Körting "Low-Fi" 1968-1970

      Hui,
      Danke Dir, Stefan!

      In der Tat! Lesefehler meinerseits!

      Und tatsächlich...im Inhaltsverzeichnis Funktechnik, Heft 17, 1966, Seiten 610-612 ist aufgeführt: "Siemens Klangmeister RS 81, Schaltungsbeschreibung, Schema". Und das ist ein 1966er Körting Fabrikat mit dieser Treiber-/Endstufe!

      Aber leider auch dort...hat jemand Zugriff auf dieses Heft und kann etwas zur dortigen Schaltungsbesprechung sagen?
      fernsehmuseum.info/uploads/pics/Funk-Technik-1966-17.JPG


      Gruß,
      Reinhard

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      Ja, ich schrieb zum entzerrer-Vorverstärker.
      Mir ist bei aller Kenntnis rätselhaft bzw. nicht bekannt wer und wo und warum
      Über-alles-Messung simulierbar ist.

      Eine Phonokombination mißt man erstrangig anhand der Schneidkennlinie, seit ewigen Zeiten.
      Diese gelangt aus der dazu notwendigen Meßschallplatte über den Diamanten, über die Abtastnadel, über deren Aufhängung in den Wandler, über das Tonabnehmerkabel, an die Anschlußbuchsen, in das Gerät, über das Kabel/Leiter in den Verstärkereingang.
      Wie simuliert man das alles so das man zurecht eine genaue Aussage zum Verlauf des Bode-Diagramms treffen kann?

      Wenn der Beweis erbracht ist - ich wünschte mir mittels einer DUAL-Komplettkonsole mit verbautem DMS240 System, welches jeder der sich auch nur einigermaßen für satisfaktionsfähig hält wohl gerne als eine Art Standard der Branche ansehen kann ohne Schmerzen leiden zu müssen - das dies möglich ist, und ich sehen kann wie das entsprechende Sim-Model aussieht und was es beinhaltet, dann kommt der nächste schritt.
      Unumgänglich zum Beweis der Richtigkeit der Sache ist ein stimmiger Vergleich.
      Bei dem ein schlüssiges, der Praxis ebenbürtiges Ergebnis entsteht, also der Klangunterschied schlüssig belegt werden kann.

      Als Objekte schlade ich die divergenz bzw. Differenz der Verwendung von Nadeln DN240 (gerne auch 241 oder 242) nd DN221 vor.

      Dann, und nur dann, werde ich mich demnächst nicht mehr gegen die unbelegte und absurde Vorstellung wehren das eine Schallplattenanlage mittels bloßer Simulation schlüssig und jederzeit für jeden der ein Simulationsprogramm besitzt simulierbar ist.
      Nur den Verstärker in der freien Luft zu simulieren ist schon von viel zu vielen Unwägbarkeiten schwierig, aber irgendwlche Rückschlüße auf den Klang der Gesamtanlage zu schließen ist nicht machbar.

      Vor nicht langer Zeit simulierte ich eine vorhandene und durchmeßbare Endstufe irgendeines Grundig-Gerätes mittels mehrer Simulationsprogramme, nicht einmal erhielt ich an den interessanten Stellen das in der Praxis meßbare und rechnerisch nachvollziehbare reale ergebnis präsenttiert, nichtmal bei den statischen Spannungsverhältnissen stimmte es. Die simulierte Endstufe lag immer um einige Volt über der realen, die mit Meßmitteln sowie Rechenschieber einfach kalkulierbar war. Und ja, die Models waren richtig, vollständig und bezogen sich auf den richtigen Bauelementehersteller. Passiver Bauteile wurden sogar eng toleriert simuliert damit sie bloß kein Kümmerchen darstellen konnten, den realen war es wurscht ob sie das auch wurden oder die üblichen Fertigungstoleranzen originaler Teile aufwiesen.

