Grundig SV140 Verstärker SV200

      A propos Sixties und Seventies - was hat man damals nicht alles auf sich genommen um bei den häufig stattfindenden Parties und Feten das zeitgleiche Zusammentreffen der eigenen Enthemmtheit durch ausreichend Alkohol und dem Beeindrucken der Mädels mit lauter guter Musik herzustellen.
      Wenn dann Morgens um 3 Jumping Jack Flash im glasklaren Sound die Hosenbeine flattern ließ und der Promisllestand die 1 vor dem Komma lange überschritten hatte, dann galt endlich "anything goes".
      Achim
      Du weißt ja Jogi - das Glück hilft dem Tüchtigen ;)

      Doch nun wieder zum SV140: Bevor dann das erste Einschalten ansteht, frage ich mich, was für Fallen hier noch vorhanden sein könnten, was die Risikofaktoren sind.
      In ledem Kanal liegen auf der Endstufenplatine 4 Tantalelkos, einer davon eine seltene Bauform, im schwarzen Kunststoffbecher vergossen. 1 x 15µF, 2 x 22µ und 1 x 100µ direkt bzw. indirekt im Signalweg. Bei galvanischer Kopplung und auch im Bereich vor der Kopplung mit einem 250µ Elko kann ein kurzzeitiger Feinschluss, wie er für diese Bauteile nicht selten ist, so einiges abschießen.
      Hier ist das Schaltbild:



      Flächendeckend ersetzen will ich bei diesem Gerät geade NICHT. Erste Stichproben bei den AL-Elkos brachten hervorragende Werte. Aber die Tantalelkos...
      Da man, wie ich inzwischen überzeugt bin, bei der Entscheidung für Tantal immer triftige Gründe hatte, käme auch nur der Ersatz durch Tantal in Frage.

      Gerade weil diese Geräte ursprünglich so betriebssicher und stabil konzipiert waren, muss die Frage geklärt werden, was sich im Laufe der Jahrzehnte geändert hat, dass doch Ausfälle auftraten. Tantalelkos im Signalweg sind bei mir dabei zuerst auf dem Radar.
      ____________________________________________________________________________________

      Zusätzlich musste ich feststellen, dass auch einer der Treiber defekt ist. Es ist der T512 (rechter Kanal, steuert T6 und T8 an). Verwendung finden entweder

      Texas Instruments T2084
      oder
      Motorola SJE212

      Letzterer war bestückt. Er hat einen gelben Farbpunkt, damit nach den Serviceunterlagen eine Verstärkung von 67-139.

      Nun sind beide Typen heute wohl nicht mehr so wirklich handelsüblich :(

      Die Treiber sollen nun, laut Unterlagen, zu den 2N3055 passen.

      Die vorher verbauten 8 No Name Exemplare haben: hFE von 44, 34, 71, 30, 67, 15, 22, 33

      Eine Handvoll aus meinem RCA Bestand haben: 103, 129, 82, 114, 85, 75, 63, 49, 90, 60, 98, 53, 117 -> das ist ein paar Klassen höher.

      Nun kann man das natürlich alles selektieren und die Treiber darauf abstimmen. Aber welche Treiber bzw. Ersatztypen können verwendet werden und sind auch noch lieferbar?
      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 8 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Hallo die Runde.


      Anbei die Versionen des Noise-Filter SV140 und dessen sonnst baugleichen SV200.
      Der Elko C153 und 154 mit 6,8uF/ 35 V, wurde schon im SV140 inTANTAL geändert und der ist im SV200
      mit einem Met. Folien Typ mit 4,7 uF / 63 V ersetzt.
      Die der Basis T105 / 106 abgewande.Seite, der Minuspol, ist
      zwar technisch so ausgeführt, dass der TANTAL stets über eine je 2 Widerstände
      geladen ist, wenn das Filter ein/aus geschaltet wird.. Der Stummschalter, der
      ja Stummschalten soll, überbückt aber die Widerstände. Wenm Resttrom auftritt, knackt das dann wenn es
      stumm sein soll…

      Daher ist im SV200 der TANTAL 6,8uF / 35V gegen einen 4,7uF
      MKS etc. getauscht.
      Die Printplatte im SV200 ist aber die des SV140, daher findet sich dort ein
      ELKO-Symbol .
      Hans
      Dateien

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „decoder“ ()

      Hallo,

      da kommt der Schmerz zurück. Vor einigen Jahren stand noch ein SV200 mit zugehörigen Boxen bei uns in der Aula, wo er früher zur "Beschallung" eingesetzt wurde. Nachdem ich das o.k. hatte ihn mitzunehmen war er plötzlich weg.

