Empfehlungen für Phonovorverstärker für 2 x Saba Freiburg 11 bzw. 125?

      Danke Reinhard -- saubere Analyse -- das war in der Tat, was ich meinte ... wobei das letztlich aber auch ein theoretisches Problem ist, denn es wird selten voll ausgesteuert, und im extremen Hochtonbereich noch weniger, zumal da die Platte kaum noch "kann" ... aber dies ist auf jeden Fall ein Grund, warum man bei Phono-Vorstufen mit passiver Entzerrung die Versorgungsspannung nicht noch unnötig klein wählen möchte.

      Übrigens liegt hier wieder einmal ein Vorteil vom NE 5534: Den kann man ohne Probleme mit symmetrischen 20 V betreiben (wie beim Metaxas Phono ja auch gemacht), mit nur minimalen Nachteilen beim Rauschen. Aus gleichem Grund ist m.E. im alten Phono-Pre von Lindemann mit dem OPA 2604 gearbeitet worden, der sogar bis 25 V verträgt. Das ist eine hilfreiche Eigenschaft auch dann, wenn man mal direkt einen DC-Servo nachrüsten möchte, aber die Bordspannung 20 V beträgt. Unter OPA 604 auch als Einzel-OPV verfügbar.


      Besten Gruss,

      Michael

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „kugel-balu“ ()

      Was jetzt für die Einordnung der sehr verminderten Hochton-Übersteuerungsreserve bei Phono-VV mit passiver Entzerrung noch fehlt, ist eine Aussage dazu, wieviel Reserve man in der Praxis wirklich braucht und wieviel "Zusatzreserve" man tunlichst noch haben sollte. Dazu habe ich auch bei D.Self nichts gefunden, nur dass er es für kritisch hält.

      Ein weiteres Ergebnis:
      Die Verstärkung des MM-Phono-VV mit passiver Entzerrung sollte nicht zu hoch sein. Je geringer sie ist, desto grösser darf die Amplitude vom Magnetsystem sein, ohne dass es zu einer Übersteuerung kommt. Also damit eher nur 34 dB oder 36 dB Verstärkung als 40 oder mehr.

      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      In einem anderen Forum (DIYaudio) wurde geschrieben [diyaudio.com/forums/analogue-s…-phonostage-headroom.html ]:

      "Some early low quality phono preamps had a headroom of about +20 to +24db. All were critisised for poor sound quality. By the time you reach +30db headroom this criticism has started to pale below other accuracy problems.
      Most good phono amps had +34 to +36db of headroom and imo this is what you should strive for."

      Wenn diese "headroom" Angaben sich auf den Frequenzbereich bis 20 kHz beziehen, ist für kleinere Frequenzen als 20 kHz ein "Downscaling" entsprechend der invertierten RIAA-Kennlinie anzuwenden.
      Entsprechend sollte der Phono-Vorverstärker bei 40 dB Übersteuerungsreserve bis zu folgenden Eingangsspannungen (immer Effektivspannung) verzerrungsfrei verarbeiten können, wenn ich von einer Ausgangsspannung des Magnetsystems von 5 mV bei 1 kHz ausgehe:

      100 Hz: 22 mV
      1 kHz: 50 mV
      10 kHz: 250 mV
      20 kHz: 500 mV

      Offensichtlich produzieren Knackser auf der Platte, z.B. durch Staub und Kratzer, erheblich grössere (um ein Vielfaches) Amplituden am Magnetsystem-Ausgang, die ausserdem im oberen Frequenzbereich liegen. Bei schlechter Hochton-Übersteuerungsreserve gerät ein Phono-Vorverstärker damit leicht ins Clipping, was die Warnehmbarkei dieser Störungen verschärft.


      Wie vergleichen sich die drei hier untersuchten Phono-Verstärker hinsichtlich ihrer Übersteuerungsfestigkeit?

      1) Der Metaxas-Ikarus Phono-Vorverstärker, einstufig mit aktiver Entzerrung, hat damit kein Problem, er übertrifft die 40 dB deutlich.

