SABA in der Kinderschuhen - Uhrenproduktion

      Hallo,

      wie Ihr vielleicht schon mitbekommen habt, restauriere ich antike Uhren. Dadurch komme ich manchmal mit interessanten Leuten in Kontakt, einer davon ist mein geschätzter Berater, Hans-Heinrich Schmid, Verfasser des "Lexikons der Deutschen Uhrenindustrie 1850-1980". Herr Schmid ist wahrscheinlich selber das wandelnde Uhrenlexikon.

      Da in Verbindung mit SABA wenig über die Uhrenfabrikation bekannt ist, kann das ja möglicherweise mal ganz interessant sein.

      Ich zitiere Herrn Schmid, Lexikon der Deutschen Uhrenindustie, zu beziehen über das Deutsche Uhren-Industrie-Museum:

      August Schwer
      Schwer Söhne
      Schwarzwälder Apparate-Bau-Anstalt August Schwer Söhne (SABA)
      (ab1923)

      Gegründet: 1865, Aufgabe der Uhrenfertigung 1918
      Firmensitz: Triberg, ab l918 in Villingen
      Herstellung: Stand- Wand- und einfache Uhren, Nachtuhren, Miniaturregulatoren, Wecker, Taschenuhren. Metallartikel, Unterhaltungselektronik

      Benedikt Schwer machte sich 1835 mit einem hausgewerblichen Betrieb in Triberg mit der Fertigung von Jockele-Uhren selbständig. Ferner fertigte er Uhrmacherwerkzeuge und Uhrenteile, z.B. eine verstellbare Zange zum Biegen des Schwarzwälder Blechankers und Windflügel für Schlagwerke.

      Der Sohn August Schwer übernahm 1865 den Betrieb und stellte auch Massiv-Werke für Nipp-Uhren, Pendulen und Mini-Regulatoren her 1. Im Jahr 1887 wurden als Besonderheit Regulatoren, Wecker, Nipp- und Nachtuhren genannt.

      Im Jahr 1873 beteiligte er sich an der Weltausstellung in Wien mit nicht näher beschriebenen Uhren. Im Ausstellungskatalog wurde die Zahl der Mitarbeiter mit 13 Personen angegeben. Der Betrieb verfügte über ein Wasserrad von 3 PS Stärke, sowie über eine Turbine.

      Bei der Gewerbeausstellung St. Georgen 1884 wurden Miniatur-Uhren, Regulatoren und Tischuhren mit Konsolen angeboten. Man beteiligte sich noch an weiteren nationalen und internationalen Ausstellungen und erhielt Auszeichnungen in Karlsruhe, Mannheim, Freiburg, Melbourne und Antwerpen.

      In den 1880er Jahren experimentierte Schwer mit dem Bau von preiswerten Taschenuhren und fertigte auch andere mechanische Bauteile wie z. B. Briefwaagen, um sich zunehmend vom Uhrenbau zu lösen. Im Jahr 1905 übernahm der Enkel, Hermann Schwer (* 1877, +1936) die Firma.

      Ein weiterer Bruder mit Namen Hyazinth Schwer war vermutlich ebenfalls leitender Teilhaber. Da das Gelände in Triberg eine Erweiterung nicht zuließ, wurde die Firma 1918 nach Villingen verlegt und die Uhrenfertigung aufgegeben. 1923 wurde der Firmenname in „Schwarzwälder Apparate-Bau-Anstalt August Schwer Söhne" (SABA) umgewandelt. 2

      Neben dem Hauptartikel Fahrradklingeln, wurden in Villingen auch Rasierapparate, Hausklingeln und verschiedene andere mechanische Artikel hergestellt. 1923 wurde die Fertigung von Radioteilen und ab 1927 von Radiogeräten aufgenommen.

