Gehäuse von Meersburg W5 lackieren

      Gehäuse von Meersburg W5 lackieren

      hallo! Ich bin mehr der Elektriker als wie ein Holzwurm. Technisch ist das Gerät tadellos von mir revidiert, es läuft ziemlich gut, mit EL12.
      Aber ich muss ein Gehäuse verschönern, das Gehäuse ist bis auf kleine Furniermacken ok, nur die Lackierung ist hinüber.
      Wie soll ich vorgehen? Ich will aber auch keine Doktorarbeit daraus machen.
      Muss die alte Farbe abgebeizt werden? wie kann man die goldenen Linien erhalten, oder müssen diese neu gemacht werden?
      Irgentwann muss ich mich mal mit der Optik beschäftigen, ich sehe es ja ein. Obwohl in erster Stelle ist bei mir der Klang eines Geräts, danach kommt erst die Optik.
      Grüße Armin
      Hallo Armin,

      ich versuche dir mal kurz einen Überblick zu verschaffen. Als erstes: Ohne erheblichen Aufwand ist eine Lackierung leider nicht zu machen.
      Die Arbeitsschritte kurz:
      -abbeizen
      -Macken reparieren
      -Gehäuse gaaaanz vorsichtig von Hand abschleifen
      -beizen
      -ein paar Lagen Lack+Zwischenschliff
      -Goldstreifen aufkleben oder auflackieren
      -Weitere Lagen Lack
      -zum Schluss polieren

      Viele Arbeitsschritte und viele Möglichkeiten etwas zu vermurksen. Aber wenn es dann klappt ist das Ergebnis natürlich toll.
      Noch ein Link:
      Holzgehäuse lackieren

      Grundsätzlich musst Du dich also fragen ob Du die Lust, Zeit, Platz, Werkzeug und etwas Geschick hast.

      Grüße
      Klaus
      Hallo Armin,

      vorab eine Frage, wie ist es mit Lackierequipment bestellt, Kompressor, Spritzpistole etc. und deren Handhabung ?
      Spraydosen vergiss bitte ganz schnell, Holz ist ein saugender Untergrund und dieser wird den Inhalt einer Spraydose förmlich verschlingen.
      Der ohnehin sehr dünngehaltene Lack aus einer Spraydose besteht zum größten Teil aus Triebmittel und viel Verdünnung, welche sich bei der Trocknung verflüchtigen. Was dann noch an Lack überbleit ist sehr gering, auf nichtsaugenden Untergründen wie Blech und Kunststoff mag das funktionieren , aber auf Holz so gut wie nicht möglich eine geschlossene Oberfläche zu erziehlen. Desweiteren, die goldenen Zierlinien, die sich mit dem Abbeizen des Lackes gleich mitauflösen, stellen ein weiters Problem dar, da diese im Lack eingebettet sind. Diese goldenen Zierlinien 2mm werden des öfteren in der Bucht als Klebestreifen angeboten, auch wenn diese sehr dünn sind bedarf es einer bestimmten Menge an Lack um auf das gleiche Niveau (Lackschicht) zu kommen.
      Das Wichtigste vor dem Lackieren sind und bleiben die Vorarbeiten, wer hier unsauber arbeitet nimmt die Fehler mit bis zum Finsh.
      Wie man den alten Lack entfernt kommt auf den Zustand bzw. die Haftung auf dem Holz an, manche alten Lacke lasssen sich je nach Verwitterung mit dem bloßen Fingelnagel abkratzen, hier würde ich mit einer Ziehlinge arbeiten und mir die Sauerei mit dem Abbeizer ersparen.
      Hat der Lack zwar viele Risse, sitzt aber noch ser fest auf dem Holz, ist abbeizen die sichere Methode.
      Zum Abschleifen würde ich auf keinen Fall raten, weder von Hand und garnicht erst mit der Maschine, das eh sehr dünne Furnier 0,5mm wurde bereits schon ab Werk plangeschliffen. Einen weiterer Abtrag würde unweigerlich zu durchschliffen führen, besonders im Kantenbreich und das kriegst du nicht mehr mit Beize in den Griff.
      Zum Abbeizen eignet sich sehr gut Geel von FLT, hier nicht gleich das ganze Gehäuse satt einsteichen, immer Seite für Seite behandeln. Nach einer einwirkzeit von ca 15min den gelösten Lack mittels eines Japanspachtel (Kunststoff) abstoßen, danach nochmals einstreichen, 15min warten und wieder abstoßen. Danach die abgebeitzte Fläche mit Nitroverdünnung und Putzlappen gründlich abreiben. Sind alle Flächen auf diese Art vom Lack befreit gehts ans Neutralisieren, Abbeizer ist basisch, keine Rückstände dürfen in den Holzporen bleiben. Ein paar Liter Wasser vesetzt mit einer halben Flasche Essigesenz und unter zuhilfenahme einer harten Bürste das Komplette Gehäuse abschruppen. Abbeizerrückstände zeigen sich nun als weis/grauer Schleier und der muss weg, ist das erledigt wird alles grundlich mit frischem Wasser abgespült.
      Nun darf das Gehäuse erst mal über Nacht an einem waren Platz trocken, nach der Trockenphase wird die Gehäuseoberfläche nicht mehr geschliffen, sondern nur noch mit grober Stahlwolle Typ 1 abgrieben, dabei entsteht ein leichter Glanz und die Oberfläche ist aalglatt. Der dabei entstehende Holzstaub und die Rückstände von der Stahlwolle müssen entfernt werden, absaugen oder abblasen.

