Schaub Baden 40W

      Hallöchen
      Ich habe hier von einem Bekannten ein Schaub Baden 40W auf dem Tisch stehen.
      Vor ca. 12 Jahren hatte ich das Gerät schon mal hier, damals war der Trafo defekt. Diesen hat er neu wickeln lassen, aber außer lautes Brummen war dem Gerät kein Ton zu entlocken.
      Damals wusste ich noch nichts von den "Problemkondensatoren", welche auch hier verbaut sind. Ich habe jetzt mal einen ausgelötet und gemessen, das Messergebnis ist jenseits von gut und böse. Soll = 10nF Ist = 16,8nF. Ich vermute mal dass das allesamt Tauschkandidaten sind.



      Nun steht auf diesen Kondensatoren "Induktionsfrei" und einigen haben eine Spannungsfestigkeit von 2000 V~.
      Sind das Spezialkondensatoren oder kann ich einfach die von Volker nehmen?
      Und, warum diese hohe Spannungsfestigkeit?
      --
      Gruß
      Manni
      Hallo Manni,

      Antwort: Das kommt drauf an.

      Du musst schauen, dass Du ein Schaltbild bekommst und dann die betreffenden Kondensatoren dort finden. Dann kann man beurteilen, ob normale 630V- oder 1000V- Folienkondensatoren geeignet sind, was meist der Fall ist, oder ob es sich um Positionen handelt, bei denen andere Kriterien zum Tragen kommen. Ewa: Netzeingang, Primärwicklung AÜ, Sekundärseite der NTR-Anodenwicklung...
      Achim
      Hallo Achim
      Das Schaltbild habe ich mal im Download-Bereich hochgeladen.
      Also spielt das Kriterium "Induktionsfrei" erst mal eine untergeordnete Rolle?
      Zuerst werde ich mal die beiden 8µF Elkos durch neue ersetzten. Einer der beiden hat definitiv Elektrolyt verloren.



      Daher warscheinlich der starke Netzbrumm.
      --
      Gruß
      Manni
      Hallo
      So, der kleinere der beiden Elkos ist durch einen neuen mit 10µF ersetzt worden.
      Das Netzbrummen ist schon mal erheblich weniger geworden. Dann habe ich den anderen mal gemessen, das Ergebnis ist 56pF, also auch hinüber.(Oder lässt sich der noch formieren?)

      Achim, das Schaltbild ist im Downloadbereich, kannst du mir da mal auf die Sprünge helfen wie das ist mit der Spannungsfestigkeit der Kondensatoren?
      Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen wie in dem Gerät Spannungen von mehr als 1250 Volt enstehen können.
      Dann habe ich noch eine Frage zu den beiden Kondensatoren im roten Kreis:

      Kann ich diese durch Folienkondensatoren ersetzen?
      --
      Gruß
      Manni
      Auch wenn mein "Redebedarf" gerade nicht hoch ist mische ich mich da mal global ein.

      1. Elkos die Teile des Elektrolyts verloren haben sind defekt, da muß man nichts mehr messen, da reicht der Austausch. Dies mit einem Blick zu erkennen ist nicht schwer und hier ja auch geschehen. Ohne Öl läuft das beste Auto nicht mehr zuverlässig.

      2. Die primären "Entstör-Kondensatoren" gehören immer - ganz abgesehen von Erwägungen ob ok/defekt - raus, und zwar sofort wenn man ein Radio betreiben möchte das alt ist und über diese verfügt. Weil sie heutigen Vorschriften nicht entsprechen und der Betrieb so nicht vde-konform ist. Sobald der Rückdeckel vom Radio runter montiert ist hat man außerdem einen "Schuldigen" an Bränden usw. sodaß auch kein Bestandsschutz mehr zählt.
      Was da reingehört hat Andreas schon geschildert. Solche Typen die jeder Elektronikhändler/-Versand führt gibt es sogar auch in schön, man muß also nicht sein Radio mit hässlichen bunten und eckigen Teilen moderner Formfaktoren verschandeln. Wobei das Aussehen der Funktion egal ist solange der Typ stimmt.

