Holzgehäuse und Zierleisten wiederaufarbeiten?

      Holzgehäuse und Zierleisten wiederaufarbeiten?

      Moin!

      Wie geht ihr bei der Restaurierung von Gehäusen vor? Habe hier einige Bilder in eine Galerie gepackt. Wie würdet ihr hier vorgehen? Seht ihr eine Chance der Rettung für das Gehäuse? Wie gehe ich am besten bei den Zierleisten vor?

      Ich bedanke mich im voraus schon einmal für alle Tipps.
      Der Lautsprecherstoff war an der Gehäuseaufbereitung das einfachste ;)

      Hier noch der Link für die Galerie : http://www.bilderhoster.net/g/m67kdlc4.html

      Grüße Michael
      Moin Micha,

      erst mal wie Du hier Bilder ins Forum hochladen kannst, sie sollten jedoch nicht größer als 800 x 600 Pixel haben, hier eine gute Beschreibung dazu:
      http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=338


      Nun zu Deinen Fragen, anhand Deiner Fotos zu urteilen ist das Gehäuse in einer guten Grundsubstanz und es stände nichts im Wege daraus wieder ein Schmuckstück zu machen.
      Wenn das Gehäuse wieder so hergerichtet werden soll wie es damals das Werk verließ, kommt nur eine Neulackierung in frage. Zumals die beiden parallellaufenden goldfarbenen Zierstreifen, die im Lack eingebettet sind bzw. eine geschlossene glänzende Lackierung bekommt man nur mit mehrmaligen Lackauftrag und jeweiligen Zwichenschliff hin.
      Wichtig sind die Vorarbeiten die korrekt ausgeführt werden müssen, sowie die richtige Reihenfolge des Ablaufs um zu einen perfekten Ergebnis zu kommen, Fehler nimmt man mit bis zum Finish.
      Um dass durchführen zu können bedarf es a. am nötigen Equipment (Kompressor, Spritzpistole und an einem geeigneten Platz um Lackierarbeiten durchführen zu können). Lackierarbeiten mit Spritzpistole sind nicht in geschlossenen Räumen möglich, es sei denn man hat eine Lackierkabine mit Absaugung zur Verfügung, das dürfte wohl kaum zutreffen.
      Und bevor ich mir die Arbeit mache Dir hier eine Schritt für Schrittanleitung zu erstellen, sage mir ob Du die Möglichkeiten hast. Natürlich bedarf es auch an den nötigen Materialen wie 2K-Lack, Härter, Abbeizer, Schleifmittel, die goldenen Ziestreifen, Polituren, Konturband usw.usf.
      Handwerkliche Fähigkeiten und Erfahrung kann man leider nicht übermitteln und es ist für den Laien ein weiter Weg der zum gewünschten Erfolg führt. Ich beschäftige mich schon seit mehr als 10 Jahre mit der Aufarbeitung von Radiogehäusen und lerne Heute noch dazu. Gerne kann ich Dich bei der Durchführung unterstützen, jedoch stehe ich kurz vor meinem Jahresurlaub und stehe im ganzen August nicht zur Verfügung.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Moin Franz!

      Vielen Dank für die Info. Hier bei mir habe ich leider nicht direkt die Möglichkeit solche Arbeiten, außer den Vorarbeiten auszuführen. Lackierarbeiten könnte ich bei einem bekannten durchführen. Das ganze zieht sich dann natürlich über einen langen Zeitraum hin (hin und herfahren!).

      Ich würde mich gerne über eine Anleitung von dir freuen, selbstverständlich berichte ich dann auch über den Fortschritt!

      Zeitlich drückt die Sache überhaupt nicht, also genieße deinen Urlaub. Ich will auch bald welchen machen.

      Das ist jetzt meine erste Radiorestauration. In Zukunft sollen es noch mehr werden, bei günstigen Angeboten schlage ich meist zu.

      Elektrotechnisch gesehen bin ich kein Laie :D In Sachen Restauration von Gehäusen allerdings schon.

      Die Bilder lade ich zukünftig hier hoch.

      Grüße Micha
      Moin Micha,

      solange ich ja noch hier bin und die Zeit es erlaubt schreibe ich schon mal ein paar Zeilen.

