Und wieder Freiburg 3

      Ich habe ein Saba Freiburg 3 für ein Apfel und in Ei erworben.
      Nach den ich das Teil komplett gereinigt habe und das Gehäuse mit Zubehör instand gesetzt habe und ein paar schwache Röhren getaucht habe, läuft das Radio wie neu!!!
      Ich weis man sollte kritische Kondensatore und Elkos wechseln, was aber wenn keine kritische Kondensatoren und Elkos vorhanden sind. Einfach auf Verdacht wechseln oder es auf dran ankommen lassen? Ich weis nicht wie viele Stunde das gute Stück runter hat, aber NOS Teile sind auch nicht neu und sind eine echte Alternative. Wie schon gesagt es sind keine Defekte an Kritischen Teilen erkennbar
      und wenn Kriechströme vorhanden sein sollte, haben sie keinen spürbaren Effekt auf das Gesamtergebnis. Was meint ihr, lieber die Technik im original Zustand weiterlaufen lasse oder vorsorglich eingreifen?
      Wenn nichts mehr geht, geht immer noch etwas!!!!
      Hallo,

      wenn das Radio noch jungfräulich ist, das bezieht sich nicht auf den Tausch von Röhren, sondern dass noch keine anderen Bauteile gewechselt wurden, dann sind da noch jede menge kritische Bauteile vorhanden.
      Mit kritischen Bauteilen sind nicht direkt defekte Bauteile gemeint, sondern jene die von ihrer Bauart bedingt nicht mehr sicher genug sind um sie am Netz zu betreiben. Nehmen wir z.B. einen alten Papier-Kondensator dessen Vergussmasse aus Bitumen besteht, bekanntlich neigt diese Vergussmasse dazu mit den Jahren rissig und spröde zu werden. Bedingt dadurch gelangt aus der Luft Feuchtigkeit in die Isolationsschicht des Kondensators, das Wasser und Elektrische Spannung sich nicht vertragen dürfte jedem bekannt sein. Der Kondensator kann nun nicht mehr seinen Zweck erfüllen wofür er erschaffen wurde, z.B. Gleichspannung sperren. Die daraus resultierenden Folgen zerstören Röhren, überlasten Ausgangsübertager, Netztransformator und viele andere Bauteile, letztendlich führt dies zum totalen Ausfall des Radiogerätes. Und das nur wegen eines Bauteils welches für ein paar Cent erhältlich ist. Kondensatoren haben nicht nur die Aufgabe Gleichspannung von anderen Bauteilen fern zu halten, sondern dienen auch zur Bestimmung des Frequenzgangs und Klangeigenschaften des Gerätes. Die meisten der Kondensatoren haben ihre Kapazität verdoppelt bis verdreifacht und bedingt dadurch wird es niemals den Klang präsentieren können wofür es erschaffen wurde.
      Jeder der im Besitz eines Freiburgs W3 ist, welches konzequent reviediert wurde, wird dir bestätigen wie gut so ein Gerät klingt.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Hallole, viele der alten Geräte funktionieren noch mit den alten Kondensatoren! Trotzdem wechsle ich die! Das sind tickende Zeitbomben die jeden Moment hoch gehen können! Ich möchte in meiner Wohnung keinen Brand riskieren weil durch einen kurzen das Holgehäuse in Flammen auf geht! Sicherheit geht bei mir VOR Originalität!! Außerdem wird man feststellen, das neue Kondensatoren Empfang und Klang teilweise sogar erheblich verbessern können.

      Bei NOS-Kondensatoren wäre ich genauso vorsichtig! Die können genauso "fertig" sein wie die eingebauten! Bisher habe ich nur Keramik-Röhrenkondensatoren und Styroflex als NOS verwendet; die Styroflex waren aus den 70ern. Sind als auch neuer als die Radios.

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Es wäre ausgemacht fein, wenn man defekten Kondensatoren und Widerständen äußerlich ansehen könnte, ob sie defekt sind oder nicht. Bei einem Defekt sollten diese Bauteile sich leuchtend rot verfärben, leider ist das aber nicht der Fall. Wie bereits geschrieben sollten Teerboliden prophylaktisch ausgetauscht werden, um Folgeschäden zu vermeiden. Erst nach dem Tausch wird man feststellen, dass das Radio eben vorher nicht einwandfrei gespielt hat.

