Rueckstaende von Frischhaltefolie

      Aus gegebenem Anlass eine Frage: Weiss jemand, welche Art von Beschichtung
      auf den gewoehnlichen Frischaltefolien sitzt ?

      Grund der Frage: Es wird (leider !) immer ueblicher, dass wohlmeinende Leute
      Geraete etc. in Frischhaltefolie einwickeln bevor sie diese verschicken. Das fuehrt
      dann meist zu seltsamen schlierenartigen und aeusserst hartnaeckigen Rueckstaenden,
      bei lackierten Oberflaechen und etwas laengerer Einwirkung kann das so weit
      gehen, dass man es kaum noch runterbekommt und nicht einmal wieder polieren
      kann.

      Vielleicht ist das eine Frage des richtigen Reinigers (was ist als Loesemittel
      geeignet ?), aber ich habe schon einiges probiert. Und nicht nur Lack leidet,
      auch eloxierte Flaechen bekommen schleierartige Flecken, die nur schwer
      entfernbar sind --- oder gibt's da noch einen guten Trick ?

      Besten Gruss,

      Michael
      Interessante Frage!

      Viel kann ich leider nicht dazu sagen, bin kein Chemiker.
      Ich kann mich aber an vergangene Warnmeldungen aus der Presse erinnern. Nicht selten scheinen solche und ähnliche Kunststoffe Weichmacher zu enthalten, die austreten. Damals wurde davor gewarnt, fetthaltige Lebensmittel wie Wurst oder Käse direkt darin einzupacken, weil dann Weichmacher in das enthaltene Fett diffundieren (können).
      Erwähnte Pressemitteilungen sind schon ein paar Jahre her. Keine Ahnung, wie es bei den aktuellen Frischhaltefolien aussieht. Wohl kann ich mich daran erinnern, daß im Handel für z.B. Wurst und Käse spezielle Folien genommen wurden, bei denen das Problem nicht besteht, sich gegenüber dem Lebensmittel neutral verhalten.

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo Michael,

      Viele Frischhaltefolien sind aus PE (Polyethylen) und frei von Weichmachern, die sollten Lack nicht angreifen können.

      Es gibt aber auch Folien aus Polyvinylidenchlorid mit Acetyltributylcitrat (ATBC) und epoxydiertem Sojabohnenöl als Weichmacher. Und diese Weichmacher können Lack angreifen.

      Dann gibt es noch Frischhaltefolien aus Polyvinylchlorid. Auch diese enthalten Weichmacher, können also Lackoberflächen angreifen.

      Es wurde über Diethylhexyladipat als Weichmacher in Frischhaltefolien berichtet, darf aber seit 2006 in den Folien nicht mehr verwendet werden.

      Da diese Folien sehr weich sind und eine sehr glatte Oberfläche haben, kommt es zu innigem Kontakt mit anderen glatten Oberflächen - wie geklebt. Durch die hohen Adhäsionskräfte können beim Abziehen der Folie auch Lackoberflächen beschädigt werden - ganz ohne Lösemitteleffekt von Weichmachern.

      Gruss,
      Reinhard
      Danke Reinhard -- das ist interessant. Ich vermute, dass es sich bei den bei
      aufgetretenen Faellen nicht um rein mechanisch erzeugte Probleme handelt.
      Es war naemlich in der Regel schlimmer, wenn die Folie laenger dauf war, als
      wenn sie nur kurz anlag.

      Besonders geaergert hatte mich das bei einem Geraet, das einen erst kuerzlich
      neu lackierten Deckel aus Holz besitzt, der wirklich sehr schoen gemacht war,
      nahezu wie mit Klavierlack. Da hat ein Bekannter von mir "zum Schutz" so eine
      Folie drumgewickelt, und so stand das Geraet ca. 3 Monate. Dann war der
      Schaden da -- auch mit Politur aus dem KFZ-Bereich (fuer aeltere Lacke) nicht
      wieder behebbar ... echt aergerlich ...

      Ich war mit im Zweifel, ob die Adhaesionskraefte der Folien evtl. noch etwas
      "chemisch verstaerkt" werden oder nicht -- daher auch meine Frage.

