Grundig RPC 300

      Grundig RPC 300

      Hallo,

      ich habe eine defekte Grundig Anlage bekommen. Äußerlich und innerlich sehr ansprechend mit Dual Plattenspieler und Cassettendeck.

      Nach dem Öffnen war schnell klar, warum die Anlage teildefekt ist, seht selbst die Elkos im Netzteil. Obwohl ein dicker 10000 er Elko Inkontinenz zeigt, funktioniert das NF-Teil, fragt sich nur wie lange noch.

      Gruß, Dieter
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      Hallo Dieter,

      auf dem dritten Bild hat der "Dicke" seine Brühe schön im Umkreis verteilt, dann ist die Flüssigkeit eingetrocknet und die Ausblühungen sind zurückgeblieben. Nun trocknen die großen Becher so schnell nicht ein, aber ob die Kapazität bei Vollaussteuerung beider Kanäle noch ausreicht?

      Interessanter die weinroten Roederstein im zweiten Bild. Außer, dass die Z-Diode und der stehende grüne Widerstand die 47µ wärmen, haben die Elkos es sicher nicht übermäßig heiß gehabt, Der 220µ wurde schließlich auch vom Brückengleichrichter erwärmt und sein Gehäuse ist noch intakt. Bei den beiden kleinen 47µ ist aber an allen Ecken und Enden das Gehäuse undicht geworden.
      Ich sag´s ja immer - zumindest zeitweise gab es große Probleme mit dem Bakelitmaterial. Dicke und / oder Konsistenz haben nicht gestimmt, da ist es dann egal ob es warm oder kalt zugeht.

      Jetzt heißt es erst einmal Wattestäbchen schwingen.
      Achim

      nightbear schrieb:

      Jetzt heißt es erst einmal Wattestäbchen schwingen.
      Hallo Achim,
      genau das ist schon passiert !
      Der Endstufenelko hat alles unten entsorgt, der Gummistopfen oben hat noch nicht einmal eine Delle.
      Ich hätte hier noch zwei schöne axiale 6.800/63V Markenelkos, glaubst du die reichen ?
      Ich werde alle braunen Roedersteins und beide Endstufenelkos tauschen, der Rest sieht noch gut aus.

      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter,


      bei 2 x 50W Musik, also vllt. 2 x 35W Sinus hat man es bei GRUNDIG mit 2 x 10.000µF sicher seeehr gut gemeint und nicht gegeizt. Andere Hersteller waren bei der Leistung auch gerne mal mit 2 x 4.700µF oder weniger zufrieden.

      Ob jetzt bei Vollaussteuerung an 4 Ohm die 2 x 6.800µF an ihre Grenzen kommen könnten, weiß ich nicht, glaube aber da wirst Du keine Probleme bekommen.
      Außerdem damals: Elkotoleranz +100% / -50%...
      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Hallo Dieter,

      an der Sinusleistung dürfte sich dadurch nicht viel ändern. Vielleicht 2-3 Watt weniger Musikleistung.

      Das Empfangsteil und die Endstufe stammen übrigens aus dem Grundig Receiver R20.

      Die Grundig RP300 (ohne Cassettenrecorder) hat sich die Hifi-Stereophonie 1978 mal genauer angesehen. Mit durchweg sehr gutem Ergebnis mit Eigenschaften der Spitzenklasse:

      - Empfindlichkeit und Fremdspannungsabstände (Stereo 69dB !!!) ausgezeichnet

      - Trennschärfe hervorragend

      - Fremdspannungsabstände über Hochpegeleingänge hervorragend

      Zwei Schwächen hat die Anlage:

      - Großsignalverhalten

      - Die Phonoentzerrung war fehlerhaft, unter 200hz ging es bergab, vermutlich Bestückungsfehler.

      Gemessen wurde übrigens eine Sinus-Ausgangsleistung von 34W an 4 Ohm bei 1% Klirr. Bei der angegebenen Nennleistung von 30W wurde ein Klirr von 0,038% und IM-Verzerrungen von 0,09% gemessen.