      Schön spielen kann man mit SIM, sich Wege erleichtern auch, aber niemals kann man sich auch nur halbwegs blind darauf verlassen und schon garnicht Arbeit einsparen, SIM ist immer die doppelte arbeit zusätzlich zur praktischen Erprobung. Und das das heute vielleicht dennoch so gemacht wird zeitigt u.A. den Erfolg das Schaltungen billiger ergebnisse einem oftmals um die Ohren fliegen, wie letzte Woche wieder mir ein billiges fernöstliches PC-Netzteil das vermutlich auch aus Kostengründen nur simuliert wurde anstatt es nach den Regeln der Kunst mit Sorgfalt uende zu entwickeln.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Jogi, willst Du jetzt sagen, dass derselbe Phono-Pre mit verschiedenen Systemen ganz verschieden klingen kann (Pardon, arbeiten ...) ? Damit kommst Du jetzt aber verdächtig nahe an die Thesen einiger hier doch höchst verpönter HighEnder ... ;)

      Ansonsten verlangst Du m.E. zuviel. Was man doch gut mit einer Simulation machen kann ist die Prüfung der komplexen Funktion (inkl. Phasenlage) so einer Schaltung, die Optimierung der Dimensionierung etc. --- und das Aufspüren von guten Varianten. Das geht auch inzwischen wirklich sehr gut !

      Besten Gruss,

      Michael

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „kugel-balu“ ()

      Dschermanium Reinhard, Dschermanium.
      Ich weiß nicht woran es lag, aber nicht am Rechnen, nicht am Messen,
      nicht an Spezialitäten eines einzelnen SIM-Programms.

      Einmal gewecktes Mißtrauen bleibt im Gedächtnis haften, das ist nun mal so.

      Michael,
      ich dachte das ich deutlich genug war, vielleicht zuviel Begleittext,
      ich mache einen neuen Ansatz.

      Der (bleiben wir der Einfachheit dabei) Frequenzgang einer Schallplatten-Anlage wird von der Gesamtkonstruktion bestimmt.
      Der EVV ist lediglich ein Teil der Sache.
      Das ist kein Voodoo, es ist mit dafür vorgesehenen Schallplatten meßbar, beliebig oft und ohne irgendwie hingefummelte Meßbedingungen.
      Jeder der die Schallplattenzeit noch voll mitgemacht hat kennt das aus Erfahrung.

      Das es für viele TA-Systeme verschiedene Abtastnadeln gibt ist auch bekannt.

      Das Nadeln welche für ein bestimmtes TA-System zugelassen sind und das sie schon mit bloßem Ohr nachvollziehbar unterschiedlich klingen am gleichen TA-System ist auch bekannt.
      Das kann man auch meßtechnisch nachprüfen.

      Der Idealfall ist das der Entwickler den Verstärker darauf abstimmt.
      Selbst dann braucht nur nach einigen Jahren die Abtastnadel durch einen anderen Typ ersetzt werden um das Ergebnis zu verändern.
      Mein Beispiel an einem DUAL DMS 240 die zulässigen Nadeln DN240/241/242 mit DN221 zu vergleichen, zu messen, ist in den Siebzigern vielen geläufig gewesen,
      als nämlich die Originalnadel-Versorgung versiegte und der Ersatztyp empfohlen wurde.

      Bis hierher sehe ich nichts das nicht im Rahmen physikalischer Gesetze vorkommt.

      Es ist also nicht der EVV besser der sich nach Aktenlage in einer Simulation linearer verhält.

      Es geht weiter, auch mit der Physik und nicht gegen sie.
      Der Nadelträger und die Aufhängung ist nicht allübergreifend gleich,
      sie sind bei allen Nadeltypen spezifisch, manchmal sogar chargen- baujahr und was weiß ich noch alles -abhängig,
      und erst recht ist er bei unterschiedlichen Typnummern nicht zwingend identisch.

      Von Gerät zu Gerät sind die Tonarmkabel unterschiedliche, ihre innere Kapazität beispielsweise,
      das wirkt sich auf den Frequenzgang aus.
      Ebenso unterschiedliche Außenleitungen und Anschlüsse.

      Das ist alles physikalisch erklär- und prüfbar.

      Unter Voodoo verstehe ich den geflissentlichen Unsinn im Sinne von:
      Monsterkabel, superteure Kabel, Kabel aus anderem Material als Kupfer, Kabel mit Bömmels dran usw.

      Ich dachte es wäre allbekannt das bei allen Übertragungskanälen immer die Sendeseite und die Empfangseite zusammen auf das Medium und seine Spielpartner entscheidend ist.
      Ein anderes Beispiel ist das Tonbandgerät, man vergleicht was hinein geht und was hinaus kommt, nicht was beim Bespeisen des Wiedergabeverstärkers am Eingang aus dem Ausgang heraus kommt.
      Das kann nämlich auch ziemlich schief gehen wenn man NR-Systeme verwendet.