      Gruß Otto
      Gruß Otto
      Moin,
      seltsamerweise sind das fast nur die Pertinaxteile der Saba-Wellenschalter. Meist dann, wenn man Sprays wie Kontakt 60, K61, Teslanol etc. hineingesprueht hat. Das moegen die nicht und brennen da, wo Anodensopannung anliegt und geschaltet wird.
      Saba-Wellenschalter muessen daher nach einer Behandlung mit einem "oeligen" Kontaktspray wie den genannten unbedingt wieder ausgewaschen werden, z.B. mit Kontakt WL. Die Pertinaxstreifen muessen sauber und trocken sein, damit sie nicht anfangen, zu kokeln.

      @Harry Schrotter,
      Ja, NOS-Kondensatoren sind je nach Bautyp mit Vorsicht zu geniessen. Ich hielt z.B. die Wima Durolit fuer unverdaechtig. An sich sind es gute Papierkondensatoren, selbstheilend und stirnkontaktiert, dazu in Kunstharzumhuellung. Im Dampfradioforum las ich Anderes, was mich veranlasste, meine Bestaende zu ueberpruefen.
      Ergebnis: Mit meinem Digital.Kapazitaesmesser deutlich erhoehte Kapazitaet, meist mindestens das Doppelte der Nennkapazitaet. Ich habe mir dann eine Methode ausgedacht, den Isolationswiderstand zu messen (FET-Voltmeter mit 54M Ri als Vorwiderstand vor dem Kondensator, Die Spannung ueber dem Vorwiderstand wird direkt angezeigt und dann nach Spannungsteilerregel den Isolationswiderstand bestimmt. Angelegte Spannung ganze 30V, mehr hatte ich da nicht). Der errechnete Widerstand lag irgendwo bei 120M Ohm. Er sollte mehrere 100 M Ohm betragen, ich meine, mindestens deren 500-1000.
      Fazit: Die Kondensatorwickel ziehen durch den Kunstharzverguss Wasser aus der Luftfeuchtigkeit. Es ist bei Papierkondensatoren der "Konsumerklasse" egal, ob sie nur gelagert wurden oder in Betrieb waren, die Zeit, die sie der normalen Luftfeuchtigkeit ausgesetzt waren, reicht. Schliesslich sind diese Bauteile fuer eine Nutzungsdauer von etwa 10 Jahren ausgelegt, mehr hat niemand von ihnen erwartet. Die Masse ist bei annehmbaren Eigenschaften aelter geworden, aber mittlerweile sind sie mindestens etwa 50 Jahre alt und damit einfach fertig.

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      Peter
      Zuerst einmal vielen lieben Dank für eure brauchbaren Argumente.
      Das Argument von "Plastik" Franz und Frank überzeugen, daß Sicherheit vor Originalität stehen sollte!
      Nur ich persönlich liebe es wenn Deutsche Wertarbeit wie das Freiburg 3 möglichst originalgetreu erhalten bleibt bis in die Detail. Man kann bei der alten Technik manchmal auch was verschlimmbessern, wenn sich dann noch kleine Fehler einschleichen, dann Prost Mahlzeit.
      Wenn ihr aber durchweg der Meinung seid das ein Tausch von kritische Kondensatore und Elkos nicht nur der Sicherheit dient, sondern auch noch den ohnehin schon geile Sound des Fb3 aufwertet, will ich einen Umbau doch einmal in betracht ziehen.
      Noch eine Randbemerkung an Frank 8 und Peter, wie oben erwähnt, wurde das Fb3 gereinigt also auch der Tastensatz. Da allgemein bekannt ist das ein schmutziger Tastensatz die meisten Fehler verursacht. Nichts für ungut!
      Ich bedanke mich bei euch allen für die guten Tipps und guten Ratschläge
      Gruß Markus
      Wenn nichts mehr geht, geht immer noch etwas!!!!
      Hallo Markus,