      Der Preis lag 1978 bei ca. 1100DM. Das abschließende Urteil lautete: Hoher Gebrauchswert, ... sehr gute Preis-Qualität-Relation. So wollte Max das ja auch haben.

      Die Endstufe "klingt" übrigens sehr gut, da sie extrem stabil ist und sich weder durch induktive oder kapazitive Belastungen aus der Ruhe bringen lässt.

      Noch ein Tipp. Aus meiner Erfahrung ist der 47/63 ROE meistens durch externe Aufheizung hinüber und die 56V-Z-Diode ändert ihre Zenerspannung bis auf 60Volt. Die Folge ist oft eine zu hohe Betriebsspannung.

      Gruß



      Rolf

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „KOR“ ()

      Schön wqs du da wieder aufgetan hast, Dieter.
      Das waren damals regelrechte Kompaktanlagen-Träume.

      Diese Kompaktleisten hatten einen unverdient schlechten Ruf, wurden ständig madig geschrieben von mit Sachleistungen aus japanesischen Regalen üppig versorgten Redakteuren bei Klingel-HIFI Zeitschriften (besser-schneller-weiter).
      Die Vielzahl all dieser Anlagen die ich in den Fingern hatte waren deutlich besser als ihr Ruf, sogar sehr preisgünstige Geht-garnicht-Modelle von Quelle und Neckermann (ab einer gewissen Preisklasse alles umgelabelte Markengeräte).
      Aber der ungekrönte König bei diesen Anlagen waren die Filet-Schnitten von Grundig. Diese standen überwiegend beim pekunär gut ausgestatteten Papa der nicht selten Ingenieur oder Architekt oder Studiendirektor oder Banker in leitender Position war. Es mußte also zwangsläufog der letzte Dreck sein für eine damals rebellionsgewöhnte, japanschrottversaute Jugend war, es gab eben kein Blink-blink-Mäusekino und außerdem war eben alles Mist was der Papa hatte, Auto, Frau, Haus, Ferien im Harz, Grundig-Kompaktanlage - alles Mist und alles mußte weg revolutioniert werden.

      Sieht man sich die Geräte aus technischer Warte an so sind sie das Gegenteil, sie sind die modisch daherkommende Erscheinung bester deutscher Ingenieurskunst. Bei mir werkelten damals neben den anderen Geräten eine "Rosita Dreiweganlage" im Partykeller und eine "Schneider Zweiweg" für die Kurzen. Die Rosita war sehr konservativ mit Telefunken Receivermodul, Dual-Plattenspieler und Philips Kassettendeck ausgestattet, die Schneider unheimlich progressiv mit komplett gespritztem, gemaserten Kunststoffgehäuse im Ponton-Studiolook, einem Schneider Receiver mit viel Leistungsüberschuß und blendendem Empfang auch auf AM, Riesenflutlicht-Skale mit Drehspulinstrument integriert und schwungradbetriebenem Schnellsuche-Mulden-Abstimmrad mit mindestens 8cm Durchmesser sowie einem englischen Plattenspieler der damals gerade sehr en vogue war. Das Ganze für einen Spottpreis, knapp über 500 DM.

      Das HIFI-Label trugen diese Anlagen nicht immer, der Zielgruppe war so ein Bapperl völlig gleichgültig, meist haperte es wenn nicht nur das Label fehlte sondern auch die Meßwerte nicht ok waren lediglich an Marginalien, die wohl den Kampfpreisen geschuldet waren, wie zu geringe Ausgangsleistung oder zu kleine Elkos um die Leistung dauerhaft halten zu können, zu breite Filter im Radioteil oder zu großes Übersprechen durch veralteten Tonabnehmer am Plattenspieler.

      Viele dieser Geräte wären heute, wenn man sie nicht mit dem Aufkommen sog. "HIFI-Türme" in den Achzigern weit vor der Zeit und trotz bestem Funktionieren schon wieder rücksichtslos kleingehackt hätte, bestimmt noch für manchen Musikfreund sehr gut gut geeignet.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Zitat:
      "Es mußte also zwangsläufog der letzte Dreck sein für eine damals rebellionsgewöhnte, japanschrottversaute Jugend war, es gab eben kein Blink-blink-Mäusekino und außerdem war eben alles Mist was der Papa hatte, Auto, Frau, Haus, Ferien im Harz, Grundig-Kompaktanlage - alles Mist und alles mußte weg revolutioniert werden."

