Endlich Gleichrichter gefunden

      Hallo in die Runde,

      ich möchte die Überlegungen, warum die Saba-Entwickler in den Siebzigern für die "schwachen" Stromkreise zu Selenbrücken gegriffen haben, auf einen banalen Punkt zurückstutzen:

      Es gab damals in der 500mA-Klasse keine (marktgängigen) Si-Brücken! Siliziumbrücken fingen bei B 40 C 1000 an, und so einer war für eine Verwendung mit 300mA oder 500 mA Nennstrom schlicht zu teuer.

      Ein Blick in den Bürklin-Katalog 1972 (also eher Saba 8120- als 9260-Ära; Einzelpreise):

      Selen-Brücke B 30 C350 (Siemens, vergossener Kleingleichrichter): DM 1,22
      Selen-Brücke B 30 C550 (dito): DM 1,95
      Silizium BY 164 (beliebte Valvo-Siliziumbrücke, 80V/1,5A wenn gekühlt): DM 3,40
      Silizium B125 C1000/700 (Siemens): DM 3,40

      Also ganz banal, das liebe Geld. Wobei man im Radio- und Hifi-Bereich die vorteilhaften Eigenschaften der Selentypen (geringere Störungen) sicher gerne mitgenommen hat.

      VG Stefan
      Als jemand, der nicht zu den Superprofis gehört, dafür aber fast sein Leben lang mehr oder weniger erfolgreich mit Hilfe von teils angelesenem Wissen, teils mit praktischer Erfahrung alle möglichen Elektrogeräte repariert hat, ziehe ich folgende Erkenntnis bisher daraus:

      Ich habe nicht das nötige Fachwissen, um ein Gerät umzubauen, wenn ich nicht wieder genau exakt einen gleichwertigen Gleichrichter-Ersatz für die Reparatur finde. Bisher hatte ich noch keine SABA-Receiver der 9xxx- oder 7xxx-Modellreihe. Sollte ich irgendwann so ein Gerät erhalten mit kaputtem Gleichrichter, werde ich ein NOS-Teil von ITT zukaufen und einbauen.

      Ausschlaggebend war die Praxis-Erfahrung von Mia. Die Spannungen müssen stimmen und störungsfreier Empfang ist auch wichtig. (Was für ein Hammerhinweis für mich: Siliziumbrücken können Störungen im Rundfunkempfang verursachen! Wer hätte das gedacht?)

      Zweiter ausschlaggebender Punkt sind meine eigene Erfahrungen. In meiner Sammlung haben alle meine uralten Radios, Tonbandgeräte oder Kassettenrekorder noch ihre ebenso alten Gleichrichter drinnen. Für mich zählten diese Bauteile nie zu den klassischen Verschleißteilen. Ich habe bisher als Hersteller ausfindig machen können: AEG, Grundig-Siemens oder Siemens. Diese hier gezeigten ITT-Typen sind mir unbekannt. Wenn es tatsächlich so ist, wie Michael schrieb, dass in jedem 92xx diese Typen defekt sind, kann das schon ein Hinweis darauf sein, dass sie nicht so gut sind. Nochmal zur Sicherheit: Michael, in den SABA 92xx-Receivern waren exakt diese ITT-Gleichrichter drinnen? Ganz genau die Teile, die man hier jetzt als NOS-Ware angeboten bekommt?

      Eine Frage hätte ich noch: Mia sprach davon, man solle die Gleichrichter vor dem Gebrauch formieren. Wie geht das? Was braucht man dafür?

      Viele Grüße,
      Manuel

      kugel-balu schrieb:

      Und meine persoenliche "Statistik" ist halt leider schlecht fuer Selen-Bruecken. Da kann ich nun nichts dran aendern ...


      Meine auch.
      Und auch Hans schrieb mal: "Sie sterben heute wie die Fliegen".

      In der Tat. Es gibt praktisch keinen Saba 8080 oder 8120 und auch fast keinen Grundig T5000 oder ST6000 bei denen die Se-Gleichrichter noch einwandfrei sind. NOS-Se-Gleichrichter sind im Fehlerfall vermutlich nicht zeitnah aufzutreiben oder es werden schon benutzte als NOS verhökert.

