Wie wirkt sich die Induktivität nun konkret aus? Eine beliebte Selbstbauschaltung ist Projekt 06 von Elliot Sound Products.
sound-au.com/project06.htm
Vielfach nachgebaut, gutmütig, einfach.
Mit den Originalwerten laut Bauanleitung und einem NE5532A oder LM833 ist der Unterschied beim Rauschabstand zwischen Netzwerk 1 und 1k am Eingang überraschend klein.
LM833:
1k am Eingang: -77,1 dB(A),
Netzwerk 1: -75,1 dB(A), also ca. 2 dB Unterschied.
Im Vergleich zu den fast 5,6 dB Unterschied, die M. Altmann bei idealem Verstärker den beiden Eingangsbeschaltungen zuweist, ist das sehr wenig. Wie kommt's? In dieser Schaltung überwiegt der Rauscheinfluss der Widerstände rund um den ersten Opamp. Da die Rauschspannungen der einzelnen Bauteile quadratisch addiert werden (sie haben stochastischen Charakter und sind voneinander unabhängig) und zum Schluss aus dem Ganzen wieder die Quadratwurzel gezogen wird, gibt es meist einzelne Bauelemente, die das Rauschverhalten dominieren. Hier trägt vor allem der 4k7-Widerstand in der Rückkopplung der ersten Opamp-Stufe zum Rauschen bei. Etwas geringer, aber noch spürbar auch der 1k-Widerstand des Pickups und ab 5 kHz der Eingangswiderstand von 47k.
Es bringt nichts, hier superteure rauscharme Opamps wie den LT1115 oder LT1028 einzusetzen. Im Gegenteil. Ihre Rauscharmut bezieht sich auf das Spannungsrauschen an den Eingängen. Das ist mit 0,9 nV/Wurzel(Hz) sehr sehr niedrig. Dafür liegt das Stromrauschen mit 1 pA/Wurzel(Hz) vergleichsweise hoch.
LT1028N_LT
1k am Eingang: -77,3 dB(A)
Netzwerk 1: - 73,5 dB(A)
Die Widerstände dominieren noch immer das Rauschverhalten. Der hohe Rauschstrom schlägt über die Induktivität mit einem deutlichen Abfall des Signal-Rausch-Abstands zu.
10 € statt 50 €ct bleiben ohne Nutzen.
Nun gibt es die Möglichkeit, die Rückkopplung niederohmiger auszulegen. Widerstände 1/10 des Ursprungswertes, Kondensatorwerte x 10, auch R2, der Schutzwiderstand am nichtinvertierenden Eingang kann durchaus auf 560 Ohm abgesenkt werden :
So sieht die Schaltung dann aus.
LM833:
1k am Eingang: -81,1 dB(A)
Netzwerk 1: -77,4 dB(A)
LT1028N_LT
1k am Eingang: -82,7 dB(A)
Netzwerk 1: -75,3 dB(A)
Das sind schon ganz anständige Werte. Aber man sieht auch, dass der Unterschied zwischen den beiden Eingangsbeschaltungen größer wird. Während beim LM833 das Stromrauschen noch nicht prominent in Erscheinung tritt, gibt es beim LT1028 schon einen deutlichen Abfall. Der als rauscharm angepriesene OpAmp erfüllt nicht die Erwartungen, aber nicht weil es ein schlechtes Bauteil ist, sondern weil er hier fehl am Platze ist.
Nun gibt es noch ein Extrem: AD797A, ein Ultra Low Noise OpAmp: 0,9 nV/Wurzel(Hz), aber dafür 2 pA/Wurzel(Hz) Stromrauschen an den Eingängen.
1k: -81,8 dB(A)
Netzwerk 1: nur noch -70,3 dB(A)
Hier übernehmen die Opamp-Eingänge die Führung beim Rauschen. Ab 3 kHz dominieren sie hier klar und verschlechtern das Rauschverhalten deutlich. Das Maximum der Rauschintensität liegt zwischen 2 und 8 kHz. Das dürfte unangenehm klingen. Solche hochgezüchteten Opamps spielen ihren Vorteil nur bei niederohmigen Signalquellen aus.
Für diese Schaltung eignen sich Opamps mit ausgewogenen Rauschwerten in der Eingangsstufe. Spannungsrauschen zwischen 3 und 5 nV/Wurzel(Hz), Stromrauschen max. 0,7 pA/Wurzel(Hz).
LM833, NE5532A, OPA134, respektive 2134, oder OP27, OP2227, sollten alle gute Ergebnisse bringen, wobei die preiswerten und gut erhältlichen NE5532A aus meiner Sicht die vernünftigste Wahl darstellen. Die zweite Opamp-Stufe trägt übrigens wenig zum Rauschen bei.
