Saba 9241 Receiver - eine ungeplante Überarbeitung

      Hallo Rolf,

      meinst Du, das ist einer von der Sorte, die mit der Zeit elektrisch leitfähig werden?

      Das Thema gibt es bei PC-Schaltnetzteilen, wo ein paar Jahre lang die Ferritperlen für die Schalttransistoren mit einem Kleber fixiert wurden, der zuerst transparent war. Einige Jahre später wurde er bräunlich, begann zu leiten und prompt starben die MOSFETS. Dort war der Kleber allerdings starker Wärme ausgesetzt und die Betriebsspannung ist einige hundert Volt.

      Hier habe ich die Ferritperle erst einmal auf ihrem Kleber gelassen, dann kann die Perle nicht abhauen ;)

      Beim Ersatz klebe ich heute grundsätzlich die Perle nur noch am Anschlussdraht fest, dann kommt der Kleber nur in die Bohrung und mit nichts anderem in Kontakt.

      Sollte ich mal alles blitzeblank putzen?
      Achim
      Hallo Achim,

      war so eine Idee. In einigen Grundig-Verstärkern zerfrisst der verwendete Klebstoff nach 25 Jahren plötzlich die Kohleschichtwiderstände, mit denen er Kontakt hat.

      Auf dem Foto kann man nicht genau sehen, ob der Kleber die Anschlüsse des Oszillator-Transistors miteinander verbindet. Sollte das der Fall sein, kann putzen an der Stelle sicherlich nicht schaden. Ob es was nützt ist eine andere Frage. Aber damit wäre eine weitere Ursache ausgeschlossen.

      Gruß

      Rolf
      Kleber frisst Widerstände (und Dioden),... nicht nur bei Grundig (R 2000, R 3000 und R 7500) sondern auch bei Yamaha (C2, C2a, M-40, M-60, M-70, M-75) und anderen.

      Ein guter Vorschlag von Rolf, den Kleber vorsichtshalber zu entfernen, wenn es geht. Ich nehme an, einige Spulen sind auch festgeklebt, doert wird man den Kleber nicht wegbekommen, ohne dass man dabei die Spulen abreisst.

      Gruss,
      Reinhard
      Im Zählerbaustein sind die Drosseln konventionell mit Wachs fixiert, hier in der UKW-Box mit Kleber.
      An der Ferritperle kann er eigentlich nichts anfressen, möglicherweise muss auch Feuchtigkeit hinzukommen, damit die aggressive Wirkung einsetzt. Ob Grundig und Saba überhaupt denselben Kleber verwendet haben? Dann gäbe es bei Saba doch mehr Probleme, ähnlich wie bei Grundig. Ich habe bei Saba noch nichts in der Richtung gesehen.

      Dennoch werde ich, wenn ich wieder dran bin, saubermachen :)

      Den Receiver habe ich gegen 18:00 noch einmal bei offenem Fenster vollständig abkühlen lassen. Dann eingeschaltet, in der ersten halben Stunde leichtes Absinken der Frequenz bis etwa 2/3 der linken Hälfte des Mittensegments, danach über mehrere Stunden ganz langsamer Anstieg der Frequenz bis kurz vor das rechte Ende des Mittensegments.
      Nun hat die Mittenanzeige im zentralen Anzeigebereich eine extrem hohe Sensibilität. Ich fürchte, wesentlich stabiler bekommt man es mit vertretbarem Aufwand nicht hin.

      Aber: Für einen Tuner, der seinerzeit dermaßen gelobt und gut getestet wurde, und der keine Stationstasten hat, so dass immer Handabstimmung angesagt ist, ist es ein schwaches Bild. Bei Saba haben sie schon genau gewusst, warum nach jedem Einschalten AFC zwangsweise eingeschaltet ist. -> Verschleierung der Frequenzdrift.
      Achim
      Hallo die Runde,

      also die noch vorhandene Frequenzdrift ist mir noch zu hoch. Im Idealfall möchte ich das Gerät so temperaturkonstant bekommen, dass man den AFC Zustand beim Einschalten auf zwangs-AUS umstellen kann.

      Ich habe mit einigen Wärme-Kälteexperimenten nochmals Abstimmbaustein und Netzteil als Ursachen ausgeschlossen. Die Drift kommt ausschließlich von der UKW-Box.