      2) Der Muffsy-Phono Vorverstärker mit passiver Entzerrung verfehlt das Ziel moderat, er erreicht (selbst bei +/- 20V Versorgung) nur 306 mV bei 20 kHz. (Übersteuerungsreserve = 36 dB)

      3) Der ESP-Phono-VV, bestückt mit NE5534, 2-stufig, mit in der 1. Stufe aktiver und in der zweiten Stufe teilweise passiver Entzerrung, überrascht. Denn er verfehlt die Forderung nach 40 dB Übersteuerungsreserve noch stärker. Er schafft (bei +/-20 V Versorgung) unverzerrt nur 114 mV bei 20 kHz. (Übersteuerungsreserve = 27 dB). Dabei ist aber seine hohe Verstärkung von fast 42 dB zu berücksichtigen. Reduziert man seine Verstärkung um 6 dB (= Halbierung), wird er mit dem Muffsy-Verstärker von der Verstärkung vergleichbar und seine Übersteuerungsreserve würde 27+6 = 33 dB betragen. Immer noch etwas schlechter als die Muffsy-Schaltung.

      Woran liegt die vergleichsweise schlechtere Übersteuerungsreserve des ESP-Verstärkers?
      Seine 1. Stufe übernimmt die aktive Entzerrung im Bereich von 20 Hz bis 1 kHz. Die Hochton-Anhebung von der Platte (invertierte RIAA Kennlinie) von 1 kHz bis 20 kHz bleibt noch erhalten. Die 2. Stufe verstärkt dann stark, um 31,5 db. Anschliessend übernimmt das passive Netzwerk (750 Ohm + 100 nF) die Entzterrung= Absenkung oberhalb von 1 kHz. Die 2. OpAmp Stufe (Ausgang 2. Opamp = V(stage2) verstärkt dafür bei 20 kHz um 20 dB stärker als die Verstärkung letztlich am Ausgang ist (V(out)) und gerät dadurch zuerst in die Begrenzung. Die 20 dB bei 20 kHz stellen in diesem Fall den Verlust an Übersteuerungsreserve dar, an dem der ESP-Phono-Vorverstärker leidet.

      Rote Kurve = Verlust an Übersteuerungsreserve des ESP-Phono-Verstärkers aufgrund der passiven Entzerrung hinter der 2. Stufe.







      Man kann bei dieser Betrachtung eines "flachen" Frequenzgangs einwenden, daß das realitätsfern ist. Im realen Musik-/Ton-Spektrum sind hohe Frequenzen mit viel kleinerer Amplitude vertreten und deshalb die Anforderung an die Übersteuerungsfestigkeit im Hochtonbereich nicht so fordernd, wie zuvor angenommen. Vermutlich ist der Einwand richtig.

      Hier die Darstellung der Fa. Shure von 1973, welche Tracking-Level auf Schallplatten typisch vorhanden sind:



      Wenn man von für MM-Tonabnehmer typisch 1 mV/(cm/s) ausgeht, kommen also bis max. 70 mV bei 10-20 kHz vor. Das schafft auch der ESP-VV. Jedenfalls, wenn bei ihm die Übersteuerungsreserve nicht weiter durch Umbau verringert wird.

      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 11 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Reinhard, ich denke, dieser Teil der Analyse ist auch richtig. Dennoch bleibt die Reserve etwas knapp, und die Verstärkung der 2. Stufe sollte nicht unnötig hoch gewählt werden.

      Allerdings ist bei Rod Elliott sicher auch anzunehmen, dass der seine Auslegung praxisgerecht gemacht hat. Immerhin ist seine kleine Schaltung weltweit in grosser Zahl im Einsatz, und er pflegt den Kontakt zu seinen Kunden. Dennoch kann man m.E. auch mit ein paar dB weniger Gesamtverstärkung auskommen. Man könnte also den 2k7 Widerstand in der 2 Stufe etwas erhöhen.

      Besten Gruss,

      Michael
      Ich habe durchaus mit Interesse mitgelesen!

      Reinhard hat schon mit Simulation Friis bestätigt.
      Meine Folgerung daraus:
      Rauscharme erste Stufe nicht linear, die schon frequenzabhängig (RIAA) verstärkt.
      Schwache Signale werden angehoben, weitere Entzerrung bei geringerer Pegeldifferenz.