      Hallo Jogi,

      das unterschreibe ich Dir in vollem Umfang. Aus heutiger Sicht unbegreiflich, ja geradezu irre - damals empfand man diese Attitüde als völlig normal. Ich nehme mich dabei nicht aus.

      Aber, mein Umdenken begann Ende der 70er bei einer IFA in Berlin am Grundigstand. Dort begrüßten mich gleich in der ersten Reihe die Receiver der Reihe RTV1040, RTV820 und RTV1020. Da wurde mir klar, dass hier ein Hersteller einen ganz eigenen Weg geht, ein eigenes wunderschönes Design mit hochleistungsfähigem Innenleben und von der Konkurrenz völlig unbeeinflusst durchzieht. Die totale technische Inkorrektheit gewissermaßen.
      Das gefiel mir gut und Grundig wurde fortan wohlwollend beobachtet und gerne verkauft.
      Erst später habe ich die schon zehn Jahre früher produzierten Spitzenklassegeräte näher kennen- und schätzen gelernt.

      Wenn mir mal ein RTV120 oder 1040 über den Weg läuft, werde ich wohl zuschlagen. Der gehört ins Guggenheim Museum!
      Achim
      Hallo Achim und Jogi,

      normalerweise decken sich unsere Meinungen ja mehr oder weniger, aber hier muss ich mal querschießen. Die meisten westdeutschen Hifi-Geräte der 70er waren hochwertige Technik, billig und modisch verpackt. Beispiel Grtundig Pultreceiver 1020ff, die wirken zwar nicht billig, aber ultramodisch - und Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Wenn diese Typen nicht "bling-bling" sind, was denn dann? Das sind wahre Lichtorgeln, mit riesigen Leuchtfeldern und Instrumenten. Und die Form, geschmacksmäßig kann man von ihr halten was man will (ich finde sie hässlich und albern) folgt eben nicht der Funktion, sondern bietet massive Nachteile: Die ohnehin lächerlichen Flachbahnpotis sitzen an der Oberseite, damit möglichst viel Staub durch die Schlitze dringt. Kratz, kratz! Überhaupt Staub, dass Skalen und Bedienung in Tagesfrist einstauben muss man beim Gerätedesign erstmal schaffen.
      Die Japaner dagegen - wenn man jetzt mal nur die Äußerlichkeiten betrachtet! - , boten ein sachliches technisches Design mit klaren Kanten, ohne modische Spökes, tolle Haptik (Metall statt Kunststoff, selbst bei Drehknöpfen!), Holzgehäuse statt Plastikschüsseln und waren dennoch stattliche Erscheinungen, an denen man sich aber auch nach Jahren noch nicht sattgesehen hat. Einige Deutsche, nämlich Grundig und Saba, haben das in den späten 70ern auch kapiert und schufen zeitlose Receiver ohne alberne Schiebepotichen. Wie R25 und Co (später R1000 ff) bzw 9240 ff. Und die haben sich dann ja auch verkauft wie warme Semmlen.

      So, und warum habe ich bei diesem Standpunkt nun nicht ein Regal voll Japan-Receiver (sondern nur ein paar wenige)? Weil ich nicht hineinsehen kann, ohne dass mir die Brille beschlägt. Wenn ich diese Aufbauten sehe, diese Krautundrüben-Platinen. Und Mitteklasseschaltungen in Oberklassegeräten. Neenee, die wahren Werte steckten in Grundig, Saba und Co. Nur halt oft blöd verpackt.

      Edit: Ja, es gab auch gelungene Kompaktanlagen. Aber relativ wenige. Das Grundig Studio 2000 zum Beispiel. Wertig und in klaren Linien. Aber auch da bleiben prinzipielle Nachteile bestehen. Ich will nicht eine große Klarsichthaube öffnen und wieder schließen müssen, nur um mal eben das Radio leiser zu stellen.

