Vorsicht, Fake-Kabel

      Vorsicht, Fake-Kabel

      Im Rahmen der derzeitigen Runderneuerung meiner Lautsprecherboxen brauchte ich unlängst ein paar Meter Lautsprecherleitung. Da die übrige Verkabelung damals mit 2 x 4mm² ausgeführt wurde, zog ich los, um 4m dieser Leitung zu kaufen. Im lokalen Elektroniksupermarkt fand der Verkäufer auch schnell eine entsprechende Leitung, diesmal allerdings mit transparenter Hülle.



      Zu Hause angekommen fiel mir aber, noch bevor ich das Kabel verarbeiten konnte, auf, dass diese 4 Meter 2 x 4² nur einen Bruchteil des Gewichts von 3m 2 x 2,5² haben. Das kann ja wohl nicht sein! Nach kurzer Recherche fand ich die so traurige, wie empörende Wahrheit: Man verkauft heute Aluminiumleitung, die außen hauchdünn mit Kupfer überzogen ist. Das heißt dann "CCA", also "copper-clad aluminium". Auf den Etiketten steht dann ganz klein 2 x 4mm² cca.
      Auf derlei Bosheiten ist man nicht vorbereitet, wenn man ein paar JAhre vom Vorrat früherer Einkäufe gezehrt hat.
      Achim
      Ich bin mal wieder platt wie weit wir schon sind.
      Bisher dachte ich immer wir stehen am Abgrund, aber unsere oberen Dooflinge haben uns wohl schon wieder einen Schritt weitergehen lassen.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Diese Alukabel scheinen inzwischen Standard zu sein, evtl. wegen der stark gestiegenen Kupferpreise; ich habe vor kurzem erst wieder LS-Kabel gebraucht, und es hat einige Zeit gebraucht, bis ich "echtes" Kupferkabel fand, am besten nach 100% Kupfer oder OFC suchen bei den Eigenschaften.
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Ich finde, man kann ruhig Alu- und Kupferkabel im Angebot haben, muss sie dann aber eindeutig kennzeichnen. Sonst ist es Mogelei, Täuschung - eben gefaked.

      Auf dem gezeigten Kabel findet sich keinerlei Aufdruck. Auf der Seite des Händlers ist als Hersteller "KASH" angegeben (nie gehört, die machen wahrscheinlich "CASH" mit nach Vollkupfer aussehenden Alukabeln), die ROHS Unbedenklichkeitserklärung ist dann aber seltsamerweise vom "AIV Kabelwerk GmbH Crottendorf", ein Hersteller, der laut seiner Homepage überhaupt keine CCA-Kabel anbietet.
      Das sieht alles nach Smoke and Mirrors aus, nichts Greifbares, keine klaren Informationen, alles schön im Nebel lassen, nicht sein, was es scheint, wie man es heute überall erlebt.
      Achim
      Geld aus Alu weckt schlechte Erinnerungen an vergangene Zeiten (:-).

      Alu Leitungen kenne ich noch gut aus früheren hiesigen Elektroinstallationen. Statt 1,5 qmm Kupfer wurde 2,5 qmm Alu verbaut. Das hatte durchaus Nachteile, aber der Widerstand pro Meter war nahezu identisch. Das sollte bei den Lautsprecherkabeln doch ähnlich sein. 4 qmm CCA kostet nur 30-50% im Vergleich zu 2,5 qmm Reinkupfer. Es lohnt sich also auch für den Endkunden. Ich schätze sogar, dass man es löten kann, der Kupferüberzug müsste dafür reichen. Aber eine vernünftige Kennzeichnung muss sein.


      Viele Grüße
      Christian
      **************************************************
      2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)
      Die EVUs verlegen auch heute (wieder) Alukabel unter der Erde zu den Hausanschlüssen. Ich habe meinen Hausanschluss Mitte der 90er erneuern lassen und da wurde 4 x 16mm Alu ins Haus gelegt. Ab dem Hausanschluss bin ich aber ulkigerweise verpflichtet mit mindestens 4 x 16mm Kupfer weiter bis zum Zählerschrank zu gehen...
      Gerade bei größeren Querschnitten ist das natürlich ein deutlicher Unterschied bei den Kosten.
      Die EVUs rechnen sich ihren zulässigen Spannungsabfall aus und nehmen einen entsprechenden Alu-Querschnitt. Zudem liegen die Kabel gut gekühlt im Erdreich.

      Bei meinen Lautsprechern hätte ich 2 x 6mm² Alu verlegen können, um einen vergleichbaren DC-Widerstand zu bekommen. Aber 2 Leitungen à 2 x 6mm² passen irgendwann nicht mehr in die Lerrrohre, sie lassen sich auch nicht bei den von mir verwendeten Speakon-Steckern verklemmen (von den Lsp-Terminals am Verstärker ganz abgesehen).
      Im Zuge der Reparatur meiner Lautsprecher habe ich gerade auch die Frequenzweiche optimiert, habe damals schon auf Luftspulen mit niedrigem Serienwiderstand geachtet, ersetze gerade die damals verbauten Papierkondensatoren durch verlustarme MKP-Typen mit kleineren ESR.
      Die Lautsprecher haben einen sehr hohen Wirkungsgrad von um die 104 dB bei 1W bei 8 Ohm. Man kommt also mit kleinen Verstärkerleistungen aus, die Impulstreue der Wiedergabe ist sagenhaft. Da möchte man nicht durch unnötige höhere Widerstände wieder Verluste einbauen.
      Diese Boxen sind die einzigen, an denen mein Yamaha CA1010 Transistorverstärker deutlich hörbar brummt.
      Vielleicht dokumentiere ich die Reparatur noch separat.
      Achim
      Beschiss überall.
      Wird aber auch für die Hersteller immer einfacher, weil Otto und Else Normalverbraucher immer unwissender und unkritischer sind.

      Nützt ja nix
      Stefan

      Übriens habe ich dann ja mal wieder antizyklisch gehandelt, als ich vor drei Jahren in unserer Wohnung (Bj. 1939) die gesamte E-Installation erneuert habe, alles war in Alu mit Textilisolation.
      Wer derartiges bei sich vor hat, sollte sich vielleicht jetzt schon mit ein paar Rollen NYM-Kabel eindecken, bevor das auch auf Alu umgestellt wird.
      Ich kann mich noch gut erinnern wie das direkt nach dem WK war, Sparinstallation, Sparwechselschaltung, Schutzleiter einsparen samt klassische Nullung, Alu-Müll in den Abzweigdosen, einmal losschrauben und dann Draht in der Wand abgebrochen = neue Leitung verlegen.
      Dann kamen die herrlichen Jahrzehnte mit Vollkupfer-Leitungen, gut isoliert, Mantelhülle ordentlich usw.
      Dann ging es wieder von vorne los - DDR-Kabel, Isolation klebrig, Mantel geht nicht abziehen, Leiterquerschnitt immer etwas zu niedrig, nach wenigen Jahren Weichmacher ausgedünstet und Dauergestank, danach Bröselleitung zum wieder herausreißen.

      Ich benutze seit Jahrzehnten einfache Zwillingsleitung mit 1,5mm² bzw. 2,5mm², für die dicken Baßboxen, als diese noch passiv waren gab es (echte kupferne) 6mm².

      Aber ansonsten paßt der Trend ja, demnächst gibt es als Geld dann auch wieder Alu-Chips, die Kader-Tante die man uns als Honneckers Rache auf den Thron gesetzt hat wird das auch noch alles endfertig ruinieren.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Ein Problem mit Alukabeln (nicht im HiFi-Bereich) ist doch wohl die Brandgefahr. Dabei m.E. weniger durch Erhitzung der Kabel selber, sondern ausgehend von den Verbindungstellen. Aus dem Grunde gab es doch fuer die Hausinstallationen in allen Verteilerdosen etc. recht pingelige Vorschriften fuer die Verbindungen, also z.B. in spezieller Quetschtechnik mit Fettfuellung und Kapselung, um dort die moegliche Funkenbildung und einen moeglichen Brandbeginn zu unterbinden.

      Daheim sehe ich auch eher die unnoetige Dicke und die deutlich weniger stabilen Verbindungen als Problem. Da wuerde ich eigentlich sagen, Alu ist weitgehend ungeeignet. Fest installiert mag das noch angehen, aber als flexibles LS-Kabel, wie das aus Achim's Bild ja offenbar gedacht ist vom Hersteller, sollte das m.E. sogar verboten sein. Unser einem wird da nichts passieren, aber im "normalen" Haushalt werden die Anschluesse dauernd brechen und dann noch viel haeufiger zu Kurzschluessen mit den ueblichen Folgen fuer die Verstaerker fuehren. Aber das ist ja vielleicht auch gewollt ... (?)

      Besten Gruss,

      Michael
      Ja, die Klemmerei bei Alu war anfällig. Das Material neigte zum Kriechen, was bei Schraubverbindungen zum allmählichen Lockern führte. Noch unangenehmer war die elektrochemische Korrosion beim Übereinanderklemmen mit Kupferadern oder in Messingklemmen. Trotz üblich maximaler 10A- Absicherung sind die Adern bei Betrieb von Heizgeräten, Waschmaschinen u.ä. reihenweise in den Abzweigdosen verschmort.

      @Achim: Bei dem Querschnitt wird es natürlich eng. Vor Längerem hab ich mal einen Test über Lautsprecherkabel gelesen. Neben hochwertigen feindrähtigen Cu- Litzen war auch stinknormales Flachbandkabel dabei, sowas in der Art von 40*0,14 qmm. Immer wechselweise verschaltet, eine Ader plus, die nächste minus. Es war nicht das Schlechteste im Test und passt zur Not unter die Tapete. (;-).

      Viele Grüße,
      Christian
      **************************************************
      2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „chriss_69“ ()

      Das "stinknormale" Flachbandkabel habe ich früher auch gelegentlich eingesetzt -- später aber dann eher nicht mehr. Mir ist nämlich mehrfach nach ein paar Jahren aufgefallen, dass die Adern innen schwarz wurden oder sonstwie korrodierten -- wobei das sowohl an der Isolation als auch an nicht so guter Kabelqualität gelegen haben kann. Oft sind die Adern da ja verzinnt, und das vielleicht in schlechter Qualität. Ich konnte das dann leicht wechseln, weil es offen lag, und fand dann das Resultat mit neuen Kabeln aus hochwertigem Kupfer besser. Wenn man im Rohr verlegt, ist ein Wechsel etwas lästig.

      Womit ich gute Erfahrungen gemacht habe, sind die einfachen Kabel der Fa. Kimber, also schon die mit der einfachen PE-Isolation. Bei Längen bis 3 m kommt man damit gut hin, und ich fand das in vielen Kombinationen eigentlich immer besser als die sonst üblichen 2x4 qmm Standardkabel.

      Besten Gruss,

      Michael
      Korrosion hab ich im Laufe der Jahre an praktisch allen LS-Kabelarten vorgefunden, auch reinstes Kupfer wurde so dann grünspanig.
      LS-Kabel haben auch die undankbare Aufgabe da herum zu liegen wo es feucht, schmierig und schimmelig wird, hinter Schränken, in engen unbelüfteten Spalten usw. daher kann es garnicht gut genug sein. Wobei gut aber nicht Voodoo und nicht ohne Not teuer bedeuten muß.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Das stimmt leider -- auch Kupferkabel vom Aufbau wie in Achim's Bild koennen Probleme bereiten, wobei ich dabei dann Weichmacher oder andere Dinge im Verdacht habe. Ich besitze 20 Jahre alte Kabel, die durchsichtig sind und noch prima kupfern schimmern, aber auch andere, die schon nach 5 Jahren gruen wurden. Je feiner die Litzen, desto groesser die Oberflaeche und (tendenziell) groesser das Problem.

      Die erwaehnten Kabel von Kimber arbeiten mit weniger Draehten pro Strang (sind also auch deutlich weniger flexibel, was in einem Rohr aber sicher voellig egal ist), und verwenden offenbar bessere Isolationsmaterialien. Seit vielen Jahren nutze ich naemlich die Abschnitte der Kabel fuer Verdrahtungen aller Art, und wann immer ich ein Stueck abisoliere kommt blankes Kupfer ans Licht -- eben wie es sein muss.

      Besten Gruss,

      Michael
      Hallo miteinander,

      in einem anderen Forum wurde vor einiger Zeit der Tip gegeben, ein Kabel von Lapp zu verwenden, und zwar (für "Bi-Wiring") eine Schlauchleitung mit 4 x 6mm². Soweit erinnerlich war es das ÖLFLEX CLASSIC 110 4G6.

      Solche Ware eines seriösen Herstellers würde ich bei Neuerwerb auf jeden Fall vorziehen. Überhaupt gefallen mir Schlauchleitungen auch für LS besser als die üblichen Zwillingslitzen, weil sie weniger zum Verdrillen neigen und sich gut reinigen lassen (falls mal etwas dran kommt).
      Viele Grüße
      Eberhard
      Stefan sprach NYM an, warum nicht auch für Lautsprecher?

      Das Zeugs ist relativ starr, kann man durch Leerrohre schieben.
      Ich hoffe, es wird die nächsten Jahre Kupfer bleiben.
      Elektroleitung bekommt man ab 1,5 mm², passt also für Lautsprecher.

      Zwei Bedenken gibt es jedoch:
      Es kann Verwechselungen mit einem Elektroanschluss geben.
      Man darf so Leitung nicht nennenswert bewegen wegen möglichem Aderbruch.

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com