      Also kurz:
      Der Frequnzgang (und natürlich weitere Parameter) müssen über Band bzw. über Tonabnehmer gemessen werden.
      Nachrichtentechniker wissen das, sie lernen dieses "dazwischen" gefüggsch zu machen. Also bspw. auch eine Telefonleitung.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Jogi, ich habe das schon richtig verstanden ... und oben mal einen Smilie ergaenzt. In einem frueheren Leben kannte ich mich mit Physik mal leidlich aus. Jetzt habe ich natuerlich alles wieder vergessen ... ;) Aber Du hast in einem Punkt recht: Alles, was man hoeren kann, kann man auch messer. Das heisst aber leider noch nicht, dass man schon alle notwendigen Messverfahren kennt oder gut genug verstanden hat. Also sollte man offen bleiben. Ich habe inzwischen die Simulation zu schaetzen gelernt (wenn von Kennern und Koennern durchgefuehrt, von denen wir zum Glueck einige im Forum haben !). Wie man das bewertet, und ob man damit zufrieden ist, bleibt doch offen, und kann jeder selber entscheiden.

      Also, alles gut ...

      Michael

      Jogi schrieb:

      Dschermanium Reinhard, Dschermanium.
      Ich weiß nicht woran es lag, aber nicht am Rechnen, nicht am Messen, nicht an Spezialitäten eines einzelnen SIM-Programms.


      Hallo Jogi,
      Ja dann...! Dachte ich es mir schon, dass Du mich nicht arbeiten lassen willst. ;)

      Germanium geht nicht - klar!
      Es gab und gibt keine Ge-Halbleiter Modelle, die hinreichend gut parametrisiert sind. Meist existieren noch nicht mal Versuche, brauchbare Modelle für die gängisten Ge-Halbleitertypen zu entwickeln! Ge-Halbleiter-Schaltungen lassen sich nur mit zusätzlichen empirischen Korrekturen mehr schlecht als recht modellieren. Das hatte ich in diesem Thread für die Ge-Transistor Temperaturkompensation der Endstufe / Ruhestrom auch so machen müssen. Das liegt zum einen an den ungenügenden Ge-Modellen und zum anderen an der grossen Streubreite von Ge-Halbleiter-Eigenschaften. Die enorm streuenden Leckströme sind da nur ein Beispiel. Natürlich lassen sich bei Ge-Halbleiter meist keine Silizium-Halbleitermodelle ersatzweise verwenden, wenn der Arbeitspunkt für Silizium nicht passt, und dann gibt es im Ergebnis falsche Spannungen.

      Bei Siliziumtechnologie ist das ganz anders. Jede Grundig, Saba, Yamaha, ITT,...Si-Transistor Verstärkerschaltung -auch kompliziertere - lassen sich dagegen gut simulieren und mit korrekten Ergebnissen. Das gilt auch für Entzerrer-Vorverstärker. Selbst diskrete Stereocoder und -Decoder können erfolgreich simuliert werden - auch wenn die schon eine Nummer anspruchsvoller sind.

      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Ich möchte keinem die Arbeit nehmen die er sich selber machen will 8)

      Ich wiederhole es gelegentlich, aber ungern.
      Ich gehörte natürlich nicht zu den Fricklern diesich halbgare Simulations-Models zuhause am Küchentisch mit einem Röhrentaschenrechner bastelten.

      Meine aktiven Zeiten, auch diejenigen in denen ich mich vor lauter Unterbeschäftigung mit Simulationen langweilte,
      fanden bei so kleinen Pißbuden wie Siemens, ITT, Universitäts-Instituten statt.
      Natürlich waren die alle zu unfähig sich vernünftige Models zurecht zu legen.

      Schade das ich noch keine wirklich wissenden Leute kannte, nur an Idioten delegieren mußte und keinen Zugriff hatte auf garnichts.

      Und: Gut das ich das jetzt gelehrt bekomme, sonst wäre ich dumm gestorben.

      :IronicTag Off
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.

      oldiefan schrieb:

      Und tatsächlich...im Inhaltsverzeichnis Funktechnik, Heft 17, 1966, Seiten 610-612 ist aufgeführt: "Siemens Klangmeister RS 81, Schaltungsbeschreibung, Schema". Und das ist ein 1966er Körting Fabrikat mit dieser Treiber-/Endstufe!


      Hallo zusammen,
      zur Schaltungsbeschreibung habe ich etwas gefunden. Und zwar wendet auch der Siemens Klangmeister RS 11 die NF-Schaltung vom RS 81 und RS 91 an. Die Leistungstransistoren wurden auf AD167 geändert aber die Treibertransformatoren wurden beibehalten.
      In der Siemens Werkstattpraxis Heft 35 vom Mai 1968 ist das Verstärkerkonzept beim RS11 ausführlich beschrieben.
      Falls Interesse besteht, stelle ich den Scan des Artikels hier oder an anderer geigneter Stelle gerne ein.

      Grüße
      Frank
      Hallo Frank,

      ich bin beeindruckt wieviel Gedanken sich die Entwickler bei der Endstufe gemacht haben. Mehrfachgegenkopplungen zu dimensionieren bzw. Laufzeiten der Gegenkopplung zu optimieren um das Überschwingen der Endstufe zu vermeiden, das ist schon die hohe Kunst. Da waren die direkt gekoppelten Endstufen der 70er Jahre mit ihrer Einmal-Überalles-Gegenkopplung einfacher zu entwickeln, sollte man meinen. Obwohl ...., die Entwickler bei SABA hatten schon ihre Probleme damit, ungenügende Stabilität bei Kapazitiven Lasten und generell mangelnde Phasenreserve bei den Endstufen der 92xx-Serie. Bei Grundig konnten Sie es, da gab es solche Probleme nicht. Sehr interessantes Dokument!

      Gruß

      Rolf



      Hallo Frank,

      herzlichen Dank, genau diese Publikation hatte ich gesucht.

      Zu Deiner Anregung "Beschaffung"....der Körting Low-Fi Verstärker ist es ja, mit nur kleinen Abwandlungen (in der Klangregelung einfacher, im Siemens ist auch ein besserer Phono-Entzerrer) und mit AD166 Leistungstransistoren statt AD167. Das macht den Kohl nicht fett. Den hatte ich ja getestet...Auch nach Stand von 1968 war das technische Ergebnis sehr mau, wenn man mit SABA, GRUNDIG und vielen anderen vergleicht. Ich meine nicht die blumigen Werbetexte, sondern Fakten, Messwerte.

      Zum Artikel...das scheint ein von Körting verfasster Marketingartikel zu sein. Die Schwächen werden jedenfalls geschickt verpackt und wo es geht, sogar als "Vorteil" verkauft. Aber sehr interessant allemal.


      Nun aber Butter bei die Fische...

      Rolf,
      ich muss Deinen Enthusiasmus über die im Artikel ausgeführeten Überlegungen etwas bremsen. Nicht alles hält dem Lackmus-Test stand, was da gedruckt wurde. So gesichert waren viele Zusammenhänge nicht, wie behauptet. Und einige Behauptungen habe ich schon anhand meines Exemplars des Körting Verstärkers widerlegen können. Körting hat aber auch selbst nicht so recht daran geglaubt und bereits ein Jahr später galt vieles schon nicht mehr....besonders einige der Überlegungen zu Gegenkopplung, Zeitkonstante, Stabilität. So geradeaus und begründet war das dann doch alles nicht...siehe Daten weiter unten.

      1.
      "Der Leistungsverstärker, der sich hinsichtlich Qualität und Zuverlässigkeit bereits in den vergangenen Jahren hervorragend bewährte, wurde durch den Präsenzregler und Einsatz neuer Endtransistoren 4xAD167 (Anm.: statt AD166) technisch weiter ausgebaut."

      Klartext, sozusagen die Übersetzung:
      Es handelt sich um eine veraltete Konstruktion aus der (Körting-)Anfangszeit von Transistor-Verstärkern (ca. 1966, Klangmeister RS 91 bzw. RP 90 von 3/1967), noch mit Treiberübertragern und in Germanium-Technik. Viel Neues gibt es also 1968 von Körting nicht, ein zusätzlicher Präsenzregler in der Klangregelstufe. Da die Ge-Leistungstransistoren thermisch leichter "durchgehen", bestand weiterhin der Wunsch nach robusterer thermischen Stabilisierung bei höherer Ausgangsleistung. Die höhere Spannungsfestigkeit der AD167 bei höherer Betriebstemperatur (verglichen mit AD166) verspricht dafür eine willkommene Verbesserung.

      Kommentar:
      Endstufen in Si-Technik (der Wettbewerb) hatten zu der Zeit dieses Problem nicht mehr, da Si-Leistungstransistoren wesentlich temperatur-unempfindlicher sind.


      2.
      "Die Treibertransformatoren bieten den Vorteil, daß die im augenblicklichen Sperrbereich befindlichen Endtransistoren nicht mit der Basis-Emitter-Spannung 0, sondern mit 0,5 V bis 1 V Sperrspannung betrieben werden. Undefinierte Sperrzustände, insbesondere bei Phasendrehungen im höheren Frequenzbereich, werden beim Treibertransformator mit Sicherheit vermieden. Auch aus Gründen der Anpassung bietet der Transformator Vorteile, weil zwischen Treiber und Endstufe eine Leistungsanpassung bei kleinster Treiberleistung möglich ist. Amplituden- und Phasenfehler innerhalb des Übertragungsbereichs lassen sich durch sorgfältige Fertigung sowie aufgeteilte und bifilare Wicklungen vermeiden."

      Kommentar:
      Man kann eine Eigenschaft ja leicht als "vorteilhaft" darstellen, wenn man nur vermeidet, klar zu sagen, gegenüber welcher zeitgemässen Alternative der behauptete Vorteil besteht. So ist das hier. Si-Gegentakt-Endstufen in A-B Betrieb hatten auch in 1968 kein Problem mehr mit "undefinierten Sperrzuständen mit Basis-Emitter-Spannung 0, sondern werden ja deshalb mit Bias betrieben. Es wird m.E. ein Vorteil gegenüber einem technischen Stand beansprucht, der schon überholt war (ein angemessener Vergleich hätten z.B. die Schaltungen Siemens Klangmeister RS10 und RS12, beide ex Blaupunkt, sein können).

      Leistungsanpassung... warum sollte die zwischen Treiber und Stromverstärkungsstufe erforderlich sein? Tut es Spannungsanpassung nicht auch?

      Amplituden- und Phasenfehler....ja, damit hatte diese Verstärkerkonstruktion offensichtlich ja zu kämpfen. Jedes Jahr wieder und bei jedem neuen Modell gab es Änderungen in der Gegenkopplungskapazität (vgl. z.B. mit ELAC 3300T, Siemens Klangmeister RS14). Der stabile Bereich ist recht eng, trotz bifilar gewickeltem Treibertrafo und sorgfältiger Produktion. (ich habe beim Umbau auf Si dazu ja selbst Erfahrungen sammeln dürfen - am Si lag es nicht, sondern an der Phasendrehung, die zu höheren Frequenzen ziemlich stark ist, was nicht zuletzt auf das Konto des Treibertrafos geht. Ein Zobel-Glied hätte der Stabilisierung geholfen (und hat geholfen, dazu weiter unten).

      Bei Verwendung von Treibertrafos sind der Verringerung von Intermodulationsverzerrungen Grenzen gesetzt. Viel besser als auf 1% kommt man damit m.E. nicht herunter. Diese negative Eigenschaft wird nicht erwähnt. Für den RS 11 werden < 1,5% IM-Verzerrungen in den Daten angegeben.


      3.
      "Die Endstufe wird durch einen zusätzlichen Gegenkopplungszweig über die RC-Glieder R529/C549/C551 (oder R530/C550/C552) am kalten Ende der Transformatorprimärwicklung linearisiert, so dass die Hauptgegenkopplung vom Ausgang der Endstufe zum Emitter des Vorverstärkers aus Stabilitätsgründen geringer gehalten werden konnte. In allen Gegenkopplungen betragen die Zeitkonstanten 3 µs und stimmen mit der Laufzeit der Endstufe überein. Der Verstärker wird dadurch vor Überschwingen bei Rechteckimpulsen geschützt."

      Kommentar:
      Dass hier mit Vergrösserung der Haupt-Gegenkopplung ein Stabilitätsverlust einherginge, habe ich im Experiment überprüft. Das stimmt nicht. Wenn ich die Gegenkopplung z.B. durch Halbierung des Widerstandswerts von R515, verdopple, verschlechtert sich die Stabilität überhaupt nicht. Ist auch nicht zu erwarten, da damit da keine Phasendrehung erfolgt. Wenn aberdie Gegenkopplung durch Vergrössern von C545 (1000 pF) erhöht wird (so sollte man es nicht machen!), fangen Stabilitätsprobleme an.

      Dass eine grössere Gegenkopplung schlecht wäre, ist nicht zutreffend. Richtig implementiert, linearisiert sie den Frequenzgang, verringert Verzerrungen und hat weitere gute Eigenschaften. Die Aussage in dem Artikel zur besseren Stabilität bei kleinerer Gegenkopplung ist so nicht haltbar und - wie gemacht - auch leicht im Experiment zu widerlegen.

      Zeitkonstante der Gegenkopplung: Die Aussage dazu (3 µs) ist zwar beim RS 11 gegeben (und übrigens auch von mir beim Si-Umbau als optimal in Versuchen und Simulationen ermittelt) hat Körting schnell aufgegeben. Und auch die Haupt-Gegenkopplung" mal kleiner und mal grösser gemacht, wohlgemerkt, bei sonst gleicher Schaltung in verschiedenen Modellen, Jahren.

      Wenn denn der Verstärker durch die gleichen Zeitkonstanten vor Überschwingen bei Rechteckimpulsen geschützt wäre UND wenn dies eine gute= wünschenswerte oder wichtige Eigenschaft wäre, warum hat Körting sich dann bereits im Folgejahr nicht mehr daran gehalten?

      Nämlich:
      Mit sonst gleicher Schaltung ist die Gegenkopplungs-Zeitkonstante und Fusspunkt-Widerstand der Gegenkopplung (R515):
      Siemens RS 11 = 3,3 µs, R515, 68 Ohm
      Körting Low-Fi Verstärker 821/748 (1968) = 3,3 µs, R515=39 Ohm
      Körting Low-Fi Verstärker 821/764 (1969) = 10 µs, R515=39 Ohm
      Körting Low-Fi Verstärker 821/772 (1970) = 10 µs, R515=39 Ohm
      ELAC 3100 (1968) = 3,3 µs, R515 = 68 Ohm
      ELAC 3300T (1969) = 7,3 µs, R515 =68 Ohm

      Mit 3,3 µs R515=82 Ohm (doppelte Gegenkopplung) und einem zusätzlichen Zobel-Glied (10 Ohm + 0,1 µF habe ich meinen Si-Umbau unter keinen Umständen mehr zum Schwingen bringen können!
      Ein Zobel-Glied war auch 1968 schon bekannt, wurde aber bei Körting damals nicht verwendet, obwohl es wesentlich zur Stabilität beitragen kann und das hier auch tut (wenn man es nutzt).

      Fazit:
      Zu Vieles im Artikel, das die Überlegenheit der Germaniumendstufe mit thermischer Stabilisierung durch als Dioden geschalteten Ge-Transistoren und der Treiberstufe mit Trafo-Übertragern und den Konstruktionsmerkmalen für Stabilität (Schwingen, Phasendrehung) begründen soll, steht m.E. nicht auf ausreichend festen Füssen, sondern wurde für den Artikel zurechtgebogen, dass es passt. Passen heisst: Es soll dem Ziel dienen diese veraltete Konstruktion als technisch zeitgemäss, wenn nicht sogar überlegen, darzustellen.


      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hallo Reinhard,

      sehr interessant, Danke! Da drängt sich natürlich die Frage auf, warum die Körting-Entwickler so lange an den altbackenen Endstufen festgehalten haben. Plausibel erklärt sich das nur über die Vermutung, dass mal wieder die Kaufleute das letzte Wort hatten, die auf die zwei Mark fuffzich verwiesen, die eine Si-Endstufe ohne Treiberübertrager teurer gewesen wäre. So hält man ein kleines Unternehmen erfolgreich klein.
      Im damals noch funktionierenden Einzelhandel wurden bevorzugt die Fabrikate verkauft, deren Garantiereparaturen eben nicht die Werkstatt verstopften und die Kalkulation verhagelten. Ein Zufall war es sicherlich nicht, dass viel mehr Saba-, Grundig- oder Telefunken-Receiver verkauft wurden als Siemens. Obwohl der Name des Elektro-Giganten Siemens damals ja in der Bevölkerung eine hohe Bekanntheit und einen guten Ruf hatte. Und obwohl Marktführer Grundig zu dieser Zeit, 1968, in der Preisklasse zwischen 700 und 1100 Mark nichts anzubieten hatte (der RTV 400 kam es 1969).