      Paradox war ja, warum beim Erwärmen der Bestückungsseite der Box die Oszillatorfrequenz fällt, beim Erwärmen der Printseite hingegen steigt. Der letzte Effekt ist der, der stört, weil er den ersten überwiegt.

      Eine Untersuchung der einzelnen Bauteile ergab interessante Ergebnisse:

      1. Wirklich sensibel gegenüber Temperaturschwankungen ist nur der Bereich Oszillator.

      2. Als Varicap für den Oszillatorkreis ist im Layout eine Doppelvaricap D226 (BB104) vorgesehen. Dann hat man aber eine BB103 bestückt, eine Einzelvaricap. Der Oszillatorkreis muss ja 10,7 MHz höher schwingen, als Vor- und Zwischenkreis, es könnte sein, dass der Kapazitätsbereich der BB103 bei gegebenem Abstimmspannungshub besser passt.
      Weil nun eine Einzeldiode am Werkeln ist, musste die galvanische Trennung der Uabst. nach Masse, die bei der Doppeldiode von der antiparallelen zweiten Diode besorgt wird, durch einen zusätzlichen Kondensator sichergestellt werden. Das ist C225 (150pF).
      Für diesen Kondensator sind keine Bohrungen im Layout. Also wurde er auf die Lötseite nachbestückt (ein grauer rechteckiger KerKo mit lila Mützchen).
      Er sitzt (neben C230) als einziges frequenzbestimmendes Bauteil (er liegt direkt im Schwingkreis) auf der Printseite, alles andere auf der Bestückungsseite. So ist er abweichenden Temperaturverhältnissen ausgesetzt. Daher die unterschiedliche Reaktion der Seiten des Bausteins auf Heißluft. Die Printseite zeigt zum Gerät, liegt gegenüber dem ZF, der warm wird.

      3. Dieser eingebaute 150pF hat einen hohen neg. Temperaturkoeffizienten. Seine Kapazität steigt bei Abkühlung drastisch (f osc. fällt), sinkt stark bei Erwärmung (f osc. steigt). Er ist schuld an der Überkompensation, die systematisch zu einer Drift nach oben führt, wenn sich das Gerät aufwärmt.

      4. Ich habe nun mehrere KerKos aus meinem Bestand getestet, je nach Charakteristik fällt die Frequenz sogar mit der Erwärmung, steigt schwach oder stärker.

      Nun müsste man einen Kondensator mit gut passender Temperaturcharakteristik finden, dann bekäme man den Oszillator sehr stabil. (schwach) negativ muss der TK jedenfalls sein.
      Denkbar wäre auch ein Einbau auf der Bestückungsseite, man müsste nur ein Loch für den Masseanschluss bohren), dann würde C225 unter denselben Temperaturverhältnissen arbeiten, wie die übrigen Bauteile im Schwingkreis.

      Hier sind noch die Schaltbilder der beiden Varianten:
      Achtung! In der ersten Version ist die Masseverbindung des nördlichen Schwingkreisanschlusses nicht eingezeichnet.





      Der in der zweiten Version außerdem zusätzliche Parallelkondensator von 6,8pF (C230) ist ebenfalls von der Printseite eingebaut, sein Einfluss bei Temperaturänderungen ist jedoch gering.

      Interessanterweise ist die zweite Variante auch im 9260 beibehalten worden, alle UKW-Boxen haben aber dieselbe Bestellnummer.
      Sollte die zweite Variante wegen 108 MHz nötig geworden sein? Musste man eine Verschlechterung der Temperaturkonstanz in Kauf nehmen oder hat man sie vernachlässigt?
      Achim
      Hallo Achim,

      einfach nach trial and error Methode andere Kondensatoren probieren?

      Kerko anderes Typs?
      Folienkondensator?


      Hier ein Anhaltspunkt:
      http://de.wikipedia.org/wiki/Keramikkondensator

      Dort steht:

      Klasse-1-Keramikkondensatoren haben eine feldstärkeunabhängige relativ kleine Permittivität und werden in elektrischen Kreisen mit hohen Anforderungen an die Frequenzgenauigkeit und geringen dielektrischen Verlusten eingesetzt.

