Breisgau 14 (Freiburg 14 Chassis): rechte Endstufe stumm

      Breisgau 14 (Freiburg 14 Chassis): rechte Endstufe stumm

      Hallo!
      Möchte mich kurz vorstelle, ich heiße Andi, bin 23 Jahre alt und wohne im östlichsten Eck von Österreich. Ich habe eine Sammlung von über 20 Dampfradios, Großteils Tischgeräte aus den 50ern mit ein paar Ausnahmen. Die meisten davon habe ich technisch restauriert.
      Mein aktueller Patient ist eine Breisgau 14 Truhe. Ich habe alles was sich bewegt gereinigt und neu geschmiert, Kontakte geputzt und sämtliche Lämpchen und 2 Elkos getauscht. Damit funktionieren bereits die Automatik und der Empfang tadellos.Mein Problem sitzt in der Endstufe, die rechte ist ohne Funktion, die linke tut was sie soll. Als ich die Truhe bekommen habe hat man die rechte Endstufe ganz leise gehört, bei Aktiver Stummschaltung waren beide Endstufen gleich leise zu hören.Sämtliche Röhren der Endstufe waren laut meinem W19 verbraucht, also habe ich alle verbrauchten Röhren neu besorgt und die Endstufe neu bestückt. Seitdem sind beide Endstufen bei aktiver Stummschaltung komplett ruhig und die rechte funktioniert immer noch nicht.Wenn ich auf die Stereo taste drücke ist alles still. (Decoder steckt drin) Ich habe den Verdacht dass die Stummschaltung beim rechten Kanal dauerhaft aktiv ist.
      Kann mir jemand erklären wie die Stummschaltung funktioniert? Ich vermute dass eine (oder mehrere?) Röhre gesperrt wird.
      Wird die Stummschaltung für beide Endstufen gemeinsam geschaltet oder seperat? Zum Spannungen messen bin ich noch nicht gekommen, muss erst eine verlängerung für die Lautsprecher bauen.

      Schöne Grüße
      Andi
      Hallo Andi,

      das kann viele Ursachen haben, das ein Kanal nicht arbeitet, die Stummschaltung kannst du in dem Fall ausschließen, das sie gleichzeitig auf beide Kanäle greift.
      Vorab eine Frage: es handelt sich doch bei der Truhe um eine Sonorama, sprich mit Hallspirale, ist diese noch vorhanden und in betrieb? Hier könnte man mit der Suche schon mal beginnen, wenn dort das NF-Signal an der 5poligen Buchse für beide Kanäle nicht weitergegeben wird bleiben beide oder auch nur ein Kanal stumm.
      Eine weitere Frage: bist du mit einem Messgerät (Multimeter) ausgestattet und auch in der Lage damit einige Messungen im Berieb des Gerätes vorzunehmen?
      Kannst du einen Schaltplan lesen?
      Wenn das geklärt ist, könnte man dich schritt für schritt bei der Fehlersuche begleiten.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Danke für deine Antwort
      Das Sonorama kann ich ausschließen, ich habe den Überbrückungsstecker, den habe ich auch schon durchgemessen, der ist in Ordnung.
      Mutlimeter hab ich, Analogoszilloskop auch, Schaltplan kann ich auch lesen.
      ich habe einen Schaltplan vom Freiburg 14, der sollte doch weitgehend identisch sein?
      Zu meinem Kenntnisstand: ich habe eine höhere Schule für Mechatronik abgebrochen und dann Elektriker gelernt, momentan bin ich als Servicetechniker für Haushaltsgeräte (Weißware) tätig.
      Schöne Grüße
      Andi
      Ok Andi,

      Schaltplan Freiburg 14 passt.
      Dann machen wir bzw. du mal ein paar Messungen und fangen mit den beiden EF86 an.

      EF86/Rö 401 und Rö 501
      Anodenspannung an pin 6 ?
      Schirmgitterspannung an pin 1 ?
      Steuergitter an pin 9 ?

      ECC83 Rö 402
      Anodensannung pin1 und 6 ?
      Kathodenspannung pin 3 und 6 ?

      ELL80 Rö 403 und Rö 503
      Anodenspannung an pin 3 und 8 ?
      Schirmgitterspannung an pin 2 und 9 ?

      Alle zu messenden Spannungen gegen Massepotential (Chassis) bezogen.

      Wenn die gemessenen Spannungen bekanntgegeben sind schaun wir weiter.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Lollocat“ ()

      Ich habe gemessen

      Rö401 EF86 Linker Kanal:
      Anode Pin 6: 119V
      Schirmgitter Pin 1: 60V
      Steuergitter Pin 9: -1,2V
      Rö501 EF86 Rechter Kanal:
      Anode Pin 6: 195V
      Schirmgitter Pin 1: 0V
      Steuergitter Pin 9: -1,2V

      Rö402 ECC83:
      Linker Kanal:
      Anode Pin 1: 197V
      Kathode Pin 3: 0,2V
      Rechter Kanal:
      Anode Pin 6: 197V
      Kathode Pin 8: 0V

      Rö403 ELL80 Linker Kanal:
      Anode Pin 3: 247V
      Anode Pin 8: 245V
      Schirmgitter Pin 2: 0V
      Schirmgitter Pin 9: 252V