      Headroom/Clipping
      Gerade beim Funk ist das eine sehr interessante Geschichte, nicht nur bei AM!
      Bei Sprechfunk (Audio) ist Klirr 10 % kein Problem, weiterhin gut verständlich.
      Probleme gibt es HF-seitig, wenn die Sendeendstufe zu stark angesteuert wird.
      Die verhält sich ähnlich wie ein Audioverstärker, macht auch Oberwellen.
      Diese sind empfangbar, können erheblich andere Funkdienste stören.

      Deswegen werfe ich mal ein, über gesundes und gewolltes "Clipping" nachdenken!
      Anders gesagt, bei zu viel das Signal in eine gesunde Begrenzung fahren.
      Balance, Headroom soll etwas über maximal möglichem Pegel Schallplatte sein.
      Abgeschnitten wird dann, wenn die Nadel über die eingedrückten Kekskrümel hüpft.
      Bei so einem Fremdkörper hört man alles laut ab Boom, über Ratsch bis Zisch.

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Ich habe mich schlecht ausgedrückt.

      Der Headroom-Verlust von 20 dB ist von der Verstärkung der 2. Stufe unabhängig. Die 20 dB Anhebung kommen tatsächlich daher, dass die 1. Stufe nur bis 1 kHz entzerrt und die 20 dB RIAA-Anhebung von 1 kHz bis 20 kHz in die 2. Stufe "durchgereicht" wird und erst hinter der 2. Verstärkerstufe durch 750R/100nF "geradegebogen" (abgesenkt) wird.

      Eine Änderung an der Verstärkung würde also am Headroom-Verlust hier nichts ändern, nur an der Gesamtverstärkung. Das Problem ist mit dieser Verstärker-Architektur zwangsläufig.

      Rod Elliott erklärt auf seiner Webseite sound-au.com/project06.htm, dass man bei 15-20 kHz in der Praxis ca. um 20 dB schwächere Pegel in Musik hat und zeigt ein über längere Zeit gemitteltes UKW-Sprach/Musikspektrum (das wegen Deemphasis aber bei 14 kHz abschneidet). Das geht in dieselbe Richtung, wie meine oben gezeigte Argumentation mit der praktisch auf der Platte vorkommenden Schnelle bei 10-20 kHz. Er impliziert damit:
      Die 20 dB RIAA Anhebung (Schneidekennlinie bei 20 kHz ) würde also kein Problem machen. Demnach wäre bei 15-20 kHz keine höhere Übersteuerungsreserve (er vermeidet diesen Begriff) als bei 1 kHz erforderlich. D.h. es wären auch bei 20 kHz ca. 100 mV Headroom ausreichend.

      Es gibt prominente Vertreter der Phono-Elektronik Szene (z.B. D. Self in "Small Signal Audio Design" douglas-self.com/ampins/books/ssad3.htm und in "Electronics for Vinyl" douglas-self.com/ampins/books/vinyl.htm), die grössere Übersteuerungsreserve auch im Hochtonbereich für wichtig ansehen. Und es gibt ebensolche (hier Rod Elliott), die das offenbar nicht tun, jedenfalls nicht im selben Umfang. Ich lasse das einfach mal so stehen. Beide haben kommerziell Phono-VV konstruiert.

      Gruß
      Reinhard


      Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Lieber Andreas,

      es gibt Untersuchungen, die die Notwendigkeit eines ausreichenden "overload headroom" (Übersteuerungs-Marge), vor allem bei höheren Frequenzen, begründen.


      Z.B. in einem Buch von Morgan Jones:






      Da clicks und pops "schnelle" Impulse sind, sind sie dem oberen Audiofrequenzbereich und Ultraschallbereich zuzuordnen. Sie erreichen mehr als die 10-fache Amplitude eines durchschnittlichen MM-Ausgangssignals, das typisch 5 mV bei 1 kHz ist. Wenn sie eine Verstärkerstufe des Phono-Vorverstärkers ins Clipping treiben, wirkt sich das auf die Wahrnehmbarkeit unangenehm aus. Die Störungen werden dann lauter und störender (amplifier blocking). Deshalb ist wie im Auszug von Morgan Jones (sowie D. Self und andere) eine gute Übersteuerungsreserve besonders im Hochton- und Ultraschallbereich gefordert, 28 dB wenigstens über das gesamte Audio-Band (also auch bei 20 kHz) und 34 dB oberhalb von 20 kHz.