      Vorarbeiten:

      Alle Teile am Holzgehäuse die das Lackieren und Schleifen behindern, insofern es möglich ist, sollte man demontieren, aber so dass man sie später wieder anbringen kann. Teile die angeschaubt bzw. angenagelt sind lassen sich im Grunde leicht entfernen, trotzdem sollte man immer mit bedacht an eine Sache gehn um mögliche Beschädigungen zu vermeiden. Teile die durch abschrauben zu entfernen sind lasse ich mal außen vor, fangen wir aber mit den Problembehafteten an.

      Dazu zählen in deinem Fall die beiden Bakelitringe um den Lautstärkeregler und den Senderwahlknopf. Diese sind je mit 3 kleinen Nägeln am Holzgehäuse befestigt, vor allem wenn die Nägel angerostet sind lassen sich diese nur sehr schwierig entfernen, man hat sozusagen kaum eine Chance einen Nagel vernüftig zu packen und zu ziehen. Erschwerend und mit größter Vorsicht zu genießen ist das Raushebeln der Bekelitringe da diese sehr leicht brechen und unbrauchbar werden. Wirklich nur mit viel Feingefühl kann man versuchen die Klinge eines Cuttermessers zwichen Ring und Gehäuse zu schieben und mit leichten Bewegungen versuchen die Nägel soweit zu lösen das man die Köpfe mit der Zange packen kann. Mal funktioniert es und mal nicht, dann bleibt nur noch die Möglichkeit die Nägelköpfe mit dem Dremel abzuschleifen, die Nägelstifte lassen sich anschliessend mit der Zange bequem entfernen.

      Weiter mit der umlaufenden Messingleiste (Schallwandöffnung)!
      Um sich das Polieren zu erleichtern lässt man die Zierleiste zunächst mal da wo sie ist. Je nach Erhaltungszustand befindet sich noch alter Zaponlack an der Leiste, oft ist er aber auch an vielen Stellen abgeriffen und das Messing braun angelaufen. Nun kommt feine Stahlwolle Typ 000 zum Einsatz, mit etwas Wasser und ein paar Tropfen herkömmlichen Spülmittel reibt man nun die Leiste so gut wie es geht richtig blank, Polierpaste kommt erst mal nicht zum Einsatz. Nicht überall kommt man zum Abreiben dran, das wird dann später erledigt wenn die Leiste demontiert ist. Die Klammer womit die beiden Leistenenden überdeckt werden bleibt auch zunächst da wo sie ist, der Grund dafür ist, das man sie leicht beim Entfernen verbiegt und sie später nicht mehr richtig passt.

      Jetzt wird`s heiss:
      Mit dem Heissluftfön (höchste Stufe) beginnt man nun angefangen bei der Abdeckklammer nach links und recht die Leiste stark zu erhitzen. Wichtig dabei ist mit dem Luftstrom immer in Bewegung zu bleiben um das Furnier nicht anzubrennen, leichte Blasenbildung im Lack spielen dabei keine Rolle.
      Es dauert ein weilchen bis sich der alte Keber erweicht hat, ist man der Meinung das jetzt heiss genug ist versucht man beginnend an der Klammer ein stumpfes Küchenmesser zwichen Leiste und Holzgehäuse zu schieben und vorsichtig die Leiste der Kannte entlang zu lösen. Das sollte recht zügig gehn, wenn nicht weiter erhitzen bis man die Leiste vollkommen an der Kantenlänge gelöst hat. Die Klammer wird sich dabei einseitig von der Leiste lösen und behält ihre ursprüngliche Form. Die Messingleiste wird sich bei der Aktion einweig verbiegen, spielt aber keine Rolle, später lässt sie sich problemlos in ihre alte Form zurückbiegen, nur Knicke sollte man möglichst vermeiden. Ist eine Seitenlänge vollkommen gelöst verfährt man mit den restlichen drei nach gleichen Schema bis die Leiste vollkommen vom Gehäuse abgetrennt ist. Um Kleberückstände von der Leiste zu entfernen liegt man diese für eine Stunde in ein Wasserbad, der Leim wird dabei weich und lässt sich gut mit den Cuttermesser abscharben. Anschließend reibt man die vorher unzugänglichen Stellen der Leiste mit Stahlwolle ab bis alle schön blank ist. Jetzt merkt man wie schwierig es ist die Leiste in ausgebauten Zustand abzureiben, man hat nicht genug Hände um sie vernüftig festzuhalten. Ist die Leiste schön blank und sauber kann poliert werden, Metall-Polierpaste gibt es von vielen Herstellern, welche ist nicht so wichtig. Mit Watte oder weichem Lappen und einwenig Polierpasste reibt man nun die komplette Leiste schön blank, die schwazen Polierrückstände reibt man trocken nach. Kurz bevor man die Messingleiste mit Zaponlack wieder versiegelt wischt man diese mit Nitroverdünng ab, der Grund dafür liegt darin das sich in jeder Metall-Polierpaste Konservierer befinden die eine unsichtbare Trennschicht auf dem Messing hinterlassen um schnelles Anlaufen zu verhindern. Nach der Reinigung mit der Nitroverdünnung sollte man vermeiden die Leiste mit bloßen Händen anzufassen, Einweg- oder Stoffhandschuhe vermeiden Fingertatschen. Nach dem Aufbringen des Zaponlackes und dessen Trocknung darf man wieder ruhigen Gewissens. anfassen.

