Pioneer SX-450 (mit Handlungsbedarf)

      Pioneer SX-450 (mit Handlungsbedarf)

      Hallo HiFi Liebhaber,

      als kurzen Einschub hier einige Anmerkungen zu einer zwischenzeitlich erledigten Reparatur eines Pioneer SX-450 Receivers. Er ist ein eher kleines Modell, das in der zweiten Hälfte der 70er in der seinerzeit typischen Bauart produziert wurde.
      DIese Geräte haben nun schon über 35 Jahre teils intensiven und extensiven Betiebs hinter sich, der nicht spurlos bleibt.

      Hier waren etliche Lötstellen im Bereich des Netzteils und der Endstufen nachzuarbeiten. Drahtwiderstände sind teils ohne Abstand zur Platine eingebaut.
      Es gibt mehrere Hitzequellen (rot markiert), die zum Austrocknen fast aller im blauen Kreis sitzenden Elkos führten. Sie hatten nur noch zwischen 0 und 30% der Nennkapazität.



      Die übrigen Elkos in der Schaltung (alles ELNA und Nippon Chemicon Typen) waren noch in völlig einwandfreiem Zustand.

      Zudem mussten die Platinen von massivem Schmutzbelag gereinigt werden, die wie immer bei diesen Japanern "wackelkontaktigen" Drehschalter und Drehregler gereinigt und geschmiert werden.
      Danach war die Funktion wieder einwandfrei gegeben. Hier die Platinen im überholten Zustand:





      Ich glaubte schon, fertig zu sein, als mir die ausgeprägte Schiefstellung des Skalenseilrades auf der Drehkoachse auffiel. Zudem war die Achse (gelbe Markierung) in axialer Richtung verschiebbar, glitt beim Abstimmen so weit aus der Führung, dass sie am Ende aus ihrem Lager rutschte, was zum Verkippen der ganzen Achse durch den Zug des Skalenseils führte. Auf dem so schief stehenden Seilrad wurde das Skalenseil nicht mehr sauber aufgewickelt, sondern lief über Kreuz und schnappte beim Abstimmen.



      Die ganze Achslagerung ist ziemlich filigran und fragil. Irgendwo muss es ursprünglich eine Sicherung gegen das Herausrutschen gegeben haben - sie war aber nicht mehr nachvollziehbar. Vielleicht fehlt ein kleiner Seegerring, oder die Arretierung hat sich abgenutzt und ist so wirkungslos geworden.
      Es galt nun, mit vertretbarem(!) Aufwand eine saubere und dauerhafte Lösung zu finden, die den Verbleib der Drehkoachse im komplett eingesteckten Zustand sicherstellt.
      Hier meine Lösung: Zunächst wurde die Achse wieder in ihre korrekte Position gebracht, dann die Position des Drehwinkels korrigiert, so dass die UKW-Skala wieder stimmt.
      Dann habe ich an der Stirnseite der Achse, die vertieft im Seilrad liegt, mit Shell-Fett eine Kugellagerkugel plaziert.



      Diese wird nun mit einem am Gehäuse angeschraubten Halter mit einer Bohrung für die Kugel so positioniert, dass die Achse mit minimalem Spiel ohne zusätzliche Reibung und langfristig ohne Verschleiss oder Abrieb laufen kann.



      Nun arbeitet der Antrieb wieder sauber und präzise - wie geschmiert.

      Möglicherweise hilft dieser Tipp in ähnlichen Fällen oder inspiriert Leser zu geeigneten Lösungen bei ähnlichen Problemen.
      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Hallo Achim,

      nicht nur bei Deinem Pioneer, auch bei meinem NAD Model 200 kann man am Drehko das Seilrad mit Achse (die hat eine Abflachung, so dass sie eigentlich ohne Spiel greifen soll), aus dem Drehko herausziehen. Die Achse ist nicht mit Schrauben oder anders gesichert. Einerseits ist das praktisch, falls mal eine Reparatur am Frontend anstünde, der in der Drehko-Einheit integriert ist, dann muss man nicht das Skalenseil abwickeln, sondern zieht nur das Rad mit seinem kurzen Achsstück ab, wie auch beim Saba 9241.

      Aber ich habe seit kurzem bei mir auch das Problem, dass die Spannung vom Skalenseil das Rad mit der Achse Achse leicht aus der Aufnahme im Drehko herauszieht. Dann kippt die Achse mit dem Rad, genau wie bei Dir und dann bekomme ich Spiel. Die Frequenzeinstellung auf der Skale ist dann davon abhängig, je nach dem, ob man von rechts nach links oder von links nach rechts dreht. Wenn die Achse ganz drinsteckt ist dieses Spiel nicht. Das stört mich. Ich werde mal versuchen, ob ich eine Lösung, ähnlich wie von Dir praktiziert, finde.

      Gruss,
      Reinhard
      Hallo Reinhard,

      das Seilrad könnte man ja (nach Lösen der Arretierungsschraube) auch abziehen, während die Drehkoachse im Drehko verbleibt. Beim Saba 9241 ist das so, die Achse lässt sich dabei nicht herausziehen, das Seilrad wird gelöst und auf eine Dummyachse an der Frontplatte geparkt.