      Bei passiver Entzerrung im oberen Frequenzbereich tritt damit leicht dieses klangschädliche Clipping bei einer vorangehenden Verstärkerstufe ein, bevor die nachfolgende passive Hochtonentzerrung den Pegel absenken kann. Bei aktiver Enterrung wird das eher vermieden, da ja die Verstärkung bereits in der Verstärkerstufe vermindert wird.

      Häufig wird - soweit eine "overload margin" überhaupt in den Daten angegeben wird - nicht angegeben, ob sie sich auf 1 kHz bezieht oder auf das gesamte Audio Band und auf welche Bezugseingangsspannung sich der Wert bezieht und welche Verstärkung der Phono-VV hat. Das ist für die Bewertung aber wichtig.

      Eine anschaulichere (für Nicht-Techniker-Mitleser) Erläuterung:
      lkvresearch.com/downloads/LKVR…n-Phono-Preamp-Design.pdf
      Da würde ich nur anmerken wollen, dass das Problem keinesfalls immer nur auf die erste Stufe beschränkt ist. Das ist nur so, wenn die passive Entzerrung nach der ersten Stufe folgt. Befindet sich die passive (Hochton-)-Entzerrung hinter der zweiten Stufe, dann ist natürlich diese von der Problematik betroffen (z.B. wie beim ESP-Phono-VV).

      "Gewolltes Clipping" ist nach allem, was dazu bekannt ist - keine gute Lösung für Phono.

      Ich maße mir aber nicht an, danach zu urteilen, on Phono-VV "A", "B" oder "C" der "bessere" ist. Es gibt ausser Rauschen, Genauigkeit der Entzerrung, Verzerrungen und Übersteuerungsreserve noch viele weitere kritische Eigenschaften.

      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Prima -- vielen Dank Andreas und Reinhard ! Wie so oft hier, kommen wir in der Sache voran. Wie relevant die Reserve in der Praxis ist, wird auch ein wenig vom System und vom Musikmaterial abhängen. Ich sehe aber jetzt klarer, warum die "all-in-one" Elektrometerschaltung Vorteile besitzt, wenn man z.B. noch die Verstärkung schaltbar machen will (wie bei MAS der Fall ist). Dazu ist bei der ESP-Schaltung kein Spielraum, die taugt also für MC High-Output dann weniger, weil man da (je nach System) einen Faktor 2-4 mehr braucht.

      Vielleicht ist das ein Grund, warum Self das kritischer sieht. Er hat ja diverse Schaltungen für Firmen wie Cambridge Audio und andere entwickelt, da geht es doch um andere Dimensionen als bei ESP, wo das DIY im Vordergrund steht. Bei der ESP Schaltung sollte man also ggf. die zweite Stufe eher etwas bremsen, z.B. durch Ersatz des 2k7 Widerstandes. Das käme mal auf einen Versuch an ...

      Besten Gruss,

      Michael

      oldiefan schrieb:

      Entsprechend sollte der Phono-Vorverstärker bei 40 dB Übersteuerungsreserve bis zu folgenden Eingangsspannungen (immer Effektivspannung) verzerrungsfrei verarbeiten können, wenn ich von einer Ausgangsspannung des Magnetsystems von 5 mV bei 1 kHz ausgehe:

      100 Hz: 22 mV
      1 kHz: 50 mV
      10 kHz: 250 mV
      20 kHz: 500 mV


      Hallo Reinhard,

      Danke fuer die ausfuehrliche Erklaerung zu den Rauschfunktionen von LTSpice. Nun muss ich suchen, wo die in Microcap stecken.

      das Modell der Meracuskarte erfüllt die oben genannten Werte bis 10 kHz, und das bei der Originalbetriebsspannung von +-14V. Bei 20 kHz fängt das Clipping bei ca. 320 mV (Amplitude) Eingangspegel an. Die Schaltungsauslegung wurde wohl sorgfältig abgestimmt. Im Anhang befinden sich einmal die THD-Kurven für die genannten Frequenzbereiche und die Frequenzgänge für die einzelnen Stufen.
      Farbzuordnung
      Rot: Eingangssignal, RIAA
      Blau: Ausgang 1. Stufe
      Orange: nach Entzerrernetzwerk
      Gruen: Ausgang, inkl. Rumpelfilter

      Die Angaben gelten fuer die DIP-Schalter in Stellung MM.

