FM Marke Eigenbau

      Hallo Andreas,

      das von Dir empfohlene Programm ist eine gute Kalkulationshilfe. Danke. Man findet die Berechnungen für den hier benötigten Zweck zwar auch im Web, bzw. kann sie sich selbst in Excel mit den entsprechenden Formeln hinterlegen, aber hier ist alles zusammen. Und wenn es zu speziellen Ringkernen kommt, ist das Programm eine richtig wertvolle Praxishilfe. Aber so ein Replikatorport, wo man sich seine berechnete Spule sozusagen anschließend noch ausdrucken kann, wäre schon eine wünschenswerte Erweiterung des Funktionsumfanges. Bei Raumschiff Enterprise, Next Generation, funktionierte das sogar mit einer Elvis-Gitarre per Sprachbefehl. So hoch würde ich die Ansprüche vorerst noch nicht schrauben.

      Hallo an alle Mitleser,

      was ihr alle nur gegen das Spulenwickeln habt. ;) Es sind so ziemlich die einzigen Bauteile, die man sich selbst stricken kann, abgesehen vielleicht von kleinen Kapazitäten. Der Spaß hört bei mir erst auf, wenn es um mehr als 100 Windungen geht oder um Sachen mit Kernblechen, die man einzeln ineinander schieben muss.

      Die Ergebnisse mit den Ersatzteilen vom Schrott-Sylvania:
      • Q2: Eingangstransistor: Bezüglich Verstärkung gibt es nur einen winzigen Unterschied, 1-2 dB bringt der Originaltransistor mehr als der BF862. Er hat aber den entscheidenden Vorteil, dass die Regelung bei starken Eingangssignalen funktioniert. Der BF862 hat eine andere Transferkennlinie und scheitert da.
      • Ferritperle über Basispin Q2: kein merklicher Unterschied zwischen den Varianten: Keine, Bastelfundus, Original aus dem Schrott-Receiver
      • Ersatz HF-Drossel an Drain Q2: kein merklicher Unterschied zwischen provisorisch genutzter 10µH-Festinduktivität (für FM-Frequenzbereich geeignet) und der 3,3µH-Originalinduktivität.
      • Ersatz Q4 (Mischertransistor): etwas höhere Verstärkung, der Gewinn liegt bei ca. 3 dB bei Verwendung des (selektierten?) 2N5484 anstatt des 2N3819
      • Ersatz L6 (Zwischenkreisspule) TOKO S18-Nachbau mit Oszillatorspule (2,5 Windungen) aus dem Schrott-Sylvania: Deutlicher Gewinn bei der Empfindlichkeit, ca.6 dB. Der Grund ist aus meiner Sicht das verwendete Windungsmaterial. Beim Original besteht die Spule aus Draht mit größerem Durchmesser. Eventuell ist auch die Versilberung hochwertiger. Jedenfalls hat ein Tausch der Kerne keinen Unterschied gebracht. Es bleiben also bei gleichen Spulenmaßen nur der Draht oder das Kunststoffmaterial des Spulenkörpers übrig. Der Draht-Durchmessersprung von 0,6 auf 0,8 mm ist zumindest ein handfester Unterschied.

      Mit diesem Aufbau ergeben sich mit dem selbstgewickelten ZF-Ausgangstrafo nach dem ersten ZF-Transistor unverändert 600 kHz Bandbreite (-3dB-Wert) bei nicht angeschlossenem Keramikfilter. Das ist zu viel. Die Durchlasskurve am Eingang des ZF-ICs sieht noch dazu sehr bescheiden aus. Es gibt eine starke Einbuchtung bei der Mittenfrequenz. Die Zipfel sind nicht gleich hoch, als bestünde im ZF-Bereich eine überkritische, zudem schlecht abgestimmte Kopplung.

      Nur die Verstärkung hat sich durch die oben genannten Maßnahmen verbessert. Mögliche weitere Angriffsstellen:
      • Ersatz von L8. Dazu muss ich eine Spule aus dem Spender ummodeln. Diese haben eine Windung zu viel und die Anzapfung sitzt nicht an der richtigen Stelle.
      • Modifikation von T12 mit dem Versuch, eine höhere Güte zu erzielen,
      • BF199 anstatt BF255 als erster ZF-Transistor. Dessen Verstärkung bestimmt die Belastung des Tunerausgangs und damit die Bandbreite mit. Ziel ist eine möglichst hohe Verstärkung im Bereich der ZF.
      Viele Grüße,
      Christian
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      Hallo Reinhard,

      geringfügig ja. Zwischen Anpassung bei ca. 330 Ohm Lastwiderstand und Leerlauf ändert sich die Bandbreite um 30-50 kHz.
      Stärkeren Einfluss hatten tatsächlich der Transistortyp von Q8 und der Parallelkondensator an dessen Emitterwiderstand. Mit letzterem lässt sie sich in weiten Grenzen variieren.

