Saba 7140 Eine konservative Überarbeitung

      Saba 7140 Eine konservative Überarbeitung

      Warum nicht einmal einen 7140 genauer anschauen? Dieser kleine Bruder des 9240 im Interfunk-(?) Gewand hält mehr, als die Typenbezeichnung suggeriert, aber etwas weniger, als Gehäuse und Frontplatte versprechen.
      Aber, das wird sich zeigen, er ist ein Receiver für Minimalisten, für Zeitgenossen, die nur das Wesentliche brauchen, ohne Bling Bling, mit einem Schuss Understatement.

      Das Gerät habe ich in den vergangenen Wochen komplett zerlegt und nebenbei Stück für Stück auf Vordermann gebracht. Es ist offenbar in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig und intensiv genutzt worden, wies auch eine mäßige flächendeckende Verschmutzung auf - aber durchaus gepflegt und unverbastelt. Offenbar war es nie defekt gewesen.

      Vor Beginn der Arbeiten hatte ich festgelegt, hier konservativ zu Werke zu gehen, nicht flächendeckend Bauteile zu ersetzen, sondern gezielt, da wo es nach den Erfahrungen nötig oder sinnvoll ist - und nur da. So sollte eine hohe Zuverlässigkeit und volle Leistungsfähigkeit für die Zukunft gesichert, der originale Charakter und die ursprüngliche Anmutung der Technik bewahrt (konservativ!) werden.
      Das bedeutet natürlich einen höheren Zeitaufwand, denn es gilt, fallweise zu entscheiden, häufig zu messen und ggf. Bauteile wieder einzubauen.
      In einigen Bereichen, wo Bauteile generell kritisch sind, zu schweren Beschädigungen führen können, sollte aber eher kompromisslos vorgegangen werden. Jedes halbe Jahr nacharbeiten will ich schließlich auch nicht.

      Vorweg:
      Der 7140 hat einige Besonderheiten, die ihn vom 9240 unterscheiden

      1. einen anderen Netztrafo mit niedrigeren Versorgungsspannungen für die Endstufen, was die Ausgangsleistung reduziert.
      2. nur eine Kopfhörer-Würfelbuchse
      3. nur 4 Lautsprecherbuchsen für 2 Paar Lautsprecher
      4 keinen Pegelschalter
      5. keinen Anschluss auf der Rückseite für einen IR-Kopfhörer

      Und das war´s auch schon. In jedem anderen Detail ist der 7140 ein 9240.

      Die Einschränkungen haben teils auch Vorteile. Die geringere Ausgangsleistung und damit niedrigeren Ubs der Endstufen - UND Treiber - steigern die Betriebssicherheit und Stabilität. Und in der Tat sieht man selten abgebrannte Endstufen bei 7140 (allerdings sind sie auch in viel geringeren Stückzahlen verkauft worden).
      Bei der geringeren Ausgangsleistung ist das Fehlen des Pegelschalters auch eher zu verschmerzen, man liegt bei Zimmerlautstärken ohnehin in einem höheren Bereich des Lautstärkereglers.
      Auf alles andere kann man ohnedies verzichten, es benötigt nur Platz.

      Äußerlich ist der 7140 wohltuend dezent. Im Kontrast zum 9241 oder gar 9260 ist das ohnehin sachlich-technisch-unfeminine Design noch einmal reduziert und deutlich klarer und übersichtlicher.
      Kontrastiert mit den heute etablierten und dominierenden aalglatten bonbonrosa kandierten plüschig-buntigen durchfeminisierten Designs ist das geradezu ein empörender Affront gegen den Zeitgeist.
      Außerdem gab es den 7140 nur in schwarz. Die späten 70er / frühen 80er stehen ihm ins Gesicht geschrieben.