      Gegen abstimmbaren Brumm auf AM (sofern AM überhaupt noch gehört wird) mit Si-GLR hilft das Brücken jeder der vier Diodenstrecken (von + zu den beiden WW Anschlüssen und von - zu den beiden WW Anschlüssen) mit je einem 10nF Kerko. Alles kein Hexenwerk.

      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hallo Reinhard,

      AM ist sehr wichtig, gerade heutzutage, wo der Störnebel im Vgl. zu früher deutlich schwächer bzw. kaum noch der Rede wert ist. Während ich hier im Forum schreibe, läuft bei mir "Country Radio" auf Mittelwelle 1062 kHz. In Deutschland wurde man vielleicht zu UKW erzogen, aber im Rest der Welt sieht es anders aus.

      Was versteht man unter "Brücken"? Das verstehe ich nicht. Ich weiß zwar, was eine Reihenschaltung oder eine Parallelschaltung ist, oder wenn ich ein Bauteil überbrücken soll. Aber wenn ich nun einen neuen Gleichrichter eingebaut habe, soll ich nun alle 4 Diodenstrecken mit je einem 10nF-Keranik-Kondensator "brücken"? Also wie eine Parallelschaltung?

      Welcher 10nF-Keramik-Kondensator eignet sich? Woher weiß man, welche Spannungswerte der Kondensator haben soll? Geht dies aus den Eigenschaften des Gleichrichters hervor? Reicht 500 Volt Wechselspannung beispielsweise?

      Gruß,
      Manuel

      Manuel schrieb:

      Aber wenn ich nun einen neuen Gleichrichter eingebaut habe, soll ich nun alle 4 Diodenstrecken mit je einem 10nF-Keranik-Kondensator "brücken"?


      Nein, das sollst Du nicht in jedem Fall.
      Nur wenn Du einen Selengleichrichter gegen einen Si-Gleichrichter ersetzt hast UND nur wenn Du danach einen abstimmbaren Brumm auf AM hast, den Du vorher nicht hattest, kannst Du diesem Brumm durch die Parallelkondensatoren entgegenwirken.

      Wenn man sagt, dass ein Bauteil A mit einem Bauteil B gebrückt wird, heisst das Parallelschaltung.
      So wird beschaltet:
      images.gutefrage.net/media/fra…0_big.jpg?v=1538282626000

      Für Niederspannungsnetzteile für Transistorgeräte, die weniger als 30V am Gleichrichterausgang liefern, genügen Keramikkondensatoren mit 100V Spannungsfestigkeit. Bei 30 bis höchstens 100V am Gleichrichterausgang solltest Du eine Spannungsfestigkeit von 500V nehmen. Bei 100V am Gleichrichterausgang und höher sollte die Spannungsfestigkeit 1000V betragen.

      Jeder Keramikkondensator mit ausreichender Spannungsfestigkeit und einer Kapazität von ca. 10nF ist geeignet. Es kommt nicht auf die exakte Spezifikation des Dielektrikums an oder ob es sich um einen Vielschicht- oder Einschichtkondensator handelt oder um welche Temperaturkoeffizientklasse.

      Die meisten von uns sind nicht in Deiner glücklichen Lage. Bei mir geht auf MW fast gar nichts mehr. Und die Störungen auf AM haben exponentiell zugenommen.

      Gruß
      Reinhard
      Hallo Manuel.
      Das Formieren von Selen-GL übernimmt der Normalbetrieb. Unterbricht man diesen für Jahrzehnte, dann setzt man einen Vorgang der Deformierung in vielen Bauelementen in Gang, wer das zugelassen hat durch Unterlassung, und zwar über viele viele Jahre und Jahrzehnte bei seinen Geräten, der besitzt garkeine Sammlung mehr sondern ein Mausoleum voller mißhandelter Leichen.
      Das kann man leicht verhindern, man braucht nur den Betrieb aufrecht zu erhalten.
      In meinen einstigen Sammlungen befanden sich genau Null solcher Geräte, es gab nie einen einzigen deformierten Selen-GL, eine Selbstverständlichkeit ähnlich der bei Autos diese nicht in der Garage totstehen zu lassen.
      Wer also beständig herum jammert das ihn der Selentod immerzu erreicht der bekommt die Quittung für jahrzehntelange Verfehlungen.