      Gruß
      Stefan

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Klarzeichner“ ()

      Moin ihr Zwei ;)

      Achim, ich stimme dir gerade und besonders auch bei den Grundig-Geräten in Pultform zu, das sind außergewöhnlich gestylte Anwärter auf Design-Spitzenpreise - ich meine einige hätten diese damals auch bekommen. Technisch war da alles reingeballert was es gab, an Materialbeschaffenheit der Gehäuse - oft wird geringschätzig von Plaste geredet, was diese Materialien aber nichtmal ansatzweise gerecht wird - waren sie ihrer Zeit weit voraus, ich kannte Kunststoffverarbeiter die sich auch dieser Techniken bedienten persönlich und konnte den Aufwand und die Materialgüte oftmals am Ort ihrer Modellbauten, Formenentwurf und auch der Herstellung (Ostwestfalen) bewundern weil wir selber auch dort fertigen ließen.
      Ob Grundig im Hause oder auch dort machen ließ sei dahin gestellt das kann wohl jemand von Grundig besser beantworten, aber die Kunststoffqualität ist einfach nur erhaben, feine, abgesetzte Oberflächen, Stilelemente wie eingegossene Reliefe aus einem Guß usw. hatten zur gleichen Zeit gefertigte Fernost-Müllplaste Kisten nichts entgegen zu setzen, platt, ungehobelt, ohne Konturen sahen diese immer aus wie ausgelutschte und dann schwarz lackierte Joghurtbecher.
      Die Anbringung von Alu-Applikationen war geradezu genial, die Wertigkeit stieg so noch weiter an, es gelang damit eine Anmutung die einzigartig ist. Heute wird diese Technik noch immer angewandt bei hochwertigen Digitalkameras, sie werden dann als Metallgehäuse beschrieben, robust, sturzstabil, nicht so leicht mit den Schmuddelfingern abzugrabbeln usw. Superlative.

      Wir lieferten damals einige ganz wenige dieser Receiver an besondere Kunden aus, der Normalverbraucher konnte sich diese Schlachtschiffe überhaupt nicht leisten. Und Aufbau und Inbetriebnahme wurden zelebriert wie ein weihnachtliches Hochamt, meist stand eine Riege von Bossen aus unserem Hause mit frisch gebleichten Kitteln und weißen Handschuhen da beim Kunden in der Wohnstube und fingerte künstlerisch preisverdächtig an den Einstellorgenen herum mit Gesichtern wie bei einer elitären Whisky-Verkostung von 20jährigen Highland-Single-Malts auserlesener Kategorie.

      @Stefan
      Flachbahnregler - wie man die Dinger nannte - waren von ca. 1968 ... 1978 in heutige Sprache übersetzt "das Angesagteste überhaupt" und in dieser Anordnung, flach auf einem Ponton-Pult schon als ideal anzusehen, dreh mal einen Drehknopf der obendrauf ist, du verrenkst die Finger dabei, wenn nicht mindestens 30% Neigung der Bedienplatte vorgesehen sind.
      Später wurde es dann grotesk als man nur wegen einer in Japan angeleierten Mode die Flachbahnregler nach vorne an steil senkrecht stehende Frontplatten nagelt. Ich kann bis heute so einen komischen in zwei einzelne Knöpfe aufgerissenen AKAI-Plaste-Schiebesteller beim Einblenden einer Bandaufnahme nicht ruckfrei und gleichmäßig betätigen, und dann rutscht auch noch die ganze Schwachbau-Kisten nach hinten in das Regal immer weiter von den Fingern weg. Sowas passiert nicht mit Flachbahnreglern oben drauf. Sogar einige deutsche Hersteller machten so etwas mal nach, wohl um den kleinen japsverzogenen Kindern zu gefallen, nur die waren etwas schlauer, die bauten unter und über die Flachbahnsteller zwei Fingerablagen, daran konnte man die Finger die nicht die Knöpfe bedienten abstützen und die Hand, die bei anderen frei gegen die Schwerkraft in der Luft gehalten werden mußte, festhalten.