Viele Grüße,
Christian
29.01.2022: Korrektur der dB-Werte nach Model-Verifizierung, dass Stromrauschen und Spannungsrauschen an den Eingängen inkludiert sind.
sound-au.com/project06.htm
Vielfach nachgebaut, gutmütig, einfach.
Mit den Originalwerten laut Bauanleitung und einem NE5532A oder LM833 ist der Unterschied beim Rauschabstand zwischen Netzwerk 1 und 1k am Eingang überraschend klein.
LM833:
1k am Eingang: -77,1 dB(A),
Netzwerk 1: -75,1 dB(A), also ca. 2 dB Unterschied.
Im Vergleich zu den fast 5,6 dB Unterschied, die M. Altmann bei idealem Verstärker den beiden Eingangsbeschaltungen zuweist, ist das sehr wenig. Wie kommt's? In dieser Schaltung überwiegt der Rauscheinfluss der Widerstände rund um den ersten Opamp. Da die Rauschspannungen der einzelnen Bauteile quadratisch addiert werden (sie haben stochastischen Charakter und sind voneinander unabhängig) und zum Schluss aus dem Ganzen wieder die Quadratwurzel gezogen wird, gibt es meist einzelne Bauelemente, die das Rauschverhalten dominieren. Hier trägt vor allem der 4k7-Widerstand in der Rückkopplung der ersten Opamp-Stufe zum Rauschen bei. Etwas geringer, aber noch spürbar auch der 1k-Widerstand des Pickups und ab 5 kHz der Eingangswiderstand von 47k.
Es bringt nichts, hier superteure rauscharme Opamps wie den LT1115 oder LT1028 einzusetzen. Im Gegenteil. Ihre Rauscharmut bezieht sich auf das Spannungsrauschen an den Eingängen. Das ist mit 0,9 nV/Wurzel(Hz) sehr sehr niedrig. Dafür liegt das Stromrauschen mit 1 pA/Wurzel(Hz) vergleichsweise hoch.
LT1028N_LT
1k am Eingang: -77,3 dB(A)
Netzwerk 1: - 73,5 dB(A)
Die Widerstände dominieren noch immer das Rauschverhalten. Der hohe Rauschstrom schlägt über die Induktivität mit einem deutlichen Abfall des Signal-Rausch-Abstands zu.
10 € statt 50 €ct bleiben ohne Nutzen.
Nun gibt es die Möglichkeit, die Rückkopplung niederohmiger auszulegen. Widerstände 1/10 des Ursprungswertes, Kondensatorwerte x 10, auch R2, der Schutzwiderstand am nichtinvertierenden Eingang kann durchaus auf 560 Ohm abgesenkt werden :
So sieht die Schaltung dann aus.
LM833:
1k am Eingang: -81,1 dB(A)
Netzwerk 1: -77,4 dB(A)
LT1028N_LT
1k am Eingang: -82,7 dB(A)
Netzwerk 1: -75,3 dB(A)
Das sind schon ganz anständige Werte. Aber man sieht auch, dass der Unterschied zwischen den beiden Eingangsbeschaltungen größer wird. Während beim LM833 das Stromrauschen noch nicht prominent in Erscheinung tritt, gibt es beim LT1028 schon einen deutlichen Abfall. Der als rauscharm angepriesene OpAmp erfüllt nicht die Erwartungen, aber nicht weil es ein schlechtes Bauteil ist, sondern weil er hier fehl am Platze ist.
Nun gibt es noch ein Extrem: AD797A, ein Ultra Low Noise OpAmp: 0,9 nV/Wurzel(Hz), aber dafür 2 pA/Wurzel(Hz) Stromrauschen an den Eingängen.
1k: -81,8 dB(A)
Netzwerk 1: nur noch -70,3 dB(A)
Hier übernehmen die Opamp-Eingänge die Führung beim Rauschen. Ab 3 kHz dominieren sie hier klar und verschlechtern das Rauschverhalten deutlich. Das Maximum der Rauschintensität liegt zwischen 2 und 8 kHz. Das dürfte unangenehm klingen. Solche hochgezüchteten Opamps spielen ihren Vorteil nur bei niederohmigen Signalquellen aus.
Für diese Schaltung eignen sich Opamps mit ausgewogenen Rauschwerten in der Eingangsstufe. Spannungsrauschen zwischen 3 und 5 nV/Wurzel(Hz), Stromrauschen max. 0,7 pA/Wurzel(Hz).
LM833, NE5532A, OPA134, respektive 2134, oder OP27, OP2227, sollten alle gute Ergebnisse bringen, wobei die preiswerten und gut erhältlichen NE5532A aus meiner Sicht die vernünftigste Wahl darstellen. Die zweite Opamp-Stufe trägt übrigens wenig zum Rauschen bei.
Viele Grüße,
Christian
29.01.2022: Korrektur der dB-Werte nach Model-Verifizierung, dass Stromrauschen und Spannungsrauschen an den Eingängen inkludiert sind.
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2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)
2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „chriss_69“ ()