      Nochetwas, bevor du mit dem Abbeizen beginnst solltest du die umlaufende Messingleiste polieren, zunächst mit feiner Stahlwolle Typ 00, etwas Spülmittel und Wasser auf die Stahlwolle und die Zierleiste solange abrubbeln bis sie schön glänzt, dannach mit Metallpolitur auf hochglanz polieren. Das geht am Besten wenn die Leiste noch eingeklebt ist. Da noch offen ist welche Art von Lack hier einsatz findet mach ich hier erst mal einen Schnitt, sollten bis dahin noch Fragen offen sein, einfach stellen.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Hallo Franz und Klaus,
      vielen Dank für die Tipps. Vor Allem die mit dem Abbeizen.
      Kompressor und Spritzpistole sind zwar vorhanden, waren aber jahrelang nicht mehr in Gebrauch, dann nehm ich besser den Ziegenhaarpinsel.
      Noch eine Frage zu der Zierleiste: zuerst polieren, dann lackieren. Danach muss die Leiste abgenommen werden, bevor ich mit dem Abbeizen beginne. Wie wird die Leiste ohne Beschädigung abgenommen?

      Gruss Armin
      Hallo Armin,

      wie schon erwähnt geht das reingen und polieren der Zierleiste am besten in eingebauten Zustand und bevor du die Zierleiste versiegelst (Zaponlack) sollte sie vom Gehäuse abgetrennt werden. Zu einem erleichtert dies das Zwichenschleifen des Lackes und du erspartst dir das Abkleben der Leiste. Die Zierleiste umschliest einen Holzkern, dieser ist mit Kleber am Gehäuse fixiert, es gilt nun die Zierleiste so vom Gehäuse zu trennen, das sie unbeschadet später wieder eigeklebt werden kann. Um das zu bewerkstelligen benötigst du einen Heisluftfön, bevor dieser zum Einsatz kommt enfernst du die Abdeckklammen welche Leistenanfang- und Ende überdeckt. Den Heisluftfön stellst du auf höchste Stufe und beginnst die Leiste an der Trennstelle zu erhitzen, hierbei gilt den Luftsrom in ständiger Bewegung zu halten, niemals längere Zeit auf einem Punkt verharren, da sonst das Holzgehäus an zu kokeln beginnt. Nun muss der Punkt herausgefunden werden wo genügend wärme durch Messing und Holzkern den Kleber erweicht um sie ohne Brüche und Knicke vom Gehäuse zu ziehen. Um das Herauszufinden legst du dir ein stumpfes Brotmesser zur Seite und versuchst es zwichen Gehäuse und die erhitzte Leiste zu schieben. Das kann schon ein paar min. dauern, erhitzen und versuchen die Leiste zu lösen, niemals gewalt dabei anwenden. Das machst du Seite für Seite bis die Leiste komplett gelöst ist, danach legst du die Leiste für ca eine halbe Stunde in ein Wasserbad. Warum, Kleberückstände müssen vom Holzkern entfernt werden um sie später wieder passgenau einzukelben zu können. Der alte Kleber ist wasserlöslich und lässt sich nach dem Wässern mit einem kantigen Gegenstand leich abscharben, nun polierst du die Leiste nochmal mit Metallpolitur nach, entfernst die Politurrückstände und versiegelst die Leiste mit Zaponlack.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz