Graetz Musica 4R/217 macht Ärger

      Graetz Musica 4R/217 macht Ärger

      Hallo an euch,

      ein schönes Graetz Radio will wieder spielen.
      Nachdem die ECC85 mit schneeweißer Kappe aus dem Tuner gezogen und ersetzt wurde, kam zumindest ein Krächzen aus dem Lautsprecher.
      Momentan bin ich mit der Revision der Kondensatoren beschäftigt, ERO, ERO wohin das Auge guckt. Die müssen doch damals mit ihrer Kondensatorproduktion allein Millionen verdient haben...

      Anbei ein Beispiel, wie der Konstrukteur es lassen sollte: Obwohl Masse und die Kathode der EL84 beiden gehört, muss man sie nicht unbedingt als Pärchen auf Tuchfühlung verlöten.
      Eine kleine Verschiebung des Arbeitspunktes und der Widerstand grillt seinen Freund den Elko gnadenlos. Ein Wunder, dass die EL84 noch heile war.

      Gruß, Dieter
      Bilder
      • kathode_2.jpg

        720,66 kB, 2.789×1.565, 23 mal angesehen
      Hallo Dieter,

      da muss ja nur mal ein mangelhafter Isolationswiderstand beim G1-Kondensator der EL bestanden haben und schon wird unter Deck gegrillt.
      Denn der Kathoden-Widerstand ist offensichtlich zumindest temporär überlastet worden. Die EL übersteht das ggf. besser als Kathodenwiderstand und AÜ.
      Achim
      Hallo Achim,

      gottseidank haben es alle überstanden, auch der AÜ.
      Dennoch wundert mich der Gedanken- oder auch Nichtgedankengang der damaligen Ingenieure, dem Kathodenwiderstand direkt den Elko auf den Rücken zu schnallen. Nicht umsonst hat man ihn stärker belastbar ausgeführt, wohl wissend dass er warm werden könnte.
      Kannte man die Gefahr austrocknender Elkos nicht oder hat man die Gefahr einer Arbeitspunktverschiebung ignoriert oder vernachlässigt ?
      Ich würde gerne Hans´ Meinung dazu hören.

      Wenn heutzutage Elkos neben heißen Spannungsreglern sitzen weiß man genau warum, die lifetime muss verringert werden !!

      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter und Stefan.
      Stefan hat schon das Nötige geschrieben.

      Ob sich ein Bauteil oder eine Leitung soweit bewegen lässt, dass es die Isolation mindert oder es zu einer unzulässige Erwärmung kommt, ist offiziell nirgends definiert.
      Jede Firma und jeder Mitarbeiter, benutzt seinen Sachverstand um Unheil zu vermeiden.
      z.B. dass eine Leitung nicht an ein heißes Bauteil oder Röhre kommt
      Im Labor wird das mit einem „Kontaktor“ geprüft bzw. entschieden, ob es ausreichend
      sicher ist.
      Bei den Endstufen mit Elko und dazu parallel ein Widerstand und ähnlichen Stufen, gibt es viele gute aber auch schlechte Lösungen. siehe meine Bilder als Anlage, eines gut bis mäßig, eines Mist.
      Es gibt keinen Grundm, dass der Widerstand auch dorthin muss wo der Elko an Masse liegt.
      Im R fliest nur DC im Elko AC.
      Im Falle der MUSICA 4R-217 anno 1955 war Sicherheit im Störungsfall noch kein Kriterium, Stückzahlen pro Stunde waren wichtiger.
      Später sah das anders auch , siehe SABA Modelle „NORD“ Die Skandinavier spielten ihre Macht aus.

      Anbei zwei Auszüge aus dem Servicemanual von GRAETZ, Musica und Musica 4R-217
      Eines „alt“ ohne 4R, ein späteres mit 4R wie bei Dieter.
      Die Verdrahtung ist aber bei dem ohne 4R, wie bei Dieters Radio, mit 4R aber geändert, warum ?
      Anlagen:
      Musica, Musica 4R-217 und ein Kontaktor.
      Hans
      Bilder
      • Graetz-Musica-4R_217.jpg

        45,29 kB, 624×411, 13 mal angesehen
      • Graetz-Musica-von-8-54.jpg

        43,16 kB, 600×333, 12 mal angesehen
      • Kontaktor_Kull-002.jpg

        93,2 kB, 766×1.471, 14 mal angesehen

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „decoder“ ()

      Bei freier Verdrahtung wie in diesem Gerät ist die millimetergenaue Anordnung von zwei Bauteilen nicht Sache eines Ingenieurs, sondern entweder

      a) ein Werk der Lötkraft, die vielleicht eigentlich darauf achten sollte, dass ein kleiner Abstand zwischen dem Elko und dem Wid. bestehen sollte, dies aber nicht tat ODER

      b) das Wewrk eines Reparateurs, der irgendwann beide Teile zur Seite bog.

      Übrigens wurde der Katodenwiderstand normalerweise nur warm, nicht wirklich heiß. Und die Elkos waren ob ihrer schieren Größe auch etwas härter im Nehmen. Natürlich nicht in deinem Fall, dein Widerstand sieht aus, als hätte er mal geglüht.

