Heute habe ich einen Grundig Receiver R 2000-2 verarztet, der an ungewöhnlicher Empfangsschwäche auf UKW litt. Mono konnte ich noch rauschfrei hören, aber selbst bei einem HF-Pegel von 1-2 mV war stereo noch von Rauschen unterlegt. Die Feldstärkeanzeige war ebenfalls ernüchternd niedrig. Der R 2000 und seine Variante R 2000-2 haben eigentlich einen guten, rauschfreien Empfang. Also musste ein Defekt vorliegen.
Hier das geöffnete Gerät.
Ich habe zunächst den Fehler eingegrenzt. Dazu habe ich an den Eingang des FM-ZF-Teils (Pin 1 des ZF-Moduls im langen schmalen Blechkästchen) über 10pF vom Signalgenerator 10,7 MHz, mono, Pegel = 1 mV, 400 Hz-moduliert mit Hub 67,5 kHz eingespeist. Am NF-Ausgang des Tunerteils (La, bzw Lb) waren 400Hz mit Pegel von 0,7Veff zu messen. Dieser Wert stimmte mit dem überein, den ich vorher mit demselben Verfahren an einem Grundig R 3000 Vergleichsgerät gemessen hatte (der einwandfrei arbeitete). Damit war klar, daß der gesamte ZF-Bereich und Demodulator fehlerfrei arbeitete. So war der Defekt schon mal auf das HF-/Mischteilkästchen
eingegrenzt.
Das UKW HF-/Mischteil, bereits ausgebaut, ist übersichtlich und so von seinem Panzer entfernt gut zugänglich. Es handelt sich um ein 4-fach über Kapazitätsdioden abstimmbares Frontend.
Bei ausgefallenem oder sehr schwachem UKW-Empfang sehe ich zuerst immer nach dem 1. Transistor hinter dem Antenneneingang. Der ist in den meisten Fällen bei schwachem Empfang der Übeltäter, oft aufgrund von Überspannungsschaden. Hier sieht man im nächsten Foto auf diesen Transistor und seine Umgebung.
Was auffällt: der FM-HF Eingangstransistor wurde offenbar schon einmal ersetzt (ich bin nicht der Erstbesitzer, deshalb kenne ich das Vorleben nicht), jedenfalls steckt dort ein Philips BF324 statt des nach Grundig Schema vorgesehenen BF414. Dieser Transistor war jetzt nicht defekt und durfte erstmal bleiben (ist ein zulässiger Ersatz für den BF414), aber etwas anderes fällt auf: Grünspan und starke dunkle Verfärbung an einer Spule, die auf einen Widerstand gewickelt ist.
Die Spule sieht "abgebrannt" aus - ein Schaden, bereits im Zusammenhang mit dem defekten, inzwischen erneuerten HF-Transistors bestand? Ausserdem besteht starke Korrosion am Spulendraht und auch am Draht des 470 Ohm Widerstands, auf den die Spule gewickelt ist. Der Spulendraht war unter der Grünspanmasse total weggefressen und hatte keinen elektrischen Kontakt mehr zum Widerstand. Das war die Ursache des schwachen Empfangs. Ausserdem war die Lackisolierung des Spulendrahts wie weggebrannt. Ich musste ihn ersetzen.
Beim Versuch, einen neuen Draht auf den noch intakten Widerstand zu wickeln, brach der Anschlussdraht des Widerstands an der Korrosionsstelle ab. Ich musste hier also einen neuen Widerstand verwenden. Die Zahl der Windungen (14) habe ich beibehalten. Um den dünneren neuen Widerstand auf etwa den gleichen Wickeldurchmesser zu bringen, habe ich zunächst zwei Lagen Schrumpfschlauch darüber gezogen.
Das ist das angefertigte Ersatzteil, Wicklung mit Wachs fixiert:
Und wieder eingebaut.
Im Schaltschema sieht man den betroffenen Widerstand R302 (470 Ohm) und die darauf gewickelte Spule, die in Serie mit dem Widerstand liegt. Die Spule dient zum "Abblocken" der HF von der Spannungsversorgung für den Transistor T301. Würde sie fehlen (stattdessen direkte Verbindung), würde die HF, die vom abgestimmten Antennenkreis kommt, über C329 kurzgeschlossen, statt von Transistor T301 verstärkt zu werden. Die Spule bildet mit C304 (12p) und C306 (470p) ausserdem einen Schwingkreis mit Kreiskapazität von ca. 12 pF und Induktivität von etwa 220 nH, der so abgestimmt ist, dass im UKW Empfangsbereich von 87 bis 108 MHz ein leichter Gewinn an Signalstärke resultiert. Mit 220nH errechnet sich das Resonanzmaximum bei 98 MHz.
Für meine selbstgewickelte Spule auf dem Widerstand messe ich L= 240 nH +/- 20 nH. Der Fehler meiner Messung ist relativ gross, da ich nah an der Grenze meiner Messmöglichkeit so kleiner Induktivitäten bin. Ich messe das mit meinem ELV ESR-Meter, das tatsächlich Impedanz misst und dessen genaue Arbeitsfrequenz (etwas über 60 kHz) ich vorher mit einem Frequenzzähler bestimmt habe. Da die Induktivität direkt proportional zur gemessenen Impedanz ist, kann ich so näherungsweise die Induktivität erhalten. Den ohmschen Widerstand und die Spulenkapazität vernachlässige ich dabei. Andrere einfache L-Meter (wie sie in Multimetern integriert sind) können Induktivitäten im nH Bereich nicht messen, sie gehen nur bis zum mH Bereich herunter.