      Viele Gruesse,
      Christian
      Bilder
      • thd_Meracus.JPG

        88,33 kB, 1.138×677, 8 mal angesehen
      • F_stufen.JPG

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      **************************************************
      2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)
      Sehr schön, vielen Dank, Christian ! Das passt alles doch recht gut zu der Aussage, dass man damals mit Simulationen entwickelt und gerechnet hat ... die elektrischen Daten sind prima, der Aufwand ist halt aus heutiger Sicht immens ... ein Bauteilegrab. Zum Glück neigen die BC 550 / 560 (bei meinen Exemplaren ist immer Philips drin) nicht zum Ausfallen, und auch die Elkos sollten mindestens 10 Jahre ohne Mucken laufen (es ist Roederstein verbaut, da gibt es robustere Exemplare).

      Bei mir spielt sich das nächste Exemplar warm, diesmal mit 330 uF bipolar (statt 220 uF gepolt) in der Rückkopplung, und 10 uF bipolar (statt gepolt) im Ausgang. Bisher gefällt mir das gut so.

      Besten Gruss,

      Michael
      Lieber Reinhard!

      Ich nehme an, mit "amplifier blocking" ist gemeint, daß der Verstärker voll in die Begrenzung gefahren wird.
      Das ist in der Tat eine unschöne Sache, wenn Halbleiter in den Bereich der Sättigung kommen.
      Die Zeit ist recht lange, bis der Verstärker wieder im Arbeitspunkt ist.

      Ich erläutere kurz, was ich meine, bei Phono-Pres wird es da aber schwierig...
      Das Audiosignal wird begrenzt, bevor der Verstärker übersteuert werden kann.
      Bei AM (SSB) ist das wichtig, weil ja die HF mit Audio moduliert wird.
      Gern nimmt man bei Sprechfunk Audiokompressoren, hier absolut untauglich.
      Die heben zur besseren Verständlichkeit leise Passagen an, erwünscht.
      Nach oben hin wird begrenzt, also Limiter bei Gebrüll ins Mikrophon.

      Vor gut 20 Jahren hatte ich mal lockeren Kontakt zu einer Tanzschule, deren "Technikus".
      Die Jugendlichen drehten gerne auf, am Wochenende durften die Discobetrieb machen.
      Immer wieder starben bei denen die Lautsprecher, ging langsam ins Geld.
      Dem Technikus schlug ich einen recht einfachen Begrenzer mit LEDs vor.
      Die genaue Schaltung weiß ich nicht mehr, war aber im Kernstück LEDs und Widerstände.
      Die beiden LEDs waren antiparallel, der eigentliche Limiter.
      Mit anderen Worten, ich habe die Diodenkennlinie ausgenutzt.
      Deutlich unter Betriebsspannung LED passierte nichts.
      Bei starker Übersteuerung wurde rigoros abgeschnitten.
      Dazwischen, also im Knick, ist der eher sanftere Bereich der Begrenzung.

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Michael, genau das meine ich!

      Ich stelle mir das so vor in meinem Beispiel:
      Der zulässige Bereich mit etwas Headroom geht sauber durch.
      Bei Kratzern bewegen wir uns im Diodenknick, einsetzende Begrenzung.
      Saust die Nadel über den Kekskrümel, springt nicht selten die Nadel.
      Das ist dann der größte anzunehmende Unfall (GAU) bei Schallplatte.
      Auch ist es mehr oder minder der mechanisch maximal mögliche Pegel der Nadel.
      Da halte ich Abschneiden für wesentlich sinnvoller als Riesenpegel Bumm, Bumm, Bumm.