      Ausgangsmaterial von Klasse-1-Keramikkondensatoren ist ein Gemisch aus feingemahlenen Granulaten paraelektrischer Grundstoffe wie Titandioxid (TiO2) modifiziert durch Beimengungen von Zn, Zr, Nb, Mg, Ta, Co und Sr, aus denen später das Dielektrikum mit den gewünschten Eigenschaften wird.[11]

      Mit der feldstärkeunabhängigen und verhältnismäßig kleinen relativen Permittivität (6 bis 200) von Klasse-1-Keramiken lassen sich nur Keramikkondensatoren mit relativ kleinen Kapazitätswerten und mit einer relativ kleinen spezifischen Kapazität herstellen.[12] Das Temperaturverhalten der Kapazität ist durch die Zusammensetzung der keramischen Zuschläge präzise herstellbar, so dass gezielte Temperaturverläufe der Kapazität erzeugt werden können. Dieses Temperaturverhalten ist außerdem noch nahezu linear. Die Kapazität von Klasse-1-Keramikkondensatoren hat keine materialbedingte Alterung und weist so gut wie keine Abhängigkeit des Kapazitätswertes von der anliegenden Spannung auf. Klasse-1-Keramikkondensatoren weisen außerdem nur sehr geringe elektrische Verluste mit Verlustfaktoren von < 0,5 % auf. Mit diesen Eigenschaften eignen sich Klasse-1-Keramikkondensatoren zur Temperaturkompensation hinzugeschalteter Bauelemente in Resonanzkreisen mit hohen Anforderungen an Frequenzgenauigkeit und hoher Güte wie z. B. in Filtern, Schwingkreisen oder Oszillatoren, und Spannungs-Frequenz-Wandlern.

      http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/7c/MLCC-Klasse_1-Kurven.svg/800px-MLCC-Klasse_1-Kurven.svg.png

      Beim Reichelt gibt es als Keramik-Vielschichtkondensator den NP0-2,5 150P mit praktisch keiner Temperaturabhängigkeit der Kapazität.



      Noch besser sollte ein keramischer Scheibenkondensator der Klasse NP0 oder N100 geeignet sein. Bei Reichelt kann man aber nur "KERKO 150P" wählen, aber nicht den Temperaturkoeffizienten. Man weiss also nicht, ob man die Klasse NP0 oder P100 oder N150 oder gar N750 bekommt. Die Farbcodes der "Mützchen" müssten das anzeigen, aber ich finde den Code nirgendwo.



      Gruss,
      Reinhard
      Hallo Reinhard,

      4 verschiedene KerKos habe ich heute getestet, Rohre und Scheiben.
      Im Moment habe ich einen kleinen 180pF (braun, blauer Hut) - mit dem bleibt die Frequenz unglaublich stabil. Da mache ich einen längeren Test.
      Die Kapazität der Kondensatoren und ihre Größe / Nähe zum Blech haben auch Einfluss auf die maximal mögliche Oszillatorfrequenz.

      Ich denke, die beste Auswahl gibt es heute bei keramischen SMD Chipkondensatoren. So einer ließe sich hier auch gut einbauen.

      Wenn diese Thematik optimiert ist, wird der HF Teil komplett neu abgeglichen.

      Nachtrag:
      Ich habe einen Kondensator getestet, der praktisch keine Kapazitätsänderung im Temperaturbereich hat, ein alter grauer Rosenthal RohrKerKo. Mit ihm fällt die Frequenz bei Erwärmung deutlich.
      Eine Kompensation durch einen gemäßigt negativen TK des C225 ist also eindeutig nötig, sie darf aber nicht so stark sein wie beim werkseitig eingebauten Typ.

      Ideal wäre es, wenn man einen handelsüblichen Typ aus heutiger Produktion fände, der passt. Dann könnten von der Drift Betroffene direkt umrüsten.
      Achim
      Hallo Achim,

      Kerkos, Einscheibentyp, 150 pF, mit definiertem Temperaturverhalten sind gar nicht so einfach zu bekommen. Meist wird die Klasse des Temperaturverhaltens gar nicht angegeben.

      Ich habe mal die von Reichelt bestellt, 150 pF, Typ NP0, die nach Deiner Erfahrung zur Abwärtsdrift führen sollten, und von Hinkel 150pf, Typ N150, die nach Deinem Rat vielleicht verwendbar sein könnten (leicht negativer Temperaturkoeffizient der Kapazitätsänderung von -150 x 10^-6 /K).