      3. Diese Kondensatoren müssen! hochspannungsfest sein, da meist die Faust keinen Baden ab. Der die wesentlichen Gründe sind schnell erklärt. Transienten im Netz und seien es nur vereinzelte Peaks würden nicht hochspannungsfeste Typen zerstören. Kondensatoren an Wechselspannung erhitzen sich und dürfen deshalb nur mit Bruchteilen der statischen Spannungsfestigkeit belastet werden. Man könnte da auf und ab rechnen. messen, tuten und tönen, aber wozu, das rechte Maß dafür ist über Jahrzehnte erfaßt und man muß das Rad nicht immer neu erfinden.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      OK, danke erstmal für die Erklärungen.
      Dem Radiobesitzer ist es egal wie es drinnen aussieht, funktionieren soll es.
      Aber gemäß dem Motto der Sesamstrasse:
      "wer, wie, was
      wieso, weshalb, warum
      wer nicht fragt bleibt dumm"
      die nächsten Fragen:
      Die X2-Kondensatoren kann ich ja bei Volker bestellen aber wo bekomme ich die anderen her? Da ist mir mit den eckigen von Wima auch nicht weitergeholfen oder?

      Die sind Spannungsfest bis 2000 Volt, jedoch für Gleichstrom.
      Wobei ich nicht ganz verstehe warum die so eine hohe Wechselspannungsfestigkeit haben müssen.:confused:
      Das Gerät wird doch mit Ausnahme der Röhrenheizung mit Gleichstrom betrieben oder?
      Jetzt ist aber erst mal drei Tage Kirmes angesagt:party:
      Kopf frei bekommen und dann geht's weiter.
      --
      Gruß
      Manni
      Hallo die Runde,

      bevor hier falsche Informationen stehenbleiben:

      X-Kondensatoren dürfen NUR ZWISCHEN den beiden Polen der Netzleitung eingebaut werden.

      Sobald eine Verbindung nach Masse von einer Netzleitung über den Kondensator hergestellt wird - wie hier gleich zwei Mal - müssen(!!) zwingend Y-Kondensatoren (oder ein kombinierter XY-Kondensator) verwendet werden. Kapazität typischerweise 2 x 2n5.

      Alles andere geht nicht!

      Siehe etwa auch hier:

      https://de.wikipedia.org/wiki/Entst%C3%B6rkondensator
      Achim
      Selbstverständlich muß man vorher abklopfen ob man X oder Y Schaltung haben muß, davon ging ich aus.

      Wobei mir die ganze Methodik in dieser Art immer wieder mal sauer hochkommt.
      Trotz Schutzkondensatoren gefällt es mir bspw. garnicht das die Altvorderen da Wickelkondensatoren verplant haben. Auch wenn sie vermutlich härter im Nehmen waren als der allgemein verweichlichte Benutzer heute dominierender Generation.
      So kann doch immerhin über Nebenpfade die Mittelspannung die die Kondensatoren auf das Rundfunk-Chassis legen veschleppt werden und dann am Ende an irgendeiner Metall-Frontplatte (bspw. der vom angeschlossenen Tonband- oder Schallplatten-Gerät). Lediglich die geringe Kapazität und damit der hohe kapazitive Widerstand, sowie eine 110%ig einwandfreie Isolation des Schutz-Kondensators stehen hier zwischen Unversehrtheit und Krankenhausbesuch oder Schlimmeres des Benutzers. Andere Hersteller hatten das besser durchdacht und bauten klobige teure und sicher niemals die Isolierfähigkeit drangebende keramische Schutzkondensatoren ein. Denn EINZIG! der durch die perfekte Isolation und niedrige Kapazität begrenzte Berührstrom bei direkter Berührung von Chassis und Ausgleichspol garantiert hierbei die Unversehrtheit, und trotzdem kann es etwas kribbeln und der Benutzer sich erschrecken und dadurch verunfallen.

      Wer nun meint, das diese Mittelspannungs-Verschleppung wohl selten passiert dem sei gesagt das ich selber schon an einem klassischen Tonbandkoffer beim anfassen der Deckelplatte gezappelt habe, der bei anschließender pingeligster Messung selber keinerlei Isolationsfehler aufwies aber an ein mangelhaftes Radio mit Netz-Wickelkondensatoren angeschlossen war.
      Jahre später kostete mich genau das gleiche Problem ein paar Tage Fehlersuche in einer Meßeinrichtung (Audio-Analyzer-Meßplatz) deren Eingangsschalter (CMOS-Bilateral-Switches) sich allesamt in zusammengeschmorte Klumpen und ein wenig Ruß verwandelt hatten nachdem damit ein ebenartiges Röhrenradio gemessen wurde.

