Kassettendeck neu einmessen - am Beispiel DUAL C-901

      Hallo Forum,

      nachdem hier schon längere Zeit ein C-901 vor sich hinschlummerte, das nach Überarbeitung der Verstärkerplatine und Tausch der trapezförmig eingeschliffenen Tonköpfe klanglich (noch) nicht voll überzeugte, will ich hier vorstellen, wie ich bei der Neueinstellung vorgegangen bin:

      Nach Beseitigung sämtlicher mechanischen Fehler, fehlende Umspulfunktion, Laufwerksgeräusche etc. wurde das Laufwerk mit einem Woelke ME 104 und Frequenzmesser mit einer 3 kHz-Messkassette überprüft, ob mechanisch alles ok ist.

      Da das Deck überwiegend zum Abhören alter Bänder genutzt wird, aber auch neue Fremdaufnahmen (aufgenommen mit einem Marantz SD63) gehört werden, bin ich beim notwendigen Eintaumeln der Tonköpfe entgegen der sonst üblichen Methode mit Signalgenerator und Oszilloskop auf eine Heimmethode ausgewichen: die mit allen Bändern gut klingende und zweifelsfrei unverkurbelte Marantz dient als Referenz.

      1. Eintaumeln der Tonköpfe

      Zuerst habe ich mein Dual an den Funktionsgenerator gehängt und eine Kassette mit 1 kHz / 0 dB aufgenommen, diese mit dem Marantz anschließend wieder gelöscht.

      Anschließend wurde sie mit dem Dual abgehört, tatsächlich war auf dem linken Kanal noch ein deutliches Restsignal zu hören. Durch vorsichtiges Einstellen der Tonköpfe wurde in beiden Wiedergaberichtungen auf Signalminimum abgeglichen, anschließend wurde eine Musikaufnahme abgehört, wobei Pegelunterschiede noch unberücksichtigt blieben, sondern nur auf maximale Höhenwiedergabe und "beste" Musikwiedergabe geachtet wurde. Alle Schritte erfolgten in zwei Durchgängen, um ein "optimales" Ergebnis zu erreichen.

      2. Wiedergabepegel einstellen

      Ich habe eine Bezugspegelkassette mit -4 dB bei Bandfluss 250nWb/m, entsprechend einem Pegel von 0 dB bei 160 nWb/m

      Ausgehend von Baujahr der Maschine (1973) , Sitz der Dolbymarke bei +3dB und Erwähnung des Dolbypegels bei VU-Anzeige 0dB von -3dB bei 200 nWB/m im Service-Manual, sowie den Spannungsangaben im SM von 710 mV am Output bei Anzeige 0 dB, habe ich mich entschlossen, das Gerät mit der Kassette auf einen Pegel am Output von 890 mV bei Anzeige 0 dB einzustellen.
      ( Bandfluss 200 :160 = 1,25, also 2 dB niedrigerer Pegel der Kassette, bei VU 0 dB also 0,71 x 1,25 mV entsprechend dem Pegel der Kassette)

      anschließend folgte wieder je ein Durchgang pro Laufrichtung mit der Pegelkassette, wobei auf Abweichungen der VU-Meter geachtet wurde, dies jedoch eher, um eine falsche Einstellung durch beschädigte, z.B. angelöschte Bandteile auszuschließen.

      Abschließend erfolgte für den Wiedergabezweig ein ausführlicher Hörtest, wobei auf Stereobasis, Höhenwiedergabe (Azimuth) und Pegelunterschiede geachtet wurde.

      Ergebnis: :) ja, Zappa klingt wieder so brillant schmutzig wie erwartet und seit 197x im Musikgedächtnis abgespeichert.

      Fortsetzung folgt
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      3. Kanalsymmetrierung (und VU-Meter)

      Diesen Punkt sieht DUAL vor Einstellung der Wiedergabe vor, aus nachfolgenden Gründen bin ich davon abgewichen:

      Das Gerät besitzt einen internen 400Hz-Generator (zur Einmessung des Dolbyzweigs auf verschiedene Bandarten), der nur bei Aufnahmefunktion wirksam ist, die einzustellenden Spannungen von 70,7 mV an den betreffenden Messpunkten, die 710 mV am Ausgang (und Anzeige 0 dB) entsprechen, sind an Potentiometern einzustellen, die nur bei abgeklappter Verstärkerplatine zugängig sind, was in der Praxis nicht funktioniert, da die Betätigung der entsprechenden Aufnahme/Wiedergabeschalter und Spurwahlschalter nicht erfolgt. Ich bräuchte 5 Hände, um das zu bewerkstelligen.