      Weiter geht´s mit entfernen der alten Farbe vom Holzgehäuse!
      Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, entfernen mit der Ziehklinge, abschleifen mit Schliefpapier oder die meist angewandte Methode des Lackabbeizens.
      Entscheidend welche Art des Entfenens man wählt liegt im Erhaltungszustand der alten Farbe, manche Farbe ist so brüchig das man sie mit den bloßen Fingernagel abstoßen kann, das ist aber in wenigen Fällen so. Hier käme dann die Ziehklinge zum Einsatz, wie der Name schon verrät wird der lack durch ziehen entfernt, nicht durch stoßen, damit zerstört man nur das schon sehr dünne Furnier. Auch sollte man immer in Maserrichtung des Furnieres arbeiten (ziehen), niemals quer dazu, um unnötige Kratzer zu vermeiden..

      Abbeizen mit Lackabbeizer!
      Abbeizer wird von vielen Herstellern angeboten, richtig gute gibt es wegen den inhaltlichen Schadstoffen nur noch wenige. Das ganze Biozeug taugt nichts, oftmals zeigt es keine Wirkung und wenn dann benötigt man Unmengen davon. Einen wirklich guten Abbeizer zu dem ich dir rate ist von der Firma FLT http://www.amazon.de/dp/B00ELE3HI8?tag=df-de_de-cse-21&ascsubtag=ZGYtZGVfREUtbGFifElJaGtOUFVkQ0RwSg%3D%3D
      Ein Geel das auch gut an senkrechtet Stellen haftet und alles außer Poyester und zweikomponeten Lacken zu Leibe rückt.
      Abschleifen mit Sandpapier kommt nicht in frage, hiermit hat man schnell irreparable Schäden verursacht, das eh schon sehr dünne Furnier wird duchgeschliffen und das Gehäuse ist dann versaut.
      Kommen wir zum Vorgehen mit dem Abbeizer!
      Es wird immer nur eine Seite dea Gehäuses damit satt eingestrichen, nach ca 10 min Einwirkzeit wird die gelöste Farbe mit einem Kuststoffspachtel abgestoßen. Einen Kunststoffspachtel weil man damit keinen Schaden am Furnier anrichten kann, der Geübte kann auch einen Stahlspachtel verwenden. Mit einmal Abbeizer einstreichen kommt man zu 99% nicht hin, zumals die Farbe unterschiedlich dick aufgetragen ist und sich noch Rückstände in den Holzporen befinden, also den Vorgang nochmals wiederholen. Ist eine Fläche vollkommen von der alten Farbe befreit wird die Fläche mit Nitoverdünnung gründlich abgewaschen. Die Nitroverdünnung befreit das Furnier von letzten Farbrückständen und zum größten Teil vom Abbeizer.
      Ist eine Seite erledigt geht es in gleiche Weise an die nächste bis letzendlich die alte Farbe vom Gehäuse entfernt ist.
      Weiter mit neutralisieren!
      Abbeizer ist eine Lauge und diese zieht auch in das Holzgehäuse, Rückstände die man vergisst zu entfernen zeigen sich später nach dem Lackieren als milchiger Untergrund. Um das zu vermeiden nimmt man Säure, natürlich verdünnt, Essigesenz hat sich gut bewährt und ist fast in jedem Lebensmittelgeschäft erhältlich. Verdünnt mit 3 Teilen Wasser wird nun das komplette Holzgehäuse mittels einer Bürste oder einem rauen Küchenschwamm gründlich abgeschrubbt. Abbeizerrückstände zeigen sich hierbei sofort