Grundig SV140 Verstärker SV200

      Hallo Reinhard,

      es freut mich sehr, dass Dich das Ergebnis überzeugt! Mit der Reparatur und Revision des Chassis bin ich auch sehr zufrieden.

      Beachtlich auch, dass gerade mal ein einziger Elko unbrauchbar war, alle anderen noch 100% auf Sollwert lagen. Die Tantalelkos wurden nur vorsichtshalber ersetzt, um Folgeschäden vorzubeugen.
      Eigentlich spekuliere ich jetzt auf den Jogi-Elko-Bewahrungsorden für dieses Gerät ;)
      Die Qualität der Bauteile ist hier außerordentlich hoch, was sich beim RT100a schon gezeigt hatte. Und immerhin reden wir hier von den späten 60er Jahren, also Bauteilen, die rund 50 Jahre alt sind!

      Nun steht der Komplettierung des Gerätes und dem abschließenden Zusammenbau nicht mehr viel im Wege.
      Das Holzgehäuse ist in einwandfreiem Zustand, es wurde inzwischen gereinigt und mehrfach mit "Poliboy" Möbelpflege aufgefrischt.
      Bei der Vorderfront hatte sich die Aluminiumfront von ihrem Kuststoffträger gelöst. Sie ist wieder flächig verklebt worden und einbaufertig.
      Die Rückwand ist aus schwarz (eloxiertem?) Aluminium gefertigt und musste nur gereinigt werden.

      In den Seiten der Holzgehäuseschale sind großflächige starke Metallwinkel eingeklebt und verschraubt, die das Chassisim Gehäuse halten. Der verwendete Kleber ist jeweils durch 2 Löcher gequollen und hat sich auf den Seitenteilen des Chassis verteilt. Er war offenbar aggressiv und hat die Zinkschicht zerfressen:



      Alle anderen vernickelten Chassisbleche sehen aus wie neu.
      Das ist das einzige, was mich derzeit vom Zusammenbau abhält. Vielleicht lasse ich diese 4 Teile und die etwas mitgenommene Bodenplatte nächste Woche neu vernickeln.
      Achim

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      Hallo Achim,

      eine neue Elkodiskussion will ich nicht anfangen, aber bei Tantalkondensatoren halte ich es wie Du, es sei denn ich kenne den Gerätetyp so gut, dass ich abschätzen kann, ob und welche erfahrungsgemäss bisher immer unauffällig waren. Bei diesem Elkograb hast Du den Jogi-Orden und extensive Laudatio auf jeden Fall verdient.

      Zur Holzpolitur habe ich einen Geheimtipp (der schon keiner mehr ist). Kein Mittel hilft gegen Kratzer und matte Stellen so gut wie "Renuwell". Ich jedenfalls schwöre drauf.

      Gruss,
      Reinhard

      oldiefan schrieb:

      "Renuwell". Ich jedenfalls schwöre drauf.
      Hallo Reinhard,

      kann ich nur bestätigen ! Jeder Antikhändler verwendet das Zeug, ich habe immer einen Liter im Vorrat, meine Frau nimmt es ebenso für unsere Möbel.
      Früher hatte ich mal eine Flasche aus England, leider weiß ich den Namen nicht mehr. Es war schwarz und stank fürchterlich. Das war noch besser, sogar leicht spaltfüllend und deckte alle Kratzer ! Ist vermutlich schon ewig verboten...

      Gruß, Dieter
      EIn guter Tip! Renuwell werde ich mir besorgen, es wurde hier glaube ich auch schon mal für Gehäuse von Röhrenradios empfohlen.