      Aber sei´s drum ich hoffe es macht jedem klar das man an genau dieser Stelle überhaupt nicht pfudeln darf, auch nicht ein bisschen und auch nicht im Notfall.
      Ist Notfall dann läßt man die Kiste aus bis es 150%ig nach Strich und Faden gemacht worden ist. Es ist auch nicht verkehrt wenn sich der Ungeübte das vom Elektriker nebenan erklären oder gar machen läßt und ihn anschließend eine VDE-Prüfung auf Sicht (im Grenzfall auch Messung) durchführen läßt.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      So, nach langer Zeit konnte ich endlich ein wenig weiter machen.
      Nachdem ich die Becherelkos und ein paar von den Teerkondensatoren getauscht habe
      kann ich schon ein paar Sender (sehr leise) empfangen :) .
      Die Entstörkondensatoren sind auch draußen und durch einen XY-Kondensator ersetzt worden.

      Nur, durch welche Kondensatoren kann ich die Teerkondensatoren mit den niedrigen Werten ersetzen? (300pF, 200pF ,100pF und 25pF)
      Kann ich da Keramikkondensatoren nehmen, z.B. diese?

      ebay.de/itm/4-Stuck-HV-Kerko-3…347944:g:Rj8AAOSw0vBUktrJ

      Ich bin da jetzt ein wenig verunsichert weil Achim in einem anderem Thread schreibt:
      Zitat: Folien- oder Keramikkondensatoren für alle anderen (allgemeinen) Zwecke
      dürfen NICHT verwendet werden, auch wenn die Nennspannung noch so hoch
      ist.

      Oder verstehe ich da jetzt was nicht richtig :S
      --
      Gruß Manni
      Wäre natürlich wichtig zu wissen in welchem Zusammenhang diese Aussage von Achim steht.
      Kondensatoren setzt man je nach Verwendungszweck passend ein, es kommt also darauf an welche Aufgabe er erfüllen soll. Jede Folienart hat Stärken und Schwächen.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Moin,
      das erwaehnte Zitat steht im Zusammenhang mit Netzentstoerkondensatoren.

      Fuer alle Kondensatoren, die nicht direkt am Netz liegen und im Fehlerfall eine Gefahr darstellen (indem sie das Chassis unter Strom setzen oder abbrennen) gilt: Ist der gewaehlte Kondensator fuer den Anwendungsfall geeignet? Also Toleranz, Verlustwinkel, HF-Eignung etc. Die obengenannten Kondensatoren wird man wahrscheinlich auch durch Keramiktypen ersetzen koennen. Hier wollte man eine bestimmte Kapazitaet und eine bestimmte Spannungsfestigkeit. Allerdings: Sind das wirklich noch Papierwickelkondensatoren? Bei so kleinen Kapazitaeten? Da verwendete man eigentlich Keramik- oder Styroflexkondensatoren.

      73
      Peter
      Zehn Jahre danach konnte man dann so langsam dran denken endlich mal das lange entbehrte Styroflex zu erfinden :)

      Papier- und Metallpapier-Kondensatoren erfüllen in jedem Fall die notwendige Durchschlagsfestigkeit, was je nach Anwendungsort und -Art schon wichtig ist. Manche Kunstoffolien-Arten schlagen bei deutlich unter 300V durch, halten partout keine nennenswerten Wechselanteile aus, und dann ist der neue Kondensator auch schon wieder Klipsch. Wir bewegen uns schon in der scheibar popelig simplen Röhrenradiotechnik aber erst Recht in der Röhrenverstärker- und erst recht Röhrenfernseh-Technik schon deutlich in Regionen hinein die nur noch wenige Kunststofffolien ohne Durchschlag überleben. Durchschläge von MK-Kondensatoren waren in den Fernsehgeräten der Sechziger daher ein Dauerreparaturfaktor. Besonders im Impulsteil. Kaum ersetzt waren sie schon wieder durch.
      So kommt es dann das selbstheilende Kondensatoren Mengen an Durchschlägen erleiden, dabei immer mehr an Kapazität verlieren, aber durch sinkende Kapazität und dadurch steigende kapazitätsabhängige Permittivität (es gibt einen Anteil der kapazitiv unabhängig ist und einen der kapazitätsabhängig ist, unter den Wickelkondensatoren ist er nur bei Papierkondensatoren ausschließlich kapazitätsunabhängig) ein völlig ungewünschtes Verhalten zeigen das sich zunehmend in einem Teufelskreis bewegt.