      Ich erinnere mich jetzt, wo Du darüber schreibst, auch an Fälle von Japanischen Tunern, wo die Achse nicht befestigt war - ich bin dabei immer von einem mechanischen Defekt ausgegangen.
      Wenn die Antriebsachse gezogen wird, rutscht zuerst der dünne Lagerzapfen am Ende aus dem Drehkogehäuse, dann verliert beim weiteren Herausrutschen oder -ziehen das Zahnrad den Kontakt mit den beiden gegeneinander verspannten Zahnrädern auf der eigentlichen Drehkoachse, die Druckfeder entspannt sich (kann sogar verloren gehen), so dass diese Verspannung beim Wiedereinstecken mühsam wiederhergestellt werden muss.
      Weiterhin besteht die Führung, also das Lager des 6mm Abschnitts der Antriebsachse aus Zinkdruckguss. Beim vorliegenden Gerät war das Material durch das jahrelange Drehen im herausgerutschten Zustand schon ausgeschlagen, was zu dem massiven Schiefstand der Achse führte.
      Und: je schiefer die Achse einmal ist, umso leichter rutscht sie bei einseitigem Seilzug aus der Führung. Viele Hersteller nehmen ja wohlweislich den Drehko nicht als Endpunkt des Skalsenseils, sondern ordnen ihn auf einer geraden Linie ZWISCHEN zwei Seilrollen an, so dass auch bei stramm gespanntem Seil keine Differenzkraft in eine bestimmte Richtung auf die Drehkoachse wirkt. So auch bei den Saba 92xy. Auf die Achse wirkt keine Kraft, außer der bei der Drehbewegung:



      Ich habe zuerst versucht, das Problem einfach durch Wiedereinstecken der Achse zu lösen, aber durch den Zug des Skalenseils begann die Achse sofort beim ersten Betätigen wieder wie eine Schraube aus ihrer Lagerung aufzusteigen, bis der Zapfen wieder herausgerutscht war und alles wieder schief hing.
      Das ist eine ganz üble, billige und nicht durchdachte Konstruktion!

      Bei "unseren" Drehkos ist ja in der Regel innen ein Zahnrad fest auf die Achse aufgesetzt, außen sitzt ein Seegerring. Die Antriebsachse kann dann nur nach dem Entfernen des Sicherungsringes nach INNEN herausgezogen werden. Zug oder Druck von außen können keinen Schaden anrichten. Das halte ich für für absolut sinnvoll.
      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 8 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Hallo Achim,

      genauso ist es!

      Bei Saba zieht man nur das Zahnrad ab. Bei den Japanern ist das Seilrad auf eine wenige cm lange Achse gesteckt und mit zwei Schrauben an der Achse festgemacht (die Schrauben sind bei mir fest). Die Achse mit dem Seilrad am einen Ende ist in meinem Fall am anderen Ende in eine gefettete Buchse der Aufnahme am Drehko gesteckt und arbeitet sich auch bei mir nach und nach bis ca. 3 mm aus der Buchse heraus, wenn man oft hin- und her durchstimmt. Danach hängt die reingesteckte Achse etwas schief und ich habe dann massig totes Spiel bei der Frequenzeinstellung. Da das Zahnrad (Übersetzung im Drehko) ja noch greift, ist es aber kein Spiel in der Drehbewegung sondern im Winkel der Achse und je nach Drehrichtung in der Richtung der Achse selbst (und wie tief sie in die Buchse eintaucht). Beim manuellen Hereindrücken der Achse in die Buchse bis zum Anschlag ändert sich die Kapazität so dass ich ca. 300 kHz Verstimmung in beide Richtungen haben kann, ohne dass eine Drehbewegung am Drehko ausgelöst wird.

      Gruss,
      Reinhard
      Die lose Achse im Zahnrad hatte ich auch schon als Problemkandidat bei mehreren jap. Receivern. Das kann so nicht von den Konstrukteuren gedacht sein, da je nach Einbausituation das Seilrad am Gehäuse schleift oder ganz rausfallen kann. Im Neuzustand war das mal eine eingepresste Verbindung.
      Ich habe sie immer gründlich entfettet und eingeklebt. Erste Wahl für solche Passklebungen: Schraubenfest aus dem Autoschrauberladen. Zur Not tut es auch Sekundenkleber.
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      2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „chriss_69“ ()

      Hallo allerseits,

      ich habe hier mal die Konstruktion des Drehkoantriebs nachvollzogen und skizziert:



      Rot ist die Antriebsachse, die sich zweimal verjüngt, blau ist das Formteil mit angebauter Aufnahmebuchse für die Achse.
      Ich denke auch, dass es eigentlich eine Fixierung gegeben haben muss, die entweder verlogengegangen ist, oder sich abgenutzt hat. Möglicherweise war das dünne Ende durch Stauchen verdickt und diese Verdickung hat sich verschlissen? Ich weiß es nicht.
      Achim
      Moin,
      nach meiner Beobachtung ist die Antriebswelle des Drehkos schlicht in das Zinkdruckgussritzel gepresst und das Ritzel gibt durch Fliessen irgendwann nach..
      Ich bin seit langer Zeit ganz deiner Meinung, der typische japanische Drehkoantrieb hat viel von einer Fehlkonstruktion an sich. Genau diese Verschleiss-/Alterungserscheinungen hatte ich auch schon mehrfach.
      Ganz selten findet man bei diesem Standardaufbau eine Entlastungsrolle hinter dem Seilrad, es haette nicht viel gekostet, aber viel gerettet.

      73
      Peter