      Der Hausmeister hatte ihn ein paar Tage vorher entsorgt: "Wat wollste denn mit der ollen Kiste?".

      Zum Ausgleich etwas Erfreuliches. In der fonoforum 5/72 wurden Vollverstärker getestet, Zwei Geräte bekamen den Status Spitzenklasse, Grundig SV 200 und Onkyo 733. Wobei der Onkyo wegen schlechter Rauschabstände bei kleinen Lautstärken da nichts zu suchen hatte. Weit abgeschlagen Marantz, Luxmann und Pioneer. Allerdings wirkt das Design des Grundig im Vergleich zur dicken Alu-Platten Konkurrenz aus Japan ziemlich altbacken.

      Zum Nachlesen:
      Dateien
      • SV 200.bmp

        (418,05 kB, 32 mal heruntergeladen, zuletzt: )

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „KOR“ ()

      Hallo Hans,

      könnten die 4µ7 dann nicht schon bei späten Seriennummern des SV 140 werkseitig eingebaut woirden sein? Die Sache ist nämlich sehr sauber ausgeführt.

      Hallo Rolf,

      dieser Hausmeister bestätigt dann wohl die Regel, dass zu jeder Zeit durch den Eifer der Dummen mehr Schaden angerichtet wurde, als durch die Faulheit der Intelligenten.

      Ich habe heute die Emitterwiderstände bestellt 0,5 Ohm, 7 Watt.
      Dann habe ich mir den Spaß gemacht, alle Elkos einzeln auszulöten und zu messen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Nur ein einziger 50µF hatte starken Kapazitätsverlust und ESR Anstieg, im anderen Kanal saß ein Valvo, der ist topfit.
      Es ist unglaublich, wie präzise die Elkos bei diesem Gerät noch die Werte einhalten. Die Qualität hat wahrschinlich einfach gestimmt, Fehler beim "Wärmedesign" wurden bei Grndig nicht gemacht und der Verstärker ist nicht zu viel, aber auch nicht zu selten gelaufen.
      Viele Saba Receiver aus den 70ern haben bei Weitem keine so gute Bilanz.
      Als Vergleich fallen mir nur alte Japan HiFi Geräte ein, die mit Rubycon und Vergleichbarem bestückt waren.
      Die Elkos bleiben also fast alle drin.
      Die 8 Tantalelkos auf der Endstufenplatine ersetze ich alle. Das Risiko, durch Feinschlüsse Halbleiter abzuschießen ist mir zu groß.
      Man kann an diesen alten Platinen auch nicht unbegrenzt oft löten, die Leiterbahnen lösen sich schnell ab. Da war 1968 / 69 noch nicht die später mögliche Robustheit erreicht.
      Dann finden sich noch Tantalelkos im vorgelagerten Signalteil. Hier ist das Risiko, sie zu lassen, eigentlich vertretbar.

      Mein Problem ist nun die Ermittlung geeigneter Treibertransistoren.
      Achim

      Der 4,7uF MKS

      Hallo Hans,



      könnten die 4µ7 dann nicht schon bei späten Seriennummern des SV 140
      werkseitig eingebaut woirden sein? Die Sache ist nämlich sehr sauber
      ausgeführt.

      Hallo Achim.
      Wenn Du nachdenkst, kommst Du darauf, dass ichdas nicht wissen kann.
      Nur der RT100a wurde nahtlos zum RT200 geändert. Das sicher auch beim SV140 zum SV200.
      In solchen Fällen frage ich : Henne oder Ei, was war der Anfang.
      Gruss hans

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „decoder“ ()

      Hallo Achim,

      mit der Vorstellung Deines RT100a hast Du damals auch mein Interesse an dieser Geräteklasse geweckt. Leider sind sowohl der Verstärker, als auch der Tuner, in gutem Zustand kaum noch zu bekommen. Bisher war ich erfolglos.

