ECLL 800 tauschen oder geht dann gleich die neue kaputt?

      Hallo Sascha,

      ich weiß nicht ob Kohlemassewiderstände billiger waren. Aber ich habe folgende Beschreibung gefunden:

      Kohlemassewiderstände sind die übelsten Widerstände, die man sich als bedrahtetes Bauelement vorstellen kann: Maßgebend für den Widerstand sind nämlich die zahlreichen Übergänge von Körnchen zu Körnchen, da sich an den Spitzen und Kanten der Querschnitt stark verringert und damit der Widerstand erhöht. Wenn die Körnchen ihre Lage auch nur ganz minimal zueinander verändern, verändert sich im Moment eines abreißenden oder neu gebildeten Kontakts schlagartig der Widerstandswert ein wenig. Dies macht sich als sehr starkes Rauschen bemerkbar. Hierzu reicht schon eine geringe Wärmeausdehnung (entweder durch äußere Temperatur oder aber durch den Stromfluß innen hervorgerufen), Schwingungsbelastung (z.B. durch Schall) o.ä. aus.

      Weiterhin sind Kohlemassewiderstände nicht wirklich linear, d.h. mit steigender Spannung steigt der Strom nicht exakt im gleichen Maße an. Dies wird dadurch verursacht, daß es bei den teilweise extrem geringen Abständen der Körnchen recht schnell zu internen Spannungsüberschlägen kommt, die dafür sorgen, daß Körnchen miteinander Kontakt haben, die bei kleinen Spannungen keinen Kontakt miteinander haben. Dadurch ist der Widerstand bei höheren Spannungen kleiner als bei niedrigen. Resultat ist, daß das Nutzsignal verzerrt wird. Wer jetzt frohlockt und eine der Ursache des Röhrenklangs gefunden zu haben glaubt, sollte berücksichtigen, daß eine ausreichend hohe Spannung am Widerstand anliegen muß, damit sich dieser Effekt in nennenswertem Umfang einstellt. Benötigt wird dazu ein Spannungshub in der Größenordnung von 100 V. Dies paßt jedoch überhaupt nicht dazu, daß Kohlemassewiderstände vorzugsweise als Katodenwiderstände eingesetzt wurden. Der Katodenspannungshub ist im voll gegengekoppelten Fall mit ganz wenigen Volt jedoch viel zu gering. Noch schlimmer sieht's aus, wenn der Katodenwiderstand mit einem Kondensator wechselspannungsmäßig überbrückt ist. Dann ist der Spannungshub am Widerstand nämlich nahezu Null. Selbst bei Einsatz als Anodenwiderstand ist der Spannungshub meistens nicht groß genug, vor allem bei Vorstufen. Die größten Chancen, einen nennenswerten Effekt zu beobachten, hat man wohl bei Treiberröhren, an deren Anoden in einer Röhrenschaltung üblicherweise die größten Spannungshübe auftreten.

      Ein weiterer Negativpunkt ist, daß Kohlemassewiderstände durch irreversible Kornverschiebungen sehr stark altern d.h. sie ändern ihren Widerstandswert über die Lebensdauer ohne äußere Einflüsse. In Anbetracht ihrer vielen negativen Eigenschaften kann man nur sagen: Wie gut, daß es sie so gut wie nicht mehr gibt.
      Gruß Otto
      Hallo Otto, das ist der Grund warum ich bei meinen Freudenstadt FD16 und Konstanz KN18 alle Kohlemassewiderstände gegen Metallfilmwiderstände getauscht hab. Von der Größe her hat die 1W Version genau die Größe der Kohlemassewiderstände und passt perfekt. Auch klanglich hat sich nach dem Tausch einiges Verbessert: Ein vor dem Tausch dumpf klingender Ton hatte hinterher klare Höhen und knackige Bässe!