      VG Stefan
      Hallo Stefan,

      Kosten, sicherlich.
      Sämtliche Modelle enthielten die gleiche Technik, egal ob für Siemens, Elac, Neckermann oder die Körting Eigenmarken Transmare und Telemonde. Das vergünstigt Produktion, Einkauf und Lagerhaltung und man spart an teurer Entwicklung. So lange der Druck von aussen nicht zu groß wird, geht das, bei Körting von 1966/1967 bis 1970.



      Die Geschichte hinter dem technischen Artikel in der Funktechnik und der Siemens Werkstattpraxis kennen wir ja nicht.
      Ich stelle mir das etwa so vor (das ist Fiktion, Namen und Ablauf sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Abläufen und real existierenden Personen wären rein zufällig!):

      Chef (Technik) zum Huber (Entwicklung):
      "Sepp, der Karl vom Marketing hat einen Anruf vom Stadlmeyer bekommen, Du weisst schon, der von der Siemens U-Elektronik. Die wollen von uns einen technischen Artikel. Noch rechtzeitig vor der Funkausstellung, da wollen sie ja den RS 11 vorstellen. Ich dachte, DU könntest den schreiben. Der Stadlmeyer will den Artikel auch in der "Funktechnik" unterbringen. Karl hat schon zugesagt!"

      Huber zum Chef:
      "Chef, Du weisst doch, da ist nichts Neues dran am RS 11. Das ist ja der alte RS 91 bzw. RP 90, nur in neuem Gehäuse mit einem zusätzlichen Präsenz-Klangsteller. Was soll ich denn dazu schreiben? Alter Wein in neuen Schläuchen?"

      Chef zum Huber:
      "Sepp, klar, stimmt schon, aber wie gesagt, der Karl hat schon zugesagt. Wir können die Vorgängermodelle nicht wegleugnen und auch nicht, dass eigentlich nur das Gehäuse und der Klangsteller im RS 11 neu sind. Aber haben wir jetzt nicht die AD167 drin, Siemens wollte ja mehr als 20W Ausgangsleistung. Schreib' doch was dazu!"

      Huber zum Chef:
      "Chef, damit kann ich doch keinen technischen Artikel füllen, selbst nicht, wenn ich den Präsenz-Klangsteller und große Grafiken dazunehme."

      Chef zum Huber:
      "Da musst Du Dir eben etwas einfallen lassen! Warum schreibst Du nicht was zu den Treibertrafos und zur Gegenkopplung? Kannst Du das vielleicht so bringen, dass der Leser denkt "Das ist ja toll. Warum haben das andere Verstärker nicht?"

      Huber zum Chef:
      "Gut, ich werde mir da mal was ausdenken."


      Nein, so war das NICHT!
      Denn der Artikel mit der Schaltungsbeschreibung erschien ja bereits im Jahr 1966, Heft Nr. 17, in der "Funktechnik". Also bereits zwei Jahre früher wurde dieser Text erdacht. In der Siemens "Werkstattpraxis" von 1968 wurde die Beschreibung aus der 1966er Funkpraxis übernommen und ergänzt.

      Also vielleicht so:

      Chef (Technik) zum Huber (Entwicklung):
      "Sepp, der Karl vom Marketing hat der "Funktechnik" einen technischen Artikel zu unserer Verstärkerschaltung versprochen. Schreibst Du was ....?"

      usw.





      Hallo Michael,
      der Punkt Ge-Leistungstransistoren (AD166, AD167, AL102) war, glaube ich, weiter vorne schon mal angetönt.
      Die waren in Kleinmengen sauteuer, ca. 10 DM/Stück. Deshalb muss Körting die in einer Riesenstückzahl mit entsprechendem Preisnachlass bzw. Restbestände von den Herstellern/Distributoren eingekauft haben und hatte dann vermutlich "viel Lager". Sonst hätte es sich nicht gerechnet, noch bis 1970/71 damit Geräte im untersten Preis-Segment (Neckermann) zu fertigen.


      Gruß
      Reinhard

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