      VG Stefan
      Moin Stefan,
      ein Abstand zwischen den beiden Teilen war schlecht möglich, da (man kann es auf dem Bild nicht sehen) der rechte Draht des Widerstandes direkt am Elkodraht verdrillt und angelötet war - die beiden waren also nolens volens eng verbunden. Ferner sind dies mit Sicherheit die Originalbauteile.
      Ich dachte nur, dass es vielleicht sowas wie eine Arbeitsanweisung für die Lötkräfte gab, die hier nicht befolgt wurde. Vermutlich ist das Ganze auch wirklich nur Zufall.

      Gruß, Diete
      Hallo Hans,

      deine erwünschte Meinung erstaunt mich erneut, was damals alles dokumentiert wurde und welche Apparaturen eingesetzt wurden.
      In der Tat ist es so, dass "meine" Verdrahtung fast exakt so aussah wie auf Bild 8-54, wobei der Widerstand noch eher unter dem Elko saß und seine Wärme nach oben konvektieren konnte.

      Sind das eigentlich Fotographien oder hat sich da jemand die Mühe gemacht zu malen ?

      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter.
      In den Nachkriegsjahren, sind das meiner Meinung nach. IMMER Photos.
      Die Linien und Pos-Nr. sind by Hand gemacht.

      Ein weiteres Beispiel. GRUNDIG TV-Radio-Komb 348
      Hans
      Bilder
      • Graetz-Katodenkombi-1.jpg

        99,13 kB, 1.000×655, 14 mal angesehen
      • GRUNDIG-348-TVR.jpg

        121,3 kB, 1.000×768, 19 mal angesehen

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „decoder“ ()

      Lieber Achim.
      Ja der ist ein GRUNDIG von 1957. Ein Unterflurschallzerstäber,ich nannte ihn "Kehrichtschaufel" weil er so aussah.

      In den Jahren vor 1984, war Wertschöpfung bei GR angesagt.
      Danach ging das Alles nach Osten.
      Bilder
      • GRUNDIG-437.jpg

        45,64 kB, 600×540, 14 mal angesehen
      • GRUNDIG-336-001.jpg

        75,08 kB, 1.000×654, 8 mal angesehen

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von „decoder“ ()

      Lieber Hans,

      Danke für das Foto! Ich habe es mir gerade vergrößert und bestaune den wertigen, blitzblanken und handwerklich meisterhaften Aufbau dieses Gerätes. Grundig war auch bei der Metallverarbeitung und Mechanik sehr versiert und erfindungsreich. Da müssen ein Heer von Top-Konstrukteuren, Werkzeugmachern und Metallwerkern bei der Arbeit gewesen sein.
      Als ich diese Gerätegeneration erstmalig zur Reparatur von innen gesehen habe, war schon alles verstaubt, verräuchert und verkokelt. SO blitzeblank sah das also ursprünglich aus.
      Sehr gut sieht man den gekippten Einbau der Elektronenkanone und darüber den Ionenfallenmagnet, der die Elektronen wieder nach oben auf Achse zieht, die Ionen aber nicht ablenkt, so dass sie nach unten ins Nirvana schießen.
      Man konnte unerfahrene Kollegen ärgern, indem nan den Fallenmagnet um 180° drehte, so dass kaum noch Elektronen auf der Leuchtschicht ankamen, das Bild größtenteils schwarz blieb, auch wenn technisch sont alles o.k. war. Da hat sich mancher einen Wolf gesucht und geflucht.

      Nordmende war es glaube ich, die hatten einen Trichter aus schwarzem Pappdeckel ca. 25-30cm lang und die Austrittsöffnung unter der Bildröhre (und unter dem Bedienteil) ca 2cm hoch und 20cm breit. Hinten saß der Isophon Treiber.
      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Den Isophon-Treiber hatten auch die Graetze, immer mit einer flach bauenden "Trööt" zwischen den Gerätefüßen.

      Die Grundig-Chassis ab ca 1958 (Hans weiß das sicher tagesgenau...) waren ja glanzverzinnt, wohlgemerkt verzinnt, nicht verzinkt. Das brachte einen wirklich schönen Silberglanz, hatte aber den (optischen) Nachteil, dass jegliche Fingerabdrücke mit der Zeit dunkelgrau oxidierten, so dass so manches Fernsehchassis später fies aussah. Meine heißgeliebte Endstufe NF 2 ist komplett dunkelgrau, hier war ja das ganze Gehäuse inkl. Lochhaube verzinnt. Sieht furchtbar aus - klingt aber toll...
      Umgekehrt habe ich so manches Tonbandgerät aus der Zeit (z.B. TK 25), das durch die Glanzverzinnung innen aussieht wie gestern vom Band gelaufen. Eine Augenweide.

      Ja, der 437, ein schöner 90-Grad-Fernseher mit AW 53-80. Es war die Zeit, wo der Lehrling in der Werkstatt abends den Spannungsabfall auffegen und das Amplitudensieb reinigen musste.

      VG Stefan