      Anhand der einzelnen Baugruppen soll nun gezeigt werden, was unter der eingangs formulierten Arbeitshypothese zu tun war.
      Achim
      Hallo,

      Der 7140 ist lässt sich an Hand meiner keinen Datenbank wie folgt im Saba "Seriennummerkreis" einordnen: 74 64 xx xx ... 74 65 xx xx, nach den Typen: 9240/9241 (104 MHz) und vor den Typen: 9240S/9241 (108 MHz), sowie um die Nummern: 71 67 xx xx
      Grüße Tommy

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Tommy“ ()

      Hallo,

      also die Seriennummer ist 716518xy.

      Ich hatte mir die Platinen nach Lust und Laune herausgepickt. Zuerst die UKW-Box, bei der keinerlei Handlungsbedarf besteht:



      Dann fiel mein Blick auf die beiden Linearverstärker. Obwohl sie in einem kühlen Berecich des Gehäuses sitzen, sahen die weinroten Roederstein gar nicht gut aus.



      Nach dem Ausbau zeigte sich, dasss die Gehäuse komplett von Rissen durchzogen sind.



      Diese Kondensatoren hatten unter 10µF statt 220µF. Man sieht, trotz kühler Umgebung sind sie unzuverlässig. Also wurden sie ersetzt, ebenso wie 4 als Koppelkondensatoren verbaute "TCK".
      2 Rubycon sowie die 4 blauen Tantalelkos mit weißer Schrift hatten tiptop Werte und wurden wieder eingebaut.


      Achim
      Ja, das ist ein klarer Fall. Zum Glück sieht man das ja sofort, und kann sie dann testen. Zeigen die Elko neben den 6.8 kOhm Lastwiderständen braune Stellen ? Wenn das Gerät viel und lange angeschaltet war, können auch diese Elkos auf den LInearmodulen warm werden --- vor allem, wenn der Receiver schlecht belüftet stand.

      Besten Gruss,

      Michael
      Hallo Michael,

      ja warm (30-40°) wird es auch vorne links, aber DAS muss ein Elko aushalten! Bei Hitze an Hochleistungswiderständen, Kühlblechen oder Leistungshalbleitern bin ich bei Standardelkos ja nachsichtig.

      Über dem 6K6 zeigte sich das übliche Bild bei den Ladeelkos:



      Messtechnisch sind aber alle beide nicht zu beanstanden und nach gründlicher Reinigung habe ich sie wieder eingebaut. Der grüne Herrmann wurde durch einen original NOS Siemens ersetzt, zwei gelbe Roederstein (47µ) stanken beim Auslöten massiv nach Elektrolyt. Das deutet auf Undichtigkeit hin, also Ersatz. Die 4 x 10µ vor und hinder den Spannungsreglern habe ich durch Tantalelkos ersetzt, der Trimmer für die 45V war wie neu, durfte auch bleiben.



      Beim Abstimmspannungsbaustein wurde gar nichts geändert. Auf 108 MHz war er ja schon bestückt, der Rubycon Elko wie zu erwarten wie neu mit ESR auf heutigem Niveau. Die Tantalelkos waren ebenso noch in Bestform, die Trimmpotis ließen sich mit Isopropanol von ihrer Oxidschicht befreien.



      Allgemein sind bei den Trimmpotis die großen Bauformen offenbar sehr robust. Die Qualität mit Kohlepimpel auf sehr hohem Niveau, ausgeleierte Schleiferblätter oder ausbrechende Kunststoffteile bzw. Schleifer kaum anzutreffen. Auch ist immer noch eine saubere und stabile Einstellung möglich, was bei den kleinen Bauformen die Ausnahme ist.

      Der Schwerpunkt bei der Überholung dieses Receivers lag ohnedies bei der umfassenden Reinigung. Auch die Platinenrückseiten wurden vom Flussmittel befreit, so dass der Lötstoplack sauber übrigbleibt.
      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Hallo Achim,

      Mein Vater hat damals am Anfang der achtziger Jahre mehrere 7140 verkauft. Die kamen damals über ein Deutsche Groß vertrieb in Bocholt (Weiß leider der Nähme den Vertrieb nicht mehr), nur aber der Vertreter, ein älterer Herr der auch Jahre nach seiner Pensionierung jedem Jahr beim Weihnachten vorbeikam. Schone Erinnerungen.