      Ich warne immer wieder davor verhältnismäßig kleine moderne MK-Typen in klassische Röhrengeräte einzubauen, selbst wenn 250V oder 350V drauf steht, sind die allermeißten Niederspannungs-Folienkondensatoren langfristig völlig ungeeignet. Je kleiner desto ungeeigneter und große röhrentechnik-geeignete gibt es nicht mehr beim Krempler an der Ecke. Gute Papierkondensatoren würde ich folglich niemals ohne triftigen Grund durch irgendwelches MK-Zeug ersetzen. Nachgewiesenermaßen defekte muß man bestmöglich ersetzen, d.h. das man absolut nicht jede Folie in jeder Umgebung einsetzen kann. 1,5...2kV ist der minimale Wert der Spannungsfestigkeit, wenn man auf Nummer sicher gehen will und damit sind über 80% aller MK-Kondensatoren als Ersatz passe. Einfache Kopplungen von Stufen unter 200V DC sind also das einzige was sie noch leisten können. Da lauert dann das nächste Problem, manche 2kV-Kondensatoren sind vom vorausschauenden Hersteller mit 250/350V gelabelt und haben diese Reserve schon drin, manche aber nicht und zu unterscheiden sind sie von außen nicht deutlich.

      Nur zur Verdeutlichung - MP erreicht in aller Regel 20kV und die Permittivität die in die Dielektrizitätszahl einfließt ist kapazitätsunabhängig. Was eine Proportionalität zwischen Dielektrizitätszahl und Durchschlagsfestigkeit ergibt und foglich reale Kondensator-Bauelemente ergibt die im Formfaktor mäßig groß, durchschlagsfest und rel. hochkapazitiv sein können. Isolationsprobleme können in der Praxis gealterter Geräte fast ausschließlich durch unsachgemäße Lagerung des Gerätes (Wasserloch, feuchte Bude, Waschkeller usw. mit viel zu hohen Luftfeuchtigkeitswerten wie in einem Humidor oder noch höher), aber praktisch nie durch autonome Durchschläge entstehen.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „Jogi“ ()

      Hallo
      Erst mal ein Dankeschön für die Erläuterungen zu den Kondensatoren.
      Nachdem ich heute morgen zwei weitere Kondensatoren getauscht habe ist
      völlige Funkstille.
      Zuerst war noch kurz ein Pfeifton zu hören, und dann nichts mehr. Das Radio
      gibt keinen Mucks mehr von sich.
      Zu allem Überfluss ist dann auch noch das Skalenseil gerissen.
      Hat vielleicht jemand im Raum Vreden ein Röhrenprüfgerät?
      Hab irgendwie das Gefühl das ich die ECL11 gekillt habe.
      --
      Gruß Manni
      Hallo
      Also die Heizung glüht.
      Der Fehler trat auf nach dem ich die rot eingekreisten Kondensatoren getauscht habe.
      Den 300pF hatte ich durch einen 330pF 3kV Keramikkondensator ersetzt. Jetzt ist erst mal
      wieder der alte drin, aber weiterhin Totenstille, nicht mal ein leises Netzbrummen kommt
      aus dem Lautsprecher ?(
      Die anderen beiden sind nur für den Klang (Hoch-Mittel-Tief) verantwortlich, da kann ich den Schalter auch so
      stellen das die Quasi in der Luft hängen.
      Schaub Netzteil.jpg

      Mal eben eine andere Baustelle. Ich habe die Spannungen im Netzteil gemessen. An der AZ1
      liegen an den Anschlüssen die vom Travo kommen 718Volt~!!! an.
      An den beiden Elkos (450V Spannungsfestigkeit), die ich als Ersatz für die Becherelkos eingelötet habe,
      liegt eine Spannung von 460Volt- und 435Volt-an.
      Damit ist der eine schon mal überfordert und der andere knapp an der Leistungsgrenze.
      Damit stimmen dann auch die Spannungsangaben im Schaltplan nicht mit den Messergebnissen überein.
      Da stimmt doch was nicht, oder? Wie gesagt, der Trafo wurde mal neu gewickelt. Die Feldwicklung die
      zwischen den beiden Elkos liegt hat 2,4kOhm, die scheint in Ordnung zu sein.
      Ich bin im Moment echt ein bisschen am verzweifeln. ;(
      --
      Gruß
      Manni
      Hallo Manni,

      deine Spannungsangaben sehen mir persönlich nach einer Lastfreiheit auf der Sekundärseite aus, will sagen, es fließt kein Strom !!

      Das wäre nur möglich, wenn im Anodenkreis der ECL eine Unterbrechung ist. Prüfe mal dahin gehend und/oder wenn möglich, den Strom auf der Sekundärseite. Will nicht hoffen, dass es den AÜ erwischt hat...

      Gruß, Dieter