      Außerdem stelle ich immer erst Wiedergabezweig ein und dann Aufnahme, also bin ich folgendermaßen vorgegangen:

      Kassette im Gerät, Aufnahmefunktion ohne Dolby, mittels internem Generator 400 Hz bei 0 dB aufgenommen, und anschließend den betreffenden Kanal mittels Potentiometer bei Wiedergabe ebenfalls auf 0 dB eingestellt, das sollte ebenfalls funktionieren und genauer sein.

      HF-Generator, Löschkopfspannung und HF-Sperrkreise wurden wieder nach Service-Manual vorgenommen; ebenso die Einstellung der Vormagnetisierung, wobei ich hier den Aufnahmepegel bei 400 Hz und 6300 Hz mit -10 dB gewählt habe (Manual -20 dB), die Wiedergabepegel am Ausgang gemessen habe und nicht nach SM mittels VU-Meter (bei -20 dB wohl "etwas" zu ungenau für eine Beurteilung).


      4. Aufnahmepegel

      hier erfolgte die Einstellung gemäß Manual


      ein Dolbyabgleich fand nicht statt, alle Potentiometer sind noch original lackgesichert, eine Kontrolle mittels einer mit Dolby gemachten alten Aufnahme erbrachte einen erfreulich geringen Einfluss auf den Höhenpegel (mittels Prüfgenerator und eines Leerbands gleichen Typs wurde der Dolbypegel vorher auf das verwendete Band eingemessen).


      Als letzter Schritt wurde die Aufnahmeautomatik gem. Manual eingestellt.


      Zur Zeit laufen noch Probeaufnahmen, mit bisher erfreulichem Ergebnis, dennoch mein Fazit:

      Wiederholung nur im äußersten Notfall, ohne Manual bei KEINEM Gerät, selbst bei vorliegendem Service-Manual finden sich kaum Hinweise auf den zu verwendenden Bandfluss zur Einstellung.
      Durch die Konstruktion speziell dieses Geräts (wer schon mal bei DEM DUAL Riemen gewechselt hat, weiß, was ich meine ;_)), die zahlreichen Durchgänge, bedingt durch 2-Kopf-System (keine Hinterbandkontrolle möglich) und Autoreverse, also alles in vierfacher Ausführung und anschließenden Kontrolldurchgang......

      Wiederholungsfaktor: Wahrscheinlichkeit tendenziell 0

      Zum Abschluß noch ein Link, der mir ungemein geholfen hat

      http://www.new-hifi-classic.de/wiki/index.php?title=Anleitung:_Tapedeck_Einstellung_und_Abgleich

      und ein Link zur Gerätebeschreibung

      http://dual.pytalhost.eu/c901p/
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Vor dem finalen Zusammenbau (je länger ich das Tape höre, desto mehr verstehe ich, warum es damals so gelobt wurde), fiel mir noch eins auf:

      auf der Oberseite des Chassis sind Aufnahmen für eine zweite VU-Meter-Einheit und für ein zweites Paar Flachbahnregler bereits vorhanden, auf der Geräterückseite die Aussparung für eine weitere Anschlussbuchsenplatine.

      Da durch den Autoreversebetrieb bei feststehendem Tonkopf ja bereits ein Kombikopf mit 2 A/W-Systemen zur Verfügung steht, und auch auf der Reglerplatine bereits 4 Spuren einstellbar sind, ist eine Quadro-Ausführung ohne weiteres vorstellbar. Ein entsprechender Löschkopf bei Wegfall einer Wiedergaberichtung, die dann sowieso sinnlos wäre, entsprechend abgewandelte Mechanik und Anpassung der in Modulbauweise ausgeführten Verstärkerplatine hätten ausgereicht. So stellt sich mir nun folgende Frage:

      Wurde hier bereits während der Entwicklung eine evtl. später auf den Markt kommende 4-Spur-Variante angedacht, also ein Quadro-Gerät?? Zeitgleich hatte ja DUAL mit dem CV 240 ja einen Quadro-Verstärker im Programm, zu der Zeit war ja "Quadro" gerade in, und eigentlich alle deutschen Anbieter hatten entsprechende Geräte im Angebot.



