SABA Sabette 11 von 1961

      SABA Sabette 11 von 1961

      Hallo Freunde des guten Saba Tons,

      ich habe nun ein ganz besonderes Saba Radio in Angriff genommen, eine von der Zeit und Basteleingriffen stark mitgenomene Sabette 11 von 1961. Das Gerät ist genau so alt wie ich und schon deshalb ist die Betrachtung und Beschäftigung mit der Technik des Geräts etwas Besonderes.
      Bezirzt hat mich dieses Modell damit, dass es erstens ein Gehäuse aus Sperrholz / Tischlerplatte hat, einen ziemlich soliden Lautsprecher und weil viele seiner Bauteile und Baugruppen dieselben sind, wie bei viel größeren Geräten.
      Das Gehäuse ist noch ganz, hat aber eine vergilbte und teils abgelöste Kunstlederbespannung. Das habe ich nach dem Herauslösen des "Chassis" erst einmal auf die Seite gestellt. Sollte das Radio reparabel sein, kann man sich immer noch darum kümmern.
      Im Gehäuse war auch ursprünglich ein Batteriehalter vorgesehen, der fehlt. Allerdings würde ich ohnehin eine Netzversorgung anstreben.
      Das Chassis besteht aus einem kleinen Rahmen aus Metall, an den die Platine und seitlich der AM/FM Drehko angebaut sind. Am Drehko wiederum ist die UKW-Box angebracht. Dieses Modell kannte ich noch nicht.
      Zunächst ein paar Bilder zur Übersicht:

      Chassis noch im Gehäuse,



      der Blick auf die Printseite nach dem Ausbau,



      die NF-Sektion - n i c h t eisenlos - mit 2 Übertragern.



      Dort sitzt auch die zum Netzteil gehörende berüchtigte "Stabilyt-Zelle", die hier, obwohl schon undicht, keine Schäden auf der Platine verursacht hat.



      Hier ein für so ein kleines Kofferradio sehr rustikaler und robuster Tastensatz



      und dann die ZF-Sektion mit den auch viel später noch Saba-typischen Filtern.



      Dann kommt der grundsolide Doppeldrehko für FM und AM



      und schließlich die bemerkenswerte UKW-Box, bei der die Kopplungsschraube des Ausgangsfilters (1.ZF-Filter) wohl früher bei einem Abgleichversuch aus der Führung gesprungen ist.



      Das habe ich als Erste Hilfe Maßnahme gleich nach dem Fotografieren wieder eingerenkt.

      Ja, was fällt noch auf? Jede Menge Vitrohm Kohlemassewiderstände, eine der Wicklungen auf dem Ferritstab ist völlig zerstört, mehrere Anschlüsse sind abgerissen, alle Dioden und Transistoren sind Germaniumtypen...
      Jetzt gilt es, sich über Sinnhaftigkeit und Reihenfolge der nötigen Arbeiten klar zu werden. Anregungen und Meinungen sind willkommen. Hat Jemand hier dieses Radio? Wenn ja, wie sind Klang und Empfangsleistung?
      Achim

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      Hallo Achim,
      die Sabetten sind sehr selten. Das macht sie schon erhaltenswert. Wie sieht sie denn äußerlich aus, du hast sie nur beschrieben, aber kein Bild gezeigt?
      Die fast durchgehende Verwendung von Vitrohm-Widerständen ist mir sofort ins Auge gefallen. Da haben die Sabanesen mit ihrem Schwarzwälder Premiumanspruch mal wieder das Billigste eingekauft, was auf dem Markt verfügbar war. Die Konstruktion dagegen wirkt wie immer bei Saba solide und sympathisch. Und überall die "erwachsenen", unerreicht aufwändigen Filter, toll!

      VG Stefan
      Hallo Stefan,

      ich bringe noch Bilder vom Gehäuse. Das Holz ist noch vollständig ganz, das Kunstlederbezug ist auch noch rundum vorhanden, aber vor allem in der oberen Hälfte stark dunkelbeige-bräunlich-grünlich nachgedunkelt. Die Verklebung hat sich an den Kanten teilweise gelöst.
      Im Originalzustand war der Bezug wohl todschick hell-creme-farben.
      Wenn man alle Virtohms ersetzt, ändert sich die Anmutung der Platine natürlich drastisch. Hochohmige Werte gibt es kaum.
      Ich werde wohl mit Arbeiten beginnen, die in jedem Fall zu erledigen sind:
      Reinigung der gesamten Elektronik und Mechanik, Reinigung und Schmierung des Tastensatzes und des Skalenantriebs.
      Dann möchte ich die Kleinelkos nachmessen und Stichproben bei den Vitrohm Widerstände machen, zudem die Ersatzschaltung für die Stabilytzelle einbauen.
      Dann kann man noch die Treiber-/ Endstufentransistoren überprüfen und wenn da alles in Ordnung ist, kann ich einen ersten Test unter Spannung wagen. Bevor die Ferritantenne drankommt, sollte UKW wieder einwandfrei funktionieren.
      Und ich hoffe natürlich, dass in all den AF114, AF115 und AF116 nicht schon die Whisker gewachsen sind.