      Audiophile werden anders denken, die drücken keine Kekskrümel in die Rillen.
      Bei denen kann man davon ausgehen, daß die Platten im guten Zustand sind.
      Leicht verkratzte Platten hören hören sich unschön an, meist kann man damit leben.

      Wenn Interesse besteht, stelle ich noch ein Limiter-Konzept vor, Basis ZF-Verstärker.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hi Andreas,

      ja, ich gehöre auch zu denjenigen, die der Platte nichts vom Keks abgeben ... ;)

      Ansonsten habe ich noch einen Austausch mit Rod Elliott gehabt, und er hat folgendes zum Problem mit dem "headroom" berichtet: Ihm war das zu Beginn auch unklar, ob das ein Problem werden kann. Aber es sind weit über 1000 Exemplare seiner Schaltung weltweit im Einsatz, auch bei kritischen Hörern, und nie ist ein Problem berichtet worden.

      Er selbst sieht das so: Der höchste Ton eines normalen Instruments (ausser Synthesizer) liegt unter 5 kHz, die Harmonischen fallen ab, mit mindestens 6 dB pro Oktave --- und wenn man berücksichtigt, ist die Forderung nach dem headroom von untergeordneter Bedeutung. Aus der Sicht eines Praktikers ist das wohl richtig. Aber wir diskutieren hier ja auch die theoretischen Aspekte, und weitere Lösungsmöglichkeiten!

      Besten Gruss,

      Michael

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „kugel-balu“ ()

      Zur Frage, inwieweit sich Simulation und Praxisschaltung hinsichtlich des Clippings decken sind hier meine Ergebnisse bezüglich Meracus (passives Netzwerk) und ESP (aufgeteilte Entzerrung). Da die Praxis mit 14 Volt, respektive 15 Volt läuft, habe ich diese Betriebsspannungen auch in der Simulation genutzt.

      Meracus:
      Frequenz [kz]
      Clipping
      U_in sim. [mV]
      U_in real [mV]
      Ausgangssp. [V]
      0,1
      2. Stufe
      30
      30
      10
      1
      2. Stufe
      110
      110
      8
      10
      1. Stufe
      320
      200* 320
      6
      20
      1. Stufe
      320
      200* 320
      1,6

      *Ablesefehler korrigiert

      Während das Clipping bei niedrigen Frequenzen korrekt simuliert wird, laufen die Werte bei den hohen Frequenzen auseinander. Simulation und Realität stimmen nahezu ideal überein. Was bei den Tests auch deutlich wurde: Durch den Abfall der Ausgangsspannung bei hohen Frequenzen werden auch weitaus stärkere Signale auf die Ausgangsamplitude von ca. 1,6 Volt begrenzt.


      ESP:

      Frequenz [kz]
      Clipping
      U_in sim. [mV]
      U_in real [mV]
      Ausgangssp. [V]
      0.1
      2. Stufe
      22, korr. 38*
      35
      12
      1
      2. Stufe
      90, korr. 180*
      175
      12
      10
      2. Stufe
      120, korr. 200*
      175
      2,2
      20
      2. Stufe
      120, korr. 200*
      200
      1,2

      *korrigierte Werte nach Berichtigung der Simulationsschaltung: siehe folgende Posts zur Erklärung

      Bei dieser Schaltung gibt es ebenfalls Abweichungen, sie erstrecken sich über den gesamten Frequenzbereich, aber die Tendenz ist umgekehrt, die Schaltung hat bei hohen Frequenzen in der Realität mehr Reserven als in der Simulation. Darüber hinaus gilt ebenfalls: Hohe Frequenzen werden in der Amplitude stark begrenzt. selbst wesentlich höhere Eingangsspannungen erzeugen keine wesentlich höheren Ausgangsspannungen.

      Viele Grüße,
      Christian
      **************************************************
      2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)

      Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von „chriss_69“ ()

      Hi Christian,

      danke -- das ist ja ein interessantes Ergebnis. Hast Du eine Erklärung, wo die Abweichung herkommt ? Bei keinem der beiden Vorverstärkern ist mir das momentan einsichtig ...

