Ich verstehe unter Recappen das pauschale Ersetzen der Bauteilklasse "Kondendsator" bei einem Gerät, nicht hingegen den gezielten Ersatz eines Einzelbauteils, das elektrisch auffällig geworden ist. Ausschließlich darauf bezog sich meine Frage am Ende von Post 62.
Nehmen wir folgenden Fall:
- Ein alter Kondensator in einem Röhrengerät fällt durch einen eher niedrigen Isolationswiderstand und einen Kapazitätswert außerhalb seiner Toleranz auf.
- Man möchte ihn gerade nicht pauschal ersetzen, sondern sucht nach einem Kriterium für die Entscheidung Ersatz versus Nichtersatz.
- Man baut das Teil aus und misst (erforderliche Messinstrumente als vorhanden vorausgesetzt) zum Beispiel einen Isolationswiderstand von x MOhm.
- Dann betrachtet man die Schaltung und bestimmt, wie oben beschrieben (Spannungsteiler...) die maximal tolerable Untergrenze für den Isolationswiderstand.
- Man entschedet: Ersetzen um Folgeschäden zu vermeiden Ja oder Nein.
Das klingt plausibel. Allerdings fallen mir die folgenden Annahmen auf, die erfüllt sein müssen, damit die Entscheidung richtig getroffen wird:
1. Man muss sicher davon ausgehen können, dass der reduzierte Isolationswiderstand langfristig konstant sein wird und nicht, etwa durch Feuchtigkeitsaufnahme infolge von Hygroskopie oder durch langsam verlaufende chemische Prozesse sinkt.
2. Man muss sicher sein können, dass der Isolationswiderstand, definiert als ein Ohmscher Widerstand, auch ein Ohmscher Widerstand ist und nicht von der anliegenden Gleichspannung oder Temperatur abhängt. Wenn slso eine Spannungsabhängigkeit bestünde, der Widerstand also eher wie bei einem Varistor je nach Spannung unterschiedlich ist, müssten die Messungen unter denselben DC-Verhältnissen erfolgen, wie sie im Betrieb im Gerät herrschen.
3. Es gibt meines Erachtens nicht nur die Gleichspannungskomponente des Isolationswiderstandes, sondern auch eine Wechselspannungskomponente. Liegt ein Kondensator im Signalweg oder in einem (Schwing)kreis, hat ein parallel geschalteter Ohmscher Widerstand - und nichts anderes ist ein reduzierter Isolationswiderstand - Auswirkungen auf die Charakteristik dieser Schaltung in Bezug auf Wechselspannungen.
Hier wäre, bevor die Entsacheidung fällt, dass, da der Isolationswiderstand oberhalb der DC-mäßig geltenden Untergrenze liegt, kein Ersatz erfolgen muss, nachzuweisen, dass die Beeinflussung der Wechsalspannungswirkungen (HF / NF) durch den Isolationswiderstand des Kondensators ebenfalls außerhalb eines als vernachlässigbar akzeptablen Toleranzintervalls liegt.
Wenn 1- 3 erfüllt sind, fände ich das skizzierte Vorgehen sinnvoll und praktikabel. Ist eine Bedingung (oder mehrere) verletzt, entfällt die Aussagekraft des Entscheidungsmodells.
Allgemein wissen wir, dass die Aussagekraft von Modellen direkt von der Stärke der ihm zugrundeliegenden Annahmen abhängt. Schwache Annahmen führen zu hoher Aussagekraft, starke Annahmen hingegen zu geringerer Aussagekraft.
Die Kritik an einem Modell ist folgerichtig stets die Kritik an den ihm zugrundeliegenden Annahmen.
Nehmen wir folgenden Fall:
- Ein alter Kondensator in einem Röhrengerät fällt durch einen eher niedrigen Isolationswiderstand und einen Kapazitätswert außerhalb seiner Toleranz auf.
- Man möchte ihn gerade nicht pauschal ersetzen, sondern sucht nach einem Kriterium für die Entscheidung Ersatz versus Nichtersatz.
- Man baut das Teil aus und misst (erforderliche Messinstrumente als vorhanden vorausgesetzt) zum Beispiel einen Isolationswiderstand von x MOhm.
- Dann betrachtet man die Schaltung und bestimmt, wie oben beschrieben (Spannungsteiler...) die maximal tolerable Untergrenze für den Isolationswiderstand.
- Man entschedet: Ersetzen um Folgeschäden zu vermeiden Ja oder Nein.
Das klingt plausibel. Allerdings fallen mir die folgenden Annahmen auf, die erfüllt sein müssen, damit die Entscheidung richtig getroffen wird:
1. Man muss sicher davon ausgehen können, dass der reduzierte Isolationswiderstand langfristig konstant sein wird und nicht, etwa durch Feuchtigkeitsaufnahme infolge von Hygroskopie oder durch langsam verlaufende chemische Prozesse sinkt.
2. Man muss sicher sein können, dass der Isolationswiderstand, definiert als ein Ohmscher Widerstand, auch ein Ohmscher Widerstand ist und nicht von der anliegenden Gleichspannung oder Temperatur abhängt. Wenn slso eine Spannungsabhängigkeit bestünde, der Widerstand also eher wie bei einem Varistor je nach Spannung unterschiedlich ist, müssten die Messungen unter denselben DC-Verhältnissen erfolgen, wie sie im Betrieb im Gerät herrschen.
3. Es gibt meines Erachtens nicht nur die Gleichspannungskomponente des Isolationswiderstandes, sondern auch eine Wechselspannungskomponente. Liegt ein Kondensator im Signalweg oder in einem (Schwing)kreis, hat ein parallel geschalteter Ohmscher Widerstand - und nichts anderes ist ein reduzierter Isolationswiderstand - Auswirkungen auf die Charakteristik dieser Schaltung in Bezug auf Wechselspannungen.
Hier wäre, bevor die Entsacheidung fällt, dass, da der Isolationswiderstand oberhalb der DC-mäßig geltenden Untergrenze liegt, kein Ersatz erfolgen muss, nachzuweisen, dass die Beeinflussung der Wechsalspannungswirkungen (HF / NF) durch den Isolationswiderstand des Kondensators ebenfalls außerhalb eines als vernachlässigbar akzeptablen Toleranzintervalls liegt.
Wenn 1- 3 erfüllt sind, fände ich das skizzierte Vorgehen sinnvoll und praktikabel. Ist eine Bedingung (oder mehrere) verletzt, entfällt die Aussagekraft des Entscheidungsmodells.
Allgemein wissen wir, dass die Aussagekraft von Modellen direkt von der Stärke der ihm zugrundeliegenden Annahmen abhängt. Schwache Annahmen führen zu hoher Aussagekraft, starke Annahmen hingegen zu geringerer Aussagekraft.
Die Kritik an einem Modell ist folgerichtig stets die Kritik an den ihm zugrundeliegenden Annahmen.
Achim
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