      Das Gerät ist, was die Komponenten und die Konstruktion betrifft, sehr reizvoll, zudem könnte der relativ üppige Saba-Lautsprecher im Holzgehäuse einen beachtlichen Klang entfalten.
      Achim

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      Hallo Achim,

      ich hatte vor ganz vielen Jahren auch mal ein solches Kofferradio, allerdings im schlechten Zustand, deshalb habe ich auch keine Zrit investiert.
      Meine Meinung: das Ding ist einfach nur häßlich und paßt nicht in die SABA Familie, deshalb vermutlich die geringen Absatzzahlen.

      Trotzdem viel Spaß und gutes Gelingen bei deiner Restauration !!

      Gruß, Dieter
      Ein Meilenstein der Radio-Design ist es ganz sicher nicht, das ist wahr. Was der Designer von dem Ding wohl beruflich gemacht hat? Kein Wunder, dass Saba im Folgejahr Herrn Graf Goertz konsultiert hat.
      Achim, du hast doch mal einen Stereo-Concert-Boy so gut neu bezogen!? Könntest du ja hier auch.
      Mit den AF "Whisker" 114ff habe ich schon öfters Pleite durch Kurzschluss gehabt. Ist aber nicht so tragisch, daman sie durch andere, gut erhältliche UKW-Germaniumtypen wie AF 106 etc ersetzen kann.

      VG Stefan
      Hallo allerseits,

      ja , das Design scheint noch halb in den 50ern verhaftet zu sein. Und wie die Vitrohm KoMa-Widerstände belegen, hatte man wohl klare finanzielle Grenzen. Aber bei der Technik, und das gefällt mir an dem Radio, haben sich die Entwickler wohl in guten Teilen durchsetzen können.

      Mit Echtleder neu bezogen habe ich einmal den Grundig Satellit 210 (6001),
      GRUNDIG Satellit 210 Transistor 6001
      Leider hat das Bildersterben auch in diesem Thread inzwischen alle (und es waren unzählige) Fotos dahingerafft. Sehr schade, da auch massenhaft Schaltbildauszüge und technische Details gezeigt wurden.
      Ein Bild am Schluss hat (bis jetzt) überlebt.



      Mal schauen, was bei der Sabette so geht.
      Achim
      Kurz was zum Bildersterben!

      Mehrfach habe ich mich mit dem Thema beschäftigt.
      Notgedrungen mussten ja Dateien und ihre Namen konvertiert werden.
      Dateinamen mit Leerzeichen und Zeichen nicht ASCII hat es offensichtlich getroffen.
      Bedenkt bitte, es gibt nicht nur ein Leerzeichen, ganze viele.
      Verzichtet bitte auf Leerzeichen sowie auf Sonderzeichen wie äöüß.
      Denkbar ungeschickter Dateiname:
      Günnis Meßpömpel.jpg
      Kein Problem wird es geben mit:
      gunnar-tastkopf.jpg
      Also bitte bei Dateinamen nur ASCII nehmen und auf Leerzeichen verzichten!

      Heute war ich wieder im Admincenter.
      Eher durch Zufall habe ich offensichtlich entdeckt, wie das Bewertungssystem ausgeschaltet wird.
      Das hat mich schon länger geärgert, es verteilt hauptsächlich Quantitätspunkte.
      Am Beitragszähler sollte sich nichts geändert haben.

      Andreas, Admin
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo Andreas,

      schau mal hier zum Beispiel:
      TELEWATT TS-100 / A (oder: frisch verliebt)
      Alle Bilder futsch, dabei hat kein einziger Dateiname Leer- oder Sonderzeichen.

      Dann schaun wir mal nach vorne.
      Das Chassis der Sabette ist inzwischen, was die Platinenoberseite, die UKW-Box und die Mechanik angeht gereinigt. Die Printseite kommt später, da wird ja derzeit noch gelötet.
      Die Kontaktschieber des Tastensatzes wurden nebst zugehöriger Mechanik ausgebaut und ebenfalls gereinigt.