      Das bei mir meist mißhandelte Gerät ist ein KFZ-Akku-Ladegerät mit einer Selenschaltung, es wohnt draußen in der Wetterunbillen ausgesetzten Garage, wird nur alle Jubeljahre benutzt und einfach sorglos schlagartig in den Betriebszustand versetzt wenn es benötigt wird.
      Darunter hat er nicht gelitten, das Gerät ist in etwa so alt wie die hier besprochenen Geräte, nein vermutlich noch älter.
      Einzig hat eine Ladung Regenwasser mal für Flugrost auf den GL-Platten gesorgt, das Problem war binnen Minuten gelöst - GL raus, auseinandernehmen, entrosten, jede Platte testen, bei IO-Befund alles wieder zusammenbauen, läuft seit dem schon wieder etwa 15 Jahre einwandfrei.
      Defekte Platten hätte ich einfach ersetzt, das wurde bei Notstromanlagen für Krankenhäuser auch so gemacht, da hatten die Selen-GL gut 50 Jahre und mehr auf den Platten und Säureunfälle und was weiß ich alles klaglos überlebt.
      Diese Selen-GL sind berühmt und beliebt für Langlebigkeit, Robustheit, Sanften KEnnlinienverlauf, minimale Netzbelastung beim Anlauf - starte mal so eine Notstromanlage ohne Selen sondern mit Silizium im Ladevorgang, dann rufen Minuten später die Energieversorger an und beklagen die Destabilisierung des gesamten Netzes im Umkreis des Objekts.

      Liegt ein Verdacht auf dem Gleichrichter eines alten Radios o.ä. Unterhaltungsgerätes dann führt man einfach das durch was man eh bei jedem unbekannten Radiotyp und dessen zweifelhafte Vergangenheit tut, man fährt es sanft hoch, über Schutz-PTC - also eine Glühlampe in der Netzzuleitung. Beginnend mit ca. Viertelspannung unter ständiger Kontrolle der Hitzeentwicklung an den GL-Platten oder seinem Gehäuse, wenn er in einem Gehäuse steckt.
      Anderen GL merkt man das Absterben nicht an, der Selen-GL alarmiert durch würzigen Geruch und meldet sich folglich über die Nase als defekt. Dann kann man imemr noch sein gehäuse öffnen und die stinkenden Platten oder Pillen durch einwandfreie ersetzen. Man muß nur eben handwerklich tätig werden, eine besondere Kunst ist das nicht.

      Das Formieren nach definitiver aber noch nicht finaler Deformierung der Sperrschicht, also Selen-GL die nicht stnken aber zu warm werden und zu wenig Spannung abliefern, geht ebenso vonstatten. Die Frage ist dann hält er oder stirbt er, die Antwort kommt binnen kurzer Zeit und ist auch per Nase zu erschnüffeln.

      Es ist also garnicht so schwer, die kompakten Bauformen können natürlich nicht sinnvoll repariert werden, aber schon die üblichen verschränkten Metallblöcke von damals überall verbauten Selen-Graetz-Brücken lassen sich öffnen und man kann einzelne Pillen ersetzen. Bei Selen-Säulen und Kaskaden geht das auch. Habe ich selber schon bei einer Grundig-Kaskade ausprobiert als mal kein Ersatz zur Hand war, es hat für den Übergang gehalten und wurde nur dadurch beendet das dann eine neue Kaskade verfügbar wurde.

      Btw. noch ein Einsatzfeld sind die großen elektrostatischen Filter in Kraftwerken, bei den dort benötigten Leistungen würden sich Silizium-GL lächerlich und unbeliebt machen, es ergäbe soz. selbstzerstörende Kraftwerke, wenn jeder Betriebsstop und jedes Neuanfahren über die gezogenen Ströme der schlagartig durchschaltenden Silizium-GL gleich wieder den startenden Generator kurzschlössen.