      Mit großem Interesse lese ich hier mit, kann aber selbst wenig einbringen. Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Restauration.

      Gruß Udo
      Hallo Udo,

      viele diesser Geräte, die heute angeboten werden, haben starke Schrammen am Gehäuse und Dellen im Blech. Sie sind offenbar von Sperrmüllbertieben oder auf der Straße eingesammelt worden.
      Ein guter Zustand ist eigentlich nur beim Kauf vom (Erst-) Besitzer oder von Haushaltsauflösern zu erwarten. Dann besteht noch das Risiko, eine Partykeller- oder Kneipenruine zu erwischen.

      Aber die Suche lohnt sich. Diese HiFi Bausteine sind technische Leckerbissen und gerade das eigenwillige, nicht stromlinienförmige Design macht sie heute so attraktiv.
      Wie so oft bei Grundig übertrifft die innen verbaute Technik bei Weitem die Erwartungen, die der erste äüßere Eindruck erweckt um Längen. Das gilt auch für viele Saba Geräte und auch für Revox. Bei vielen Japanern der Anfangszeit war es umgekehrt.
      Als ich jung war (und knapp bei Kasse), hätte ich für eine Kombination aus RT100a und SV140 über DM 2000,00 bezahlt. Dazu brauchte man noch Boxen, einen guten Plattenspieler, ein Tonbandgerät etc. Das war nicht machbar. Auch am Revox A76 habe ich mir bei jeder Ausstellung und beim Händler um 1971/72 die Nase plattgedrückt - aber rund 1400 DM für einen Tuner allein? Nicht finanzierbar.

      Dann kamen die Japaner auf den Markt und Dank niedriger Löhne, staatlicher Subventionen und Wechselkurspflege kostete ein Kenwood Receiver mit dicker Alufront und reichlich Beleuchtung plötzlich nur DM 499,00. Die Jungs in der Schule kauften die DInger wie verrückt und Marken wie Grundig gerieten aus dem Blickfeld - zu Unrecht.

      Eine Kombination RT100a + SV140 oder RT200 + SV200 ist heute neben- oder übereinander gestellt an Extravaganz kaum zu übertreffen, ein Blickfang, eine Freude für das Auge und technich so aktuell und leistungsfähig wie damals.
      Sie gesellt sich zu ähnlichen Klassikern wie Revox A76 + A78 oder - für den kleineren Geldbeutel - Saba TS80 bzw. TS100 + VS80 bzw. VS100.
      All diese Geräte sind eigentlich immer reparierbar und haben eine fast unbegrenzte Lebensdauer.

      Ich möchte nun die Frage der Treibertransistoren erneut aufnehmen.
      Datenblätter sind Mangelware, meine "Steidle" Transistortabelle listet sie nicht, einzig im RM-org habe ich einige Parameter gefunden.

      So heißt es beim SJE 212 (zum Texas Instruments Vergleichstyp T2084 gibt es noch weniger):
      IF: 150 mA
      US: <0.5 V
      Isp: <0.1 µA
      ß (beta): 40-160*
      N: 7.5 W
      Imax(Ic): 2 A
      Umax(Uce): -80 V
      fg(FT): >50 MHz
      tmax j: 100 °C

      Verschiedentlich wird der BD140 als Vergleich genannt. Gehäuse und Pinbelegung sind identisch, mit dem BD139 gibt es auch einen Komplementärtransistor.
      Hier seine Daten:
      IF: 150 mA
      US: <0.5 V
      Isp: <0.1 µA
      ß (beta): 40-160* -> hier gibt es Unterschiede, etwa BD140-10 oder BD140-16, das müsste passend zu den hFE der konkret verbauten 2N3055 gewählt werden.
      N: 7.5 W
      Imax(Ic): 2 A
      Umax(Uce): -80 V
      f g(FT): >75 MHz
      tmax j: 100 °C

      Was diese grundlegenden Daten angeht, spricht alles dafür dass der BD140 ein einwandfreier Ersatz ist.
      Hier nun die Vorgaben für End- und Treibertransistoren aus der Grundig Serviceanleitung:



      Ich meine, wenn man 2N3055 aussucht, die einen hFE von 80-100 haben ist das Gruppe 5. Nimmt man nun einen BD 140-10 und BD139-10 von Fairchild, die haben einen hFE von 63 - 160, deckt man die Gruppen 4,5 und 6 ab, also auch 5.

      mouser.com/ds/2/149/BD140-888626.pdf
      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Moin zusammen.