      Ich meine das ‘wir‘ mehr 7140 verkauft haben als die 92xx oder 914x zusammen. Das wesentliche des 7140 war gerade spot-on für die meiste Kunden. Einige diese Gerate habe ich später wiedergesehen, z.b. bei den Eltern meine Ehefrau. Die hatten eine diese Gerate für mehr als 30 Jahre im Einsatz.

      Der 7140 musste damals der 9140 hausinterne Konkurrenz gegeben haben. Auch wenn der 9140 etwas mehr Funktionen hatte (UKW vorwähle). Eine von diese steht jetzt bei mir auf dem Tisch. Mein Vater hatte es vor kurzen auf die Holländische Marktplatz gekauft. Dieses Gerate braucht leider viel Aufwand, weil Reparaturen in der Vergangenheit Brachial durchgeführt wurden.

      Selbst habe ich seit zehn Jahre ein Neuwertiges Exemplar der 7140. Es war wenig benutzt, voll Funktion fähig und im Original Zustand und das bleibt auch so. Nicht destotrotz bin ich Gespannt nach deinen Erfahrungen.
      Raymond

      Carpe Diem

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „alpinab10biturbo“ ()

      Hallo Raymond,

      ich finde auch, so ein Gerät war für den normalen HiFi Fan damals genau richtig. Ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, ausrechend Leistung und ein Top UKW-Teil, dabei kein Schnickschnack.
      Ich überlege auch, welche Vertriebskette das war. Ich schrieb oben "Interfunk", aber die hatten ein anderes Logo (Globus).

      Hallo Alex,

      das sind ja schon Siliziumgleichrichter. Aber diese grüne Serie (kleine Bauform) von Herrmann neigte zu Ausfällen mit Kurzschluss. Oft wurde dabei dann noch der Ladeelko überlastet und verabschiedete sich ebenfalls.
      Da auf dieser Platine, wo die kleinen Spannungen erzeugt werden, die Gleichrichter grenzwertig belastet werden und beim Einschalten hohe Ströme fließen (3300µF Ladekapazität) war mir das Risiko zu hoch.
      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Hallo Achim,
      auch bei konservatvier Vorgehensweise würde ich niemals den C603/3300µ drinlassen. Den ebenfalls getoasteten C 643 auch nicht. Gerade der 3300er ist doch Ausfallfaktor Nummer Eins bei allen 92er Receivern! Dagegen hatte ich persönlich noch NIE einen defekten grünen "Hermann", egal in welchem Receiver - so unterschiedlich können Erfahrungen sein.

      VG und viel Spaß noch
      Stefan

      Edit: Und das die roten Roedersteine im Duroplastgehäuse Langzeit-Schrott sind, kann man hier mal wieder schön sehen. Von wegen "nur bei thermischer Belastung". Das waren schon vor 20 Jahren sichere Ausfallkandidaten, auch im kühlen Grunde, auch ohne sichtbare Risse.
      Ja, jeder hat eben eine andere Stichprobe, die dem Zufall unterworfen ist.
      Damals um 1979/ 1980, da waren die 92xxer erst wenige Jahre alt, hatte ich schon 4-5 9240 zur Reparatur, die mit Schluss bei einem grünen Herrmann in der Endstufenversorgung ausgefallen waren.
      Hier beim vorliegenden Gerät habe ich diese B80C3200 aber dringelassen, weil sie erstens nur mit ca 30V arbeiten müssen und weil sie jetzt schon über 30 Jahre durchgehalten haben.

      Den 470µ und C603 ersetzte ich sonst immer, wenn es nicht mein Gerät ist, oder wenn es verkauft werden soll. Aber oft waren Kapazität und ESR voll im grünen Bereich. Ich lasse mich hier mal überraschen ;)

      Wir hatten hier ja schon öfters die Fälle diskutiert, wo Brücke UND Ladeelko Schluss haben und man nicht ganz sicher ist, wer von Beiden den anderen mit ins Verderben gerissen hat.