Nach der Reparatur ist der Empfang wieder gut und Stereo auch bei weit weniger als 1 mV HF schon rauschfrei.
Gruss
Reinhard
Hier das geöffnete Gerät.
Ich habe zunächst den Fehler eingegrenzt. Dazu habe ich an den Eingang des FM-ZF-Teils (Pin 1 des ZF-Moduls im langen schmalen Blechkästchen) über 10pF vom Signalgenerator 10,7 MHz, mono, Pegel = 1 mV, 400 Hz-moduliert mit Hub 67,5 kHz eingespeist. Am NF-Ausgang des Tunerteils (La, bzw Lb) waren 400Hz mit Pegel von 0,7Veff zu messen. Dieser Wert stimmte mit dem überein, den ich vorher mit demselben Verfahren an einem Grundig R 3000 Vergleichsgerät gemessen hatte (der einwandfrei arbeitete). Damit war klar, daß der gesamte ZF-Bereich und Demodulator fehlerfrei arbeitete. So war der Defekt schon mal auf das HF-/Mischteilkästchen
eingegrenzt.
Das UKW HF-/Mischteil, bereits ausgebaut, ist übersichtlich und so von seinem Panzer entfernt gut zugänglich. Es handelt sich um ein 4-fach über Kapazitätsdioden abstimmbares Frontend.
Bei ausgefallenem oder sehr schwachem UKW-Empfang sehe ich zuerst immer nach dem 1. Transistor hinter dem Antenneneingang. Der ist in den meisten Fällen bei schwachem Empfang der Übeltäter, oft aufgrund von Überspannungsschaden. Hier sieht man im nächsten Foto auf diesen Transistor und seine Umgebung.
Was auffällt: der FM-HF Eingangstransistor wurde offenbar schon einmal ersetzt (ich bin nicht der Erstbesitzer, deshalb kenne ich das Vorleben nicht), jedenfalls steckt dort ein Philips BF324 statt des nach Grundig Schema vorgesehenen BF414. Dieser Transistor war jetzt nicht defekt und durfte erstmal bleiben (ist ein zulässiger Ersatz für den BF414), aber etwas anderes fällt auf: Grünspan und starke dunkle Verfärbung an einer Spule, die auf einen Widerstand gewickelt ist.
Die Spule sieht "abgebrannt" aus - ein Schaden, bereits im Zusammenhang mit dem defekten, inzwischen erneuerten HF-Transistors bestand? Ausserdem besteht starke Korrosion am Spulendraht und auch am Draht des 470 Ohm Widerstands, auf den die Spule gewickelt ist. Der Spulendraht war unter der Grünspanmasse total weggefressen und hatte keinen elektrischen Kontakt mehr zum Widerstand. Das war die Ursache des schwachen Empfangs. Ausserdem war die Lackisolierung des Spulendrahts wie weggebrannt. Ich musste ihn ersetzen.
Beim Versuch, einen neuen Draht auf den noch intakten Widerstand zu wickeln, brach der Anschlussdraht des Widerstands an der Korrosionsstelle ab. Ich musste hier also einen neuen Widerstand verwenden. Die Zahl der Windungen (14) habe ich beibehalten. Um den dünneren neuen Widerstand auf etwa den gleichen Wickeldurchmesser zu bringen, habe ich zunächst zwei Lagen Schrumpfschlauch darüber gezogen.
Das ist das angefertigte Ersatzteil, Wicklung mit Wachs fixiert:
Und wieder eingebaut.
Im Schaltschema sieht man den betroffenen Widerstand R302 (470 Ohm) und die darauf gewickelte Spule, die in Serie mit dem Widerstand liegt. Die Spule dient zum "Abblocken" der HF von der Spannungsversorgung für den Transistor T301. Würde sie fehlen (stattdessen direkte Verbindung), würde die HF, die vom abgestimmten Antennenkreis kommt, über C329 kurzgeschlossen, statt von Transistor T301 verstärkt zu werden. Die Spule bildet mit C304 (12p) und C306 (470p) ausserdem einen Schwingkreis mit Kreiskapazität von ca. 12 pF und Induktivität von etwa 220 nH, der so abgestimmt ist, dass im UKW Empfangsbereich von 87 bis 108 MHz ein leichter Gewinn an Signalstärke resultiert. Mit 220nH errechnet sich das Resonanzmaximum bei 98 MHz.
Für meine selbstgewickelte Spule auf dem Widerstand messe ich L= 240 nH +/- 20 nH. Der Fehler meiner Messung ist relativ gross, da ich nah an der Grenze meiner Messmöglichkeit so kleiner Induktivitäten bin. Ich messe das mit meinem ELV ESR-Meter, das tatsächlich Impedanz misst und dessen genaue Arbeitsfrequenz (etwas über 60 kHz) ich vorher mit einem Frequenzzähler bestimmt habe. Da die Induktivität direkt proportional zur gemessenen Impedanz ist, kann ich so näherungsweise die Induktivität erhalten. Den ohmschen Widerstand und die Spulenkapazität vernachlässige ich dabei. Andrere einfache L-Meter (wie sie in Multimetern integriert sind) können Induktivitäten im nH Bereich nicht messen, sie gehen nur bis zum mH Bereich herunter.
Nach der Reparatur ist der Empfang wieder gut und Stereo auch bei weit weniger als 1 mV HF schon rauschfrei.
Gruss
Reinhard
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