      Diese Sparte entwickelte sich überaus erfolgreich und 1938 waren bereits über 1 Million Radiogeräte unter dem Markennamen SABA gefertigt worden. Ab 1937 wurden auch in zunehmendem Umfang Funkgeräte für die Wehrmacht gefertigt, die den Fertigungsschwerpunkt im Weltkrieg bildeten und zu einem starken Anwachsen der Belegschaft auf 1300 Mitarbeiter mit vielen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern führte.

      Nach dem Krieg wurde SABA umfangreich demontiert und erhielt in den ersten Jahren ein Fertigungsverbot. Die Firmenleitung lag bei Margarete Scherb (Tochter von Hermann Schwer) und ihrem Mann Ernst Scherb.

      In den 50er Jahren nahm man neben Radiogeräten auch die Fertigung von Kühlschränken und Fernsehgeräten auf. Saba wurde einer der renommierten Hersteller für Unterhaltungselektronik, übernahm sich aber finanziell bei der Entwicklung von Farbfernseh-Geräten, was 1967 zum Verkauf an den amerik. Konzern GT&E führte. GT&E konnte sich aber gegenüber den japanischen Anbietern in den 70er Jahren immer weniger behaupten und zog sich 1980 aus der Unterhaltungselektronik zurück. Darauf wurde Saba neben anderen deutschen Herstellern von dem französischen Konzern Thomson-Brandt übernommen und die Marke SABA gelöscht. Die Gerätefertigung in Villingen wurde eingestellt.

      Um 1990 waren in Villingen noch etwa 800 Mitarbeiter in der Forschungsabteilung und in der Fertigung von Leiterplatinen für Thomson-Brandt beschäftigt.

      1. Am Ort war ab 1864 Benedict Schwer jun. ebenfalls als Uhrenbetrieb tätig - vermutlich handelte es sich um einen Bruder.
      2. Obwohl die Firma SABA weiterhin durch Hermann Schwer geleitet wurde, war Saba in den 20er Jahren in unbekannter Form mit dem Schiele-Bruchsaler-Konzern verbunden, der allerdings um 1925 auseinanderbrach.


      Schwer, Benedict jun.

      Gegründet: 1864, nach 1872 nicht mehr erwähnt
      Firmensitz: Triberg
      Herstellung: Großuhren

      Benedict Schwer war vermutlich ein Bruder von August Schwer. Er gründete 1864 einen eigenen Betrieb und beteiligte sich wie August Schwer 1873 an der Weltausstellung in Wien, wo er nicht näher beschriebene Uhren zeigte. Im Ausstellungskatalog wurde neben dem Gründungsjahr auch eine Mitarbeiterzahl von 12 Fabrikarbeitern (davon 3 unter 16 Jahren), sowie 4 Heimarbeitern angegeben. Im Jahr 1971 wurden 10.000 Uhren im Wert von 11.000 Gulden hergestellt und hauptsächlich in Deutschland vertrieben. Nach dem Preis-Stückzahlenverhältnis zu schließen, dürften einfache Schwarzwälder Uhren hergestellt worden sein.

      Da sich Benedict Schwer im Gegensatz zur Firma August Schwer nicht an den Gewerbeausstellungen Villingen und St. Georgen 1884 und Freiburg 1887 beteiligte, ist die weitere Entwicklung der Firma nicht bekannt.

      Und so sehen Jockele-Uhren aus:

      Nummer 1

      Nummer 2

      Nummer 3

      Nummer 4

      Nee, No. 4 war nur Spaß, das sind meine eigenen restaurierten Uhren :)
      Grüße aus Berlin, Andreas - www.wandel-der-zeit.de
      Hallo,

      ja, das macht Spaß. Meist kommen sie mit zerbrochenen Gehäusen, nicht lauffähigen Uhrwerken usw. je kaputter und hoffnungsloser, um so besser.

      Schau mal hier, eine vorher-nachher-Doku. Es war nicht ganz leicht, die Uhr war ursprünglich mit Ochsenblut gefärbt, das mußte unbedingt erhalten bleiben und auch so restauriert werden.
      Grüße aus Berlin, Andreas - www.wandel-der-zeit.de
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