      Vielleicht kann diese Fragen ja jemand aus der "Entwicklerecke" beantworten. Wurden damals bei deutschen Firmen Quadrogeräte angedacht oder sogar entwickelt? Gab es eventuell sogar schon Prototypen, oder tauchten irgendwann mal solche Entwürfe auf Messen auf?
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Hallo Jörg.

      QUADRO-Aufzeichnungsgeräte hatte GRUNDIG keine.

      Wiedergabe ja, siehe hier:

      Quadrophonie bei GRUNDIG im Jahr 1974


      Quadro_Studio 2=4 CBS - Matrix-Verfahren
      http://www.radiomuseum.org/r/grundig_studio_2040_hifi_quadro.html


      Quadro_Studio 2=4 CBS - Matrix-Verfahren mit Steckmodul umrüstbar
      auf japanisches NIVICO - CD4 -Verfahren, echte 4 Kanäle
      http://www.radiomuseum.org/r/grundig_studio_2240_hifi.html


      Quadro_Receiver 2=4 CBS - Matrix-Verfahren mit Steckmodul umrüstbar
      auf japanisches NIVICO - CD4 -Verfahren, echte 4 Kanäle
      http://www.radiomuseum.org/r/grundig_rtv1040_hifi.htm


      Steckmodul für Studio 2240 Qadro und RTV 1040 Quadro.
      Nach dem japanischen NIVICO - CD4 -Verfahren, echte 4 Kanäle
      http://www.radiomuseum.org/r/grundig_cd_4_einsteckmodul.html



      Beistellgerät, CD4 Steckmodul für Studio 2240 Qadro und RTV 1040 und Fremdmodelle mit 4Kanaltechnik. Quadrophonie nach dem japanischen NIVICO - CD4 -Verfahren, echte 4 Kanäle
      http://www.radiomuseum.org/r/grundig_cd_4_demodulator_mit_net.html

      Hans M. Knoll 15.04.2015

      Als PDF:

      http://saba-forum.dl2jas.com/bildupload/QUADRO_GRUNDIG%201974.pdf

      Die Links im PDF weisen auf das RMorg.

      hans
      Hallo Hans, Hallo Jörg,

      möglicherweise war der zweite Ausschnitt im Blech für eine alternative Position der beiden Instrumente in einem anderen Gehäuse oder bei einem anderen Modell gedacht.

      Ich weiß noch genau, als Quadro auf der IFA das erste Mal auftauchte. Da war ich überzeugt, dass sich diese Technik bald flächendeckend im HiFi Bereich durchsetzen würde. Aber dann musste ich erleben, wie mickrig das Angebot an Schallplatten war, womit dann wohl der Untergang besiegelt war.

      Trotzdem ist das Grundig RTV 1040 (und Geschwister) ein echter Klassiker, sowohl technisch, als auch vom Design her. Und dann noch mit Audioramas... Wer könnte da widerstehen.
      Achim
      Ein feines Gerät was der Jörg da besitzt, und eine schöne Anleitung wie er es einmißt. Vielen Dank dafür.

      Die siebziger Jahre waren für mich eh die hohe Zeit der Kassettenrekorder, die Technik war noch ausbaufähig, die Hersteller experimentierfreudig und die Aufbauten oft eine interessante Mischung aus Ingenieurskünsten der Fachgebiete Elektronik, Feingerätebau, Mechanik. Das auch schon bei relativ einfachen Geräten.
      Wie ebendiese später außen wie innen aussahen... man könnte flüchten aus Horror vor solchem Primitivkram.
      Daher hielt ich zeitweise eine erkleckliche Sammlung von vorwiegend Pultdecks und Mobilgeräten mit intereesantem Gesamtaufbau oder speziellen Funktionen.

      Das DUAL C901 hätte absolut gut da hinein gepaßt.
      Die Reserven in den Blechen des Decks sehe ich eher als eine übliche Maßnahme vieler deutscher Hersteller damals, nämlich das man sich Wege zur Aufrüstung und Umgestaltung gleich mal offen hielt. Genau wie es Geräte gab bei denen ein einziges Chassis eine ganze Serie begleitete und zu den preiswerteren kleinen Geschwistern hin immer mehr "Löcher" aufwies. Für jedes Modell aus einer durchgehenden Serie bei Null anzufangen war eher der Job der Japse gewesen. Wie man so auch noch Geld verdienen kann spiegelt glasklar wieder wie hoch der Marktimperialismus dort subventioniert wurde.