      Es gibt auch noch N030 und N075 nach Datenblatt, also noch geringerer negativer Koeffizient, ausserdem grösserer negativer Koeffizienten N450, N750 und N1500, aber wo bekommt man sie?

      Es ist dieser Typ, der es sein sollte, 50V reicht auch (oder gleichwertige von anderen Herstellern), nur ist ggf. N450 erforderlich, wenn N750 überkompensiert und N450 ist in DIESER Serie mal wieder nicht enthalten:







      Nach Erhalt des Transistors und der Kerkos werde ich es ausprobieren. Mit ein wenig Glück passt der N100 Typ von der Kompensation her vielleicht. Dann hätten wir eine konkrete Empfehlung mit aktuellen Bauteilen an alle, die das gleiche Problem haben wie wir.

      Gruss,
      Reinhard
      Hallo Reinhard,

      das wird nicht einfach.
      Wenn man bei DigiKey nach 150p KerKos sucht

      http://www.digikey.de/product-search/de?pv13=90&FV=fff40002%2Cfff8000b&mnonly=0&newproducts=0&ColumnSort=0&page=1&quantity=0&ptm=0&fid=0&pageSize=25

      bekommt man unzählige Ergebnisse und kann unter der Rubrik "Temperaturwirkungsgrad" weiter filtern. Es kann allerdings sein, dass der gewünschte TK nicht am Lager ist und eine Mindestbestellmenge im 4-stelligen Bereich gilt.

      Ich teste erst einmal weiter. Gestern habe ich die Box zwischenzeitlich immer auf den Balkon gestellt. Das ist ungünstig, weil sie auf 5° abkühlt und beim wieder rein Holen Kondensfeuchte möglich ist. Außerdem ist dieser tiefe Temperaturbereich für die Praxis nicht relevant. Es nutzt nichts, wenn die Kompensation um den Gefrierpunkt herum stimmt und bei Wohnraumtemperaturen nicht optimal ist.
      Man muss sich also auf den Bereich 15 - 25° konzentrieren. Das bedeutet aber mehr Zeitaufwand für jede Beobachtung, weil man langsam abkühlen muss und dann mit geschlossenem Gehäuse den Aufwärmvorgang abwarten muss...

      Auf der Grundplatine des 9241 ist übrigens zwischen ZF und UKW-Box eine Reihe Löcher (ca. 8mm) ausgestanzt, damit Luft von der Unterseite hindurchströmt. Da hier im Betrieb kaum Verlustwärme anfällt, gehe ich davon aus, dass so die Temperaturerhöhung der UKW-Box im Betrieb verringert werden soll.

      In diesem sehr profunden Artikel von Prof. Rudolph sind jede Menge Informationen zu den Temperaturkurven und Farbkennzeichnungen zu finden:

      http://www.radiomuseum.org/forum/keramische_kondensatoren.html


      Links auf dem Bild ist der original verbaute Kondensator, rechts einer aus meinem Bestand.



      Der Originale hat also N750 oder N470, ist also mit einem extrem negativen TK ausgestattet.

      NP0 wird wohl zu schwach kompensieren, da fast keine Änderung der Kapazität erfolgt. Möglich, dass im Bereich N150 etwas Passendes zu finden ist.

      Man sieht auch, dass die Kennlinien ziemlich linear sind. Wenn die Kennlinie der Bauteile in der Oszillatorschaltung mit positivem TK nichtlinear ist, wird es keine optimale Kompensation geben, bestenfalls in einem begrenzten Bereich.
      Achim
      Hallo Achim, Mitleser,

      ich habe inzwischen - wie Du - auch den Farbcode herausgefunden.

      Es muss zwingend ein Keramik-Einschichtkondensator der Klasse 1 verwendet werden. Ueblicherweise haben die (wie die von Dir gezeigten) fast quadratische Bauform mit einem farbigen Hutstreifen. So einer ist ja auch original verbaut.

      Die Grundfarbe des Kondensators sollte weiss oder hellgrau sein, dann ist es Klasse 1. Es gibt auch Klasse 1 Typen mit Grundfarbe braun, wie ggf. der rechts von Dir gezeigte. Da ist aber leicht Verwechselung mit Grundfarbe gelb oder ocker gegeben, die Klasse 2 anzeigen und dann ungeeignet sind.

      Wie Du ja auch gefunden hast, bezeichnet die Farbe des Hutstreifens den Temperaturkoeffizienten.