als milchiger Belag und der muss weg. Ist man damit fertig wird nochmal gründlich mit klaren Wasser nachgespült und das Gehäuse zur Trocknung beiseite gestellt. Ist das Gehäuse wieder trocken (abhängig von der Umgebungstemperatur) kann die nun rauhe Oberfläche per Hand leicht mit 240er Schleifpapier angeschiffen und entstaubt werden. Danach wird nochmals das Gehäusen mit einem gut feuchten Lappen abgerieben, hierbei stellen sich nochmals nach Trocknung die restlichen Holzfaser auf die man dann mit 400er Schleifpapier per Hand abschleift. Die Oberfläche ist nun schön glatt, den Schleifstaub kann man gut mit dem Handfeger entfernen.
      Jetzt untersucht man die Gehäuseoberfläche auf keine Furnierbeschädigungen, oft im Kantenbreich vorhanden, diese lassen sich mit Holzspachtel den es in allen möglichen Farbvaritionen aus den Baumarkthandel erhältlich ausspachteln und beischleifen.
      Ist das auch erledigt kann mit dem Lackieren begonnen werden.
      Aber halt, hätte ich doch fast vergessen! Die Fläche wo die umlaufende Messingleiste gesessen hat soll natürlich nicht mitlackiert werden. Auch hier sind zunächst mal die alten Kleberückstände zu entfenen, einen Teil davon hat der Abbeizer schon erledigt. Also den Drehmel noch mal hervorholen, einen Stabfräser einspannen und dem restlichen Kleber vorsichtig damit entfenen, aufpassen das man nicht zuviel vom Holz wegfräst. Je sauberer man arbeitet desto leichter hat man es später beim Einkleben der Messingleist. Weiter, die greinigte Klebefläche wird nun präzise mit Klebeband abgedeckt, welches so lange dort verharrt bis die Lackierarbeiten abgeschossen sind. Das Wichtigste und Zeitraubensde an Gehäuserestaurationen sind die Vorarbeiten, diese müssen so pingelig wie möglich ausgeführt werden, Fehler nach dem Lackieren sind kaum noch auszubüglen.

      Welchen Klarlack soll man verwenden?
      Auf jeden Fall einen 2K-Lack (zwei Komponenten Lack) bestehend aus Lack und Härter, die Basis auf Acyl oder Polyuretan spielt keine Rolle. Und Lösungsmittelhaltig sollte er sein, wasserlösliche Lacke sind ungeeignet. Was aber wichtig ist ist der Füllstoffanteil im Lack, je höher desto weniger Lackiervorgänge für eine geschlossene Oberfläche sind nötig. Hat aber alles Vor- und Nachteile, hoher Füllstoffanteil bedeutet dickflüssiger und weniger guter Verlauf, weniger Fullstoff = dünnflüssiger, guter Verlauf, aber auch schellere Rotznasenbildung. Dem Anfänger empfehle ich die dünnflüssigere Variante und um die Rotznasenbildung zu vermeiden sprüht man mehrere Schichten in zeitlichen Abständen, Ablüftzeit ca 10min max 3 Schichten. Hier z.B. ein Hersteller vom dem Klarlack für Anfänger: http://www.ebay.de/itm/170927283548?_trksid=p2055119.m1438.l2649&var=470207417133&ssPageName=STRK%3AMEBIDX%3AIT. Die Qualität ist zum Preis sehr gut und wenn man das Handling mit der Lackierpistole beherrscht kann man auf die nächts höhere Variante Typ 250 mit höherem Füllstoffanteil umsteigen.

