Sicherungswiderstände werden niederohmig (!)

      Sicherungswiderstände werden niederohmig (!)

      Hallo Forum,

      ist Euch auch schon mal untergekommen, dass Sicherungswiderstände (fusible resistor, fuse resistor) statt bei Überlastung hochohmig zu werden, zunächst niederohmig werden?

      Ich sehe das momentan bei einem Verstärker von Hitachi (HMA-8500 MkII von 1984/85). Die dort verbauten Sicherungswiderstände haben alle eine Nenntoleranz von 5% (goldener Ring). Dort habe ich einen Sicherungswiderstand mit Nennwert 47 Ohm (nach Schaltplan und Farbcode: gelb, violett, schwarz) auf dem Widerstand vermessen. Er hatte anfänglich 49 Ohm. Nach versehentlich provozierter Überlast aber nur noch 27,4 Ohm (auch ausgebaut gemessen, kein Messfehler!).

      Ein weiterer noch eingebauter Sicherheitswiderstand mit Nennwert 150 Ohm hat nur noch 128 Ohm. Die Beobachtung ist also kein Einzelfall. Allerdings gab es auch einen vollkommen hochohmig gewordene Sicherungswiderstände und einen, die "auf dem Anstieg war", bei Nennwert 47 Ohm, tatsächlich 57,9 Ohm. Alles weit ausserhalb der Toleranz.

      Langsames hochohmiger werden kann ich mir physikalisch erklären. Aber wie hat man sich vorzustellen, wieso so ein Widerstand zunächst niederohmiger wird? Das widerspricht doch auch vollkommen dem Zweck, den er erfüllen soll! Im Web findet man einen Bericht (übrigens ebenfalls bei einem Gerät dieser Hitachi-Serie, Zufall???), wo ein Sicherungswiderstand von 220 Ohm Nennwert inzwischen auf nur noch 25 Ohm gefallen war!

      Also so ziemlich das Gegenteil von Sicherungswiderstand - OK er brennt nicht, na ja wenigstens was...


      Gruss
      Reinhard
      Hallo Reinhard,

      das kann ja eigentlich nur entweder eine Folge von Alterung sein, oder ein Produktions- bzw. Konstruktionsfehler.

      Viele Si-widerstände sehen ja wie Kohlemassewiderstände aus. Wenn im Inneren ein umpresstes Granulat steckt, kann natürlich eine Überlastung durch Sinterungs- oder Schmelzeffekte den Wert herabsetzen. Auch bei meinen umfangreichen Messungen an alten KoMa-Widerständen zeigten sich häufig starke Abweichungen nach oben UND unten.

      Bei einem Sicherungswiderstand, der aus einer aufgedampften Widerstandsbahn auf einem Keramikkörper besteht, müsste es aber andere Ursachen geben.

      Kennst Du den Hersteller? Hast Du mal einen dieser Widerstände durchgesägt oder angeschliffen?
      Achim

      Sicherungswiderstände werden niederohmig (!)

      Hallo,
      das würde ich jetzt gerne 'mal genauer wissen wollen. Wir verkaufen nämlich diese Art von Widerständen für in die Steuerungen von Waschmaschinen und Trocknern. Bisher haben wir noch keine Klagen gehört. Aber das sind ja auch langwierige Prozesse bis mal ein Widerstand seiner Aufgabe gerecht werden muß. Den Hersteller hätte ich auch gerne gewußt.
      Unsere Produkte sind allerdings Sicherungswiderstände aus Draht (Vitrohm). Von Royalohm (Metallschicht auf ??), wovon wir auch Produkte haben, sind mir schon mehrfach Klagen gekommen.

      Detlef
      Hallo Detlef, Achim,

      Ich habe keinen Versuch unternommen, so einen Widerstand auf seine Konstruktion hin zu untersuchen, da mir dafür die Kenntnisse und Untersuchungsmöglichkeiten fehlen. Wenn das Untersuchungsergebnis auch hier im Forum mitgeteilt wird, schicke ich gerne den Sicherungswiderstand, der nach Überlast 27,4 Ohm hat und auch den Bruder, der mittlerweile auf 57,9 Ohm ist, beide mit Ausgangsnominalwert von 47 Ohm. Detlef, Achim, einigt Ihr Euch, wer von Euch den Widerstand untersuchen will?

      Diese Sicherungswiderstände sind aus der Hitachi Stereoendstufe HMA-8500 MkII von 1984/85 (sagte ich schon oben). Dort sind die in Mengen verbaut und verändern ihre Werte ohne dass man es ihnen äusserlich ansehen könnte. Die graue Keramikschicht mit dem Farbcode verfärbt oder verkohlt nicht. Unter anderem sind mit diesen Widerständen auch die Gate-Eingänge der Hitachi Power MOSFETS abgesichert. Der mittlerweile niederohmige Sicherungswiderstand stammt genau von dort (siehe auch Schaltplanausschnitt). Es handelt sich bei den Widerständen vermutlich um japanische Produktion von Anfang der 80iger Jahre.

      Hier mal ein Schaltplanausschnitt. Dort sind sie eindeutig mit eigenem Symbol gekennzeichnet (Wellenlinie im Kreis) und zusätzlich ausdrücklich mit dem Zusatz "Fuse resistor" versehen. Die Sicherungswiderstände sind alle hochbeinig, verbaut. Aber nicht alle hochbeinig verbauten Widerstände im Gerät sind auch Sicherungswiderstände. Die von mir beanstandeten sind es aber. Normale Widerstände sind nach US/JP Dictus mit dem "Zickzack-Liniensymbol" (ohne Kreis) dargestellt.






      Das Multimeter schwankte zwischen 28 und 29 Ohm; der Kurzschlusswert (Mess-Spitzen miteinander in Kontakt) war im Bereich 0,7-1,3 Ohm. Mit dem Komponententester wurden 27,4 Ohm angezeigt. Es handelt sich um R611L vor dem Gate von FET603L (Hitachi-Power-MOSFET) im obigen Schaltplanausschnitt.


      Seht auch hier, letzter Post #12: hifi-forum.de/viewthread-185-10152.html

      Dies sind genau die Widerstände (aus RMorg, ausgebaut aus Schwesterserie Gerät Hitachi HMA-7500)

      images.google.de/imgres?imgurl…LAhVBKA8KHRZuDwQQrQMIPDAK


      Grüsse,
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hallo Reinhard,

      auf alle Fälle ist es ein Widerstandstyp mit Kappenkontaktierung. Aber chemische bzw. physikalische Veränderungen der auf den Träger aufgebrachten Widerstandsschicht kann es natürlich dennoch geben.

      Diese Serie eines bislang unbekannten Herstellers hat im genannten Produktionszeitraum folgleich ein Problem.
      Gerade bei Endstufen, die zeitweise ordentlich ausgesteuert werden, muss ja mit temporärer Überwärmung gerechnet werden.

      Zu befürchten ist außerdem, dass die betroffenen Widerstände dann im Fehlerfall nicht zuverlässig auslösen, weil durch ihre Niederohmigkeit nicht genügend Spannung abfällt und die zum Auslösen erforderliche Wärme nicht erreicht wird. Das kann für die Halbleiter üble Folgen haben.

      Ich werde in Zukunft auf diesen Typ achten und ihn ersetzen, wenn er in Geräten der 80er auftaucht.
      Achim
      Hallo Reinhard,
      hallo Achim,
      jetzt habe ich mir diese Endstufe erst richtig angesehen. Ich mag mich irren, aber die in der Gate-Leitung liegenden Widerstände sind bestimmt nicht dazu da abzusichern; das sind die "Arbeitswiderstände" für das Gate. Metalloxid keramisch, weil sie rauscharm sein müssen, Kondensator parallel um die Induktion zu reduzieren. Wahrscheinlich gab es damals keine anderen in dieser Ausführung. So auch in den Drain- bzw. Source-Leitungen.
      Eine Möglichkeit gibt es mit Metallbandwiderständen. Nur die gibt es nicht in den "hohen" Werten.
      Weiter existieren von Vishay Dale die CMF Fusibles, auch Metallschicht, flammwidrig. Die gibt es sogar bis 10 MOhm, allerdings nur bis 1,5W.
      Als einziges sehe ich die Superes, die nicht als Sicherungswiderstände angegeben sind (aber s.o.) jedoch auch flammwidrig sind.. Für Audio eigentlich die besten aber auch recht teuer. Es gibt diese in 5W und 10W. Größe ist 6,5mm ø x 19mm Länge bei den 5W. 1% Toleranz, kleiner Temperaturkoeffizient, < 0,7 µH Induktivität.
      Was ich auch gelesen habe, ist, daß manche Kunden einfache Metallschichtwiderstände eingesetzt haben.
      Ob das eine oder andere funktioniert, muß natürlich durch eine provozierte Überlast getestet werden, natürlich nicht am wertvollen Gerät!

      Was die Absicherung angeht, setzt man bei Netzteilen zuverlässig NTC-Widerstände ein. Das geht hier jedoch nicht, weil die weder kapazitäts- noch induktivitätsarm sind. Wenn Sicherung, dann eine Schmelzsicherung in die Stromversorgung, wenn das nicht bereits ist?!

      Reinhard, ich würde die Widerstände gerne untersuchen.

      Detlef
      Hallo Detlef,

      da hast Du recht, der Sicherungswiderstand vor dem Gate ist auch Arbeitswiderstand. Sicherungs- und Sicherheits-Funktion hat er aber auch. Ist deshalb besonders hochbeinig eingebaut. Berührung mit dem Multimeter an der Stelle "LPG", aktiviert augenblicklich die Schutzschaltung (schaltet ab) und anschliessend ist dieser Widerstand hochohmig (leider eben nicht immer, manchmal erst niederohmig).

      Schicke mir mit Email oder PN Deine Adresse, dann sende ich Dir Widerstände (nominal alle 47 Ohm), die nach dem "Auslösen" die Werte von 28, 39, 59 Ohm, 40k und 1,4 MOhm angenommen haben.

      Gruss,
      Reinhard
      Hallo Detlef,

      wenn der Hersteller ausdrücklich Sicherungswiderstände vorsieht, spricht nach meiner Erfahrung einiges dafür, dass dies einen Grund hat.

      Im Fehlerfall kann es doch sinnvoll sein, durch eine frühzeitige Unterbrechung hohe Ströme etwa zwischen einem durchgeschlagenen Endtransistor und galvanisch gekoppelten davor liegenden Stufen zu verhindern.
      Im Schaltbild ist zudem ausdrücklich das Ausrufezeichen im Dreieck abgedruckt - ein starker Hinweis darauf, dass hier ein Sicherheitsaspekt hereinspielt und nicht nur Sicherungswiderstände verwendet wurden, weil keine anderen zur Verfügung standen.

      Wenn es ausschließlich um die Induktionsarmut gegangen wäre, hätte ich einen anderen Hinweis im Schaltbild erwartet wie "induktionsarm".

      Die Erfahrungen mit den hier im Forum oft behandelten 92xx Receivern und deren Endstufen zeigen, dass zusätzliche Sicherungsbauteile für die einzelnen Spannungen der einzelnen Kanäle - im Gegensatz zur Situation mit einer globalen Netzsicherung - die Kollateralschäden bei einem Endstufendefekt massiv reduzieren.
      Achim

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