesteckt ist, die Lautsprecher aber gelötet sind. Ohne Klangwähler funktioniert der Nordmende auch nicht richtig, also muss zum Test das Chassis ins Gehäuse geschoben werden.
      Die vier Lötverbindungen zwischen AÜ und den Lautsprechern hatte ich mit Krokoschnüren hergestellt.

      Erst mal die Röhren getauscht, eine EL84 hatte schon etwas Getterspiegel verloren, jedoch ohne Erfolg.

      Also, Chassis wieder raus, umgedreht und alle neuen Bauteile überprüft, da etwas gebogen, hier etwas gerichtet, sah aber alles gut aus. Nun wollte ich grob die Spannungen prüfen, wohl wissend, dass die Wiedergabe sehr leise ist ohne angesteckten Klangwähler. Als Lautsprecher, um den AÜ nicht lastfrei zu betreiben, hatte ich meinen Werkstattlautsprecher an die Zusatzbananenbuchse des Tannhäuser angeschlossen.

      Plötzlich ertönte aus selbigem vollwertige Musik, wenn auch leise !

      Das war erstaunlich seltsam, lags vielleicht an einem umgebogenen Massedrähtchen von der Bodenplatte? Alles schon da gewesen...

      Also, Chassis wieder rein, diesmal die vier Drähtchen angelötet, langsam hochgefahren und der Tannhäuser brüllte sofort mit voller Klangfülle los.

      Was war passiert: eine der vier Krokoschnüre die ich anfangs benutzte, kaum 14 Tage alt, hatte am Ohmmeter unendlich, liegende Acht !!!

      "Made ich China", konnte ich mich noch an die Verpackung erinnern...

      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter,

      das kommt mir sehr bekannt vor, allerdings habe ich glücklicherweise das Problem beizeiten erkannt. Meine Kabel kommen zweifelsfrei auch aus dem Reich der untergehenden Sonne, die Qualität ist bekannt.
      Bei den anderen Farben habe ich leider keine flexiblen Kabel gefunden, aber wenigstens bei rot und schwarz konnte ich die originalen Strippen durch diese flexiblen ersetzen, dadurch ist das Abbrechen direkt an der Krokodilklemme ausgemerzt oder zumindest diese Gefahr erheblich gemindert.

      Gruß Otto
      Gruß Otto
      Das Problem mit den Krokostrippen aus Bambushütte ist schon älter.

      Nicht selten wird gequetscht, jedoch auf die Isolierung mit etwas umgebogener Litze. Reicht einem die meist sehr dünne Litze, sollte man sofort nach dem Kauf die Kontaktstellen verlöten. Soll Strom fließen, nimmt man stattdessen vernünftige Litze mit brauchbarem Querschnitt.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Mit diesem Kokolores hatte ich auch bereits zu tun.
      Dazu kommen dann noch so feste Federn in den Klemmen, daß einem der Daumen bald abbricht. Da kann man dann nicht mal eben schnell im Notfall eine Verbindung wegreißen.

      Lösung, ich nehme die alten Strippen, die ich noch aus unserem Labor habe, deutsche Markenware in der Ausführung "bis zum jüngsten Tag haltbar" und wenn sie tatsächlich mal marode werden, dann kann man sie sogar prima zerlegen und die Litze gegen neue ersetzen.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hallo

      es ist schon erstaunlich, dass man im Alter, wo man eigentlich alle Erfahrungen gemacht haben müßte, ständig neue machen muss, die einem die globale Industrie des 21ten Jahrhunderts beschert !!

      Ich habe mit 11 Jahren angefangen zu löten und mir in den 48 Lötjahren eine gewisse Erfahrung angelötet, aber dass man fast täglich mit irgendwelchem Schrott aus Fernost zu kämpfen hat, das nervt !!

      Früher hatten wir in den 60ern in Hof/Saale einen Conrad Shop (damals Technisches Kaufhaus Conrad), da stand auf den Halbleitern und Röhren ausschließlich Valvo, Telefunken oder Siemens, heute steht, wenn man Glück hat irgendetwas Unleserliches drauf.

      Man repariert nicht nur Defektes, man repariert mittlerweile auch defektes Neues.

      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter,

      dafür verkauft Conrad in seinen Filialen heute vorzugsweise Bierzapfanlagen und Lampions für die Gartenparties, jede Menge Red Bull und nutzlose Chinesische USB-Tassenwärmer, Neonschmuck für PC-Gehäuse und andere Gimmicks, die das Wochenende, vor dem sie gekauft werden, nicht überleben.
      Riesige Läden voll mit Asienschrott und Plastikspielzeug, wo früher Fachgeschäfte mit Schwerpunkt Bauteile und Messtechnik waren.
      Achim