Restauration Saba Freudenstadt 12 Stereo

      Vor kurzen habe ich ein SABA Freudenstadt 12 erworben.

      Das Gerät hat einen schönen Klang auf UKW und scheint in einem guten Zustand zu sein.
      Ich möchte es jedoch nicht als Museumsstück verwenden, sondern damit einfach Radio hören.

      In Röhrentechnik kenne ich mich vor allem von der Theorie gut aus (Grundlagen aus dem Militärdienst und vom Amateurfunk), nur hilft dies vermutlich für den Unterhalt nicht so viel. Da das Gerät gut läuft, möchte ich nur Teile ersetzen, die wirklich sinnvoll sind um den Betrieb aufrecht zu erhalten.

      Welche Teile soll ich da tauschen ?
      Welche Röhren soll ich mir ans Lager legen, damit ich eines Tages nicht ohne Ersatzteile da stehe (ein Einbau von Transistorbaugruppen möchte ich vermeiden) ?
      Wo bekommt man solche Teile zu erschwinglichen Preisen (ausser auf EBAY.de) ?

      Auf Hinweise oder Ratschläge würde ich mich sehr freuen, denn meine Welt sind inzwischen nur noch Microcontroller und Computer.

      Herzliche Grüsse

      Hermann (HB9CRN)
      Willkommen im Club Hermann, sich Ersatzteile vorsorglich auf Lager zu legen macht nicht wirklich viel Sinn.
      Du kaufst dir für dein Auto ja auch keinen neuen Auspuff nur weil der irgendwann mal kaput gehen könnte.
      Das einzige was auf jeden Fall früher oder später den Geist aufgeben wird ist der Belag der Duplex-Kupplung. Das ist die Umstelleinheit von AM auf FM. Aber dafür gibt es dann auch Tricks, die wieder zum Leben zu erwecken Was die Bauteile betrifft die du auf jeden Fall wechseln solltest, sind alle Teer- und Papierkondensatoren, sowie einige Elkos.
      Stell doch einfach mal ein paar Bilder vom Chassis ein, hier gibt es genug Leute die dir gerne die betreffenden Teile aufzeigen.
      Liebe Grüße Markus
      Wenn nichts mehr geht, geht immer noch etwas!!!!
      Hallo Hermann,

      der FS12, wenn es das Tischgerät ist, läßt sich relativ einfach revidieren, da er ziemlich "jung" ist und bereits Platinenbauweise hat.

      Das Sensibelchen ELL80 solltest du im Auge behalten bzw. ein Ersatzröhrchen im Schrank haben - ich habe bestimmt doppelt soviel kaputte ELL80 wie EL84.

      Alles andere ergibt sich.

      Gruß, Dieter
      Hallo Markus und Dieter

      Danke für die Hinweise. Ich werde morgen versuchen Fotos zu machen.
      Brauche dafür den guten Blitz damit nicht alles düster ist.

      Aus meiner Sicht ist es das Tischgerät. Morgen werden wir es sehen.
      Bei den Kondensatoren muss ich teilweise zuerst die Werte ermitteln.
      Die zugelassenen Spannungen erscheinen mir auch wichtig, da diese eher hoch sein sollten. Vermutlich macht es Sinn jeweils zuerst die vorhandene Kapazität zu messen, um danach die Notwendigkeit eines Tausches zu ermitteln.

      Im Militär haben wir immer zuerst die Sichtkontrolle gemacht. Nur wurden da die Probleme extra für den Überungszweck eingebaut. Da hat es sich fast immer ausbezahlt nach Unregelmässigkeiten an den Schaltungen bzw. Prints zu suchen.
      Denn das "Störzentrum" hatte die Auflage immer ein bis zwei Drahtbrüche oder oxidierte Kontakte pro Gerät einzubauen.

      Beim Radio heisst der Störefried dagegen "Natürlicher Alterungsprozess" . Nur wird sich dieser wohl kaum an Vorgaben oder Regeln halten wollen. Zudem hat SABA vermutlich nicht für die Ewigkeit gebaut, denn die wollten auch einmal etwas Neues liefern.
      Dies im Gegensatz zu unserem Militär, dass zeitweise unfreiwillig einen lebendigen Museumsbetrieb unterhielt. Viele der Geräte aus meiner Zeit im Dienste der Armee sind noch heute zu 100 % betriebstauglich. Da waren nur die besten der besten Teile drin. Und wenn der Unterhaltsdienst wenig Arbeit hatte oder Lehrlinge beschäftigen musste, dann wurden viele Teile schon einmal präventiv ersetzt.

      Gruss Hermann

      Noch eine Bemerkung. Den Skalaantrieb für UKW musste ich notfallmässig reparieren. Leider fand ich das echte "Skalaseil", welches ich 30 Jahre aufbewahrt hatte, erst genau eine Stunde nach der Schadensbehebung.
      Im Moment tut ein Stickfaden, der sonst für Zierstickereinen benutzt wird, dort seinen Dienst. Der Faden ist sehr reissfest, jedoch nicht gewachst. Wahrscheinlich wird dann einmal der Schlupf zu gross. Dann ist wieder ein Austausch angesagt.