      Mäusekino gibt es imho bei den angesprochenen Receivern nicht. Es gibt eine Flutlichtskale, damals ein Qualitätsmerkmal und eine wahre Ablesehilfe für analoge Skalen und auch schon vom Röhrenradio bekannt. Es gab Meldeleuchten die Funktionen quittierten, sinnvoll, sowas ist in Industrieanlagen Pflicht und Garant gegen Fehlbedienung. Und es gab beleuchtete Iststands-Anzeigen damit man sie überhaupt sehen konnte. So ein Pegel- oder Feldstärke-Anzeiger bleibt ohne Licht schlecht sichtbar. Gleiches gilt für die drei Lämpchen des Tunoskop (Sendermittenanzeige). All das hatten wir (Graetz/ITT) bei unseren Spitzengeräten und auch schon in der unteren Mittelklasse auch, bzw. manches hätten wir gerne gehabt wie das Tunoskop.

      Du sprichst das Einstauben an, das muß nicht sein, es gab doch Staubschutzhauben. Wenn ich mein Schmalzphone auf den Tisch lege ist es nach fünf Minuten mit Staubpickeln belegt, also stecke ich es in eine Staubschutzhülle. Die Welt ist staubig und wird es wohl auch bleiben.

      Die große Klarsichthaube von Studio 2000/3000, von der Rosita oder Schneider (die ich benutzte) genauso öffnete man im Betrieb nicht ganz bis zum Anschlag, zu den Benutzungsstandards gehörte es sie nur leicht anzuheben bis man an den gewünschten Knopf kam. Einige Hersteller erdachten dafür gute Lösungen die die Haube von selbst in der schwebe hielten, bei DUAL konnte der Endkunde den dafür zuständigen Federmechanismus sogar ganz fein vorjustieren, damit ihm der Deckel nicht auf die Finger fiel und die Schallplatte keinen Freudenhopser des Tonkopfes erdulden mußte.
      Bei meiner Schneider-Schnitte hatte die Haube vorne eine Aussparung die es ermöglichte alle relevanten Knöpfe ohne Anheben der Haube zu erreichen, Flachbahnsteller, Betriebsartenschalter, Tonarmsteuerung usw. Bei DUAL gab es zeitweise eine in die Haube eingearbeitete Frontklappe die Gleiches weitgehend erschütterungsarm ermöglichte.

      Btw. einige japanische Geräte besitze ich auch, sogar heute noch.
      Es sind aber allesamt Ausnahmen vom unsäglichen Lemmings-Wust an viereckigen schwarzen Kisten mit Frontalbedienung die den Charme von Küchengeräten mit der Haptik und Ergonomie eines "Dreckschiebers" (ortsübliche Bezeichnung einer Straßenbaumaschine) dilletantenhaft verbinden. Jene von dir beschriebenen tollen Alu-Knöpfe auf gebürsteten Frontplatten kenne ich zu gut vom Wegwerfen. Die Knöppe sind innen ausgedreht und mit Plastikkern versehen, die Platten sind außen umgebördelt auf ca. 3...6mm, reale Materialstärke in der Fläche der Platten ist aber nichtmal ein halber Millimeter, das konnte Grundig viel gekonnter und wertiger aussehen lassen und vebraute auch noch tragfeste beste Kunststoffe mit formstabilen Konturen wie in der Fahrzeugbautechnik unter dem Blech und nicht solche dürren Streben aus Joghurtbecher-Plastik.

      Alles in allem kann man zu den Flachbahnstellern noch anmerken das sie maßvoll und an der richtigen stelle eingesetzt und montiert optimal sind, ich möchte kein Disko-Mischpult mit 50 eng an eng verbauten und womöglich schlecht markierten Drehknöpfen, wo ich jedesmal den Falschen erwische, ich kann mir auch unsere ITT-Pultgehäuse aus jener Zeit nicht vorstellen mit plumpen Drehknöppen oben drauf anstelle der supergleitfähigen 100er Preh-Studiosteller mit Endschaltern und Positionsgebern und großen griffigen Bedienknöpfen versehen.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hallo Stefan,

      die Japaner waren doch uniform. Dieselben Drehknöpfe, Skalen, Instrumente Frontplatten in derselben Anordnung in "Champagner" oder selten schwarz. Das fühlte sich vorne zwar gut an, wirkte in seiner Einheitlichkeit aber langweilig auf mich. Lichteffekte und Bling Bling hatten Marantz, Sansui und andere auch. Später gab es bei Yamaha oder Sony ein funktionaleres reduziertes Design, das mir sehr gut gefällt.