      Zu den Quadroverfahren habe ich eine vermutlich nicht mehrheitsfähige Meinung.
      Das allermeiste was man heute für eine Selbstverständlichkeit hält halte ich für blosses Verkaufsgeklingel das jeweils dann aufbraust, wenn die Verkaufszahlen mal wieder zurückgehen.
      Ich benutzte sehr lange Zeit Mono-Geräte, wenn man die rein effektheischerische Erfindung "Stereo" mal durchleuchtet weiß man warum.
      (ich kann und will hier nicht die gesamte Entwicklungsgeschichte der Raumklangverfahren abklappern)
      Was wir damals zu hören bekamen als die Stereophonie neu war, war selten naturgetreu weil zerrissen, mit einem deutlichen Loch in der Mitte, frei von Raumanteilen, steril und aufdringlich - Beispiel, fast alle Aufnahmen der Beatles aus jener Zeit, welche ich mir deshalb damals als englische Pressungen in Mono nach London-Schneidkennlinie kommen ließ, anstatt hier die Grusel-Stereo-Aufnahmen zu kaufen.
      Was wir heute zu hören bekommen ist nicht besser, von naturgetreu weit entfernt. Wer schonmal in einem Konzertsaal saß der weiß daß er nicht die Streicher von ganz links außen und die Blechbläser von ganz rechts außen hört, wie das die Stereo-Aufnahmen vorgauckeln. Nein, der Laufzeitunterschied ist von der ersten Reihe mal abgesehen so minimal, das man in technischer Gerätschaft nachgebildet eher von monauralem Empfinden reden könnte.
      Vielmehr meinem Eindruck vom Original nah kämen die Verfahren Duophonie (Diskret, Matrix oder mit Multiphonie mittels Bandhall vom Endanwender selbst versehen darüber kann man diskutieren). Verfahren die mit einem Hauptkanal frontal und einem Kanal für die Rauminformation indirekt hinten abgestrahlt arbeiten.
      Das wäre natürlich dem Kunden noch schwieriger einzureden gewesen wie das plakativere "Stereo".

      Bei der Quadrophonie habe ich sehr früh, noch vor jedem Hype, auf das 2-2-4 Verfahren gesetzt. Das ist leicht und preiswert herzustellen, jeder kann es selber machen ohne die Industrie zusätzlich zu bereichern, man kann damit jede Quelle sogar Monoquellen über Allpaßfilterverfahren, Verzögerungsverfahren usw. etwas aufpolieren.
      Der Aufwand für 4-4-4 Verfahren ist hoch, für den Endanwender kaum plausibel zu machen, und das Matrix-Verfahren 4-2-4 setzt wiederum beim Konsumenten kaum zu findende Präzisionsgeräte voraus. Allein die Winkel-Restfehler und die schwabbelige Bandführung in der unpräzisen MusiKassette in normalen Kassettendecks machen dies alles schon zunichte. Man hört dann irgendwas was an vier Boxen klebt anstatt an zweien aber auch wieder nichts was dem Original nahe kommt.
      Heute benutze ich eher einen Füllkanal für das Stereoloch zwischen den Frontboxen plus eine Rauminformation aus zwei hinteren Lautsprechern, die allesamt ein DSP aus dem was vorhanden ist erzeugen. Das muß man nichtmal selber entwickeln, viele Dolby-Surround-Heimverstärker haben dafür gut zu mißbrauchende Prozessoren schon integriert (nennt sich gerne schwurbelig so ähnlich wie 3-Stereo oder Stereo-3, der Rückkanal ist so einfach zu erzeugen wie vor 40...50 Jahren).
      Von den technisch interessanten Geräten speche ich hierbei nicht, da gabe es wie Achim schon schreibt, feine Sachen von Grundig und sogar trotz ihres enorm hohen Preises zum Verkaufsrenner gewordene Geräte von Blaupunkt.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Ein Freund von mir hatte das 901 in den 70ern. Er hat mich einige Male vergattert, im bei der Reparatur "zu helfen".
      Ich erinnere mich gut an den stabilen und wertigen Aufbau, die kadmierten Bleche, die radialen Widerstände mit dem aufgepressten Anschlussflansch, aber auch die Komplexität der Mechanik.