      Bilder:





















      Hallo Dieter

      Danke für die Nachfrage. Wenn ich ganz ehrlich bin, spielt das Radio für sein Alter gut. Doch von Gehör her scheint die NF-Stufe bei gutem UKW Empfang leicht zu verzerren.
      Ich besitze einen freischwingenden, analogen Audiogenerator. Und dazu mindestens ein gutes Oszilloskop.

      Jetzt bin ich am Überlegen, ob ich über den Tonband Eingang den NF-Verstärker prüfen soll.
      Vielleicht erkennst du aber ohnehin auf den Fotos die problembehafteten Kondensatoren, so dass ich mir diese Messung sparen kann.
      Wenn ich in den anderen Beiträgen lese, scheint dies das bessere Vorgehen zu sein.
      Zudem wirst du bestimmt aufgrund der Fotos erkennen, ob je schon Teile ersetzt worden sind. Das Radio dürfte schon lange gestanden sein.
      Wo kann ich übrigens einen passenden Schaltplan dazu finden ?

      Herzliche Grüsse

      Hermann
      Hallo Hermann,

      für einen sauberen Klang ist es sehr wichtig, die Kondensatoren im Signalweg und dessen Verzweigungen zu tauschen, allen voran die C408/508, die musst du nicht unbedingt abgeschirmt ersetzen. Ferner C415/515 und alles was um die Klangregelung suspekt aussieht.

      Tausche erst mal die Koppelkondensatoren zu den Steuergittern, dann sehen wir weiter.

      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter und Otto

      Zuerst herzlichen Dank für den Link zum Schema. Da war ich erstaunt, dass gleich mehrere Geräte praktisch die gleiche Elektronikeinheit enthalten.
      Offenbar hatte SABA damals schon eine geschickte Standardisierung vorgenommen, welche durch den Kunden kaum erkennbar war.

      Obwohl von Euch nicht empfohlen, konnnte ich es nicht unterlassen auf die Suche nach Röhren zu gehen. Damit die Sache noch etwas interessanter wird, habe ich mir auch gleich noch ein Röhrenprüfgerät ersteigert (RPG 64).

      Gerät und Röhren sind nun unterwegs. Nun muss ich noch die Kondensatoren bestellen, weil meine Bastelkiste nur Niedervolttypen enthält.

      Mein Sohn hat mich zudem noch auf die Idee gebracht einen gebrauchten Gitarrenverstärker mit Röhren zu kaufen. Es ist ein Bugera mit ca. 120 Watt Musikleistung. Das Gerät erzeugt einen extremen Schallpegel. Vor allem dann, wenn man den Verstärker noch übersteuert, was die Gitarrenspieler offenbar gerne machen. Das Gerät musste sofort in den Luftschutzkeller verbannt werden. Dieser war vor 25 Jahren bei uns noch Pflicht. So bekommt der Raum endlich wieder einen Nutzen.

      Sobald ich weiter bin, werde ich mich wieder melden.

      Gruss, Hermann
      Hallo Hermann,

      einwandfreie Kondensatoren an den von Dieter erwähnten Positionen sind wichtig, ja, ich vermute aber mal, dass die im Freu-12 baujahresbedingt eher unkritisch sind. Der Kathodenelko der ELL 80, C 423 muss übrigens auch fit sein. Das ist der stehende Becher neben der ELL. Der wird hier durch Strahlungswärme auch gut belastet.

      Ich wage aber die Vorhersage, dass der Tausch der ELL 80 bei deinem Saba den großen Fortschritt bringen wird. Bei deiner Röhre ist laut Foto der Getter schon sehr dünn geworden, dass spricht für viele Betriebsstunden und starken Verschleiß. (Vergleiche mal den silbernen "Kopf" der ELL mit dem der übrigen Röhren!). Den Verschleiß, also die Leistungsfähigkeit der Röhre, kannst du direkt messen: Die Spannung an der Kathode der ELL, also am R 439, ist proportional zum Strom durch die Röhre. Sollwert lt. Schaltbild 9,3 Volt, das entspricht 52 mA bzw. 26 mA pro System. Und der Ist-Wert? (Reizvoll wird dann der Vergleich Wert neue Röhre/alte Röhre) sein.