      Bei der ESP-Schaltung sehen wir hier sicher der Grund, warum es in der Praxis bisher keine Probleme gab, denn die simulierten Werte waren m.E. schon recht knapp.

      Besten Gruss, und vielen Dank,

      Michael
      Nein, noch kann ich die Unterschiede nicht erklären. Beim Meracus muss es wohl die erste Stufe sein. Bei der ESP-Schaltung können es beide sein. Mal sehen, ob ich noch etwas herausbekomme. Ich nehme mir erst mal den ESP vor, da einfacher analysierbar. Bei 20 kHz ist es der Ausgang Stufe 2, der in die Sättigung gerät. Wenn die Eingangsspannung für beginnendes Clipping im realen Leben höher ist, kommen nur folgende Gründe in Frage:

      -abweichende Verstärkungsfaktoren Stufe 1 und/oder Stufe 2
      -abweichende Sättigungsspannung Stufe 2
      -Messfehler Eingangsspannung
      -Messfehler Ausgangsspannung (bisher: Beurteilung anhand des Oszilloskopbildes der Spannung nach dem RC-Glied 750 Ohm/ 100n am Ausgang)

      Gruß, Christian

      Nachtrag: Die Abweichung kam durch einen falschen Verstärkungsfaktor in der Simulation für Stufe 2 zustande. Der 4k7-Widerstand der Rückkopplung stand in der Simulation von vorangegangenen Variationen noch auf 2k7. Mit dem korrekten Wert stimmen bei ESP nun Praxis und Simulation weitgehend überein. Die verbleibenden geringen Abweichungen sind in abweichenden Sättigungsspannungen des OpAmp-Ausgangs begründet. Auch Messunsicherheiten und Bauteiltoleranzen kommen noch ins Spiel. Hier gibt es Unterschiede zwischen Modell und konkretem Bauteil, die aber innerhalb der Datenblatttoleranzen liegen. Die korrigierten Werte habe ich mit in obiger Tabelle eingetragen.
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      2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)

      Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von „chriss_69“ ()

      Aha -- Du meinst also, R 11 ist 4k7 statt 2k7 ? Das reduziert die Verstärkung der zweiten Stufe, und ist vor dem diskutierten Hintergrund die bessere Wahl, wenn die Verstärkung dann noch ausreicht ...

      Dann steht bei der Meracus-Karte noch etwas Vergleichbares zu erwarten, oder ? Ist da ggf. auch einfach ein Wert in der Rekonstruktion leicht anders notiert als eingebaut ?

      Besten Gruss,

      Michael
      So, auch für den Meracus ist das Geheimnis gelüftet. Stufe 1 geht ins Clipping, wenn T7 oder T8 die Sättigung erreichen. Das habe ich heute nochmals direkt dort nachgemessen und siehe da, es geschieht bei 320 mV Eingangsspannungsamplitude, sowohl bei 10 kHz als auch bei 20 kHz. Damit sind die Ehre der Phonokarte und der Simulation gerettet, das Schaltbild stimmt auch, einzig der Mensch vor dem Ganzen hat geirrt, indem er die Osziwerte falsch abgelesen hat. Tabellenkorrektur erfolgt wie schon eben.

      Damit bleibt festzuhalten, dass die Meracuskarte trotz passiven Netzwerkes die ESP hinsichtlich Aussteuerungsreserve schlägt. Der Grund liegt, wie schon von Reinhard herausgearbeitet, in der Abschwächung der hohen Frequenzen erst nach dem Ausgang der zweiten Verstärkerstufe, sichtbar anhand der gelborangen Kennlinie im angehängten Diagramm.
      Die komplette Zuordnung:

      Rot: RIAA-Eingangssignal
      Blau:Ausgang erste Stufe inkl. aktives Entzerrrernetzwerkes
      Gelb: Ausgang OpAmp2, vor RC-Glied
      Grün: Ausgang, nach RC-Glied

      Bei Meracus erfolgt das schon nach der ersten Stufe, wodurch sich einige dB Reserve ergeben.


      Viele Grüße,
      Christian
      Bilder
      • F_Stufen_ESP.JPG

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      2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von „chriss_69“ ()

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