      Puh, fleißig Achim! Der Berg von Antwort-Gelegenheiten schwillt an 8)

      Wo fange ich an.
      Tantal-Elkos "komischer" Bauform könnten evt. nasse Tantal-Elkos sein, nur die bekannten Tropfen-Formen sind immer "trocken". Ansonsten gibt es nasse Tantal-Elkos zumeist in zylindrischer oder Schiffchen-Form. Wenn es sich dabei nicht gerade um sehr langlebige Siemens MIL-Typen handelt, sind sie verdächtig für folgenreiche Spontanausfälle. Tropfen-Tantals sind eher unverdächtig wenn sie nicht Risse in der Beschichtung haben.

      Hans merkte an das die Tantals (C153/154) ordungsgemäß vorgespannt sind, das ist auch gut so. Da Tantal-Elkos nicht oder nur wenig nachformieren könnte man das für sinnlos halten, ist es aber nicht. Es dient dies dazu die bei nicht vorgespannten Elkos allgemein üblichen hohen Verzerrungen schaltungstechnisch zu vermeiden.

      Bei den Treibertransistoren sehe ich eine stabile und straffe Arbeitspunkteinstellung, auch und gerade temperaturbezogen. Die Führung in der Stufe gibt die Schaltung und weniger der Transistor vor "bessere" Transistoreigenschaften sollten also kein Problem sein. Ich sehe so auf Anhieb keinen Grund warum der BD140 nicht gehen sollte.
      Die höhere Transitfrequenz hätte man damals wahrscheinlich schon gerne gehabt und auch bei den 2N3055. Beide kommen nicht sehr hoch. Man muß höchstens dann aufpassen das nichts anfängt zu schwingen.

      Der Koppel-Elko 250uF ist gewöhnungsbedürftig, aber schon damals haben die Grundig-Fritzen da wenigstens einen Folienkondensator drüber gelegt; Erstaunlich, zu der Zeit haben sich andere noch mit der "Bild" das Gesäß abgebeizt. Selbst einer unserer Siemens-Entzerrer-VV hatte so einen "schmerzfreien" im Bauch gehabt. Ich hoffe - da ich keine Spannungsangabe sehe kann man nur hoffen - das über dem Elko einige Völtchen BIAS liegen, geschätzte 10...14V? damit er auf ewig jung und frisch bleibt und sich später wenn die Kiste mal alt ist keine Inkontinenz erlaubt.

      /
      Nähkästchen.
      Mein gesamtes privates und auch arbeitsmäßiges Umfeld war an die 100% zuwanderungsfrei was Fernostgeräte anging. Es war regelrecht verpönt sich so ein Gelumpe und Geblinke in die gute Stube zu stellen. Paßte auch überhaupt nicht zu Nußbaum Natur und Eiche rustikal, zu Nierentisch und Gelsenkirchener Barock.
      Nicht alle konnten sich übrigens damals Grundig leisten, Grundig war niemals "billig", in keiner Weise. Es war auch nicht, wie viele Ahnungslose heute böswillig behaupten "außen Grundig, innen sch..." im Gegenteil.

      Ich war immer sehr erfreut wie aufwändig und durchdacht selbst untergeordnete Detailschaltungen für preiswerte Geräte von allen Seiten her (und nicht nur vom Ende her wie bei unserer BKlerin) durchdacht waren.
      Ein jüngerer Verwandter fiel gelegentlich durch komische Kaufentscheidungen aus der Rolle, so kam er einmal mit einem aufgeprotzten blinkigen Blechhaufen einer japanesischen Billigmarke an und wollte von mir wissen was das Innenleben dieses tollen Verstärker-Boliden wohl taugen würde... kurzer Rede langer Sinn, wir haben schnell wieder zugeschraubt als wir den winzigen Netztrafo erst noch suchen mußten in einem 2x120W Boliden. Zwei Wochen später bei einem Besuch fand ich dann schon bekannt aussehende Einzelteile bei ihm auf dem Basteltisch herumliegen, u.A. einen winzigen kleinen Netztrafo...

      Ich habe praktisch nie zum vollen Preis, schon garnicht Listen- oder Festpreis gekauft.
      Während ich im Kundendienst tätig war gab es Angestellten-Rabatt und ich kaufte direkt beim Großhändler - die Handelsspannen bei gut gehenden U-Artikeln waren damals krankhaft, die Händler haben das Geld säckeweise aus den Goldgruben geschleppt, die Fachverkäufer kamen mit dem Ferrari zur Arbeit, die hatten Festgehälter wie Bankdirektoren und Gewinnbeteiligung. Einzig die Abteilung Kundendienst - die Knechte die die wirkliche Arbeit machen mußten wie schwere Kisten schleppen und Leuten den Mond silbern reden - war ihnen noch ein Dorn da selber keine Gewinne machend sie nur am Reingewinn knabberte.

      Wenn ich jetzt hier so auf mein Reste-Sammelsurium blicke, die großen Sammlungen habe ich in den letzten Jahren abgebaut bevor sie nach meinem Abgang auf den Müll wandern, steht hier immer noch eine Menge Grundig herum oder werkelt an mir bekannten Orten, an die ich sie vergeben habe, fleißig wie zu Neukaufzeiten.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Jogi“ ()

      Hallo Jogi,

      der prismatische Tantalelko ist von SEL (Standard Elektrik Lorenz) und wurde im März 1970 produziert.
      Damit habe ich wohl ein eher spätes SV140 Exemplar.



      Über die Qualität dieser Tantalelkos kann ich nichts sagen, sie sind sehr selten anzutreffen.
      Das zweite Exemplar ist auf der Rückseite aufgebläht.



      Da werden ungute Erinnerungen an Selenkleingleichrichter wach :(

      Bei den bunten tropfenförmigen Tantalelkos hatte ich beim RT100a Probleme. Dort fiel einer mit Kurzschluss aus, der nahe am Limit seiner Nennspannung läuft:

      Grundig RT100a Vorstellung

      Sonst, speziell bei Saba hatte ich oft defekte weiße Tantalelkos.
      Nun sind hier auf der Endstufenplatine neben den beiden von SEL noch 5 bunte und ein weißer anzutreffen. Ich werde sie alle ersetzen.
      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Huch, was ist dem armen SEL Kondensator denn da geschehen, Achim.
      Ich fürchte der meldet sich ab in die Tonne.

      Ob das ein nasser Typ ist weiß ich aus dem Kopf auch nicht, wenn ich was dazu finde.... hier ist ja noch Platz.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Tja, messtechnisch sind Kapazität und ESR mit 21 und 23 µF und 2,3 bzw. 3,9 Ohm nach fast fünfzig Jahren super genau auf dem Punkt.
      Das ist ja auch ein sehr positives Merkmal von Tantalelkos. Wenn da bei den alten Modellen nicht die Fein- und Kurzschlussüproblematik wäre...
      Daher habe ich jetzt noch die fehlenden Werte bestellt, ebenso die Treibertransistoren und die Emitterwiderstände.
      Wenn das alles eingebaut ist, kann ich einen Probelauf wagen.

      Übrigens hatte auch bei diesem Gerät massiver Missbrauch von Kontaktspray am Tastensatz stattgefunden. Die Flüssigkeit hatte sich auf der Platine verteilt, aber noch keinen Schaden angerichtet. Im Zuge der Reinigung mit Isopropanol habe ich das alles entfernt. Auf der Klangreglerplatine muss ich noch nachsehen. Sie ist nach dem Abschrauben der Frontplatte zugänglich.
      Inzwischen fanden sich auf den Platinen noch etliche Lötstellen, deren Qualität grenzwertig war, das ist jetzt alles nachgelötet.
      Das Chassis sieht jetzt eigentlich so gut aus wie auf den Werkfotos vom Neuzustand.

      In der Serviceanleitung ist mir noch der folgende Hinweis aufgefallen:



      Der konkrete Grund ist mir nicht ganz klar, Magnetfelder vom Netztrafo könnten eine Rolle spielen. Aber in welchem Zusammenhang?
      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Da man beide Bodenplatten ausdrücklich nicht verwechseln soll, muss es ja andere konstruktive oder schaltungstechniche Unterschiede bei den Gerätevarianten geben.
      Möglicherweise wurde die Ursache, die das nichtmagnetische Material erforderlich gemacht hatte, behoben, so dass ab dann eine Bodenplatte aus normalem Stahlblech (billiger) verwendet werden konnte.

      Gestern habe ich noch 4 graue Roederstein Elkos 4,7µF 63V (weitere 6 Stück 5 µF70V sitzen noch auf den Verstärkerbausteinen) ausgebaut und gemessen. Hier die Ergebnisse:
      7,7µ 13,4 Ohm
      9,78µ 13,8 Ohm
      7,9µ 14,2 Ohm
      8,9µ 15,6 Ohm

      Da wird der Toleranzbereich schon gut ausgenutzt.
      Alle 10 Roederstein Elkos liegen in der Gegenkopplung.



      Die Frage ist, stört der teils mehr als doppelte Kapazitätswert die korrekte Funktion der Gegenkopplung bzw bei der Kanalgleichheit und
      wie sind diese "Grauen" generell hinsichtlich ihrer Prognose zu beurteilen?
      Ich weiß dass diese Typen durchaus Freunde haben, die weinroten machen noch am ehesten Probleme bei Wärmeeinwirkung.
      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Moin Achim, alle.

      Fang ich vorne an.
      Der Tantal-Elko von SEL ist ein in Gießharz gebetteter trockener Typ mit Sinterelektrode und Halbleiter-Sperrschicht.
      Wenn der so aussieht ist er defekt, es gibt im Inneren nichts was raumfordernde Effekte haben darf.

      Zu den Bodenplatten fällt mir akut nur ein das MU-Metall wohl zu teuer geworden ist und als Abschirmung sogar noch billigeres Material ausreichend gewesen wäre (ALU-Folie etc.), der mechanische Aufbau und Qualitätsanmutung aber tragfähigeres Metall erforderlich machte. (Pappe mit nix dahinter hatten die Japs schon genügend). Die Reduzierung besonders ausgeprägter magnetischer Abschirmung wird man wohl nach Erfahrungen wie selten es damit Probleme gibt wegfallen haben lassen.

      Der Verstärkerblock mit den gemessenen Elkos, einer dieser damals genial ausgedachten 3-stufigen Komplementär-Verstärker mit beinahe schon OPAMP-Eigenschaften, ist zu allen Qualitäten hin ein stabiler Block aus einem Guß. Man kann also auch die GK-Schleifen - in Grenzen - wie bei einem OPAMP betrachten. So ist auch schnell erkennbar das das Vergrößern dieser Elkos die Grundfrequenz der Schleifen herabsetzt, was so gut wie keine Bedeutung bezüglich Stabilität, Schwingverhalten und lineare Verzerrungen im Subbaßbereich hat.

      Bezüglich der scheinbar abweichenden Elkos würde ich vermuten das man die Messung anzweifeln kann, wenn sie über handelsübliche Kapazitäts-Meßvorrichtungen erfolgt ist.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hallo Achim,



      ich vermute auch den Transformator als Ursache des Bodenplattenmaterialwechsels. Wahrscheinlich hatte der ursprüngliche Trafo ein (zu) starkes Streufeld und die Bodenblatte hat im Takt der Netzfrequenz mit vibriert. Mit amagnetischem Material war das Problem dann "beseitigt".

      (Unser Wohnzimmer Verstärker,Grundig-V7500, hatte mal des gleiche Problem, er brummte laut. Das Brummen kam vom Gehäusedeckel, ohne war Ruhe. Die Leistungsaufnahme war auch deutlich erhöht, aber das Gerät funktionierte einwandfrei. Nach Austausch des Trafos waren beide Probleme beseitigt.)

      Die Kondensatoren in der Gegenkopplung variieren abhängig von der Kapazität die untere Grenzfrequenz des Verstärkers. Wenn ich mich nicht verrechnet habe, geht es bei der hochohmigen Auslegung (100K, 47K) um wenige Prozent, beispielsweise 12 anstatt 14 Hz. Also vernachlässigbar. Interessant sind die parallelliegenden Gleichspannungs- und Wechselspannungsgegenkopplungen.

      Gruß

      Rolf
      Hallo Jogi und Rolf,

      was sich im Berich um die 10 Hz abspielt ist natürlich unter Hörgenussaspekten zu vernachlässigen. Frequenzbestimmende Filter bestückt man auch nicht unbedingt mit Elkos, die damals gerne eine Toleranz von +100 / -50% hatten.
      Wenn es allerdings Hinweise gäbe, dass mit dieser Gegenkopplung ein Rumpelfilter für Subbassfrequenzen gebildet würde, um Überlastungen zu vermeiden, wäre ich vorsichtiger.
      Die "Grauen" hatten wahrscheinlich damals eine Kapazität im positiven Toleranzabschnitt, wie es zu dieser Zeit häufig der Fall war und haben diese Kapazität bis heute gut gerhalten.

      Nun habe ich aber erst einmal einen ganz anderen Salat. Getreu dem Motto, bei einer sorgfältigen Reparatur keinen einzigen Qudratzentimeter ohne Sichtkontrolle zu lassen, habe ich die Frontplatte abgenommen. Darunter zeigen sich große Mengen Schmiermittel, Öle oder Kontaktsprayrückstände, wie man auf den Bildern erkennt. Auch in den Schiebepotis ist alles verölt.





      Eine einzige Sauerei, die erst noch entfernt und ausgespült werden muss.

      Dann habe ich die Abschirmbox von den Induktivitäten der Klangregelung entfernt und meinen Augen nicht getraut:





      Die Messinghohlnieten, mit denen die beiden Hälften der Schalenkerne mittels einer Stahlfederscheibe zusammengehalten wurden, sind bis auf zwei Ausnahmen gerissen. Das Material hat der Federspannung offenbar langfristig nicht standghehalten. Im Gerät hatte ich schon kleine Messingringe gefunden, deren Herkunft ich mir nicht erklären konnte. Es waren die abgerissenen oberen Kragen der Hohlnieten.
      Einzelne Drähte sind abgerissen, ein halber Schalenkern purzelt in der Box herum und ich wage mir gar nicht vorzustellen, wie schauerlich der Equalizer in diesem Zustand gearbeitet hätte.
      Ich möchte auch gar nicht wissen, bei wievielen dieser Geräte die Nieten gerissen sind, ohne dass es dem Besitzer aufgefallen ist.

      Die einzig gangbare Möglichkeit, die mir einfällt, ist, jede Spule einzeln auszulöten und die Nieten durch Gewindeschrauben M2,5 aus Messing zu ersetzen.
      Leider ist die Platine doppelseitig kaschiert und die Leiterbahnen dieser frühen Grundig Platinen sind nicht besonders robust.
      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 7 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Ihgitt, eine Ölsardine. Da hat jemand "Rap-Ar...iert". Sowas habe ich gefressen.
      Aber wie ich dich kenne kommt da der Putzteufel aus der Kiste und macht das alles wieder sauber, Achim.

      Die Potis kann man ja recht bequem öffnen und entölen, das Blechkleid vom Pertinax-Träger trennen durch aufbiegen der Schränklappen, dann den Abrieb und Oxydationen abheben und dann wieder dünn gleitfähig machen.

      Bei den Sifferit-Spulen könnte ich mir vorstellen das man da gerissene Drähtchen abfangen und um eine Windung verkürzt wieder neu anlöten kann an den Stützpunkten. Der induktive Verlust dürfte nicht gewaltig sein bei den vielen vorhandenen Windungen zur Erreichung der passenden Induktivität. Innenkern und oberer Halb-Dom können evt. neu vernietet werden oder eine Kunststoffschraube durch, das luftige Innere liegt sowieso nicht im magnetischen Fluß. Trotzdem eine ganz schön ärgerliche Sache. Hatte ich noch nicht oft, mal bei einem alten Tonbandkoffer der Löschtrafo ähnlicher Art vielleicht, die Erinnerung ist sehr blaß, nur das es gut ausging.

      NT - lese gerade den Drehspulindikator ... ähm den Hans. Er hat recht, kleben hab ich auch schon gemacht, geht auch.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
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