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Hallo Frank,

      bei älteren Geräten waren es immer die Kondensatoren, bei den etwas jüngeren haben die Hersteller uns dann als Ersatz die Massewiderstände untergejubelt, damit es uns ja nicht langweilig wird und wir auch dann wieder etwas zum Auswechseln haben.
      So haben die Entwickler doch tatsächlich 50 Jahre vorausgedacht. :laugh:

      Gruß Otto
      Gruß Otto
      Moin,
      in Deutschland waren Massewiderstaende eher die Ausnahme, zumindest bei den Herstellern, die wirklich Stueckzahlen vom Band warfen. Massewiderstaende waren im Ausland, auch und vor allem in den USA, der Standardwiderstand fuer lange Zeit. Da waren dann die Schichtwiderstaende die Exoten.
      Hierzulande fand man sie in erster Linie bei Fabrikaten, die eine Verbindung mit Uebersee hatten (Braun, Imperial etc.) und einige Kleinhersteller fuer OEM-Ware. Jedenfalls ist das meine Beobachtung. Ausserdem waren sie billiger als Schichtwiderstaende, die aufwendiger gefertigt werden muessn.

      Massewiderstande findet man aus technischen Gesichtspunkten an zwei Stellen: In HF-Schaltungen, wo die Induktivitaet gewendelter Schichtwiderstaende stoert (und ab etwa 10 Ohm sind sie alle gewendelt) und in Positionen, wo sie hoher Impulsbelastung standhalten muessen. Hier kommt zum Tragen, dass das gesamte Widerstandselement aufgeheizt werden muss, waehrend bei Schichtwiderstaenden die Waerme in der duennen Schicht entsteht und Zeit braucht, um in den Traegerkoerper abzufliessen.

      Von den Schichtwiderstaenden rauschen Metallfilmwiderstaende am geringsten, gefolgt von Schichtkohlewiderstaenden. Bis etwa 50k Ohm sind beide Typen etwa gleich (nach Vithrohm). Ausserdem haben Metallfilmwiderstaende bei gleicher Baugroesse eine hoehere Belastbarkeit, so dass sie im direkten Ersatz potentiell zuverlaessiger sind (der typische 1/4W Schichtkohlewiderstand hat in der gleichen Groesse als Metallfilmwiderstand eine Belastbarkeit von ca. 600mW).


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      Peter
      Peter hat es mir vorweggenommen!

      In der heutigen Zeit nutze ich die Kohlepresslinge nicht mehr.
      In der HF-Technik haben/hatten sie eindeutig Vorteile, fast keine Induktivität oder auch Kapazität.
      Daher bitte etwas aufpassen, wenn einem die Spezies in HF-Schaltungen wie Tunern begegnet.
      Bauartbedingt haben diese Widerstände ohne Anschlussdrähte eine Serieninduktivität im Bereich Nanohenry.
      Gleicher Widerstandswert, jedoch Drahtwiderstand, ist schnell mal im Bereich µH, Faktor 1000 bei der Serieninduktivität.
      Bei NF stört das meist nicht, in einem UKW-Tuner kann unüberlegter Tausch fatale Folgen haben, nichts mehr mit Empfang.

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      So,
      der Lötvorgang läuft. Habe mir die empfohlenen 1W Metallschichtwiderstände besorgt und brauche gerade mal eine Pause.

      Toll was man hier so über Widerstände erfährt.

      Also hatte Saba damals wohl ein paar Pfennig pro Gerät sparen wollen. Zumindest was den Einsatz der Kohlemassewiderstände auf der NF-Platine betrifft.
      Und jetzt schon nach 50 Jahren muss ich die tauschen :shame:

      Bevor ich weiterlöte noch die Frage zu dem bereits oben erwähnten abgerissenen Draht an der Ferritantenne.
      -Gehört die gelb eingekreise Spule ursprünglich an die Stelle mit dem gelben Fragezeichen? Hier wurde mit Heißkleber geflickt.
      -Das eine Ende der Spule hängt an Schaltzunge "2". Wo gehört das andere Ende dran (rotes Fragezeichen)?
      - Stimmt sonst die Belegung der Schaltzungen? Aus dem Schaltplan werd ich nicht schlau.


      http://saba-forum.dl2jas.com/bildupload/P1050832gepackt%20mit%20Pfeilen.jpg

      Falls das jemand von Euch spontan weiß, würde ich mich über eine Antwort sehr freuen - aber keine Umstände, meist höre ich eh UKW.
      Beste Grüße
      Sascha


      Edit: Bild angepasst, DL2JAS
      Noch gibt`s UKW - hört mit Saba, das ist schön!
      Hallo Andreas, die Sache mit den Widerständen und HF-Teil hab ich schon hinter mit! :D Man hat mir damals gesagt ich solle im HF-Teil wieder die Kohleversion verwenden; aus den Gründen die Du genannt hast. Ich bin das "Risko" eingegangen und hab auch im HF-Teil Metallfilmwiderstände verwendet und hab keine Nachteile festgestellt. Klarer Empfang ohne rauschen und knacken; auch keine Drift nach längerem Betrieb. Ob das generell bei allen so gut geht ist eine andere Frage. Soweit ich informiert bin müßte der SRI das gleiche Chassis haben wie der Freudenstadt FD16; der Unterschied zum Freudenstadt dürften die externen Lautsprecher sein.