      Deshalb liebte ich damals Revox, Wega und Braun - die fielen aus dem Rahmen!

      Und eben diese Grundig RTVs waren Individuen. Ich halte genau d a s Design für preiswürdig: Die komplett von Tasten lückenlos gebildete Vorderfront, der Abstimmknopf an der Seite mit Fingermulde, die geniale und klare Aufteilung der Oberseite in riesige Skala, Schiebereglersektion Instrumente und Meldeleuchten, die Symmetrie, der Neigungswinlkel, der die Rechtwinkligkeit durchbricht - das ist GANZ GROSSES DESIGN. Auch die Farben - klare Volltöne - finde ich herrlich.
      Wer sich so ein Design ausdenkt, ist ein Selberdenker, hat Mut, ist innovativ und hoch kreativ. Es gab schließlich kein Vorbild.
      Und "Form Follows Function" ist gerade hier auf perfekte Weise umgesetzt.
      DIe große Zeit dieser Geräte wird noch kommen, da bin ich sicher.

      Bilder sagen mehr als Worte:

      rtv1020gr.JPG

      Bei den inneren Werten bzw. Nicht-Werten und der Verarbeitungsqualität Europa vs. Japan damals sind wir uns glaube ich alle einig.
      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Hallo,

      macht es Sinn einen RTV 1020 mit abgebrochenen Schiebereglern zu kaufen? Mir gefällt das Gerät sehr gut, aber ich denke wenn die Regler abgebrochen sind bekommt man keinen Ersatz?
      Gibt's da Reparaturmöglichkeiten? Welches Fett sollte nach der Reinigung eingebracht werden?
      Leider hat jedes angebotene Gerät abgebrochene Regler. ;(

      Gruß Andreas
      Hallo Andreas,

      eine elegante und haltbare Methode, abgebrochene Potis zu reparieren, ist mir nicht bekannt.
      Die Schiebewege solcher Potis schmiere ich nach der Reinigung meist mit "Siemens Wählerfett", was angeblich nichts anderes als Vaseline ist. Aber auch mineralische Fette wie die Shell "GADUS" müssten gehen, aber sparsamst auftragen und sicherheitshalber nicht auf die Kohlebahn.
      Achim
      Schieberegler sind doch technisch eigentlich kein Problem.
      Für Laien mag das allerdings zum Hindernis werden. Vor allem ist der Schluß auf den sonstigen Umgang mit dem Gerät, den ich noch näher beschreiben werden, zu ziehen.

      Also warum sie überhaupt Fehlteile oder Defekte aufweisen ist klar, DIlletantismus, falscher Umgang damit, Pultgeräte im Keller stapeln usw.
      Es ist bei angebotenen Geräten immer als Visitenkarte für einen bescheuerten Vorbesitzer oder Hökerer anzusehen, wer weiß was dann noch alles schrottreif ist, also Achtung in Bezug auf Überbezahlung. Auch ziemliche Pfuscher in der Werkstatt können ein Grund sein, da wird gewürgt und gehebelt und Gewalt angesetzt anstatt bei der Demontage der Frontplatte das Gehirn mit einzubeziehen.

      Ist bloß der Knopf ab dann gibt es unendlich vielfältig gestalteten Ersatz, es könnte also immer auch was passendes zu finden sein, sonst... Schlachtgerät aus einer abgemagerten, nicht so erhaltenswerten Version besorgen und fertig. Manchmal wurden auch die gleichen Knöpfe für andere, weniger wertvolle Geräte verwandt, dann paßt vielleicht der Knopf von einem abgewirtschaften defekten Küchenradio des gleichen Herstellers.