      betrachte es doch mal von der Warte, jemand der einen sechzig Jahre alten Oldtimer besitzt käme niemals auf die Idee ohne vorher alle sicherheitsrelevanten Teile geprüft und ggf ausgetauscht zu haben damit am Straßenverkehr teilzunehmen. Er würde auch keine sechzig Jahre alten Reifen montieren nur wegen der Originalität. Gewisse Teile unterliegen nun mal einem Alterungsprozess ob sie nun gebraucht oder ungebraucht sind, das ist ebenso bei alten Radiogeräten, hier sind es keine Reifen sondern die Kondensatoren.
      Folglich muss man Kompromisse eingehen wenn man Dinge für den alltäglichen Gebrauch nutzen möchte. Bleiben wir bei den Radiogeräten, äußerlich am Erscheinungsbild verändert man ja nichts, wenn man schwarze Kondensatoren gegen weise, gelbe oder blaue auswechselt, das sieht doch niemand, noch nicht mal wenn die Rückwand geöffnet ist. Es sei denn jemand setzt sich vor die geöffnete Bodenplatte und erfreut sich an der Originalität und legt keinen Wert auf Funktion des Radios. Ich finde das dies nicht im Sinne des Herstellers und des Nutzers ist, für mich muss ein Radio das tun wofür es erschaffen wurde, anständig spielen und gut aussehn, das ist nur meine Meinung.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Hallo in die Runde.

      @ hf500: Du hast völlig Recht, Durolits müssen raus. Noch in den 90er Jahren dachte ich, die Dinger halten ewig, inzwischen trifft das Gegenteil zu: Der mangelhafte Isolationswiderstand macht sie in Röhrenschaltungen ungeeignet. Viel schlimmer: Durolits sind oft im Netzteil zu finden. Die Viecher machen Kurzschluss, 0 Ohm von jetzt auf gleich! Habe ich schon oft gehabt, besonders in Fernsehern der späten 60er/frühen 70er Jahre. Inklusive verbrannter Vorwiderstände etc.

      An Markus /MRPower und alle:

      Von einer Ausnahme abgesehen ist das Thema Kondensator-Tausch Ermessenssache. Der eine Extremfall ist ein Radio, das wirklich so spielt (betr. Leistung, Klang, Empfangseigenschaften) wie im Neuzustand. Dann müssen alle Papierwickelkondensatoren erneuert werden. hier leidet also der originalgetreue Zustand. Das andere Extrem: Das Radio bleibt zu 100 Prozent original. Dann spielt es schlecht oder gar nicht.

      Die erwähnte Ausnahme betrifft das Netzteil: Netzseitige Entstörkondensatoren aus den 50er Jahren stellen im Betrieb eine große Gefahr dar: Elektrische Unsicherheit (Lebensgefahr!!) und Feuergefahr. Im harmlosesten Fall qualmt dir so ein Ding das Wohnzimmer voll. Dein Freiburg WIII hat lt. Schaltbild sogar zwei Stück davon! Die müssen raus, ohne Diskussion.

      Was die restliche Schaltung betrifft, gilt generell:

      Erstens:

      Bei weitem nicht jeder Papier-Kondensator in einem Röhrenradio bringt im Defektfall etwas (inkl. sich selbst) zum "abrauchen" oder gar zum Brennen. Fakt.

      Zweitens:
      Es gibt aber immer einige Papierkondensatoren in der Schaltung, die im Defektfall auch andere Bauteile beschädigen. Konkretes Beispiel: Markus, in deinem Freiburg WIII ist ein Kondensator von Anode der einen EL 84 nach Masse geschaltet. Lässt du den drin und der schlägt durch, hast du einen Freiburg mit originalem defekten Kondensator an dieser Stelle und nach wenigen Sekunden einen verschmorten Original-Ausgangsübertrager. Ein Riesenschaden!! Dies nur für die Ichlasseallesdrin-Originalitätsfanatiker. Fakt.

      Drittens:
      Auch wenn ein fehlerhafter Kondensator nicht zu einem Folgeschaden führt, bewirkt er IMMER eine Fehlfunktion, also dass das Radio nicht optimal oder gar nicht funktioniert. Auch Fakt.

      Damit sind wir wieder beim Ermessensspielraum: Will man originalen Zustand des Gerätes (alle Teile sind original wie damals) oder will man originale Eigenschaften (Gerät spielt so gut wie damals)? Das muss jeder für sich und sein Radio entscheiden. Auch Markus für seinen Freiburg WIII.

      Kein Grund zum Streiten also

      meint der

      Klarzeichner
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