      Alle Elkos habe ich einseitig abgelötet und gemessen. Ergebnis:
      1. Die beiden großen Philips 1000µF und 250µF sind wie neu.
      2. die kleinen 1µF und 2µF haben fast vollständigen Kapazitätsverlust bis auf wenige nF bzw. pF.
      3. die 5µF und 25µF sind noch im Toleranzbereich.

      Die kleinen Werte sind ausgerechnet Koppelelkos im NF-Teil



      Das wird ein toller Sound gewesen sein, mit diesen Kapazitätsverlusten ;)
      Zudem war der Emitterwiderstand der Endstufentransistoren verbrannt. Ersetzt habe ich ihn schon, ob da noch Halbleiterdefekte vorliegen ist vor der ersten Inbetriebnahme noch zu prüfen.
      Ich habe mich entschlossen, alle Kleinelkos zu ersetzen, weil es die 5µF wohl als nächstes erwischen wird. Ersatz sind wieder blaue axiale Typen von Vishay aus aktueller Produktion (2 fehlen noch, sind im Zulauf).
      Als nächstes wird die Stabilytzelle durch 2 1N400x Dioden mit Parallelelko ersetzt. Da ich eine Umstellung auf Netzbetrieb anstrebe, ist sie eigentlich obsolet, ihre Funktion ist ja die Stabilisierung der Basisspannung der Endstufentransistoren (Spannung +1) bei schwankender Batteriespannungsversorgung.



      Was die Vitrohm KoMa-Widerstände angeht - sie sind mir schon ein Dorn im Auge, am liebsten würde ich sie alle einseitig ablöten und messen. Aber: Die Anschlussdrähte sind ziemlich dick und starr, sie sind auf der Printseite ganz hart abgekantet und kurz abgeschnitten, so dass man keinen Hebel beim Hochbiegen hat. Und die Leiterbahnen sind nicht sonderlich robust und lösen sich leicht (Platine von 1961!)
      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Auf dem Foto erkenne ich zwei Gummiringe, die für die Befestigung der Ferritstabantenne zuständig sind. Mir sind in den alten Radios nun schon öfter zerbrochene / gerissene Gummis untergekommen und ich frage mich, was die Radio-Experten dann machen? Ich habe viel gegoogelt, jedoch nirgendwo wird auf dieses Thema eingegangen. In manchen Kofferradios sind diese Antennen kopfüber montiert, d.h. bei gerissenen Gummis baumelt die Antenne lose an ihren Anschlußdrähten aufgehängt umher und stösst gegen elektronische Bauteile.

      Wo gibt es langzeitstabile Gummis mit entsprechender Form, d.h. breit, dick, kleiner Durchmesser?

      Bei den Radios, wo man leider für das Einsetzen neuer Gummiringe vorher alle winzigen Drähtchen ablöten müßte, habe ich gar nicht erst nach Ersatzgummis gesucht, sondern die Antenne mit einer stabilen Drachenschnur festgebunden, das hält wenigstens für die Ewigkeit. Das ist die Manuellösung. Aber mich würde interessieren, wie das die Fachleute hier im Forum, Achim & Co., denn so machen.
      Hallo Manuel,

      ja, das ist eine heikle Sache. Hier ist der Stab zusätzlich verklebt, aber da kann man sich nicht drauf verlassen, dass das im Ernstfall wirklich hält.
      Ich nehme hier als Ersatz in der Regel schwarze Kabelbinder in derselben Stärke. Man sollte sie aber nicht maximal stramm anziehen, es reicht ja, wenn der Stab in der Halterung gehalten wird.
      Achim
      Hallo Achim,

      danke. Die Idee mit Kabelbinder hatte ich auch schon. Aber mir war letztendlich die "sanfte Tour" mit Schnur irgendwie lieber. Da habe ich mehr Gefühl und bin sicher, dass ich nicht zu fest anziehe. Prima, dann habe ich wohl schon eine praktikable Methode gefunden. Wie Du schon sagst, Hauptsache ist, dass die Antenne in der Halterung bleibt und nicht mehr rausfallen kann.

      Gruß,
      Manuel
      Hochohmige Werte gibt es bei den Widerständen hier nur 2 Stück. Ein 100K am AM-Demod.-Ausgang und ein 470K an der Basis von T4 im NF-Verstärker. Da hier eine starke Änderung des Wertes ungünstig wäre, habe ich ihn testweise nachgemessen. Er hat 516K, ist also bei 20% Toleranz noch im 10% Intervall. Eigentlich prima, was unter Spannung der Fall ist, weiß man freilich nicht.
      Ich gehe vorerst davon aus, dass in dieser Transistorschaltung mit ihren kleinen Spannungen und R-Werten fast komplett im ein und zweistelligen KOhm-Bereich die Welt noch soweit in Ordnung ist. Nach erfolgter Reparatur werden Klang, Empfangsleistung und die DC-Werte an den Transistorstufen (HF, ZF und NF) zu überprüfen sein, ob sich Hinweise auf Fehlfunktionen finden.