      Ist die Bedienachse gewaltsam abgebrochen worden so kann man sie kleben oder verschweißen, Kleber muß dann anlösend sein und es muß eine Modellform für die Zeit der Klebung um die Achse gebaut werden - so repliziert der Zahnarzt abgebrochene Zahnecken aus Rohmaterial wieder originalgetreu. Zum Verschweißen muß ein passender Ersatzstoff zugeschnitten werden, dieser sowie beide Bruchstellen erhitzt werden und dann mit kurzem festen Druck alles Drei arretiert und erschütterungsfrei langsam abgekühlt werden. Auch da kann eine Reparaturplombe um die Fehlerstelle hilfreich sein.

      Das Innenleben gängig und kontaktsicher zu machen habe ich schon einigemale hier beschrieben - Suchfunktion hilft (oder auch nicht).

      Die Potis sind wenn ich mich nicht irre Preh-Markenware die bis heute, zumindest NOS noch zu bekommen ist. Spezielle Formblöcke mit mehreren Potifunkionen auf einer Kunststoff-Platine kamen erst später in Mode und können auch von einem guten Hobbybastler repariert werden. Selbst durchgekratzte oder abgebrannte Kohlebahnen kann man vorsichtig, entnieten, ausnehmen, Ersatz wieder einnieten oder einschrauben.

      Bei mir wurde daher selten ein Gerät entsorgt ohne solche Teile vorher zu plündern, es ist immer gut ein Schrottlager zu haben.

      @Achim
      Weiße Salbenbasis (med.) ist auch sehr gut, daraus macht der Apotheker Rheumasalben u.ä., wie das Wählerfett garantiert säurefrei, und das sollte es sein.
      Weißsalbe hat dazu den Vorteil frei von Stoffen der Petrochemie zu sein, ist also auch in großen Mengen nicht krebserregend, eßbar und hautkompatibel. Alte Potibauer können ein Lied davon singen wie schnell sie von Petrochemie unheilbar aus dem Berufsleben geschossen wurden und auch oft früher starben als nötig.
      Alles Geschriebene gilt auch für Ballistol als Schmiermittel. In solchen fällen ist die Rede immer von Ballistol Universal med. Weißöl, nicht von Waffenöl oder ähnlichen Nebenprodukten sondern von der Urformel, die man unbedenklich trinken kann bei Sodbrennen oder Wunden im Mund damit behandeln.

      Schade das manche Potihersteller früher davon entweder nichts wußten oder den Profit in den Vordergrund stellten, besonders ausländische Produkte dieser Art können hochkontaminiert bis giftig (arsenhaltig) sein. Die deutschen Rheostaten- und Potentiometer-Hersteller (in Ostwestfalen gab es ganze Dynastien davon) die ich aus persönlichen Kontakten kannte waren da eher unverdächtig.

      Zu Sony kann ich sagen das das einer der ganz wenigen ernstzunehmenden jap. Hersteller war und schon alleine deshalb weil man ansonsten praktisch nicht vorhandene Baugruppen in Chips hinein konstruierte, die dann auch hier bei unseren Entwicklern gerne angenommen wurden. Ich hatte in meinem Entwickler-Büro so ungefähr zweimeterfuffzig im Quadrat Literatur dazu zu stehen, was sich ansonsten nur bei Siemens- und TFK-Schriften lohnte. Die Geräte wurden hingegen mit dem Licht unter dem Scheffel vermarktet, dafür daß man mit großem Abstand Meister aller Klassen in Fernost war, waren die Geräte unauffällig von unscheinbar bis merkwürdig unproportional, ich denke da an Tonbandgeräte mit dreieckigen Seitenwangen, man fällt ins Augenkoma wenn man das sieht wie die ihre Preziosen eingepfercht haben. Später vollbrachten sie wahre Meistertaten bezüglich der Videotechnik, allen anderen um Jahrzehnte voraus. Wenn man mal so einen Open-Reel Videorekorder von Sony in seiner Zeit betrachtet weiß man was ich meine. Die Fernseher wiederum wurden imho überbewertet, die Bildröhren waren offiziell implosionsgeschützt, aber im Realfall flogen sie einem um die Ohren wie Granaten, weil ihnen die Ballform fehlte. Das Bild sah auch immer aus wie nach innen eingefallen, die Fernseh-Geräte waren für Japse viel zu teuer, sie waren lediglich über einen gewissen Hype überhaupt verkäuflich. Gegen SABA oder Grundig, Telefunken oder Philips hatten sie auch in Sachen Haltbarkeit keinerlei Chance, die Reparaturkosten waren unmöglich hoch, oft wurde gleich entsorgt wenn ein Zeilentrafo schon mit ein paar hundert DeMark zu Buche schlug.