      So, nun darf mit dem ersten Auftragen von Klarlack begonnen werden. Einige werden jetzt denken " muss nicht vorher noch grudiert werden", jein, muss man nicht. Für meinen Teil, das was man dadurch an Lack einspart legt man für die Grundierung wieder drauf, zudem habe ich festgestellt das durch den Einsatz von Schnellschliffgrund die Furnierzeichnung nicht mehr so richtig angefeuret wird.

      Baustelle!
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Franz wenn ich deine Tipps so lese, dann merke ich, daß du ähnlich wie ich, solange experimentierst, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist. Dazu gehört schon eine Menge Geduld und eine Menge Rückschläge! Das du dein Wissen so selbstlos zur Verfügung stellst, zeugt von einen gesunden Charakter! Hut ab! Es wird für viele Leser und auch für mich, eine wahre Fundgrube sein! Kompliment dafür!!!!!
      Ich bin schon gespannt wie es weiter geht.
      Liebe Grüße Markus
      Wenn nichts mehr geht, geht immer noch etwas!!!!
      Lollocat postete
      Einige werden jetzt denken " muss nicht vorher noch grudiert werden", jein, muss man nicht. Für meinen Teil, das was man dadurch an Lack einspart legt man für die Grundierung wieder drauf, zudem habe ich festgestellt das durch den Einsatz von Schnellschliffgrund die Furnierzeichnung nicht mehr so richtig angefeuert wird.


      Hallo Franz-Josef,

      ich arbeite seit Jahren an unserem Mahagoni-Boot mit Epifanes Blanke-Bootslack ( http://www.ebay.de/itm/201349341071 ) , ein 1-Komponenten Lack mit hohem UV-Filter. Möglicherweise kann man meine Erfahrungen auf die Überholung von Radio-Gehäusen übertragen.

      Ich streiche laut Anweisung das erste mal verdünnt 1:1, damit der Lack tief in das Holz eindringen kann. Danach folgen weitere Schichten mit dem Pinsel in weniger verdünnten Schichten. Zum Abschluss wird der gründlich durchgetrocknete Lack mit 400'er Nasschleifpapier angeschliffen und mit der Schaumgummi-Rolle (hart) gefinished.

      Meine Erfahrungen beziehen sich aber nur auf die Lackierung von Mahagoni und Teakholz. Furnier habe ich auch schon aufgebracht - aber mit Epoxi geklebt.













      Das könnte eine Alternative sein für alle die keine Spritzpistole oder Lackierkabine haben.

      Möglicherweise

      --

      LG - Heiner
      Um den Woweffekt zu erzielen brauchst Du eine Hochglanzoberfläche die bei Schräglichteinfall eine absolut gleichmäßige Lichtreflektion wiedergibt. Das bekommt man einfach mit keiner Rolle hin. Das ist beim Boot und den Wasserreflektionen etwas anders. Dieser Lack wird immer einen geringen Apfelsineneffekt haben. Es sei denn....man schleift diesen (sehr fein <1000) und poliert die Fläche. Dazu kommt das man viele unterschiedlich verlaufende Flächen senkrecht/waagerecht/halbrund/eckig auf engsten Raum hat, welche schwerkraftabhängig unterschiedlich zum Verlaufen neigen. Und ein vom Zahn der Zeit gezeichnetes Gehäuse hat immer noch mehr für sich, als ein versautes. Mir für meinen Teil fehlt einfach die Ruhe für diese Arbeit! :)
      Mario
      Hallo Heiner,

      natürlich wäre das eine Alternative zum Spritzlackieren, nur wird diese Verarbeitungstechnik mit Pinsel und Rolle niemals eine Lackierpistole ersetzen können.
      Zum 1k Lack selbst was zu sagen, besteht dieser aus einem hohen Lösungsmittelanteil und die Aushärtung erfolgt auf dem Verflüchtigungsprinzip. Das Bindemittel im vorher aufgebrachten Lack wird mit jedem neuen Auftrag wieder anglöst, womit man sich zwar einige Zwichenscheifvorgänge ersparen kann. Hat aber den Nachteil, wenn mit Pinsel oder Rolle gearbeitet wird, das der angelöste Lack vom Werkzeug aufgenommen wird und das glatte ausrollen mit jedem Vorgang schwieriger wird, wirklich funktionieren tut das nur im Spritzverfahren.

