Röhre ist nicht gleich Röhre

      Hab mal wieder was dazu gelernt, Röhre ist nicht gleich Röhre.
      Ich habe ein Freudenstadt 7 und 8 auf dem Tisch zur Restauration und eine EC92 vom Funkwerk Erfurt. Nach dem das Freudenstadt 8 fertig war, welches eine EC92 vom Funkwerk Erfurt hatte, habe ich die FM Röhren mit neuen NOS Röhren von Lorenz bestückt und mir ist aufgefallen das sich alle Sender auf UKW verschoben haben. Nun der Oberknaller nach dem ich das Freudenstadt 7 neu abgeglichen habe, weil der Vorbesitzer alles komplett verstellt hatte, natürlich mit dieser verdammten Funkwerk Röhre, kam dann der Ah Effekt. Ich habe die Röhren wie immer gegen die NOS Lorenz getauscht und was passiert, nur noch Rauschen.
      Die Funkwerk wieder eingebaut, nur Rauschen. Die Röhren im FM Teil nur gegenseitig gewechselt, alles wieder O.K. Lorenz rein und neu abgeglichen, alles so wie es sein soll!
      Nun meine Frage: wieso kann eine Röhre mit der gleichen Bezeichnung die Sender komplett verschieben, bzw. einen Abgleich komplett in die falsche Richtung führen?
      Wenn nichts mehr geht, geht immer noch etwas!!!!
      Hallo MRPower,

      bedenke, dass du da mit Frequenzen um 100 MHz hantierst. Das klingt erstmal banal, UKW eben, ist aber ganz schön hoch. Da wirken sich schon winzige Änderungen von Kapazitäten und Induktivitäten schon auf Resonanz- und Schwingfrequenzen aus. Nun hat jede Röhre naturgemäß Kapazitäten zwischen ihren Elektroden, meist im Nullkomma-Picofarad-Bereich, denn die Elektroden stehen sich mit geringem Abstand gegenüber und bilden Kondensatorflächen. Jetzt schau dir mal deine beiden EC 92 (Fuwe Erfurt und Lorenz) unter der Lupe an: Sind die Anodenblechen genau gleich in Größe und Form? Also wirklich hundertprozentig? Bestimmt nicht. So werden die Systemkapazitäten geringfügig unterschiedlich sein und damit auch die Schwingfrequenz deines Oszillators. Und bedenke: Wenn du einen Sender einmal auf z. B. 90, mit der anderen Röhre auf 91 MHz empfängst (f (osz) gleich 100,7 resp. 101,7 MHz), ist das ein Unterschied von unter einem Prozent. Auf der Skala stört das, muss neu abgeglichen werden, aber verwunderlich ist es bei zwei Röhren verschiedener Hersteller garnicht.

      Gruß vom
      Klarzeichner
      Gruß vom Klarzeichner
      Ich danke dir für deine plausible Erklärung, es klingt einleuchtend.
      Ich habe mir so was ähnliches schon gedacht, aber ich gebe zu ich bin zu Faul mir die Datenblätter der einzelnen Röhren im Internet zusammen zusuchen.
      In der Tat hat die Funkwerk Röhre ein komplett anderes Anodenblech als die Lorenz Röhre. Ich hatte auch schon eine Lorenz- und eine Telefunken- Röhre gemeinsam im UKW Empfangsteil, die haben sich nichts getan, auch nicht im gegenseitigen Wechsel.
      Beide Röhren haben allerdings auch in etwa eine gleich große Fläche des Anodenbleches.
      Nur interessant wäre noch zu wissen, warum ein gegenseitiger Austausch der Funkwerkröhre mit der Lorenzröhre den Abgleich komplett verstellt?
      Ich denke es liegt an der Eingangsspannung im UKW-Teil, die zuerst die eine und dann die andere Röhre ansteuert.
      Liebe Grüße Markus
      Wenn nichts mehr geht, geht immer noch etwas!!!!
      Nun, die eine EC 92 ist die Vorstufenröhre (die der Rückwand nähere). Die verstärkt das Eingangssignal, und dies relativ breitbandig. Hier bedeuten Röhren-Unterschiede nur minimale Änderungen der Verstärkung (wenn überhaupt), aber keine Verschiebung des Senders auf der Skala. Anders bei der anderen EC, die als Oszillator- (und Misch-)Röhre dient. Kapazitätsunterschiede bringen hier eine Änderung der erzeugten Frequenz.