      Die Stabilytzelle ist nun durch ihr Substitut ersetzt (gelb markiert), den 470K Basiswiderstand habe ich sicherheitshalber auch ersetzt.



      Sorgen macht mir der am Kühlblech sitzende NTC. Die Metallisierung hat sich größtenteils abgelöst (rot markiert).
      Das muss noch geprüft werden, schließlich ist eine temperaturkompensierte Ruhestromregelung bei den Germaniumtypen unerlässlich. Der NTC liegt parallel zu einem 47 Ohm Widerstand, er wird wohl selbst auch in einer ähnlichen Größenordnung liegen.
      Achim

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      Hallo Achim,

      etwas oT...

      der Schaltbildauszug weckt bei mir tolle Erinnerungen !
      Mein erster Verstärker Ende der der 60er sah fast genauso aus: Zwischenübertrager, Ausgangsübertrager und die ersten Germanium OC-Typen in der Endstufe, suuper ! Frei verdrahtet und er lief sogar. Erst später habe ich Ätzversuche in Mamas WMF Pfanne mit Abdecklack und Eisen-III-Chlorid gemacht :)

      Schafft der denn 1 Watt ? Mein Amp damals hat gerade fürs Jugendzimmer gereicht.

      Gruß, Dieter
      Jaaa, Dieter, genau wie bei mir mit wenigen Jahren Zeitverzögerung. Die Übertrager habe ich gemieden, weil die hiesigen Elektronikhändler meist nichts hatten und einem immer nur die ganz kleinen Typen wie in den Minitransistorradios aufschwatzen wollten.
      Also wurden AC151, AC127, AC128, AC117, AC187K / 188K (und bei Empfängerschaltungen AF118) u.Co. sowie Auskoppelelkos meine Freunde. Und die waren teuer genug. Aufgebaut wurde frei verdrahtet oder auf unkaschiertem Pertinax mit selbst gebohrten Löchern. Irgendwo im Keller verrottet auch noch meine erste selbst geätzte Vertärkerschaltung mit AC187K und AC188K, die hatte angeblich um die 4 Watt Musikleistung. Sie klang richtig gut und machte reichlich Zimmerlautstärke.
      Dann war mein nächstes Projekt mit 2 x 2 AD150 und angeblich 25 Watt. Da fühlte man sich wie der König der Welt.
      Achim
      Oh ja, Transistornostalgie pur !!

      Die AC187K/188K hatten ja schon richtige Kühlklötze und konnten auf ein Rippenalu montiert werden. Mit denen habe ich auch einige Watt Verlustleistung erzeugt.

      Ich habe noch einen kompletten Ordner mit mittlerweile teils vergilbten Seiten meiner ersten Projekte. Ich hoffe ich finde ihn wieder, dann mach ich mal einen eigenen thread auf.

      Gruß, Dieter
      Was macht eigentlich unser Sabettechen? Man soll ja auch die kleinen Saba Preziosen nicht vergessen!

      Die noch fehlenden Kleinelkos sind mittlerweile eingetroffen und eingebaut:



      Man sieht hier beim AM-HF-Teil um den AM-Oszillator herum noch die bloßen in der Platine eingelöteten Kontaktplättchen des Tastensatzes.
      Das hatte ich alles schon gereinigt, schonend mit K61. Nach dem Einbau der Kleinelkos gab es nochmal einen feinen K61 Überzug für die Plättchen und die Federn. Die Federn bekamen noch in jede Gabel ein Wenig Siemens Wählerfett. So sollte die Gleitfähigkeit langfristig gewährleistet sein.
      Nach demn Einbau der 3 Schieber (ist etwas knifflig!) wurden die untere Führung der Schieber und der Mitnehmerbügel montiert und alles geschmiert. Ebenso bekamen alle beweglichen Seilrollen, Tastenschieberführungen und Wellen ihr Fett weg.



      Weiterhin waren noch etliche fehlende M3 Schrauben zu ersetzen, die der Befestigung der Tastensatzkomponenten und der Platine dienen.
      Die Tasten des Tastensatzes schalten jetzt leichgängig satt schnalzend um - wie seinerzeit nach dem Kauf.
      Das Chassis, auch die Lötseite, ist nun vom Staub und Schmutz der letzten 58 Jahre befreit und blitzsauber.



      Als nächstes steht die Prüfung der NF-Transistoren an, bevor die 9V Versorgungsspannung und ein Testlautsprecher angeschlossen werden können.
      Achim

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