      Jetzt fragst du was du mit den Ripple-Ex Kondensatoren machen mußt, wenn du Silizium statt Selen benutzen mußt... so ist das wenn man auf das falsche Pferd gesetzt wird, der Ritt geht in die falsche Richtung und es entsteht unnötige Zusatzarbeit die wieder zu neuen Problemen führt, die man ohne die Verteufelung von Selen-GL garnicht bekommen hätte.
      So geht moderne Medizin übrigens auch, man wird in Teufelskreise gehetzt damit man ein Leben lang nicht gesund wird sondern teure Behandlungen auf sich nehmen muß.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Also, ich habe keine neuen Störungen auf AM (ausser denen, die eh da sind, wie Reinhard schon zu recht beklagte). Ich setze auch keine Snubber, sondern nur einen Kondensator mit ca. 220nF über die Wechselspannungsbeinchen. Das ist nicht für AM, sondern um Störungen im NF-Bereich zu vermeiden.

      Die 1-2 Volt erhöhte Spannung ist an dieser Stelle egal, die Relais erwärmen sich dadurch nicht nennenswert mehr. Ich weiss nicht, was Mia da beobachtet hat, die Verlustleistung kann man ja ausrechnen. Tatsächlich hatte ich eher den Eindruck, dass die Relais mit der etwas erhöhten Spannung eher sauberer ("knackiger") schalten, weil jetzt nämlich am Relais 12 V anliegen ... und dafür sind die spezifiziert (natürlich laufen die auch mit 10 Volt, wie auch mit 15 Volt ...). Kann sein, dass die "halb-intakten" Selen-Typen alle schon (wie von Reinhard oben beispielhaft angegeben) erhöhte Spannungsabfälle zeigten (habe ich nicht im Detail gemessen, bei mir waren es aber selten 12 Volt, meist weniger (oder sogar nix ...).

      Besten Gruss,

      Michael
      Hallo Reinhard,

      schon klar, es geht darum, wenn man einen Silizium-Gleichrichter nimmt, anstatt (wie ursprünglich angedacht) einen Selengleichrichter. Ein Silizium-Gleichrichter kann Störungen beim AM-Empfang verursachen und diese Störungen sollen die Keramik-Kondensatoren verhindern. Ich weiß auch, dass solche Keramik-Kondensatoren nicht gepolt sind.

      Ich habe gelernt: "Brücken" ist ein Synonym für "Parallelschaltung". Danke.

      Heute abend hörte ich z.B. noch "Radio Capodistria" aus Slowenien auf 1170 kHz in sehr guter Tonqualität. Dort läuft Musik (Popmusik der Achtziger Jahre), die ich teilweise das erste Mal in meinem Leben höre. Die deutschen UKW-Sender behaupten zwar in Marktschreier-Manier mehrmals in der Stunde, sie würden mehr Abwechslung bringen und die schönsten Hits der Achtziger blablabla, aber eine Stunde Radio Capodistria bringt mehr neue Musik ans Licht, als 100 deutsche Sender in 20 Jahren zusammen genommen. Die Mittelwelle ist von vorne bis hinten voll interessanter Radiosender. Schade, wenn man in einer Gegend wohnt, die einen Empfang unmöglich machen. Da würde ich persönlich umziehen.


      Hallo Jogi,

      ja, exakt den Gedanken hatte ich auch. Wer weiß, wieviele unvorhersagbare Folgeschäden ein Radio nimmt, wenn man Siliziumgleichrichter einbaut. Das mündet womöglich in endlose Reparaturen. Oder es treten nicht nur Störungen im AM-Rundfunkteil auf, sondern wer-weiß-wo-sonst-noch. Ich bin darum sehr vorsichtig. Beim Googlen fand ich sogar noch einen Hersteller aus Deutschland, der aktuell Selengleichrichter produziert. Man wird also beileibe nicht gezwungen, Silizium zu nehmen.