      Der Code (in Klammern die neuere Alternativbezeichnung):

      violetter Hutstreifen = N750, also -750 x 10^-6 /K, (= U2J)
      blauer Streifen = N450 (= T2H)
      grüner Streifen = N330 (= S2H)
      gelber Streifen = N220 (= R2H)
      orangener Streifen = N150 (= P2H)
      roter Streifen = N075 (= L2G)
      brauner Streifen = N033 (= H2G)
      schwarzer Streifen = NP0, temperaturkonstant (= C0G)
      rot/violetter Doppelstreifen = P100, +100 x 10^-6 /K, positiver Koeffizient (= M7G)

      Ich bin bei Distrelec und RS nicht für Lagerware fündig geworden (ausser für NP0/C0G). Habe aber in der Bucht 180pF, Klasse 1, mit N450 gefunden, die ich gleich bestellt habe.

      Nun sollte ich demnächst NP0, N150, N450 bekommen. Sehr mühevoll und aufwendig, da jeder Typ von einem anderen Lieferanten, teilweise Mindestbestellwert.

      Dielektrika, die man hier nicht verwenden sollte (da C zu sehr frequenzabhängig):
      X7R (2R1)
      Z5U
      Y5V (2F4)
      X7S
      X8R
      Die sind auch alle Klasse 2.

      Ich vermute, der N750 wird bei Geräteauslieferung optimal kompensiert haben. Dann - durch Alterung - hat der Kerko entweder selbst einen noch negativeren Temperaturkoeffizienten bekommen und dann überkompensiert oder auf der Bestückungsseite ist die Alterung mit inversem Effekt verlaufen.

      Wenn man als Ersatz SMD's verwendet, ist es praktisch unmöglich, von aussen zu erkennen, was man da vor sich hat; man muss sich auf die Angaben des Lieferanten verlassen und sich nach den oben in Klammern genannten neueren Bezeichnungen richten.

      Gruss,
      Reinhard
      Hallo Reinhard,

      bei der Kennzeichnung der alten KerKos bin ich nicht sicher. Ich habe Rohrkerkos mit 2 orangen Punkten, mit einem lila und mit einem schwarzen Punkt und "G" für 2% Toleranz.

      Mit diesem schon alten Rosenthal mit schwarzem Punkt



      lief das Gerät heute Vormittag ausgesprochen stabil. Der Mittenanzeiger ging von kurz vor dem linken Rand des Mittenbalkens nach mehreren Stunden bis kurz vor das Ende des rechten Randes. Der Zähler machte keinen Sprung (die sind natürlich 50 KHz und diskret). Durch die Größe des Kondensators und seine Nähe zum Blech und der übrigen Schaltung verstimmt er den Oszillator deutlich.

      Jetzt habe ich zwei Graue 47pf mit orangen Mützchen = N150 eingebaut und beobachte gespannt.



      Ich lasse immer das gesamte Gerät mit geöffneter Oberseite abkühlen. Dann kommt die Oberschale drauf und die Schlitze werden abgedeckt. So hoffe ich, den Erwärmungsprozess etwas zu beschleunigen.

      Update:

      Mit den N150 geht es in die richtige Richtung, ABER man muss auch C230 in die Anpassung einbeziehen. Er hat werkseitig ebenfalls lila Kennzeichnung, also N450. Macht man die Kennlinie von C225 flacher, so sinkt die Korrektur der Überkompensation nur bis zu der grenze, wo der stark negative TK von C230 überwiegt. Man muss wohl diesen Kondensator, der ja ebenfalls zur Schwingkreiskapazität zählt, mit anpassen und einen Typ mit flacherer Kennlinie einsetzen.
      Achim
      Kleine Idee!

      Man kann ja etwas mischen, Parallelschaltung betreiben. Etwas negativer Temperaturkoeffizient ist ja erwünscht. Dann nimmt man einen nicht zu großen und schaltet entsprechend NP0 parallel, um die notwendige Kapazität zu erreichen. So kann man sich die gewünschte Temperaturabhängigkeit maßschneidern.
      Segor hat meistens angegeben, um welches Material es sich handelt und man kann in kleinen Mengen bestellen, hier ein Beispiel:
      http://www.segor.de/#Q%3D56p-R2.5-N330%26M%3D1

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Das Ganze dünkt mir doch etwas merkwürdig, da solche Kondensatoren keine Veränderung des TKc durch Alterung erfahren, müssten da doch ein paar leichte Genossen im Labor herum gefuhrwerkt haben. Glaube ich aber so nicht, das ist keine beschmierte Reisschüssel, das ist SABA. Bei einem meiner Japs-Tuner da durfte man sich auf Wanderungen über die Wellenskala schon im Neuzustand gefaßt machen, bei einem weiteren Radio (China) hilft nichtmal die fest verschaltete Dauer-AFC und der zur Täuschung der Kundschaft eingebaute Ziegelstein, ebenso wie bei einem koreanischen Radiowecker der unter einer Nachttischlampe zwischen Sommer und Winterbetrieb hin und her vagabundiert und so Zufallsradio spielt. Aber det Jedöhns zählt auch alles nicht, da keinerlei Vergleich zu so einem Boliden.
      Folgeschluß, etwas das leicht altern kann hat seine Eigenschaften geändert; Halbleiter sind niemals ganz vertrauenswürdig.

      Bei den Farbpunkten auf den alten Röhrchen gilt:
      Orange/Orange = TKc -150
      Violett/Schwarz = TKc -750
      so spricht jedenfalls der alte Schinken.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hallo Jogi,

      ich bin mir über Geschichte dieses Phänomens auch nicht sicher. Zunächst einmal würde ich von Saba, die zu Zeiten der Röhrentechnik ausgezeichnete, ja geniale UKW-Boxen gebaut haben, diesen hohen Anspruch auch im HiFi Bereich erwarten. Hier bei den 92xxer Receivern, die beim UKW-Empfang auf höchste Leistung getrimmt waren, erst recht.

      Stutzig machen mich folgende Beobachtungen:

      1. Die AFC ist beim Einschalten zwangsweise aktiviert, obwohl sie bei einem ausschließlich mit der Hand abgestimmten tuner leicht einmal stört.

      2. Berichte wie weiter oben von Rolf (KOR), dessen 9240 schon vom ersten Tag an nach dem Kauf beim Einschalten ohne AFC von Mitte auf +1 läuft - eine kräftige Verstimmung von 50 - 100 KHz.

      3. Die Schaltung der UKW Box wurde während der Lebensdauer der 92er Serie genau im Bereich Oszillator stark modfiziert. Trotz des nicht dafür geeigneten Layouts (ein neues wurde nicht gemacht), hat man die Varicap geändert und zwei Kondensatoren nachgerüstet.

      Heute haben viele Mitforisten, die schon viele dieser Receiver repariert und in Besitz hatten, ebenfalls die deutliche Drift beobachtet.
      Bei uns in der Familie gab es einen 1979 gekauften 9240, der meinem Vater gehörte. Wie dieser Receiver sich verhielt, weiß ich nicht mehr genau, da wurde die AFC immer eingeschaltet gelassen - so wie wahrscheinlich bei den meisten Besitzern dieser Geräte.

      Die Frage ist demnach einerseits, hat sich das Problem über die Jahrzehnte herausgebildet oder war es bereit damals akut und andererseits, wie kann Abhilfe geschaffen werden.

      Angenommen, die KerKos sind zeitstabil geblieben, so könnten sich die Transistoren oder die Varicaps verändert haben, aber auch die Keramiktrimmer mit ihren Silberbelägen sind nicht über jeden Zweifel erhaben. Bei den 8080 und 8120 Receivern waren noch 3 massive Folienrohrtrimmer und ein flacher Folientrimmer eingebaut.



      Ich habe noch RohrKerkos mit 150pF 10% und 2 orangen Punkten, es könnten allerdings Klasse 2 Typen sein.

      Achim
      Hallo Jogi, Achim,

      da wir ja sonst keinen Fehler in der UKW-Box feststellen können und die Frequenz-Drift reproduzierbar ist, kommt es mir im wesentlichen darauf an, dass eine einfache Korrektur dieses Manko beheben kann, jedenfalls im groben.

      Wir können darüber spekulieren - und das habe ich ja auch schon getan - wieso dieses Problem überhaupt vorhanden ist. Aber wichtiger ist eine Lösung. Achim hat diesen gangbaren Weg aufgezeigt. Jetzt werden wir ihn begehen.

      Schliesslich ist das Ausmass der Drift bei den davon Betroffenen ähnlich und immer in Richtung Frequenzzunahme.

      Es scheint jetzt lediglich noch die Frage, wo zwischen N150 und N450 der beste Kompromiss für C225 liegt, es sei denn, der ultimative Ehrgeiz (wie bei Achim) ist die komplette Stabilität.

      Die Abstimmdioden hatte ich ja schon gegen NOS ausgetauscht, die Drift ist genauso geblieben. Die können wir schon ausschliessen. Es bleiben also noch die Trimmkondensatoren, die durch Alterung den unerwünschten Effekt hervorrufen könnten.

      Gruss,
      Reinhard
      Hallo Reinhard,

      perfekte Stabilität wird es sicher nicht geben. Sie kann, wenn wir Glück haben, im relevanten Temperaturbereich "gut genug" sein. Mir schwebt ein Bereich von etwa der Hälfte bis zwei Drittel des Zentrumsbalkens vor. Dann hätten wir verglichen mit dem Originalzustand sehr viel erreicht. Schließlich reagiert der Zeiger im zentralen Bereich extrem sensibel.

      So wie es jetzt ist, ist es uns eben nicht gut genug, weil das Hochlaufen nervt. Und ständig AFC aus und wieder an ist nicht zumutbar.

      Spätestens wenn man im Winter bei ausgeschaltetem Gerät über Nacht das Fenster auflässt und morgens einschaltet, wird wohl immer eine Fehlabstimmung nach unten bleiben. Damit kann man aber gut leben ;)
      Achim
      Hallo Reinhard,

      wenn man für den C230 einen NP0 nimmt (die habe ich als Neuware am Lager) dann reicht die Kompensation nicht aus, die Frequenz fällt bei Erwärmung.

      Im Moment teste ich mit den beiden N150 2 x 47pF als C225 (ist nicht der korrekte Wert, geht aber testweise) und einem runden Scheibenkerko 6pF mit orangem Klecks als C230.

      Ich werde berichten.
      Achim
      Hallo Reinhard und Leser,

      ich habe ein erstes brauchbares Ergebnis und ich musste wieder umdenken.

      Zunächst noch einmal die Schaltung:



      Der Schwingkreis des UKW-Oszillators besteht einerseits aus der Spule L229. Sie hat einen Ferritkern, der könnte theoretisch einer Alterung unterliegen, ich weiß es nicht.
      Tatsache ist, dass der Temperaturkoeffizient von Spule L229 kräftig positiv ist.
      Kompensiert wird dies letztlich durch die Charakteristika der Kondensatoren
      C228 (Abgleichtrimmer + Schwingkreiskapazität)
      C230 (Schwingkreiskapazität)
      C225 (Trennkondensator für Uabst. und Schwingkreisteilkapazität C225-D226)
      D226 (Varicap)

      Da die Charakteristik der Varicap nicht geändert werden kann, brauchen wir uns nicht mit ihr zu beschäftigen.

      Die starke Tendenz zur Überkompensation, wie sie bei vielen 92xx Geräten anzutreffen ist, geht auf die Summenwirkung aller 3 Kondensatoren zurück.

      Ich habe nun unzählige Kombinationen getestet. Mit dem Originaltrimmer ließ sich bei mir kein befriedigendes Ergebnis erzielen. Die Situation wird deutlich einfacher, wenn man den Keramiktrimmer (C228) durch einen Folientrimmer ersetzt. Als T222 ist im Oszillator jetzt ein BF199 eingebaut.

      Die Kapazität C230 (6,8pF) ist jetzt die Originalbestückung, ein Typ mit N750 Kurve, lila Mützchen.

      Der Trennkondensator C225 (150pF original auch ein N750) ist jetzt eine Parallelschaltung aus 100pF temperaturstabil, NP0, schwarzer Punkt und 47pF, oranges Mützchen, N150.

      Schaltet man den Receiver kalt ein und stellt sofort einen Sender präzise auf Mitte des Mitteninstruments (AFC aus!) ein, so stellt sich nach über 4 Stunden folgender Zeigerstand ein:



      Damit bin ich zufrieden.

      Jetzt müssen die provisorischen Einbauten durch endgültige, teils noch zu beschaffende Bauteile ersetzt werden und die Box muss abgeglichen werden.
      Achim
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