      Gruß
      vom Klarzewichner (Stefan)
      Hallo Stefan,

      das glaube ich nicht so recht. Der Getterspiegel soll mit zunehmenden Betriebsstunden dünner werden?
      Der Getterspiegel, seine Größe und Dicke hängen davon ab, wie viel Gettermetall bei der Herstellung verdampft wurde. So bleibt er dann bis zum St. Nimmerleinstag.
      Der Spiegel kann natürlich durch Sauerstoffzutritt (bei Vakuumfehlern) oxidieren und dabei langsam weiß werden oder weitgehend verschwinden.
      Viele Betriebsstunden oder eine hohe Emission der Röhre wirken sich nach meinen Erfahrungen nicht auf seine Beschaffenheit aus.
      Viele Röhren hatten schon im Neuzustand hauchdünne und durchsichtige Getterspiegel, ohne dass das ein Qualitätsproblem war.
      Achim
      Hallo die Herren,

      ja, doch, ich behaupte, dass bei belasteten Endröhren nach langer Betriebszeit der Geterspiegel dünner und durchsichtiger wird. Ich vermute mal, aufgrund von Ausgasungen, die im Laufe der Betriebszeit vom Getter gebunden werden. Dass das Getter hier halbwegs durchsichtig ist, sieht man von schräg oben in den Fotos in 003. ABER: Ich gebe zu, und das habe ich nicht bedacht, dass bei Lorenz-Röhren der Getterspiegel oft so dünne ist, ohne dass die Röhre viel auf'm Buckel hat. Das hatte ich nicht bedacht.

      Gruß vom
      Klarzeichner (Stefan)
      Wenn man denkt das man denkt, dann denkt man nicht an durch das Glas diffundierende Moleküle. Wenige, langsam aber Stalagmiten und Stalatiten passieren auch nicht von Sonntag auf Montag.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Nun bin ich wirklich fasziniert ab den Überlegungen, die zu dem Gerät schon angestellt worden sind.

      Hier kommen noch Bilder von der ELL 80:






      http://saba-forum.dl2jas.com/bildupload/ELL_80-3.jpg

      Die Fotos könnten auch noch detailreicher sein. Die Kamera ist schon sehr betagt. (EOS 20 D plus Tamron 28- 75 mm). Besser wäre die EOS 5D MK III mit dem EF 100 mm 2.8 L IS. Nur damit habe ich noch mehr Probleme das Foto auf die max. 500 kB zu reduzieren.

      Etwas wundere ich mich über die braune Schicht im oberen Teil der Röhre. Eine solche gibt es auf den meisten meiner Altröhren nicht. Leider fehlt mir derzeit noch das Röhrenprüfgerät. Es ist erst unterwegs.

      Dafür besitze ich einen Trenntransformator und einen Autotrafo. Ich habe schon fleissig gelesen, worauf man beim Messen am Gerät aufpassen soll, damit man die Elektronen nicht plötzlich in den Fingern spürt.

      Hermann

      Edit: Unnötig großes Bild verkleinert, DL2JAS
      Bei der ELL80 arbeiten natürlich in einem sehr kleinen Kolben zwei Leistungspentoden. Die Wärmeentwicklung ist beträchtlich.
      Da kann ich mir vorstellen, dass durch die nach oben steigende Hitze sogar Teile des Getterspiegels wieder verdampfen und sich im Kolben verteilen (Bei Oxidation wäre ein weißlicher Rückstand zusehen) oder mit anderen Substanzen im Glaskolben reagieren.

      Die Frage für mich ist nur, ob das ein Indikator für die aktuelle Emission, also den elektrischen Zustand der Systeme ist.
      Achim
      Moin,
      eine so hohe thermische Belastung muss der Kolben nicht ertragen, denn sie ist bei einer EL84 so ziemlich die Gleiche (und eine ED8000 setzt sogar 18W + Hzg. an die Luft).

      Den Zustand dieser ELL80 wuerde ich nur auf einem Roehrenmessgeraet festmachen wollen. Behelfsmaessig im Radio durch nachmessen der Betriebsspannungen der Roehre, wobei Anoden-, Schirmgitter- und Katodenspannung wichtig zu wissen waeren. Sicherheitshalber auch die Spannung an den Steuergittern. Mann kann sich dann wenigstens einen groben Ueberblick ueber den Zustand der Roehre machen.

      73
      Peter
      Die Verlustleistung habe ich mir noch gar nicht überlegt. So wie ich es sehe, ist die ELL 80 eine Doppelpentode. Jede NF Endstufe dürfte im A-Betrieb arbeiten.
      Da werden vermutlich 4-7 Watt mal zwei verheizt. Das wären dann 8 - 14 Watt plus Heizleistung von weiteren 3-5 Watt.
      Nach meinen Recherchen ist die ELL80 als Ersatz gar nicht so einfach zu beschaffen, da nur in einer kurzen Zeit mit tiefen Stückzahlen produziert.

      Offenbar gab es sogar einmal einen Zweiröhrenadapter mit zwei EL 95 anstelle der ELL80. Diese Kombination müsste eine wesentlich längere Lebensdauer haben.

      So gilt es also das Radio mit Bedacht zu bereiben und es nicht einfach den ganzen Tag eingeschaltet lassen.

      Hermann (der schon mal einen nicht ganz perfekten Ton geniesst)