ITT Touring 102

      ITT Touring 102

      Guten Abend zusammen,

      heute habe mal eine Frage zu Kondensatoren. Ich habe ein Kofferradio ITT Touring 102 erstanden - in sehr schlechtem Zustand. Es spielte nicht; mit einem Signalverfolger waren schnell der Treiber (BC 108B) sowie der Koppelkondensator (1µF) als Ursache gefunden. Ich habe dann noch die beiden 1000µF Elkos getauscht. Alle 4 Teile sind im Schaltplan-Ausschnitt markiert:



      Nun zu meiner Frage:
      Die beiden Elkos habe je 1000µF Kapazität bei 16 Volt Nennspannung:



      Warum hat man unterschiedliche Bauformen gewählt?

      Ich habe sie gegen gleiche Typen getauscht, der Koppelkondensator ist jetzt ein Tantal.



      Ich werde noch viel Spaß bei der Restauration haben - der Antrieb des AM-Drehkondensators sagt alles:

      Gruß, Peter
      Hallo Peter,

      zu deiner Frage, das hatte sicherlich keine "elektrischen Gründe". Der graue Fernost-Elko war garantiert billiger als der Frako, war aber mechanisch größer, so dass man an der anderen Stelle den Frako genommen hat, zwei dicke graue hätten keinen Platz gehabt. Das ist eine Mutmaßung, aber eine naheliegende. Nach deinem Eingriff sieht's eh viel besser aus.
      Und was das Drehkorad betrifft: Tja, so geht's eben, wenn man sich mit dem Plastikschrott aus den Siebzigern befasst... (nicht böse sein).

      Gruß
      Stefan
      Tja, leider. Falsch geraten, Stefan :P

      Der Grund für die unterschiedliche Bestückung liegt im Einsatzgebiet der Kondensatoren.
      Der billige Japse muß lediglich die Siebung der Betriebsspannung erledigen.

      Der Frako-Kondensator hat die besseren Eigenschaften weil er an disponierter Stelle steckt.
      1. Entkoppelt er den Endstufen-Ausgang gegenüber den LS.
      2. Hebt speichert er die Betriebsspannung zwischen um damit die Treiberspannung zu erhöhen, diese muß deutlich höher angelegt sein als es die Versorgung sicherstellt.
      3. Wird er durch die Mehrfachbelastung von Schalten plus NF-Belastung über Gebühr beansprucht, also erhitzt wenn er nichts taugen würde, sowie er auch eine höhere Umpolspannung verkraften muß für die besonderen Momente im Leben, dann nämlich wenn er heben soll aber die NF ihn umpolt.

      Die Anhebung der Treiber-Versorgung ist notwendig weil die Endtransistoren, die bekanntlich nicht im Kleinsignalbetrieb arbeiten können sondern im Leistungsbetrieb, um sie weit aufsteuern zu können relativ hohe Basisströme erwarten. Es wird also eine gewisse hohe Steuerleistung aus Spannungsüberhöhung elektronisch "gezaubert".**
      Funktioniert das nicht sinkt die Ausgangsleistung und steigen die Verzerrungen.
      Das ist das Prinzip des Mitführkondensators - ein Spannungsspeicher der über die normale Betriebsspannung der gesamten Baugruppe oben aufsattelt.

      Also, den Frako besser testen - so wie man immer alles gut testen sollte - und wieder einsetzen wenn er noch lebt, der andere, popelige, ist "2ignore".

      ------
      **kann man spielerisch erfahren indem man ein Kontroll-Lämpchen (~200mA) alternativ einer LED (<<20mA) über einen Transistor an und aus macht, um die wenigen mA für die LED voll durchzuschalten reicht eine geringe Steuerleistung (hoher Basis-Vorwiderstand), aber das Lämpchen benötigt viel mehr Steuerleistung und damit einen viel niedrigeren Basis-Vorwiderstand.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Jogi“ ()

      Hallo zusammen,
      erst mal danke für die Antworten.
      @ Stefan, zum Thema Plastik: Das Teil kam so an. Man erkennt hier den verzweifelten Versuch meines Vorgängers, eine festsitzende Drekoachse wieder gängig zu bekommen.
      @ Jogi: Deine Erklärung habe ich verstanden. War denn zu der Zeit der Preisunterschied so hoch, dass sich doppelte Lagerhaltung rechnete? Überall Frako rein und alles wäre gut gewesen?
      Gruß, Peter
      Hallo Jogi,
      eine Anhebe-Funktion sehe ich nicht, was allerdings an mir liegen kann. Da glaube ich dir einfach.
      Dass man allerdings einen Frako genommen hat, weil der angeblich so hohe Spannungsbelastung und gar Umpolungen verkraften kann (und er mit dieser Robustheit andere Fabrikate schlägt) weigere ich mich zu glauben. Ich behaupte, dass der Entwickler bei höheren Anforderungen eine höhere Spannungsfestigkeit wählt, ferner Umpolungen generell zu vermeiden sind.
      Ich bezweifle ferner ganz massiv, dass ein deutscher Markenelko, egal ab von 1970 oder heute, "besser" war bzw. ist als ein japanischer Markenelko.

      Ich weiß, behaupten und bezweifeln kannman viel und glauben sollte man auf die Kirche beschränken. Dennoch bin ich so frei.

      Und wenn in der vorliegenden Schaltung jener Elko tatsächlich so hohen Anforderungen gerecht werden muss, würde ich ihn als allererstes im ganzen Gerät ersetzen. :)

      Beste Grüße
      Stefan
      Stefan, es gibt ja mindestens zwei Wege die BIAS-Überhöhung in seinen Wissensschatz zu überführen außer das man den Glauben bemüht.
      1. Siemens Grundlagen der Endstufen-Entwicklung lesen und verstehen.
      2. Sich das Beispiel mit dem Durchsteuern eines Leistungstransistors unter einmal niedriger, einmal hoher Last das ich brachte mal wirklich auf ein Steckbrett zu nageln und ausprobieren.

      Ansosnten kann man - du erwähntest es - einfach auch glauben das für das weitestmögliche Durchsteuern eines Leistungs-Transistors schon eine gehörige Steuerleistung von Nöten ist, will man damit nicht entweder den imaginären Durchlaßwiderstand unnötig hoch und die unverzerrte Ausgangsleistungsdecke unnötig niedrig halten.
      In einfachen Endstufen will man nicht eine extra hohe Betriebsspannung der Treiberstufe über der Endstufenspannung haben, also speichert man einen Teil der Betriebsspannung in einem Kondensator und stellt diese Spannung dann wenn sie benötigt wird oben auf die Betriebsspannung drauf, so als wenn man eine Batteriezelle extra obenauf stellen würde.

      Ich brauche bei der Frage nach Frako nicht weit zu greifen sondern bleibe bei einem rennomierten Beispiel.
      Neulich reparierte ich ein älteres Grundig-Tonbandgerät, Siebung über Philips/Valvo "blue-meanies", wichtigere Aufgaben in der Audioentkopplung/Speicher für Aussteuerungsautomatik usw. Frako. Alle Philips kaputt (tlw. ausgelaufen, niederohmig, dauernder nicht wegformierbarer Leckstrom) , alle Frako noch super in Schuß.

      Ich könnte das noch umständlicher ausführen, aber ich halte mich zugunsten der Leser einfach:
      Die gelben Frako sind für Audiokopplung, bei möglicher Umpolung, bei Stoßbelastungen ofenbar beständiger als andere Typen. Auch heute noch, das Tonbandgerät war immerhin 50 Jahre alt und stark abgebraucht und schlecht eingelagert.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
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