      Beim vorliegenden Gehäuse ist die Oberfläche zum Glück noch in sehr gutem Zustand. Aber sehr viele auf Ebay angebotenen Geräte sehen aus, als hätte man sie an der Netzleitung aus den Tiefen eines Containers gezogen und dann zehnmal quer über das Gelände des Wertstoffhofs gezerrt. Am schlimmsten trifft es dann immer Gehäuseecken, vorstehende Knöpfe und Aluminiumfronten. Ein wirklich guter Zustand ist dann eigentlich nicht wieder erreichbar.
      Achim
      Hallo lieber Achim,
      der Orden für die Hege und Pflege enthaltener Elkos sei dir hiermit verliehen ;)
      Auf den Ritterschlag verzichte ich wegen akut zittrigen Händen, wir wollen ja nicht aus Versehen den Kopf amputieren, das wäre zu schade angesichts deiner hervorragend verfaßten Reparaturberichte, die dem gesamten Forum Rückgrad und Format verleihen.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Danke Jogi! Den Orden werde ich zukünftig zu besonderen Anlässen anlegen.

      In diesem Fall hatte ich gar nicht unbedingt vor, so konservativ zu verfahren. Die vollkommen einwandfreien Messwerte der Originalelkos haben mich überzeugt. Sie sind auch alle von 2-3 Herstellern und man hat auf einwandfreie Qualität geachtet. Auch bei manchen sehr alten Japanern mit Elkos von ELNA oder Rubycon sieht man heute noch so gute Werte.

      Bei Saba war die Situation in den 70ern dann etwas komplizierter. Nach der Übernahme durch GTE ging man wohl dazu über, aus Kostengründen global zu beschaffen und so findet sich in den Produkten dieser Zeit ein bunter Mix von Elkos aller möglichen Hersteller in den verschiedensten Qualitäten. Je nach Produktionslos oder -woche kann die Qualität ganz unterschiedlich sein.
      Für einen Zulieferer, der nur ab und zu einen Auftrag von Saba bekam, stand und fiel der eigene Erfolg auch nicht mit der Geschäftsbeziehung zu Saba, der Anreiz, tadellose Ware zu liefern war entsprechend geringer.

      Nun, die angefressenen Chassisblechteile habe ich ausgebaut und zum Galvanisieren gebracht.



      Dabei habe ich erfahren, dass sie nicht vernickelt sind, sondern galvanisch verzinkt. Auch diese Art der Verzinkung bringt, im Gegensatz zur Feuerverzinkung, sehr attraktive glänzende Oberflächen hervor. Der Korrosionsschutz solcher Oberflächenbehandlungen ist für die Verwendung in Innenäumen, also nicht im Freien, auch völlig ausreichend. Dem aggressiven Kleber hat das (unedle) Zink allerdings nicht standgehalten. Die Bleche werden nun, ganz im Sinne der Originalität, wieder verzinkt.
      Nach Ostern sind die Bleche hoffentlich fertig, und ich kann den SV 140 abschließend zusammenbauen.
      Achim

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      Auch das Projekt SV140 nähert sich nun seiner Fertigstellung. Die Bodenplatte und die 4 Seitenteile wurden mittlerweile neu verzinkt, dann das Chassis wieder zusammengebaut.

      Das Chassis war im Bereich der Elektronik ja bereits repariert und überholt.



      Die Seitenteile mit neuer Oberfläche:



      Dann wurden Gehäuse und Chassis wieder vereinigt:



      Auch die Bodernplatte erstrahlt in neuem Glanz:



      Der SV140 ist nun nicht nur technisch wieder auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit, sondern auch optisch ein echter Leckerbissen. Es folgen nächste Woche noch ein ausgiebiger Probelauf und einige Einstellungen.
      Das Gerät werde ich wohl in meinem Bestand behalten.
      Achim

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      Ich bin auch begeistert von diesem Verstärker. Allerdings steckt viel Arbeit darin, obwohl gerade kein flächendeckender Kondensatorersatz erfolgt ist und auch nicht nötig war. Aber die Mühe steckt im Detail.