      Möglich auch, dass sowohl bei den Brücken, als auch bei den Elkos ein bestimmter Prozentsatz stirbt und dass die alle schon längst ausgefallen sind und was heute noch lebt, gehört zu "den Guten" und ist unverwüstlich. So ähnlich wie bei uns Menschen...

      Ach ja, das Beste war ja, als ich mit der Revision fertig war und eingeschaltet habe, ist der 1 Ohm Sicherungswiderstand (R601) verbrannt. Siehste! dachte ich, jetzt hat der C603 doch Schluss bekommen.
      Denkste! Der neue(!) Tantalelko an Position C604 hatte Schluss.

      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Sachen gibt's!

      Noch ein paar Gedanken zum "Stall" des 7140. Ein Interfunk-Modell war er nicht. Er gehörte zur Diamant-Serie, daher das merkwüdige Logo neben dem Saba-Schriftzug. Diamant-Geräte gab es nur bei bestimmten Einzelhändlern. Ob eine Einkaufsgenossenschaft oder ein bestimmter Großhändler da im Spiel war kann ich nicht sagen. Ungewöhnlich ist die Bezeichnung 7140, denn die meisten Diamant-Modelle hatten Namen, so wurden bei den Diamantt-Farbfernsehern die Heimatnamen wie Feldberg oder Bodensee reaktiviert (wobei die Typnummern von den "normalen" Nummern erheblich abwichen, insofern passt 7140 doch).
      Sehr merkwürdig ist, dass der 7140 im (regulären!) Prospekt "Gesamtprogramm 1979" auftaucht, und nur in diesem. Abgebildet ist er dort in schwarz, mit dem Diamant-Logo. Als lieferbare Ausführung ist nur silbermetallic angegeben, angesichts des Fotos ein offensichtlicher Fehler.

      Hat deiner die Front in der alten schwarzen Version, also schwarz mattiert mit einem Stich ins Violette, oder die neuere schwarze Version (alu gebürstet und schwarz eloxiert)? Beim 9241 gab es ja beide Versionen.

      VG Stefan

      nightbear schrieb:

      Allgemein sind bei den Trimmpotis die großen Bauformen offenbar sehr robust. Die Qualität mit Kohlepimpel auf sehr hohem Niveau, ausgeleierte Schleiferblätter oder ausbrechende Kunststoffteile bzw. Schleifer kaum anzutreffen.



      Das war bei meinen bisherigen Saba-Revisionen, insgesamt so ca. 8 Geräte, stets genauso. Aber die kleineren Trimmpotis haben mir jetzt einen Streich gespielt. Bei einem MI-215 mit Endstufenschaden waren die kleinen Preh verbaut, ohne Kunststoffmittelteil. Bei dem auf der rechten Endstufenplatine fehlte der Schleifer schon, ich vermute, das hat zum Abrauchen der Stufe geführt. Auf der anderen Seite sah der Trimmer äußerlich noch gut aus. Beim Reinigen fiel dort dann auch der Schleifer auseinander. Das Messing war an den am stärksten gebogenen Stellen spröde geworden. Gleicher Fall auf den Treiberplatinen. Wohlgemerkt, es handelte sich um die Trimmer ohne buntes Kunststoffteil in der Mitte. Diese vier hatte ich also ersetzt.

      Beim ersten Test verzerrte der rechte Kanal furchtbar. Mittels Signalverfolgung war der Fehler schnell eingekreist: Auf dem Linearmodul gibt es einen weiteren 10-kOhm-Trimmer für die Einstellung der Kanalgleichheit. Der hatte keinen Durchgang und demzufolge der zugehörige Opamp seine maximale Verstärkung. Beim Auslöten zerfiel er mir in zwei Teile.

      Fazit: Die Trimmer werde ich mir in Zukunft sehr genau anschauen und durch Bewegen testen. Leider sind auch auf den ersten Blick unversehrt erscheinende Bauteile schon so geschädigt, dass sie bei der geringsten Beanspruchung auseinanderfliegen. Weiß jemand, was da mit dem Messingmaterial werkstofftechnisch geschieht, wenn es an den stark plastisch verformten Stellen mit den Jahren eine Versprödung erfährt?

      Bei Stahl hatten wir das im Studium: Durch Biegen verformtes Material darf an den Biegestellen nicht geschweißt werden. Durch die hohen Temperaturen beim Schweißen setzt die Rekristallisation ein und es ensteht an den stark verformten Stellen ein sehr grobkörniges Gefüge. Das ist dann prädestiniert für Sprödbruch. Im Falle des Potis fehlen die hohen Temperaturen. Es sei denn, die Rekristallisation läuft bei Raumtemperatur schon ab - sehr langsam natürlich.

      Viele Grüße,
      Christian
      **************************************************
      2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)

      chriss_69 schrieb:

      sind auch auf den ersten Blick unversehrt erscheinende Bauteile schon so geschädigt, dass sie bei der geringsten Beanspruchung auseinanderfliegen. Weiß jemand, was da mit dem Messingmaterial werkstofftechnisch geschieht, wenn es an den stark plastisch verformten Stellen mit den Jahren eine Versprödung erfährt?



      Hallo Christian,

      so wird es wohl sein, auf lange Zeit laufen auch bei Raumtemperatur Versprödungsvorgänge ab. Das muss mit der Vorbehandlung, also der Art und Weise wie die ursprüngliche Verformung bei der Herstellung durchgeführt wurde, zusammenhängen. Man erreicht die leichte Bruchneigung ja auch durch vielfaches hin-und her- Biegen oder durch Schwingungen (im Grunde der gleiche Effekt). Aber in den meisten uns bekannten Fällen wurde das Trimmpoti vermutlich nie bewegt. Das gleiche Bild haben wir ja auch an bestimmten Sicherungshaltern. Die sind 30, 40, 50 Jahre alt, es sind noch die ersten Sicherungen drin, sie wurden im Betrieb nie warm und nie angerührt. Trotzdem fallen einige an den rechtwinkligen Biegestellen des Blechs, dort wo die Federspannung zum festen Halt der Sicherung wichtig ist, einfach auseinander. Andere (herstellerabhängig bzw. herstellungsabhängig) sind nach gleicher Zeit heute noch fit wie am ersten Tag, sie sind entweder aus etwas anderem Material oder anders behandeltem Material.

      Das heisst aber nicht, dass Wärme den Versprödungsvorgang nicht beschleunigen kann. Ich bin überzeugt - aufgrund zahlreicher Beobachtungen- dass dem so ist.

      Gruss,
      Reinhard
      Hallo Christian, Hallo Reinhard,

      auch bei diesem Receiver sind mir auf der Grundplatte beim behutsamen Reinigen bei mehreren Trimmern die Schleifer entgegen gepurzelt - sauber ohne nennenswerten Kraftaufwand abgeknickt. Bei mechanisch stabilen Exemplaren ist dann häufig beim Abgleich kein stetiges und kontaktsicheres Regeln mehr möglich. Daher wurden auch hier wieder alle Trimmpotis im 10mm Bereich ersetzt. Bei den Endstufen kommt mit schadhaften Trimmern noch das Überhitzungsproblem dazu, es sei denn man baut die Schaltung so um, dass beim Abheben des Schleifers der Ruhestrom abfällt.

      Hallo Stefan,

      die Front ist aus schwarz eloxiertem Alu, eigentlich ein sehr sattes Schwarz. Der Netztrafo hat schon den Thermoschalter. Das spricht eher für ein Gerät aus späterer Produktion.

      Wenig spektakulär sah es bei den folgenden Baugruppen aus, wo der größte Aufwand die Reinigung war.

