9141 im Betrieb abgestorben

      Hallo Zusammen,

      als Neuling in diesem Forum darf ich mich kurz vorstellen:

      Als Endfünfziger bin ich seit Mitte der 60er Jahre ein großer HiFi-Fan. In den 70ern habe ich mit zwei Freunden eine mobile Discothek betrieben, kaum ein Schulball und später kaum eine Studentenfete liefen ohne uns. Beschallt haben wir ganze Turnhallen und Hörsäle mit zwei Kenwood KA7002 (von 1972, 2x80 W sinus an 8 Ohm), und zwar ausreichend! (Heute muss man ja die Leistungsangaben von Verstärkern erst mal durch 10 teilen…)

      Nachdem ich in den 80ern auf „moderneres“ Equipment umgestiegen bin, habe ich mich vor etwa 10 Jahren wieder nach meinem guten, alten Kenwood gesehnt. Mittlerweile habe ich zwei davon, samt dazu gehörendem Tuner KT7001, sowie einen riesigen Kenwood KR9000G.

      Vor einem Jahr dann hat mich mein Kumpel (von der damaligen Discothek) auf die „gute, deutsche Wertarbeit“ von Saba aufmerksam gemacht. Ich war sofort sehr angetan davon. Er hat einige Receiver von Saba, u.a. einen 9250, den er mir leihweise zur Verfügung gestellt hat. Dieser tat zunächst seinen Dienst in meinem Fernseh- und Schlafzimmer.

      Vor drei Wochen habe ich dann einen tadellosen 9141 tc samt Bedienungsanleitung, Schaltplänen und FB für 89 € erstanden. Kurz reingeschaut: total sauber! So habe ich noch selten einen so alten Receiver gesehen. Angeschlossen, alles bestens, den 9250 meinem Kumpel zurück gegeben.

      Drei Wochen und einige Betriebsstunden später: Mitten im Betrieb gab es einen mittel-lauten Knacks, kein Ton mehr. Nicht auf FM, nicht in Band1 etc., auch nicht über Kopfhörer. Alle Lampen brennen, die Funktionen der FB gehen ebenfalls alle, aber eben kein Ton mehr. Kurzer Blick ins Innere: alle Sicherungen ok, kein „augenscheinlicher“ Defekt. Erste Hilfe: den 9250 von meinem Kumpel wieder ausgeliehen.

      Den 9141 samt Schaltplänen und FB hat nun ein Bekannter von mir, der in der Tat vom Fach ist. Er hat schon folgendes festgestellt: Endstufen sind wohl okay, er vermutet den Fehler in der rechten Vorstufe. Die linke sei wohl auch ok, er hat sie irgendwie mal an einem Relais vorbei mit der Endstufe verbunden, und dann lief der linke Kanal. Das besagte Relais (von der Lautsprecherabschaltung?) ist wohl stets offen, was es aber nicht sein darf. Der rechte Kanal lässt sich aber nicht am Relais vorbei zum Ertönen überreden.

      Dieser Bekannte ist nun heute früh mit seiner Familie in den Urlaub entschwunden. Er musste daher die Fehlersuche abbrechen und hat mich gebeten, in der Zwischenzeit in einem geeigneten Forum nach Unterstützung bzw. Erfahrungsaustausch zu suchen.

      Dies tue ich hiermit und freue mich auf Eure Antworten.

      Viele Grüße aus Aachen,
      Klaus-Dieter
      Hallo Klaus-Dieter,

      das klingt zunaechst einmal so, dass das LS-Relais nicht mehr freigibt -- aber nun muss
      man herausfinden, wieso. Naheliegend waere zuerst einmal DC auf dem Ausgang, das
      muesste man als erstes nachmessen.

      Wenn der Bekannte sagt, die Endstufe sei wohl in Ordnung, dann nehme ich einmal
      an, er hat die diversen Spannungen im Geraet nachgemessen ? Zwischen Vor- und
      Endstufe sitzt kein Relais, daher ist mir nicht ganz klar, was mit der Aussage oben
      gemeint ist.

      Es koennte sein, dass eine "Ferndiagnose" ohne den Input Deines Bekannten etwas
      schwierig ist ...


      Besten Gruss,

      Michael
      Hallo Michael,

      vielen Dank für Deine schnelle Antwort. Sicher hast Du Recht mit der Ferndiagnose. Der Bekannte sprach auch noch von einem Potenzial oder einer Differenzspannung, die etwa gleich Null sein müsste, aber eben nicht ist. Mit dem Relais ist wohl das LS-Relais gemeint, und dieses öffnet halt eben, weil irgendwo das Potenzial nicht so ist, wie es laut Plan sein soll.
      Sorry für die etwas fachfremde Wortwahl eines Maschinenbauers:-)

      Viele Grüße,
      Klaus-Dieter
      Hallo,

      das Relais soll schließen, wenn alles in Ordnung ist.

      Tut es das nicht, dann bleiben beide Kanäle still, auch wenn nur in einer Endstufe ein Defekt ist. Vermutlich hat der Bekannte die Relaiskontakte einzeln überbrückt und so festgestellt, dass die linke Seite in Ordnung ist.

      Dennoch liegt meine Vermutung in einem Defekt der rechten Endstufe. Wir brauchen Meßergebnisse.