      Bei 2K-Lack wo die Aushärtung durch Zusatz von Härter auf chemischen Wege erfolgt sieht die Geschichte anders aus. Einmal ausgehärtet löst sich das Bindemittel im Lack nicht mehr, jedoch muss hierbei von jedem Neuauftrag zwichengeschliffen werden. Eine spiegelglatte und wellenfreie Oberfläche bekommt man auch auf die Art niemals hin, es sei denn man greift auf das Abtrageverfahren zurück ( Schleif oder Klavierlack). Hierbei muss aber wirklich viel Lack und vor allen gut ausgehärtet auf der Oberfläche vorhanden sein. Zunächst wird mit einen Excenterschleifer mit Kornstärke 240 trocken geschliffen bis die gesamte Oberfläche komplett stumpf und keine glänzenden Nester mehr aufweist. "VORSICHT" im Kantenbereich, hier am besten nicht mit der Maschine schleifen. Danach geht man über zum Nassschleifen, in 500er Abstufungen wird bis 3000er Körnung die gesamte Lacköberfläche geschliffen 500/1000/ 1500 usw. Wenn man damit fertig ist ist der Tag vorbei, weiter gehts mit Schleifpaste erst mit grober dann mit feiner und wer hier keine Poliermaschine besitzt und den Umgang damit nicht beherrscht ist zu bedauern. Eine Handpolitur würde Tage in anspruch nehmen und der arme Kerl hätte hinterher Arme wie Arnold.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Hallo Axel,

      das bestätigt doch meine Aussage, letztendlich hast du doch nur durch abtragen(schleifen) und polieren eine glatte glänzende Oberfläche erzielt. Ebenso verraten die 20 Lackaufträge das 1K-Lack zum größten Teil aus flüchtigen Lösungsmittelstoffen besteht, die sich nach der Aushärtung in Luft aufgelöst haben. Mit 2K-Lack wärst du mit weniger als der Hälfte von Lackschichten und Farbmenge zum gleichen Ergebnis gekommen. Und ich bezweifel das man den Unterschied nach der Fertigstellung, ob 1K oder 2K-Lack verwendet wurde erkennen kann. Was ich aber aus Erfahrung bestätigen kann ist, das der Zeitaufwand, Materialverbauch und Kosten bei der Verwendung von 1K-Lacken enorm höher ausfällt. Aus welchem Grund soll ich mir also mehr arbeit machen und letztendlich dafür noch tiefer in die Tasche greifen um zum gleichen Resultat zu kommen.
      Übrigens gibt es vom gleichen Hersteller der Bootslacke auch 2K-Lack Literpreis ca. 63,88 Euro, dafür bekomme ich von einem anderen Hersteller 4 Liter in gleicher Qualität.
      Wer sich das leisten kann und sich mehr arbeit machen möchte darf gerne Bootslack für seine Radiogehäuse verwenden, das ist jedem freigestellt.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Hallo Franz,

      ich mache mir die Arbeit, weil ich keine Lust mehr habe die Türklinken von den Lackierern zu putzen. Entweder haben sie keine Zeit und Lust oder wollen viel Geld dafür haben.
      Ich habe keine Möglichkeit mit einer Spritzpistole zu arbeiten, aber mit der Rolle geht es genauso gut.

      Laut eines Lackierers braucht man ca. 2 l 2K-Lack, da komme ich mit ca. 0,75 l (2,5 Liter ca. 35,00 Euro) Bootslack pro Gehäuse (ca . 12 Euro ) also gut davon. Wenn die Gehäuse kleiner sind, geht auch mehr.
      Bei den 2 Gehäusen im Jahr ist das kein großer finanzieller Aufwand und auch der Zeitaufwand hält sich in Grenzen.

      Gruss Axel/Yüksel
      Moin,

      danke für eure Ausführungen! Die optische Restauration steht nun erst einmal hinten an. Habe viele weitere technische Restaurationsobjekte wie z. B. ein Röhrenlabornetzteil oder eine Blaupunkt Colorade Musiktruhe bekommen.

      Zudem habe ich gehört, dass die Geräte im Originalzustand am meisten Wert sind?

      Sobald es weiter geht, melde ich mich wieder.