      Beim FM-ZF-Verstärker gab es neue Potis, der blaue Tantal und ein Elna Elko zeigten sich in Bestform



      Beim Phonovorverstärker konnten die Tantalelkos ebenfalls bleiben, Kapazität auf dem Punkt. Die beiden TFK-Elkos (47µF) lagen bei der Kapazität deutlich unter Soll, beim ESR im VErgleich zu den anderen verbauten Elkos erhöht, also wurden sie ersetzt.
      Nota bene - ich verwende die ESR-Messung hier nicht zur Beurteilung des ESR im Hinblich auf kleine Werte, sondern nur in Kombination mit gefallener Kapazität als Alterungsindikator.



      Auch einen Philips 100µF Elko auf der Impulsplatte traf dieses Schicksal.



      Beim Relaismodul wurde die Freilaufdiode ergänzt und der Elko für die Verzögerungszeitkonstante auf 68µF erhöht, was eine komfortable Verzögerung gewährleistet. Auch hier wieder ein blauer Tantalelko in top Zustand.



      Beim Stereodecoder schließlich ein inkontinenter gelber Frako und zwei 1µF mit Kapazitätsverlust und Rekord-ESR, zudem stark unterschiedlich.



      Bei eratzbedürftigen Elkos, die als Koppelkondensatoren oder Gegenkopplung direkt im NF-Weg liegen, kamen hier immer Folientypen zum Einsatz, um die bestehenden DC-Potentialangleichungsprobleme zu minimieren. Es liegen einfach zu viele Schaltfunktionen zu weit hinten im NF-Verstärkerzug.
      Achim
      Anschließend kamen die Baugruppen an die Reihe, bei denen Stabiltät und Betriebssicherheit besonders wichtig sind: Treiber und Endstufen.
      Durch die galvanische Kopplung vom Treibereingang bis zum Lautsprecher, aber auch durch eine ganze Reihe bekannter Schwachstellen muss man hier etwas großzügiger ersetzen.
      Champagnerfarbene Roederstein Elkos, die stark belasteten 3K3 Widerstände, Trimmpotis und Elkos auf den Treiberbausteinen wurden ersetzt. Hier wurde auch besonders gründlich nachgelötet.
      Die blauen Tantalelkos habe ich auch hier beibehalten. Die Koppelkondensatoren im Eingang sind Folienkondensatoren in der 63V (5%) Ausführung.



      Saba hat bei den Endstufenkühlblechen ja immer entweder pfundweise die Wärmeleitpaste draufgebratzt, oder gegeizt wie die Schotten.
      Hier waren wohl die Schotten am Wrerk.



      Auf der Bestückungsseite sieht man - neben einem verstärkten Reinigungsbedarf - die wichtigsten Ersatzkandidaten:
      - Ruhestrompotis
      - die beiden 0,22µF an den Betriebsspannungen, weil sie auf der Oberseite undefinierbare Flecken aufweisen
      - die Emitterwiderstände Hier sind noch die 3-Watt Drahtausführungen bestückt, was im Fehlerfall die Gefahr flächendeckender Kolateralschäden erhöht, weil sie viel zu spät und erst bei viel zu hohen Strömen durchbrennen. Die von mir immer verwendeten 2W MOX-Typen hingegen schalten bei Kurzschluss ohne Feuerwerk ab. Mit etwas Glück ist nach der Unterbrechung des Emitters am konkret ausgefallenen Einzeltransistors Schluss.



      Nach der Reinigung und nach erfolgtem Ersatz der genannten BAuteile konnten die Bausteine - mit ausreichend Wärmeleitpaste - wieder eingebaut werden. Man kann die Verteilung der Paste durch die 8 kleinen Löcher links und rechts von den Transistoren beobachten. Ich habe hier auch die Glimmerscheiben durch Kerafol Gewebescheiben ersetzt. Die Glimmerplatten waren nur mühsam aus der versteinerten Paste herauslösbar, Beschädigungen sind schnell passiert.


      Achim
      Tja, die Erfahrungen sind in der Tat verschieden. Bei mir sind bislang solche Fälle von geplatzten Roedersteinen nur vorgekommen, wenn sei deutlich warm wurden, an so einer Stelle noch nie ... hmm. Woran mag das liegen ? Diese Elkos sind ja mit einer festen Masse ohne Druckausgleich verschlossen, kommen also bei Temperaturwechseln ganz schön unter "Druck". Ob's daran liegt ? Diese typischen Risse treten ja immer am oberen Rand und im Deckel auf, selten an anderer Stelle.