      Der Wechsel von BF255 auf BF199 senkte die Bandbreite von 600 auf 400 kHz und brachte 3 dB Gewinn. Mit 1 nF anstatt 10 nF parallel zu R24 kommen 250 kHz Bandbreite und nochmals ein um einige dB höheres Ausgangssignal zustande. Die Bandbreite ex Mischer ist damit schon etwas schmal, bringt aber mit den Keramik-Filtern aus dem Schrottgerät immerhin noch 200 kHz Bandbreite am Eingang des Demodulator-ICs.

      Der Tausch von L8 auf die Version mit 0,8 statt mit 0,6 mm Drahtdurchmesser brachte dagegen keinerlei Verbesserung.

      Morgen möchte ich noch etwas mit dem ZF-Trafo experimentieren, aber das Ziel ist nun in greifbarer Nähe. Die Empfindlichkeit entspricht momentan ungefähr dem ersten Saba 8280.

      Viele Grüße,
      Christian
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      So, die Variante mit stärkerer Kopplung des ZF-Filters ähnlich des Teiles aus dem Schlachtgerät war ein Flop. Geringe Empfindlichkeit, zu große Bandbreite und eine ausgeprägte Einbuchtung der Durchlasskurve waren die Folge.

      Nun tut die erste Wickelvariante wieder ihren Dienst. Durch Anpassung des Emitterkondensators C30 an Q8 von 10 auf 1,5 nF passen nun Durchlasskurve und Verstärkung. Eine Ferritperle aus dem Schlachtgerät über dem Basisanschluss von Q8 (BF199) verhindert die Selbsterregung auf der ZF-Frequenz. Sie erwies sich in der Praxis ab Werten kleiner 2,2 nF als unerlässlich.

      Damit liegt die 3-dB-Bandbreite bei 220 kHz, die Durchlasskurve sieht einigermaßen anständig aus und das Gerät ist trennscharf und empfindlich. Der Wiederaufbau der ursprünglichen Mischteilschaltung und des ZF-Verstärkers ist abgeschlossen und bringt leicht bessere Empfangswerte als der FM-Nachbau.

      Fazit des Wiederaufbaus: Bei FM kommt es auf viele viele Einzelheiten an. Vor allem die fehlenden Originalinduktivitäten von Vorkreis, Mischkreis und ZF-Filter haben die Geschichte erschwert. Auch die passenden FET-Transistoren für HF-Verstärker und Mischer stammten dann letztendlich aus dem Schlachtgerät und waren nicht nach Best-Guess mit üblichen Typen ersetzbar. Aber das Ganze war interessant und auf vielerlei Weise lehrreich.

      Viele Grüße,
      Christian

      Horizontale Skalenteilung: 50 kHz/div, Leuchtmarke steht am -3-dB-Punkt.
      Bilder
      • DL_Kurve.jpg

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      Hallo Christian,

      schön, dass Du es hinbekommen hast! Man sieht daran, dass das mal nicht so eben mal nebenbei zu machen ist. Auch die Simulation - so simpel wie wie hier verwendet, ist allenfalls nur für eine grobe Richtung brauchbar, da im HF-Bereich so viel mehr in der Praxis eingeht, als hier berücksichtigt (Masseflächen, Leitungsinduktivitäten, Kopplungen, die man nicht berücksichtigt,... sprich das ganze Layout.

      Hast Du eine Erklärung für die Nebenmaxima?

      Gruß
      Reinhard
      Hallo Reinhard,

      Die Durchlasskurve kommt in dieser Form durch das Zusammenspiel zwischen den Piezofilterstufen und der Form am Frontend-Ausgang zustande. Ein größerer Emitterkondensator an der ersten ZF-Stufe erzeugt ja durch den geringeren Eingangswiderstand eine relativ breite und flache Kurve am Mischteil-Ausgang. Nach Durchlauf der beiden Piezofilter ergibt sich in diesem Fall eine sehr starke Delle in der Gesamtdurchlaufkurve.

      Der jetzige Zustand ist also ein Kompromiss. Durch den Emitterkondensator von derzeit 1,5 nF ergibt sich eine Durchlasskurve am Mischteilausgang, die schon einen ausgeprägten Peak in der Mitte aufweist. Der ZF-Zug verformt das Ganze dann in die Form wie im Bild dargestellt und korrigiert die Durchlasskurve auf eine halbwegs vernünftige Form. Ein gewisser Peak, ca. 2dB in der Mitte, schlägt aber von der Mischteilkurve durch.

      Viele Grüße,
      Christian
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