      Rö503 ELL80 Rechter Kanal:
      Anode Pin 3: 246V
      Anode Pin 8: 8,8V
      Schirmgitter Pin 2: 0V
      Schirmgitter Pin 9: 254V
      Hallo Andi,

      Rö501 EF86 Rechter Kanal:
      Schirmgitter Pin 1: 0V
      Hier ist schon mal der erste Fehler, überprüfe den Vorwiderstand R522 ( 680K ) der ist defekt, auswechseln

      Rö402 ECC83:
      Linker Kanal:
      Anode Pin 1: 197V
      Kathode Pin 3: 0,2V
      Rechter Kanal:
      Anode Pin 6: 197V
      Kathode Pin 8: 0V
      Hier stimmen beide Kathodenspannung nicht (soll 40 V) hier R 427 und R527 (1M) prüfen, möglich das die ECC83 defekt ist

      Rö403 ELL80 Linker Kanal:
      Anode Pin 3: 247V
      Anode Pin 8: 245V
      Schirmgitter Pin 2: 0V
      Schirmgitter Pin 9: 252V
      Hier liegt ein Messfehler vor.das Schirmgitter liegt nicht an Pin 2 sondern an Pin1

      Rö503 ELL80 Rechter Kanal:
      Anode Pin 3: 246V
      Anode Pin 8: 8,8V
      Schirmgitter Pin 2: 0V
      Schirmgitter Pin 9: 254V
      Auch hier der gleiche Messfehler am Schirmgitter, Pin 1 nicht Pin2
      Desweitern die viel zu niedige Anodenspannung an Pin 8 hier dürfet der Ausgansübertrafer defekt sein, da muss für Ersatz gesorgt werden.

      Noch ein Wort zu einigen Widerständen, bei diesen Gerät wurden zum Teil Kohlemassewiderstände eingesetzt, diese neigen dazu hochohmig zu werden oder gänzlich zu versagen. Hauptsächlich diese wo mehr als 100Volt anliegen, du erkennst diese Widerstände am braunen Korpus und an den kantigen Enden.
      Dein Problem wird in erster Linie sein, einen Ausgasübertager zu beschaffen, denn ohne diesen kannst du dir alles weitere ersparen.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Hallo Andi,

      Bevor Du nach einem Ersatzausgangsübertrager schaust, kannst Du ja den betroffenen noch mal anschauen. Vielleicht ist der Grund für fehlenden Durchgang zwischen rotem und grünem Anschluss ja zu beheben.

      Viele Grüße,
      Christian
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      2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)
      Moin Christian,

      zu 99% ist, wenn der Gegentackübertrager zur einer Anode eine Unterbrechung hat, sense. In den meisten Fällen ist dann auch der Spulenträger deformiert, hier wäre ein Foto vom betroffenen AÜ sehr hilfreich. Sicher kann Andi das auch nochmal nachprüfen, ob die Unterbrechung eine andere Ursache hat, so feine Drähte brechen auch gerne mal an der Lötstelle ab, nur habe ich da erfahrungsgemäß wenig Hoffnung.
      Aber wollen wir auf Grund eines defekten AÜs die Flinte nicht gleich ins Korn werfen, so eine seltene Truhe verdeint es wieder instandgesetzt zu werden, daher mein Angebot an Andi. Beibe AÜs sind in meinen Ersatzteilbestand vorhanden und ich wäre bereit einen davon für einen kleinen Obolus + Versandkosten abzugeben.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Hallo Franz,

      Mit Deinem Angebot an Andi hat das Schreckgespenst "defekter Übertrager mit Rückkopplungswindung" beträchtlich an Wirkung verloren. Ich selbst schaue halt lieber zweimal nach, ob ein seltenes Ersatzteil wirklich nicht mehr zu retten ist, auch wenn die Chancen gering sind. Keinesfalls möchte ich das aber als Zweifel an Deiner Expertise verstanden wissen.

      Viele Grüße,
      Christian
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      2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)
      Hallo Christian,

      das mache ich genauso wie auch du, nur liegt das nicht im Rahmen unserer Möglichkeit, das muss Andi selbst herausfinden. Wie schon im Vorpost erwähnt, hat der Spulenträger erkennbare deformationen, dann kommen nur noch die Optionen neu wickeln lassen ,oder Ersatz in Frage.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Hallo Franz, Hallo Christian
      R522 war offen, getauscht.
      Die anderen beiden Widerstände sind in Ordnung, dafür war die "gebrauchte und geprüfte ECC83" der Fehler. Die Röhre die mir als ECC83 verkauft wurde ist offensichtlich keine. Es ist eine Röhre mit 2 Systemen, aber die Sockelbeschaltung ist anders. Ich habe die alte, etwas schwache, ECC83 wieder eingesetzt und siehe da: Alle Spannungen sind da wo sie hingehören, und die Truhe spielt in Stereo als ob nichts gewesen wäre!
      Anscheinend habe ich bei der letzten Anodenspannung Mist gemessen.
      Vielen Dank für die Hilfe!

      Schöne Grüße
      Andi
      Hallo Andi,

      Ferndiagnosen gestalten sich meist schwierig, da man ja nur Stellung auf die Aussagen des Fragestellenden bezug nehmen kann, mal trifft man mit den Vermutungen genau ins Schwarze, oder leigt total daneben. Wie den auch sei, so freut man sich das die Truhe nun wieder funktioniert und ich wünsche dir viel Freude daran.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz