Freiburg 3DS 1954

      Hallo Mario,

      das ist ja jetzt ein Freiburg 3DS de Luxe! Ein sehr schönes Furnier und die gut dazu passende vornehm dunkle Schallwandbespannung runden die Erscheinung ab.

      Zur Technik kann ich noch einige Details zur Revision des Chassis beitragen:

      Der Lade- und Siebelko sah äußerlich noch makellos aus, kein Elektrolytaustritt an der "Sollbruchstelle" an der Oberseite. Aber nach dem Ausbau zeigte sich nicht nur eine reduzierte Kapazität:



      Die Antriebsmechanik und die Seilrollen waren allesamt durch Nikotin und zigmaliges Nachölen und -schmieren schwergängig und verschmutzt. Die beiden Hälften des Zahnrades der Abstimmachse waren hart verkrustet und durch eingedrungene falsche Schmiermittel fest miteinander verklebt. Die gefederte Verkonterung war unwirksam, was die Präzision verschlechtert und den Abrieb erhöht. So hatte die Automatic keine Chance mehr, einwandfrei zu arbeiten.

      Die Radhälften wurden ausgebaut, gereinigt und an ihrer Berührungsfläche mit einem leichten Öl geschmiert. Ebenso wurden alle Seilrollen und ihre Achsen gereinigt und neu geschmiert.



      Die Molykotepaste für die Zähne wurde dann mit einem Pinsel sparsam ausschließlich an den Zähnen aufgebracht



      So bleiben die Hälften gegeneinander beweglich, die Paste dringt nicht in großen Mengen in den Zwischenraum ein.
      Dann muss noch die Höhe des Motors bzw. des Ritzels genau justiert werden, so dass der Kontakt nicht zu lose ist, aber auch kein Druck auf das Doppelzahnrad ausgeübt wird. Dann arbeitet der Motorantrieb präzise (ohne Spiel) und leichtgängig.




      Die Elektronik sah im ursprünglichen Zustand so aus (hier Netzteil):



      Fortsetzung folgt...
      Achim
      Eine rein der Neugier geschuldete Frage - hat das Radio eine Reise von einem zum anderen Restaurations-Experten hinter sich, bildet ihr eine Wohngemeinschaft, oder ist jeweis von verschiedenen Geräten gleichen Typs die Rede?

      Zu Achims dazugesteuerten Bildern ein paar kleine Anmerkungen aus meiner Sicht.

      Am Netzteil sieht man schön mit welcher Qualität damals noch geklotzt wurde, Elkos aus dem Wernerwerk (SH gelabelt).
      Diese zeigen auch an wohin die Reise in der Röhrentechnik gehen sollte. Obwohl es heute daumennagelkleine Elkos für einige hundert Volt DC gibt, ist da immer noch der voluminöse Elko die gute Wahl. Und zwar wegen der Kühlflächen innen wie außen. Die Tabellen über solche Elkos von Siemens legen offen das durch das Bau-Volumen (Formfaktor) und damit die große Kühlfläche die Belastungen durch überlagerte, abzusiebende AC-Ströme (neumodern Ripple) von diesen wesentlich besser und langzeittauglicher verdaut werden als bei niedlich kleinen Elkos.

      Der Becherelko zeigt auch wieder wie wenig Meßarbeit nötig ist, wenn man vor einem offenen Röhrenradio mit abgarniertem Chassis steht. Ein Elko der so aussieht ist immer keiner Tat mehr wert, höchstens des Aufsägen und neu befüllen. Wo man sich bei modernen Geräten noch gelegentlich einen Wolf suchen kann, sagen die alten Bauteile deutlich was man von ihren zu halten hat. Die Nebenaussage bestätigt auch wieder die Theorie - Elektrolyt geht raus = Kapazität geht runter.

      Die mechanischen Arbeiten sind was für echte Frickler mit Verstand und Tüftlerspaß. Nicht selten hat es mit alten Weckern und Märklin-Metallbaukasten angefangen und schon in der Kindheit jede Menge Zusammenhänge und Verständnis geweckt die hier wertvoll werden. Denn was nutzt das schönste Radio wenn der Sendertrieb sich bewegt wie ein Frosch im Quark.

      //Ihr treibt es noch so lange bis ich mir auch wieder so eine Wuchtbrumme zulege und dann nicht meine Lieblingsmarken für alte Röhrenradios sondern SABA ;)
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Ja Jogi, so ungefähr lief das ab! Da dieses Gerät meine peripheren Fachkenntnisse überforderte, ich so ein Gerät nicht zerbasteln wollte, habe ich mich mit der technischen Revision an Achim gewandt. Danach habe ich gesehen, was Franz für tolle Gehäuse macht und haben ihn dann gebeten das Gehäuse zu verfranzeln. Ich habe letztendlich an diesem Gerät nur die Firlefanzarbeiten (Schallwand verkabeln, Knöpfe putzen....) gemacht. Als ich gestern noch das Chassis etwas gereinigt und Kratzer retuschiert hatte, habe ich versehentlich die Automatik außer Funktion gesetzt. Beim Aus.- und Einbau der beiden Steuertrafos für die Automatik ( wie nennt man die eigentlich richtig?) hatte sich ein nicht sichtbarer Kontaktfehler eingeschlichen. Franz hatte das am Telefon innerhalb von 2 Minuten diagnostiziert….schau mal nach dem dünnen weißen… ! Naja und daran lag es dann auch. So ist der Sound des 3DS schon nicht übel. Der reine Bassklang (härte) ist nicht so 100%tig mein Fall, aber das ist sicherlich Geschmackssache.
      Mario
      Danke für die Aufklärung, Mario.

      Harte Bässe? Bist du sicher das du nicht unpräzise Bobobobollerbässe (wenig Dämpfung) meinst?
      Bei den Höhen da könnte ich Unmut eher verstehen, weil dieser ominöse Hochton-Filterkondensator ein ausgesprochen kritisches Teil ist, wie ich schon mehrfach bei ähnlichen Konstrukten anmerkte, hat er das Potential sich gerne verschlimmbessern zu lassen. Man ersetzt ihn also im Fall des Falles besser so originalgetreu wie möglich, was leider nicht immer Beachtung findet.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      "BoBoBollerbässe" ...grins! Kann schon sein das ich das meine! Ich vergleich den Klang immer mit meinem Grundig 5040, der da etwas weicher Basst. Hochtöne gibt das Gerät in extremen Mengen wieder, den Regler hab ich zu 85% zugedreht. Aber i-wie schien sich das in den letzten 24 Std. zum Positiven verbessert zu haben. Ist das normal bei neuen Bauteilen und Röhren?
      Mario
      Hallo Mario,

      der FB 3DS hat schon eine seeehr stark ausgeprägte Bassanhebung. Der Effekt schwächt sich ab, wenn die Lautstärke weiter angehoben wird, da dann der Effekt der "gehörrichtigen" Lautstärkeregelung nachlässt.

      Weiterhin kommt es darauf an, wie fest die Membranen der Tieftöner noch aufgehängt sind. Wurde ein Gerät feucht gelagert oder lange mit hohen Lautstärken betrieben, leiern die Aufhängungen manchmal etwas aus und der Bass wird stärker.

      Ich habe den Bassregler immer nur bei etwa 2/3 stehen, sonst wummert´s zu stark.

      Man gewöhnt sich an den Klang, wenn man länger mit dem Gerät hört, merkt dann aber wieder stark den Unterschied etwa zu meinem Grundig 5050W, der weniger ermüdend beim längeren Hören ist. Das trifft wahrscheinlich auch auf Deinen 5040 zu.
      Achim