      Viele Grüße

      Michael
      @ ( Plastik ) Franz,

      hallo,

      da ich momentan auch vor der Aufgabe stehe, mehrere Gehäuse aufzuarbeiten, habe ich Deine Postings mit großem Interesse gelesen.

      Das Gros der "Holz-Radios" aus den Fünfzigern wurde wie auch die Möbel der damaligen Zeit mit Nitrozelluloselack lackiert. Die dunkle teilweise fast schwarze Färbung der Massenprodukte hatte u.a. den Grund, dass man damit Schäden im Furnier überdecken, und dadurch preiswertere Furniere verwenden konnte. Von Sonderfällen ausgenommen wurden die Furniere nicht gebeizt, sondern der Lack wurde eingefärbt. Von Firmen wie Clou gibt es sogar transparente Farbschablonen, mit denen man auf dem rohen Furnier ausprobieren kann, wie die Lackierung aussieht. Ob ein Radio mit Nitrozelluloselack lackiert wurde, kann man ganz einfach probieren, indem man versucht, den Lack mit Nitroverdünnung anzulösen.

      Ich weiß leider nicht, wie derart lackierte Radios neu ausgesehen haben, weil ich zu der Zeit noch nicht auf der Welt war. Was ich aber weiß, ist, dass sich aufpolierte gut erhaltene Nitrolackierungen glanzmäßig deutlich von dem unterscheiden, was ich bisher an 2K-Lackierungen gesehen habe. Erst vor einigen Tagen habe ich vor einer schönen Grundig Truhe gestanden, die in 2K neu lackiert worden war. Sie glänzte zwar wie eine Speckschwarte, der Glanz war aber irgendwie so, wie man es z.B. von dem Klavierlack Plastik in modernen Autos kennt. Wenn man Lackierer darauf anspricht, sagt der eine, man könne den Glanz beliebig einstellen, der andere sagt, 2K geht nur so - und das, was ich bisher im Oldtimerbereich gesehen habe, lässt mich eher an letztere Aussage glauben.

      Und dann kommt noch hinzu, dass man sich natürlich nicht darauf verlassen kann, dass einzelne Geräte nicht doch ganz anders lackiert wurden. So ein Gerät, das ich "historisch korrekt" restaurieren möchte, und wo ich schon seit fast drei Jahren Teile und Informationen sammle, ist eine Grundig Musiktruhe 9010 von 1952. Hier lässt sich der Lack nicht mit Nitro anlösen, und während Zelluloselack insgesamt den Glanz verliert, ist der Lack auf der 9010 zwar rissig und vergilbt, die Stellen zwischen den Rissen glänzen aber nach wie vor. Die Truhe ist von innen sehr gut erhalten, es sind zwei Schubladen vorhanden, die man als Muster für die äussere Lackierung verwenden könnte - wenn denn jemand in der Lage wäre, mir entweder zu sagen, was das für ein Lack ist, oder mir den 2K-Lack glanzmäßig so einzustellen, dass die Oberfläche aussen hinterher zum Innenleben und zum Lautsprechergitter passt. Ich habe jetzt schon einen langen Spießrutenlauf hinter mir, und bin fast so weit, mich nach einer unkompletten 9010 mit gutem Gehäuse umzusehen, wie sie alle paar Jahre für 300 bis 500 Euro bei Ebay weggeht.

      Lack scheint irgendwie eine Geheimwissenschaft zu sein. Einerseits gibt es die Geräte und das Material mittlerweile preiswert und überall zu kaufen, beim Wissen hört es dann aber schnell auf. Vielleicht lohnt es sich wirklich, auf die alten Tage noch sowas wie Möbelrestaurator zu lernen, Arbeit gibt es ja scheinbar genug 8) .

      Was ich persönlich an eingefärbtem Nitrolack sympathisch finde, ist, dass die Lackierung reversibel ist. Gerade als Anfänger ist es doch ein beruhigendes Gefühl, den ganzen Mist im Zweifel mit Nitro wieder abwaschen zu können. Wenn man aber beim Beizen nicht den richtigen Farbton trifft, ist das Furnier kaputt, und ausgehärteter 2K-Lack lässt sich nurnoch mit schwerem Geschütz entfernen.

      Gruß Frank