      Interessant auch, dass die axialen Elkos im Decoder wieder mal platt waren, bei mir war das bislang _immer_ so. Da tippe ich auf undichte Gummis, denn vom Aufbau her sollten die unkritisch sein. Allemal ist an der Stelle eine Folie die bessere Wahl, und die passen auch perfekt da rein.

      Besten Gruss,

      Michael

      p.s.: Vom Grad der Bräunung her würde ich übrigens NICHT auf allzu hohe Betriebsstunden tippen, da sahen bei mir diverse Exemplare schon viel schlimmer aus --- und dass schon mal jemand geputzt hat, darf ja wohl ausgeschlossen werden. Das wird auch der Grund sein, warum der Elko noch fit war. Bei höheren Betriebsstunden mit langen Einschaltzeiten gibt der C 603 irgendwann auf, und vermutlich stirbt dann der Gleichrichter. Ich vermute es eher so herum. Meine Tests mit dem 3300 uF deuten an, dass irgendwann der Innenwiderstand sinkt, also beim Einschalten der Strom deutlich höher wird, bis er sich wieder formiert und hält. Vielleicht ist es dann auch einfach der immer weiter sich erhöhende Einschaltstrom, der den grünen Gleichrichtern Probleme macht.

      Bevor ich die also wieder einbaue, teste ich erst, wie langsam sich ihre Ladung abbaut. Wenn die noch fit sind, dauert das viele Tage, bevor da mehr als 10 % der Spannung abgefallen sind. Wenn nicht, geht das eher rasch ...

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „kugel-balu“ ()

      Hallo Michael,

      sowohl bei den Weinroten, als auch bei den 3-Punkt Elkos hat es sicher Fertigungstoleranzen gegeben. Je nachdem, was zufällig bestückt wurde, hat man Glück oder Pech. Gut möglich, dass die heute zerbröselten Weinroten alle aus demselben Produktionsmonat oder -quartal stammen.
      Sicher scheint nur, dass Kunststoffgehäuse für Elkos, ob bei den Weinroten oder den weißen Frako keine gute Idee waren. Mangelnde Dichtigkeit oder völlig fehlende Elastizität des Gehäuses sind eine schlechte Voraussetzung.
      Die 3300er für die Endstufen sind hier übrigens auch noch in Topform, die Kapazität liegt bei allen 4 fast auf dem Punkt bei 3400µF. Oft haben ja einer oder zwei schon kräftige Kapazitätsverluste.

      Hier folgen noch einige Fotos der anderen Baugruppen:
      Beim FlipFlop Modul war nichts zu tun, nur eine IC-Fassung hing einseitig fast in der Luft.



      Beim Mono-Stumm-, Bandpass- und Präsenzbaustein wurden die Koppelelkos ersetzt und ggf. die 47µ an der Ub.







      Beim AM-ZF gab es wieder zwei stinkende gelbe Frakos und ein paar (kleine Philips) Kapazitäten in der Regelung, die wieder durch Elkos ersetzt wurden.



      Bei der großen Grundplatte war die Reinigung besonders aufwändig. Dafür waren alle 4 Ladeelkos für die Endstufenversorgung noch in Ordnung. Auch ein 100µF Philips axial zeigte keine Schwächen.
      R2227 wurde wegen forgeschrittener Röstung erneuert, die Selenbrücke ersetzt und der zugehörige Ladeelko auf 1000µF erhöht.
      Weiterhin wurden wie üblich Folienkondensatoren eingebaut, wo sie als Koppel-Cs im Signalweg liegen.
      Die beiden bipolaren 22µF für die Schutzschaltung habe ich ebenfalls belassen, das sie, (hinter 22KOhm Widerständen) für den Klang oder bei Potentialangleichungsprozessen keine Rolle spielen.









      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

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