      Vor allem aber hatte es einen sagenhaften Klang, wenn es wieder auf Vordermann gebracht war!

      Die Anleitung zum Abgleich freut mich sehr, weil ich ja meine beiden TC750 noch einmessen muss. Die Routine für diese Arbeit ist bei mir nicht sonderlich ausgeprägt, weil ich mich früher gerne um Cassettenrecorder und Tapedecks gedrückt habe. Im Videorecorderbereich bin ich allerdings nicht drum herum gekommen, das war tägliche Routine.

      Also Jörg - weiter so, möglichst gründlich. Mein Dank ist Dir gewiss.
      Achim
      @Hans: Danke für die Links, der RTV 1040 ist mir schon von Fotos und Beschreibungen her bekannt, und Mitte der 70er durfte ich bei einem Verwandten auch mal eine Quadroschallplatte damit anhören, wenn ich mich richtig erinnere; ist mir aber nicht unbedingt als "wichtig" in Erinnerung geblieben, was aber ehr mit "hormonellen Umstellungen des Körpers" als mit der Qualität des Grundig zu tun hat ;)
      Dass Grundig auch Kompaktanlagen und das Steckmodul im Angebot hatte ist mir neu, danke für die Info.

      Als Aufzeichnungsgerät im Heimbereich ist mir auch nur die TEAC A 3440 bekannt, aber auch das eher ein Exot aus der Bandmaschinenecke.

      @Achim: das mit einer möglichen anderen Position der VUs und Schieberegler war auch mein erster Gedanke, hätte aber beim 901 mit Haube (die extra bestellt und bezahlt werden musste, damals Dual-typisch) zur deutlichen Beeinträchtigung bei der Bedienung geführt, auf den Gedanken der Quadro-Ausführung brachte mich der vorgesehene Platz für ein zweites Paar Anschlussbuchsen, die eigentlich bei abgewandelten Varianten im gleichen Chassis nicht notwendig ist.

      Meiner Erinnerung nach war das Ganze "Quadro" sowieso eher ein "Hype" von 1973 - 1975, vielleicht noch bis 1977, dann war der Spuk vorbei, hauptsächlich wohl wegen mangelnder Quellen für die Verstärker, Quadro-Schallplatten spielten wohl nie eine große Rolle.

      @Jogi: ich halte, je mehr ich mich mit diesem Hobby beschäftige, inzwischen auch die Siebziger für die interessanteste Zeit des HiFi-Zeitalters. Entsprechend besteht inzwischen der Großteil meiner Sammlung aus Geräten dieser Zeit. Hier wurde m.M. nach der höchste konstruktive Aufwand betrieben, um dem Ziel "naturgetreuer Klang" nahezukommen, den Zugewinn an Klangqualität der Folgezeit würde ich als minimal bezeichnen, zumindest was Vinyl und MC betrifft.
      Gerade beim C 901 kann man die Handschrift des Plattenspielerspezialisten Dual bestens erkennen: Antrieb über den auch als Netztrafo dienenden Motor des 1219, ein Schwungrad von ca. 10 cm Durchmesser für den Capstan-Antrieb bei entsprechender Masse, eine extrem aufwändige Mechanik, die, wenn gewartet, auch heute noch reibungslos funktioniert, eine aufwändig gegen Antrieb und Netzteil geschirmte Elektronik (entsprechendes ist mir bei keinem anderen Tapedeck mehr begegnet, viel Plastik, wenig Elektronik auf einer grosszügigst dimensionierten Platine, sonst viel Luft, das 43er Rastermaß musste ja schließlich befüllt werden, bei manchen (Braun C 301) sogar "Zusatzgewichte" im Gehäusedeckel, um "mehr"wertig zu erscheinen).