      Besten Gruss,

      Michael
      Hallo Michael,

      mit dem beschriebenen, lackierten Deckel hast Du einen Sonderfall. Hier ist damit weniger die Folie verantwortlich, als der Lack selbst. Man muß immer bedenken, daß lackierte Flächen nicht nach dem "Trocknen" - also nach landläufiger Ansicht spätestens ein paar Tagen fertig sind. Die Lacke enthalten immer noch einen erheblichen Anteil an Lösungsmitteln, die nur langsam ausdiffundieren. Bis zu einigen Jahren, besonders z.B. bei Bootslacken, um eine anschauliches Beispiel zu geben.
      Wenn man nun eine Folie darumwickelt, kann sie mit dem noch "weichen" Lack eine innige Verbindung eingehen. Die Lösemittelreste diffundieren an die Oberfläche des Lackes, können nicht in die Atmosphäre und sammeln sich unter der Folie. Der Lack wird dort weicher und es können die beschriebenen Schäden entstehen.

      Weiterhin sollte man auch mit reinen PE - Dehnfolien vorsichtig sein, auf einer ganzen Menge von Oberflächen. Die Folien sind, auch wenn sie ausdrücklich Lebensmittel-geeignet sind, mehrschicktig aufgebaut, und mitnichten nur aus PE. Die Dehnfähigkeit würde aureichen, aber die Haftwirkung und weiterte Eigenschaften sind da immer noch ungenügend. Erreicht wird das häufig durch Beimischung von z.B. Polyisobuten. Und das ist nun mal nicht ganz inert - also nicht völlig reaktionsträge. Trotzdem ist es nicht als eine ausweispflichtige Substanz eingestuft. Es sind auch keine gravierenden physiologischen Wirkungen bekannt.
      Wichtiger hier ist, daß es auch eine Polymerspaltung geben kann, und auch Spuren von Bortriflourid aus der Herstellung enthalten sein kann. Diese Substanzen können Wirkung auf Kunststoff - und Lackoberflächen haben. Bei langem Kontakt mit Kunststoffen kann z.B. auch Polyisobuten in die Poren des Kunststoffs eindringen, dort verbleiben und die Oberfläche verändern. Das bringt man ganz schwer wieder raus.
      Gruß, Gunnar
      Danke Gunnar, dachte ich mir doch, dass da mehr in Spiel ist, und dass Ihr
      das auch wisst. Klasse !

      Was den Lack betrifft: Der ist vor ueber einem Jahr draufgekommen, und war
      ofengetrocknet. Hat dann sicher ein halbes Jahr offen gestanden. Natuerlich ist
      der noch nicht komplett "ausgeduenstet", aber weich ist er auch nicht mehr ...
      nur sicher noch empfindlicher als jahrzehnte alte Lackschichten ...

      Ich hatte diesen Effekt der Schlieren auch schon bei eloxiertem Aluminium.
      Ist das dann auch ein Zusammenspiel mit der beim (farbigen) Eloxieren
      eingebrachten Farbpigmente ?

      Besten Gruss,

      Michael
      Das bei eloxiertem Aluminium dürfte vor allem ein "mechanischer Effekt sein. Man muß dabei beachten, daß die Eloxalschicht zwar sehr dünn aber auch sehr porös ist. Jetzt stell' Dir vor, Du legst da eine Frischhaltefolie auf. Sie legt sich sehr nah an, die oberste Schicht der Folie soll schließlich eine Adhäsion zum Alu haben. Das übernimmt vor allem das Polyisobuten. Das ist im Grunde genommen eine extrem zähflüssige Flüssigkeit. Trotzdem es ein Polymer ist, "fließt" es auch in kleine Poren.
      Wenn die Folie dann sehr lange drauf bleibt, geht es eine innige Verbindung mit dem Eloxal ein und beim Abziehen der Folie bleibt etwas drauf, daß die Verfärbungen oder Schlieren verursacht. Da dürfte nur noch Abschleifen helfen, mit Lösemitteln ist da nicht viel zu wollen.
      Das beobachtet man sogar bei Glas.

      Die Farbpigmente in eloxiertem Aluminium haben dagegen damit nichts zu tun, in die Schicht lassen sich sowohl anorganische als auch organische Pigmente einlagern, aber eine Art Lackschicht ist das nicht.
      Gruß, Gunnar
      Danke -- ein hartnaeckiger Fluessigkeitsfilm, sehr zaehfluessig -- das passt gut,
      so sieht es irgendwie auch aus. Ich habe in solchen Faellen ganz passable Resltate
      mit Auto-Hartwachs erzielt. Vermutlich dann dadurch, dass der "Rest" auch noch
      aufgefuellt wurde. Die Oberflaeche war danach zwar wieder halbwegs gleichmaessig,
      aber insgesamt auch eine Spur glaenzender als vorher.

      In jedem Fall scheint es mir ein gute Rat zu sein, KEINE solche Folie fuer das
      Einpacken von Geraeten zu verwenden. Das sollte man ein wenig verbreiten !

      Besten Gruss und Dank,

      Michael
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