      Noch ein Wort zur Oberfläche der Bleche: Sie wurden an den schadhaften verätzten Stellen sandgestrahlt, dann entfettet, galvanisch verzinkt und abschließend noch chromatiert (Chrom VI). So ist ein langfristiger wirksamer Korrosionsschutz auch unter widrigen Bedingungen gegeben. Die Optik ist auch ansprechend.



      Mir ist so ein Finish durchaus wichtig. So hat man eine "gesunde Technik in einem gesunden Chassis und Gehäuse".
      Achim
      Hi Achim,

      das ist ja eine irre Story geworden, ein wahnsinniger Gesamtaufwand, und ein dementsprechend tolles Ergebnis -- ein Neugeraet koennte nicht besser dastehen !

      Dennoch eine Frage: Was hat die Bearbeitung der Bleche am Ende gekostet ? Ich war ueberrascht, dass man da ueberhaupt noch einen Anbieter findet, der so ein Einzelstueck behandelt, aber bei dem Ergebnis bin ich noch viel mehr ueberrascht ... das haette ich nicht fuer moeglich gehalten ...

      Besten Gruss,

      Michael
      Hallo Michael,

      den Aufwand und die Arbeit mit den Spulen hätte ich mir gerne erspart. Aber man sieht es vorher nicht von außen, erst wenn man die kleine Abschirmbox öffnet.
      Die SV140 und SV200 sind hervorragende Vollverstärker, Denkmäler der frühen HiFi-Ära. Der betriebene technische Aufwand und die kompromisslose Schaltung machen die Geräte zu echten Klassikern. Daher habe ich hier sogar die allesamt verlustig gegangenen Bilder wieder eingebunden.

      EInen Preis für die Galvanisierung habe ich leider nicht, das lief im Rahmen eines Freundschaftsdienstes. (Man wirft sich gegenseitig schon mal einen Stein in den Garten.)
      Verzinken allgemein ist aber nicht übermäßig teuer. Viele kleinere und mittelständiche Galvanikbetriebe machen heute auch noch derlei Arbeiten. Mancher ist bei der Restaurierung von Oldtimer KFZ-Teilen stark im Geschäft, auch da fallen viele individuelle Groß- und Kleinteile an. Eine Anfrage dürfte sich fast immer lohnen.
      Wenn ich meine Objekte abgebe oder abhole gehen mir jedes Mal die Augen über, WAS man aus den riesigen Stoßstangen der 50er Jahre Schlitten, aus Felgen und Verdecken, ja sogar aus Buskühlern wieder machen kann, wenn man das Handwerk beherrscht.
      Achim
      Hi Achim,

      interessante Randinformation -- danke !! Ich habe in der Tat letzthin auch schon das eine oder andere Mal von der Restaurationskunst bei Autos profitiert -- da tummeln sich naemlich echt faehige Lackierer, die auch mal eine Sonderaufgabe nebenbei machen. Ich hatte einen versauten Deckel von einem Meracus Intrare -- der ist aus MDF und sieht nur schoen aus, wenn er _wirklich_ Hochglanzlackiert ist. Das ging dann auch ueber so einen kleinen Nebenauftrag ... und ist wunderschoen geworden. Haette ich selber so niemals hinbekommen ...

      Besten Gruss,

      Michael
      Hallo allerseits,

      Danke für das durchweg positive Feedback! Man schreibt immer, dokumentiert und macht Bilder, ohne so richtig zu wissen, ob und wer es sich überhaupt anschaut und ob es beim Lesen Spaß macht.

      Der Grundig SV140, überhaupt die Grundig Spitzenmodelle der späten 60er sind wirklich interessante und lohnenswerte Restaurationsobjekte, die noch viele Jahrzeehnte Freude machen werden.
      Schaut man sich die frühen japanischen Produkte im Vergleich an, sieht man den gewaltigen Rückstand, der zu dieser Zeit noch zu Herstellern wie Grundig, Revox oder Telewatt / Klein & Hummel bestand, dann aber gegen Ende der 70er (mehr als) aufgeholt wurde.
      Achim