      Deine Ausführungen zu Raumklangverfahren, hier speziell die frühen Beatles-Platten erinnern mich spontan an "Meet the Beatles" und "A hard day's night", die ich hier habe. Vollste Zustimmung, die klingen, als habe man zwei Monospuren synchronisiert, links John und George, rechts Paul und Ringo, dazwischen, wie Du schon schreibst, gähnende Leere.
      Und, noch eine kleine Bitte: Verliere deinen "Sarkasmus" (besser ist wohl Zyniymus, weil für mich positiv besetzt mit beinhalteter Ironie) nicht - ich weiß ihn zu schätzen (und liebe ihn!!!), in unserer heutigen Zeit halte ich ihn für eine w(r)ichtige Konsequenz zunehmender Lebenserfahrung, der mir als Indikator für "richtig gepolte Leute" dient. Also: nicht unterkriegen lassen (aber, da sehe ich eher keine Gefahr :-))
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      @Achim, Post 006: Routine würde ich das bei mir auch nicht nennen, das wäre maßlos übertrieben, aber bei meinen Bandmaschinen tue ich mich da leichter, bisher hatte ich nur 3-Kopf-Maschinen in den Fingern, einmal mehr Aufwand bei der Kontrolle der Köpfe, dafür anschließend wesentlich erleichtertes Handling beim Abgleich durch die Möglichkeit der Hinterbandkontrolle bei sämtlichen Messungen!!!!

      Als extrem aufwändig stellten sich hier die Vorarbeiten heraus: Recherchieren von Bandflusswerten, mögliche Bezugsquellen von Testbändern (die du ja schon kennst, hier nur mal für die anderen Mitleser): neu aus Neuseeland, Spanien oder Bulgarien, gebraucht und damit wegen Unkenntnis der vorherigen Behandlung eingeschränkt vertrauenswürdig aus der Heimbucht für etwas weniger Euronen.
      Haupthindernis scheint mir hier die erschreckend geringe Info aus den Servicemanuals zu sein, beim Dual fand ich den entscheidenden Hinweis in der Schaltungsbeschreibung, nicht in der eigentlichen Abgleich-Anleitung, die Spannungsangaben dort ließen mich annehmen, das hier dBV-Angaben vorliegen, bei anderen Geräten mit 550 mV oder 600mV Spannungsangaben gehe ich von dBu aus (0,775V = 0 dB). Bei den anderen vorliegenden SMs der gleichen Zeit nicht viel mehr Ausbeute, erst mit IEC 1981 erhielt der Dolbylevel bei 200 nWb/m Allgemeinstatus, seit 1994 gehe ich von 250 nWb/m aus, seit damals unverändert gültig.

      Aufwand bedeuteten auch die jeweils mehreren Durchgänge mit Hin- und Herspulen, hier dem Kombikopf geschuldet, ich kann dir nur wünschen, dass deine Telefunken 3-Kopf-Maschinen sind :)

      Der Gedanke mit der Tonkopfkontrolle mit dem 1 kHz-Band kam mir beim Studium des Manuals einer 1/4-Spur-Bandmaschine, da wurde ein Signal auf der Zwischenspur (dem sog. Bandrasen) zur Höhenkontrolle genommen, das Marantz wurde zur Referenz gekürt, da mit keinem anderen Gerät mehr aufgenommen wird, war also für meinen Gebrauch naheliegend.

      Ein Azimuthabgleich mittels Testkassette erscheint mir aus folgenden Punkten zumindest problematisch:

      bei 10 kHz muss ich in Längsrichtung auf 475-476mm Band 20.000 Spannungspitzen bei einem Sinussignal kodieren, für die Darstellung einer Halbwelle stehen also 0,024 mm(gerundet) zur Verfügung, wenn man jetzt Winkelfehler der Kassettenmechanik, evtl. Winkelfehler im Bandlauf etc. in Betracht zieht, wird es verdammt eng mit der Aussagekraft einer XY-Ableitung am Osszilloskop, daher erscheint mir der Abgleich nach einer "verdammt gut klingenden" Kassette, alternativ einer geschonten Kaufkassette mit vorzugsweise Klassik hier ausreichend.
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Danke Jörg, so eine aufmunternde Äußerung zur rechten Zeit tut manchmal richtig gut.

      Mit dem Einmessen von Bandgeräten, egal ob sie mit Offenspulen (Open Reel) oder Kassetten (Cassetten hehehe) arbeiten habe ich mich lange Zeit beschäftigt. Oft eine undankbare Aufgabe, da garnicht bei allen Geräten alle nötigen Einsteller vorgesehen sind und man zwangsläufig scheitert, wenn man nicht genauestens die Herstellervorgabe bezüglich Parameter, Wert und genauester Einhaltung der Richtlinie beachtet. Blöderweise verstecken aber genau jene Hersteller gerne die benötigten Informationen oder lassen sie nur dem Hersteller-Servicecenter zukommen. Der normale Rundfunkt/Fernseh-Reparateur, der ausbildungsbedingt dazu auch gut in der Lage sein kann, SOLL das überhaupt nicht fertigbringen.

      Viele neuere Geräte sind auch garnicht mehr vorgesehen für Einmessvorgänge. Da dreht einmal in der Fabrik der Automat an der noch nicht eingebauten Verstärkerplatte die wenigen Einsteller richtig, der Großteil sind dann auch eh optionale Festwertbauteile (mehrere bspw. Widerstände parallel von denen soviele weggeknipst werden bis die grüne Lampe am Meßplatz leuchtet). Und die Frage nach individueller Einmessung hat sich damit dann später erledigt.

      Ganz früher hingegen wurde nicht mit dem Bandfluß gearbeitet sondern mit der mittels NF-Millivoltmeter ausgemessenen Amplitude am "Normal-Hörkopf".

      Meine privaten Einmeßmethoden an der Mechanik und an der magnetischen Schnittstelle gehen recht einfach vonstatten.
      Kopfhöhen-Einstellung mittels Spiegelkassette, Höheneinstellkassette, Kontrolle mit Eisensuspension - wie es früher die Techniker in den Rundfunkanstalten machten.
      Azimuth-Einstellung über Vollspuraufzeichnung entweder mit statistischem Rauschen (weiß) und Monokopfhörer (man glaubt es nicht aber das geht sehr genau, genauer als manche andere hochtrabende Methode) oder mit 6,3kHz Justierband und Zweikanal-Oszilloskop (Abgleich auf minimale Phasenverschiebung bei maximalem, gleichmässigen Pegel).
      Theoretisch könnte man auch die Randeinstellmethode für die Kopfhöhe benutzen.

      Damit ist der Verstärker natürlich noch nicht abgeglichen, der muß entweder stimmen (am besten wenn ihn kein Rambo total verbogen hat) oder es muß ein unerfreulicher Grundabgleich gemacht werden.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      So, liebe Kollegen,

      zum Abschluß noch ein paar Bilder der Maschine mit Azimuth-Meßkassette am Oszilloskop. Dazu möchte ich anmerken, dass die Kassette auf IEC1-Band (Standard / Normalband) mit 15 kHz aufgenommen ist, was lt. technischen Daten des C 901 schon ausserhalb des gewerteten Frequenzgangs liegt

      Ausgangssituation mit Azimutheinstellung nach Heimmethode:





      Nach Einstellung mit Azimuthkassette, wobei nur minimal nachgestellt werden musste (ca. 15° an der Einstellschraube):





      die Fotos wurden aufgenommen von einem Hameg HM 412, Abtastung über normales Chinchkabel, Ablenkung horizontal / extern, X- und Y-Achse wurden vorher bei normaler 1-Kanalabtastung auf Displaymitte eingestellt. Die Fotos zeigen, dass man mit der Heimmethode doch ziemlich nahe an das Optimum herankommt, dennoch werde ich in Zukunft die Kassette zur Kontrolle heranziehen. Ein Schnelldurchlauf mit meinen anderen Tapedecks ergab nur bei meinem Tandberg TCD 320 MK II unbefriedigende Ergebnisse, aber a) klingt die momentan auch dumpf und b) knittert sie bei Vertikalbetrieb die Kassetten, also steht sie für dieses Jahr sowieso schon auf der "to do -Liste"

      Schlussbemerkung: Bei dem DUAL ist in dem kleinen schwarzen Kasten, in den das Netzkabel gesteckt ist, als Entstörkondensator ein RIFA 0,068 µF/250V versteckt, hier war er schon rissig und wurde durch einen neuen Panasonic ersetzt. Stutzig gemacht hatten mich Baujahr der Dual und meine bisherigen Erfahrungen mit RIFA-Entstörkondensatoren aus dem Zeitraum.
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Hallo Andreas,

      der schöne gerade Strich bei 15 kHz ist auch einer anderen Einstellung Spannung / Amplitude (glaube 1V/cm) im Vergleich zum oberen Foto (0,1V/cm) geschuldet, beide Aufnahmen bei Wiedergaberichtung >, bei Wiedergaberichtung < ist der Pegel bei 15 kHz etwas kleiner, die Ableitung ergibt aber prinzipiell das gleiche Ergebnis.