      Gruß, Dieter
      Orion1971 postete
      Hallo Michael,
      vielen Dank für Deine schnelle Antwort. Sicher hast Du Recht mit der Ferndiagnose. Der Bekannte sprach auch noch von einem Potenzial oder einer Differenzspannung, die etwa gleich Null sein müsste, aber eben nicht ist.
      Sorry für die etwas fachfremde Wortwahl eines Maschinenbauers:-)

      Viele Grüße,
      Klaus-Dieter


      Moin,
      da ich auch Maschinenbauer bin, verstehe ich das schon: Der Bekannte hat Gleichspannung an einem Verstaerkerausgang festgestellt, daher schaltet das Relais nicht ein. Ist die Fehlerspannung nur knapp ueber dem Limit, stirbt nicht gleich der Lautsprecher, deshalb kann man mit der einfachen Methode "Relais ueberbruecken" manchmal noch etwas hoeren, es sollte aber im Lautsprecher knacken, wenn man ihn anschliesst.
      So oder so, Dieter hat recht, da muss gemessen werden, was jetzt tatsaechlich los ist.
      73
      Peter
      Vielleicht noch ein Nachtrag: Aufgrund der Beschreibung, dass es ein mittellautes
      Knacken oder Klacken gegeben hat, wuerde ich jetzt mal vermuten, dass dies
      nicht nur das Relais war, das abfiel (obwohl moeglich).

      Wenn nicht, dann koennte schon ein Bauteil hin sein. Das muss nicht unbedingt auf
      der Endstufe sein -- die Treiberplatinen sind auch anfaellig. Es gibt da z.B. einen
      neuralgischen Widerstand (R 1106), der schon mal Probleme machen kann. Dann
      stimmen die Spannungen auf dem Treiber vorne und hinten nicht mehr, und die
      Endstufe kann auch nicht richtig arbeiten. Auf jeden Fall muss gemessen werden,
      und man sollte auch noch einmal SEHR genau nach angeknacksten Bauteilen sehen.

      Im Uebrigen steht einiges zu diesem Thema in den diversen Threads zum Rework
      des 9241 (kann man hier zum Teil uebernehmen) und zur Revision von Modulen
      (im Endstufenbereich sind 9140 und 92xx fast gleich, bis auf die geringere Spannung
      beim 9140). Diverse Fehlerquellen sind da beschrieben.

      Und dann waere am besten mit einem Signalgenerator und einem Oszi mal zu
      pruefen, ob denn ein Signal bis zum Treiber durchkommt. Fuer die Eingrenzung
      waere das schon nuetzlich.

      Besten Gruss,

      Michael
      Wenn die Mittenspannung 0V im Bezug auf den Vorgabewert einer Endstufe nicht stimmt, und der Vorgabewert für gute Endstufen ist eng, mehr als 1% - also 2% zwischen den Endstufen im extremfall sich addierender Abweichungen bis zum Maximalwert - wären schon Mist, dann würde ich zuerst den Fehler suchen und beseitigen, ehe ich mit der "Notbremse" Zwangsabschaltung herum mache.
      Lastwiderstand an die Endstufen, Labor-Thermometer an die Delinquenten auf dem Kühler, Sinus auf die Endstufeneingänge bei abgetrennter Vorstufe drauf und messen was das Zeug hergibt.

      Die Abweichung muß irgendwoher kommen.
      Eine Endstufe stumm und abweichend im Mittelpunkts-Verhalten heißt für mich automatisch dort das Augenmerk hinzuleiten.

      Gerne sind Endstufen hinsichtlich Ruhestrom und Symmetrie ins Arge geraten, wenn sowas passiert, oder jemand hat sie überlastet und der Standard-Überlastschutz - wenn es ihn überhaupt gibt was ich eigentlich bei allen SABA erwarten würde - hat nicht gegriffen.
      Einfachster Fall sind korrodierte und verstellte Einstell-Regler.
      Notfalls, wenn man nichts findet und nur im Nebel stochert baut man die paar entscheidenden aktiven Bauteile die so eine Endstufe hat aus und versucht sie statisch auszuloten (jedem hier ist bekannt das der Teufel ein Eichhörnchen ist und nicht nur statische Fehler einbaut aber es ist ein Anfang ehe man nicht weiß was man tun soll). Billige Massenware-Transistoren baut man dabei erst garnicht wieder ein, der Wert unterschreitet den Arbeitsaufwand gleich einen Neuen einzubauen. Sind erstmal die Halbleiter weg kann man auch mal schnell über die noch eingelöteten Widerstände und Kondensatoren hinweg messen (müßig zu erwähnen das man Querverknüpfungen dabei nicht außer acht lassen darf, 2x10k parallel oder über ein Netzwerk ist eben nicht bloß 10k Ablesewert man muß durch Grundwissen erahnen welche Anzeige herauskommen soll und wenn nicht warum nicht)
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hallo Zusammen,

      vielen, vielen Dank für die raschen und ausführlichen Antworten! Ich kann es jetzt kaum erwarten, bis der Bekannte wieder aus seinem Urlaub zurück kommt (Ende nächster Woche).
      Dann werde ich ihn gleich mit den hier geposteten Tipps "konfrontieren".
      Und gerne werde ich dann, hoffentlich bald, Rückmeldung geben, woran es letztendlich gelegen hat.

      Bis dahin, viele Grüße aus Stolberg bei Aachen,
      Klaus-Dieter
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