      Gruß

      Stefan
      Seid Ihr sicher, dass die Kapazitäten der Röhren
      1. so unterschiedlich sind und
      2. daher der Frequenzversatz kommt?

      Die Kapazitäten sind doch normiert, wer den Röhrentyp baut, hat sich an die Spezifikationen zu halten, von einer gewissen Toleranz abgesehen.
      2,8 pF beträgt laut Tabelle die G/K Kapazität der EC92, 0,55 pF die A/K Kapazität.

      Eine Erklärung wären unterschiedliche Emissionen der getesteten Röhren, etwa durch Alterung oder Defekte. Die Emission und damit der Anodenstrom haben Einfluss auf die Oszillatorfrequenz.

      Wenn das Funkwerk Erfurt sich allerdings nicht an die Standardwerte gehalten hat, könnte das eine Erklärung sein, aber die Ossis haben ihre Röhren gerne auch ins westliche Ausland verkauft und hatten einen tadellosen Ruf.
      Achim
      Der Fehler beim gegenseitigen Tauschen der Röhren im UKW-Empfangsteil hat sich aufgeklärt, es lag an einem Wackelkontakt im Filter. Filter getauscht und jetzt ist es wie Stefan schon sagte, nur ein minimale Veränderungen der Verstärkung.
      Aber das Phänomen mit der Funkwerk Röhre, die ein Verschieben der Sender bewirkt bleibt. Hab die Funkwerk in beiden Freudenstadt ( 7und 8) getestet, jedes Mal gemeinsam mit einer EC92 von Lorenz, und jedes Mal gab es eine Senderverschiebung von ca. 100 MHz.
      Ich hab leider keine zwei EC92 vom Funkwerk Erfurt, wäre mal interessant ob es dann auch noch eine Senderverschiebung gibt, ich denke nicht. Aber ich glaube ich muss mir doch einmal die Arbeit machen und die Datenblätter der erwähnten Röhren suchen, um dem Phänomen auf den Grund zu gehen.
      Liebe Grü0e Markus
      Wenn nichts mehr geht, geht immer noch etwas!!!!
      Für meine Begriffe müßte dieser Effekt dann bei jeder Tunerröhre auftreten, auch die mit ECC85 bestückten. Die EC92 ist ja nicht so häufig anzutreffen.

      Um den UKW Empfang zu optimieren, habe ich schon hunderte Male die ECC85 der Radios gegen eine nagelneue getauscht und dabei nie auf das Fabrikat der ursprünglichen und der Neuen geachtet. Ich weiß nur, dass NIE eine Frequenzshift zu erkennen war - lediglich die Größe des Empfangssignals variierte.

      Gruß, Dieter
      Ich hab ja schon erwähnt das diese Senderverschiebung nur bei der Funkwerkröhre in Kombination mit einem anderen Fabrikat auftritt. Egal ob ich EC92 Röhren von Lorenz Telefunken oder Valvo, miteinander einsetze, gibt es kein nennenswerter Unterschied, ob gleiche Fabrikate oder zwei Verschiedene. Nur bei der Funkwerkröhre in Kombination mit anderen Herstellern, verschieben sich die Sender. Der Sender der normalerweise 90,1 belegt liegt dann auf 91,1 Die Sender sind in der normalen Reihenfolge da, aber nicht auf dem üblichen Programmplatz.
      Liebe Grüße Markus
      Wenn nichts mehr geht, geht immer noch etwas!!!!
      Hallo Dieter,

      ich denke auch, dass die Schaltung, also hier der Oszillator, so ausgelegt ist, dass gewisse Schwankungen der Betriebsspannungen und auch ein mäßiges Nachlassen der Emission über die Jahre ausgeregelt werden. So gibt es nur geringfügige Frequenzverschiebungen und wenn die Triode der Eingangsstufe nachlässt, leidet die Empfangsleistung.
      Altert die Oszillatortriode stark, kommt es bei manchem Saba Radio zu einem Abreißen der Schwingung bzw. dazu, dass der Oszillator nicht mehr anschwingt. Damit ist kein Empfang mehr möglich. Wir kennen das ja: Man tauscht die Trioden, die vormals in der Vorstufe sitzende EC92 ist weniger "verbraucht", der Oszillator schwingt wieder.

      Hallo Markus,

      das ist dann eine Verschiebung um 1 MHz, das ist natürlich etwas happig. Möglich, dass die Röhre einen (Produktions-) Fehler hat.
      Achim
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