      Ich habe auch noch mal ein Multifrequenzband laufen lassen, bei niedrigeren Frequenzen ist die Diagonale noch besser erkennbar, erst oberhalb von 5 kHz setzt das Flattern hin zur Ellipse ein, das sich mit zunehmend höherer Frequenz verstärkt, bei 20 kHz ist keine vernünftige Ableitung mehr möglich. Zu bedenken ist aber, dass die Toleranz bei Multifrequenzbändern im Internet mit 30 Winkelminuten angegeben wird, bei Azimuthbändern mit ca. 8 Winkelminuten (beide Angaben für Kassetten).
      Trotzdem nutze ich die Multifrequenzbänder schon zum Grobabgleich des Azimuth, um einen Phasenfehler zu vermeiden. Ich denke, diese Ausformung als Ellipse entsteht durch die Toleranzen bei der Aufnahme des Signals und Unregelmäßigkeiten im Bandlauf und der Kassettenmechanik. Bei entsprechender Ableitung mit höherer Auflösung der Spannung erhält man bei hohen Frequenzen immer eine flatternde Ellipse, die man nur möglichst eng stellen kann.
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Dann ist das prima!

      Ich verrate mal meinen Hintergedanken.
      Gerade bei eher tiefen Frequenzen darf keine Ellipse erscheinen. Wenn doch, hat man auf ein Nebenmaximum bei hoher Frequenz eingestellt. Erscheint bei so einem Multifrequenzband keine Ellipse, kann man sicher sein, daß man das Hauptmaximum erwischt hat, sofern das Testband verlässlich ist.

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo Andreas,
      Dein Hintergedanke war mir klar aus der Fragestellung.
      Unbedingt ist bei dieser Methode mit dem Oszilloskop bei mindestens zwei, vielleicht sogar drei Frequenzen zu arbeiten, um das hier nochmal zu verdeutlichen. In den meisten Servicemanuals wird auch darauf verwiesen, dass vor der Feineinstellung des Azimuth eine Grobeinstellung stattgefunden hat.
      Also z.B. die Pegelmesskassette mit 315 (333 oder 400) Hz mal durchlaufen lassen, dabei schon auf möglichst enge Ellipse einstellen, danach z:B Geschwindigkeits-Messkassette mit 3 kHz und zum Abschluss mit 6,3, 10 oder 15 kHz die letzte Feineinstellung, hier wird man die Diagonale mit einer relativ kleinen Spannungsamplitude regelrecht "erzwingen" müssen. Man kann ja dazwischen immer wieder auf normale Ableitung umstellen, da erkennt man gerade bei den niedrigeren Frequenzen ganz leicht einen Phasenfehlwinkel. Hier noch ein Link, wo die Problematik top beschrieben ist: http://www.pievox.de/Methoden%20der%20Spaltjustage.pdf
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Ich weiß, Andreas, ich habe mir das auch erst im Internet "erarbeiten" müssen,und der erste Versuch bei einer Philips N4510 ging fürchterlich in die Hose, ich war froh, alles geschafft zu haben, dann nahm ich mal auf der B-Seite auf.... Ich war beim Eintaumeln der Köpfe dermaßen in die Gegenspur geraten, dass alles zu spät war. Danach saß ich erst mal ein paar (viele) Stunden vor dem PC und habe mich im Internet in das Thema eingelesen (überwiegend auf den verlinkten Seiten), dann Hintergrundwissen angelesen, bevor es zwei Wochen später erfolgreich an den zweiten Versuch ging. Ohne Servicemanual gehe ich heute noch an kein Gerät ran, aber da man fast keine "unverkurbelten" Geräte bekommt, zumindest was Bandmaschinen angeht, kommt man am Einmessen fast nicht mehr vorbei. Bei Tapedecks lassen die Leute wenigstens meistens die Tonköpfe in Ruhe, da reicht oft eine Kontrolle.

      Als Literatur kann ich noch empfehlen:

      Heinrich Cap: Erfolgreicher Cassettenrecorder-Service, auch von Jogi zu dem Thema schon erwähnt
      und Warnke: Tonbandtechnik ohne Ballast

      http://www.makarateyp.com/index.htm

      auf dieser Seite sind außer einigen interessanten Vorstellungen von Geräten u.a. auch die alten Tonbandwelt-Seiten verlinkt, die sehr informativ sind.
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten