Grundig 5019 Stereo

      Grundig 5019 Stereo

      Hallo an euch,

      heute flog mir ein relativ gut erhaltenes Radio von 1959 zu. Es hat zwei getrennte NF-Kanäle und dies hat sich wohl ein findiger Bastler zunutze gemacht: mitten im Gehäuse prangt ein zusätzlich eingebauter Stereo-Decoder.
      Ich habe das Gerät erst eine Stunde hier und weder weiter geguckt noch in Betrieb genommen. Da das Radio 4 dynamische Lautsprecher hat, vermute ich mal, dass das FM-Stereosignal auf die beiden seitlichen aufgeteilt wird. Es fehlt nach dem ersten Eindruck eine Mono-Taste.

      Ach ja, eines dieser Füßchen fehlt, falls jemand sowas oder ein Schlachtgehäuse hat, würde ich dies abnehmen.

      Gruß, Dieter
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      Darf beim Gerätefüßchen etwas gepfuscht werden?

      Fehlt das Füßchen vorn, ist das optisch unschön.
      Nicht gut zu erkennen, sind die vorn und hinten identisch?
      Vorn würde ich eher die vorhandenen Originalfüße nehmen.
      Hinten sieht man es nicht so, da ginge ein Holzklötzchen.
      Schöner wird es, wenn man sich z.B. aus einem alten Stuhlbein Füßchen macht.

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Ich habe nichts gegen sauber gearbeitete Ersatzteile, die nicht original sind, wohl aber etwas gegen Pfusch.

      Die Füßchen sind allesamt gleich und aus Kunststoff. Da das Radio eines der letzten aus den 50ern ist, hat man bereits auf die umlaufenden Holzleisten verzichtet.
      Mir persönlich gefallen die Stelzfüßchen überhaupt nicht, aber alles andere wäre ein Kill der Originalität.

      Dieter
      Hallo Dieter,

      das Gerät hat die berühmte Grundig-Trickschaltung. Die beiden ELs stellen eine Gegentakt-Mono-Endstufe nur für den Tieftonbereich und GLEICHZEITIG zwei Eintaktendstufen für die Stereowiedergabe des Mittel-Hochtonbereichs dar. Schau dir das Schaltbild an. Der Gegentaktübertrager ist für höhere Frequenzen gebrückt, jeder Gegentaktzweig arbeitet "eintaktig" auf einen Hochton-Übertrager. Die EABC dient als Phasenumkehr für den Gegentaktbetrieb (dafür sind die Hochtöner gegenphasig angeschlossen, so dass die Phase wieder stimmt).

      Das Ganze funktioniert tatsächlich einigermaßen effektvoll. Grundig hat mehrere Jahre die obere Mittelklasse so ausgestattet.

      Gruß
      Stefan

      Klarzeichner schrieb:

      Das Ganze funktioniert tatsächlich einigermaßen effektvoll
      Subwoofer Prinzip. Bei Stereobetrieb sollte der Hochton-Frontseite aus gehen, richtig?

      deltamike55 schrieb:

      Es hat zwei getrennte NF-Kanäle und dies hat sich wohl ein findiger Bastler zunutze gemacht: mitten im Gehäuse prangt ein zusätzlich eingebauter Stereo-Decoder.
      Da kannst Du ja noch einen C-QUAM Decoder dazu bauen.

      Bemerkenswert ist die letzte ZF-Stufe mit der EF80 (ungeregelt ?( ).
      Vielleicht kann der User 'decoder' uns die mal bitte begründen.
      Da hätte ich eine geregelte EF85 oder 89 erwartet.
      Sie arbeitet auch für AM. Da sollte für den Ferritstab genügend
      Empfindlichkeit vorhanden sein. :)

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „oldeurope“ ()

      Hallo oldeurope,

      ja, der Front-Hochtöner spielt nur bei Mono.
      Die dritte Zf-Stufe ist gar nicht merkwürdig. Sie dient hauptsächlich bei FM als Begrenzer und wird bei AM, da ungeregelt, nur mit mittlerer Verstärkung mitlaufen. Verstärkt damit immer noch mehr als die meisten Radios (alle Sechskreiser), denn die haben bei AM überhaupt nur eine Zf-Stufe.

      Der Transistordecoder kommt mir irgendwie bekannt vor, ich kann ihn aber nicht zuordnen. Evtl. Körting?

      Gruß
      Stefan
      Hallo,

      Ich meine der Regelunfang wird mit einer elektrischen Antenne

      unzureichend sein.
      Das verstehe ich nicht. Die EF 80 ist, wie du oben schon gesagt hast, gar nicht geregelt, also gibt es auch keinen Regelumfang. Unabhängig von der Art der verwendeten Antenne.

      Wieviel dB verstehst Du unter "mittlerer Verstärkung"
      Ist das dein Ernst, du erwartest hier eine dB-Angabe? Es ist eine normale Zf-Verstärkerstufe, bloß eben ungeregelt. Der Arbeitspunkt wird wohl so festgelegt sein, dass auch stärkere Signale die Stufe nicht übersteuern, die Verstärkung wird daher eher gering sein. Es ist ja auch durch den teilweise nicht überbrückten Rk eine gewisse Gegenkopplung vorhanden. V wird jedenfalls deutlich > 1 sein, sonst hätte man ja AM schon nach der EF 89 demodulieren können.

      Gruß
      Stefan
      Hallo,

      allgemein: Um einen mehrstufigen Verstärker zu regeln, kann es je nach Anforderung völlig reichen, die erste Stufe regelbar zu machen. Allgemeingut.
      @ oldeurope: Grüß dich, jetzt hätte ich gerne mal deine Sicht der Dinge zu dieser Schaltung gehört. Insbesondere, warum der Regelumfang nicht reichen soll.

      Gruß
      Stefan
      Jetzt erst klinke ich mich auch mal ein.
      Die Endstufenauslegung für NF-Stereo war in mehr oder weniger dieser Form um die Zeit verbreitet, bei unserem zeitgenössischen Loewe Opta Konzertschrank gab es sie auch, dazu toll klingende Schallwände die entsprechend beschaltet waren = traumhafter Klang.
      Da ich jetzt nicht in den Grundig Bildern/Plänen herum studiert habe kann ich aus dieser Richtung sagen, daß es ein passendes Umschaltwerk geben müßte, bei Loewe bezeichnet mit Mono / Stereo / Raumklang, 3D oder HIFI. Es wäre also hier denkbar das der Umrüster den Decoderausgang dementsprechend an die NF-Eingangsklemmen gelegt hat. Man könnte also den NF-Teil in FM-Stereo speisen und gleichtzeitig an den Klemmen ein Stereosignal für Aufnahmen abnehmen.

      Zu einer gewissen Zeit, als Röhrenradios ihren zweiten oder dritten Frühling erlebt haben, das war als die weiche breiige Masse ihre Konzerttruhen schon mit dem Beil zerkloppt hatte, wurde der Wunsch nach "Stereo aus dem alten Röhrenbrummer" sehr oft in meine Richtung getragen. Dem wurde von mir auch vielfach entsprochen, nach Beratung was für ein Sakrileg da begangen wird. Technisch ist das einfach zu bewerkstelligen, Deemphasisglied raus, PLL-Stereo-Decoder rein, Spannungsversorgung und Strippen zu den Anschlüssen legen und fertig. Probleme gibt es da keine in Form zu weniger ZF-Verstärkung, eher schon durch nicht stereogerecht ausgelegter Bandbreite, Fehlanpassung (Ratio-Nachgleich) und durch zu schlechte Nachbarkanal-Selektion. Wenn die Deemphasis nicht richtig gemacht wird (kann ich hier konkret natürlich nicht beurteilen) kann der Klang danach zu hell (garkeine Deemphasis mehr) oder zu dunkel (zweimal verbaute Deemphasis) werden, denn so ein empfindlicher PLL-IC-Dekoder arbeitet manchmal trotz versehentlich dringelassener Deemphasis noch zufriedenstellend.

      Aber das mal alles nur am Rande. Ein Sakrileg bleibt es so oder so, aber oft waren die Radiobesitzer total zufrieden wenn sie mit ihrem Uher-Royal oder Grundig TK845 den warmen tollen Klang eines röhrenbestückten "Wellenfischers aufnehmen konnten wo andere nur noch Transistor-Empfangsteile benutzen konnten. Objektiv nachweisbarer Effekt? Naja! Das Auge ißt mit.

      Die alteuropäische Fraglichkeit der Überalles-Verstärkung in Dezibel kommt mir eher spalterisch als nützlich vor. Natürlich kann man einen über alle Stufen geregelten ZF-Verstärker besser zum Fernempfang auf den AM-Bändern optimieren, wenn die Regelkurve optimal wirksam wird. Aber bei FM und gut gerechnetem ZF-Verstärker kommt es kaum zu Verstärkungsmangel sondern es ist die entscheidende Frage der Rauschabstand und der erste aktive Kreis da soll man gut regeln, außerdem soll der Begrenzungseinsatz früh genug sein, was nicht unbedingt nach vielstufiger ZF-Regelung schreit.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Jogi“ ()

      Klarzeichner schrieb:

      @ oldeurope: Grüß dich, jetzt hätte ich gerne mal deine Sicht der Dinge zu dieser Schaltung gehört. Insbesondere, warum der Regelumfang nicht reichen soll.
      Eine elektrische Antenne bringt Dir gegenüber einer Ferritantenne etwa 3S-Stufen mehr Pegel.

      Klarzeichner schrieb:

      sonst hätte man ja AM schon nach der EF 89 demodulieren können.
      Ja, kann man. Das ist der Klassiker.
      Bei Betrieb mit elektrischer Antenne bringt die Mischhexode mit einer ZF-Pentode
      genug Pegel, schwache Sender bauen schon Regelspannug auf.

      Wenn Du da jetzt nochmal ungeregelt 30dB dahinter hängst, muss der Empfänger die ECH81 und die
      EF89 schonmal per se um diesen Bertag zu regeln. Das macht er mit dem Störpegel der el. Antenne.
      Diese 30dB verlierst Du damit an Regelunfang.

      Deshalb meine ich, dass mit elektrischer Antenne der Regelunfang unzureichend sein wird.
      Aha. Ja, verstehe. Nun wird das Ganze so ausgelegt sein, dass der Regelumfang ausreichend gewesen ist, denn es glaubt doch niemand im Ernst, dass das Gerät mit Hochantenne und Ortssender übersteuert war. Solche krassen Fehler hat es bei Grundig-Radios nicht gegeben, deren Entwickler haben immer gewusst, was sie wie taten. Auch, wenn sie in diesem Fall die zweite AM-Zf ungeregelt gemacht, und nicht wie in 95 % aller Röhrenradios nach der ersten EF demoduliert haben. Ich vermute, die Verstärkung der EF 80 ist relativ gering, aber das Plus an Empfindlichkeit so groß, dass es das Minus an Regelumfang argumentativ überwogen hat.

      Hallo, Hans!??

      Gruß
      Stefan

      PS: Dieter, wärst du bereit, die Verstärkung der EF 80 bei AM mal zu messen, wenn du sowieso an dem Gerät arbeitest?

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Klarzeichner“ ()

      Klarzeichner schrieb:

      wärst du bereit, die Verstärkung der EF 80 bei AM mal zu messen, wenn du sowieso an dem Gerät arbeitest?
      Hallo Stefan,

      mach ich gerne, wenn das Gerät wieder läuft. Momentan ist es zerlegt und ich baue zurück auf den Originalzustand ohne Decoder. Leider hat der Bastler vor mir die HiFi Taste mißbraucht und sie als Mono-Stereo Umschalter umgelötet, deshalb gibt es einiges zu tun.

      Gruß, Dieter

      deltamike55 schrieb:

      mach ich gerne, wenn das Gerät wieder läuft.

      Echt? Willst Du mindestens ein Bandfilter verkurbeln weil jemand zu faul ist die Stufe
      zu berechnen oder zu simulieren?

      Klarzeichner schrieb:

      deren Entwickler haben immer gewusst, was sie wie taten.
      Mir fällt momentan kein weiteres Gerät ein, bei dem die zweite AM-ZF ungeregelt arbeitet.
      Das tut ein Entwicker nur zähneknirschend.
      Geiz ist geil vielleicht: Wir haben da noch massenweise EF80 aus der
      Fernsehtechnik rumliegen. Verbraucht die mal in der Radioproduktion. ;)

      deltamike55 schrieb:

      Leider hat der Bastler vor mir die HiFi Taste mißbraucht und sie als Mono-Stereo Umschalter umgelötet, deshalb gibt es einiges zu tun.

      Gruß, Dieter


      Missetat!
      Das kann man doch eleganter lösen. Ich habe dazu in solchen Fällen in eine eh vorhandene Öffnung einen Schalter eingesetzt, leicht und ohne unschöne Extralöcher reversibel. Die Zusatzeinbauten wurden ebenso installiert, der Deemphasis-Kondensator wurde nur isoliert aber am Ort belassen, wer soll den denn bei Rückbau erst suchen. Eigentlich benötigt man nichtmal eine Taste, der Stereo-Coder der Sender wird heutzutage niemals abgeschaltet, auch bei Mono wird schön mit Stereo-Rauschen gesendet weil es den Sendebetrieb vereinfacht - der Volontär muß nicht zum Coder laufen und den ein- und ausschalten, je nach Sendung.
      Aber ganz weg ist viel authentischer, solche Notlösungen mit nachgefummeltem Stereodecoder erachte ich heute nicht mehr als sinnvoll.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.