      Abschlußbemerkung.
      Mir läuft immer und wieder jenes zufriedene Lächeln übers Gesicht, wenn ich das von Achim gesendete Bild des Pultreceivers sehe. Das war schon früher so und wird auch immer so sein. Das war etwas was die bei Grundig konnten wie kein Zweiter, Kisten bauen die zufrieden und glücklich machten. Jedes in seiner Klasse und jedes auf seine Art. Es gab nie den Augenkrebs-Angriff oder den schmerzhaften Stich ins Geschmacksorgan. Die Technik ist dabei immer beachtenswert schon vom kleinten und preisgünstigsten Gerät an.
      Kurz:
      Grundig ist einfach pfundig
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      "Leider hat jedes angebotene Gerät abgebrochene Regler"

      Jepp, das hatte ich in meiner Hasstirade weiter oben ja ganz vergessen. :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:

      Dass Schiebereglerchen (Ich sage immer "chen", um die Dingerchen von echten Flachbahnpotis aus der Studiotechnik abzugrenzen) die große Mode waren, ist unstrittig. Man konnte sie neben senkrechter Senkrecht-Montage übrigens NOCH bedienunfreundlicher machen, in dem man Typen mit möglichst kurzem Schiebeweg wählte. Gerne auch genommen an (auch hochwertigen) Fernsehern (ITT/Graetz-Color als rühmliche Ausnahme, da gab es nur selten Schieber und wenn, dann meist versenkt).

      Übrigens, Grundig hat bei den Receivern RTV 800 und 900 während der Serie die Potiknöpfe abgeändert, d.h. den Griffteil flacher gemacht, um die Abbruchgefahr zu senken. Die entsprechende Kundendienstmitteilung lag (liegt?) mir vor.

      Neenee. "Geschmackssache, sagte Affe und biss in die Seife. Mein Ding ist es nicht.
      Aber über den zweifelsfreien Inhalt sind wir uns einig.

      Gruß
      Stefan
      Schieberegler in der Unterhaltungselektronik sind bei Equalizern und als Balanceregler m.E. absolut vertretbar, sogar sinnvoll. Dort hat die leichte Erkennbarkeit der Position Vorteile, die Position liefeert eine wichtige Aussage und sie werden nur selten bedient.
      Als Lautstärkeregler wenig sinnvoll, aber sogar Revox hat den Fehler zeitweise gemacht, der Regler saß auch noch senkrecht!

      Ich sehe die Begeisterung der Hersteller und des Publikums für diese "Innovation" vor dem Hintergrund der Zeit. In den 70ern war man unheimlich modern, Plastik zog in alle Lebensbereiche ein, es war bunt, farbenfroh und phantasievoll bei den Formen - all das geht mit Kunststoff besonders gut, manchmal sogar nur mit Kunststoff. Langlebigkeit stand nicht mehr so hoch m Kurs, Musik, Kultur, Produkte, ja das Leben wurden schneller. In diesem Lebensgefühl und Optimismus störte so vieles nicht, war nebensächlich geworden im Rausch der Sinne.
      Hartgesottene Puristen und natürlich Techniker waren hingegen skeptisch, behielten auch auf die lange Sicht Recht.

      Trotzdem würde ich diese Epoche trotz Schieberegler, Prilblumen, Schlaghosen, Clogs und Plateauschuhen JEDERZEIT liebend gerne noch einmal durchleben. Es war einfach zu schön um wahr zu sein.
      Achim