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Hallo Sabafreunde,
      es sind neue Widerstände verlötet.



      Aus den Ausrangierten wurde als Dank für ihre Mithilfe ein Armband für meine Tochter gefertigt:



      Das Radio spielt gut!
      Dann hab ich noch einige Spannungen vermessen.
      Dabei sind jedoch Ungereimtheiten aufgefallen.
      Wer macht was falsch? Mein Radio oder ich? Auffallen ist die Abweichung bei Sollwert 40V (Ist: 50V) und Sollwert 10V (Ist: 0V).
      Misst man das überhaupt bei eingebauten Röhren?


      http://saba-forum.dl2jas.com/bildupload/Spannungen.jpg

      Beste Grüße, jetzt wird SABA gehört!

      Sascha
      Noch gibt`s UKW - hört mit Saba, das ist schön!
      Hallo Achim,
      das war wohl ein dummer Anfängerfehler. Da hab ich das Bild falsch verstanden.

      Also Multimeter steht auf Gleichspannung, ich habe immer gegen Chassis gemessen, allerdings bei den Soll 10 Volt die eine Messspitze an Pin2 und die andere an Pin 6.

      Dank Deines Hinweises hab ich nun nochmal Pin2 gegen Chassis und Pin 6 gegen Chassis gemessen. Und siehe da: -9,2V
      Am C 604 liegen auch 10V.

      Also hab ich einen Fehler gemacht und nicht mein Radio.

      Was ist von den 50V anstelle 40V zu halten? Hoffentlich nicht früher Röhrenschaden?

      So, darauf mach ich jetzt noch ein Bier auf.
      Noch gibt`s UKW - hört mit Saba, das ist schön!
      Hallo Sascha,

      die Spannungsversorgung der Anoden der Trioden der ECLLs ist durch den in Serie liegenden 150K Widerstand sehr hochohmig. Die Belastung durch den innenwiderstand des Messgeräts spielt daher für das Messergebnis eine große Rolle. Hat Dein Messgerät einen höheren innenwiderstand als das Von Saba zur Messung der Sollwerte verwendete (meist finden sich Angaben dazu im Schaltbild), so misst Du einen höheren Wert.
      Achim
      Hallo Sabafreunde,
      der Esszimmertisch ist pünktlich zum Sonntag von mir für andere Zwecke geräumt worden. Es sieht nun nicht mehr so aus:



      Mein Stereo 1 steht wieder am angestammten Platz und erfreut Ohr und Auge.



      Die Endstufe ist saniert und wird wieder für etliche Jahre Freude bereiten.

      Mein ausdrücklicher und herzlicher Dank für die gute Beratung gilt insbesondere in alphabetischer Reihenfolge Achim, Andreas, Dieter, Frank, Otto, Peter!

      Hier ist guter Expertenrat nicht teuer – und das ist keine Selbstverständlichkeit! Es macht Spaß, hier im Forum aktiv zu sein.

      Meine Tochter hat sich gerade auch "so ein modernes Gerät" gewünscht.

      Als nächstes kommt - nach dem Wochenende - nochmal das Mainau F auf den Tisch. Thema im Unterforum "Koffer und Küchenradio".
      Später dann das krachende Freudenstadt 15M.
      Hab mir zur Feier der erfolgreichen Instandsetzung meines Stereo1 noch ein Motto für mein Benutzerprofil ausgedacht:
      "Noch gibt`s UKW - hört mit Saba das ist schön".
      Je nach angewendetem Dialekt reimt es sich sogar.
      @Achim, zum Eingangswiderstand meines Multimeters VC 920 sagt die Bedienungsanleitung "400mV=2,5GOhm / 4V bis 1000V = 10 MOhm".
      So - gerade läuft "Don`t cry for me Argentinia" im Stereo1, wünsche schönes Wochenende!
      Sascha
      Noch gibt`s UKW - hört mit Saba, das ist schön!
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