      Wie Du schon sagst, sollte man die Geräte ohnehin regelmässig einschalten. Aber das liegt nicht immer in unserer Macht. Was willst Du tun, wenn Dir jemand einen Radio gibt, der seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt wurde? Diese Fälle hatte ich schon öfter. Wobei mir bislang noch keine defekten Gleichrichter untergekommen sind. Bei Transistor-Radios der Siebziger Jahre ist manchmal der Klang zunächst etwas verzerrt und angerotzt. Das liegt wohl an den Kondensatoren, an Gleichrichter habe ich bisher gar nicht gedacht. Aber die Kondensatoren erholen sich (formieren sich?) schnell wieder. Jeden Tag 1 bis 2 Stunden den Radio einschalten. Spätestens nach einer Woche ist der Klang wieder sauber. Zumindest ist das meine Erfahrung. Der Klang bleibt dann auch sauber, selbst wenn man den Radio wieder ein paar Jahre ins Regal stellt. Es dürfen eben nur nicht JahrZEHNTE der Stromlosigkeit vergehen. Das kann ich aus Erfahrung bestätigen.

      Das gilt natürlich nicht für Röhrenradios mit den unsäglichen Tropydur-Kondensatoren oder ähnlichen Problemkandidaten. Die müssen raus, da erholt sich nichts mehr. Dies ist aber ein anderes Thema.

      Geruch - das ist noch interessant. Alte Röhrenradios verströmen prinzipiell einen Duft, das sollen sie auch. Wenn sich der "normale" Röhrenduft mit dem Aroma eines defekten Gleichrichters vermischt, hoffe ich, das auch noch erschnüffeln zu können. :whistling:

      Heute lief bei mir ein Telefunken Tambour HiFi 101, wenn der Radio nach ca. 20 bis 30 Minuten Betriebstemperatur erreicht hat, duftet er wie gewisse Röhrentonbandgeräte von Grundig aus den späten Sechziger Jahren. Schwer zu beschreiben, irgendwie leicht süsslich. Ist mir vertraut. Wenn jemand aber nicht diese Erfahrung mit Gerüchen hat... der könnte vielleicht ein mulmiges Gefühl bekommen wegen dem Gleichrichter. :| :D

      Wie ein Gleichrichter riecht, weiß ich nicht. Diese Erfahrung fehlt mir noch. Kann das vielleicht jemand in Worte fassen, ist der Geruch mit irgendetwas vergleichbar?

      Viele Grüße,
      Manuel
      Hallo Manuel,

      ja, es ist so. Inzwischen kann ich keinen Sender auf MW mehr in konstant hörwürdiger Qualität mehr empfangen. Allenfalls noch gut für Sprachnachrichten (BBC, China). Aber Störungen verschiedener Art (Brummen, Knattern, Fading, Rauschen, usw) beeinträchtigen die Hörfreude, so dass man nach kurzer Zeit wiedr zu UKW zurück möchte.

      Wenn Du noch gut empfängst, dann vermute ich, dass Du im Süden in erhöhter Wohnort-Lage (wieviel über Meeresspiegel?)und nicht umgeben von Störern wohnst.

      "Radio Capodistria" ist ein guter Tip!
      Auch wenn der bei mir auf MW nicht zu empfangen ist, geht immerhin der Live-Stream in Sehr guter Qualität über das Internet: radio.de/s/capodistria

      Sonst kann man auf den verschiedenen Online web-SDR-Quellen auf Wellenjagd gehen (software-definded-radio). Z.B. solche, die auch MW in guter Qualität empfangen:

      grimsbysdr.ddns.net:8073/

      websdr.ewi.utwente.nl:8901/



      Also kein Grund zum Auswandern!

      Gruß
      Reinhard

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      Manuel, der charakteristische Geruch eines sterbenden Selen-"Gleich-riecht-er" ist unverwechselbar und am ehesten wohl mit dem Aroma fauler Eier zu vergleichen.

      Den Wohlgeruch alter Technik hingegen würde ich eher mit dem eines Antiquariats vergleichen, die alten Materialien, der in den Jahrzehnten abgelagerte und geröstete Staub. Ich hatte mal einen Schaub-Lorenz der als Küchenradio benutzt wurde, er duftete nach feinstem Backwerk, auch ein wenig nach Rievkooken - wie der alte Münsterländer sagt.
      Um den köstlichen Duft verströmen zu lassen reichte es aus den Röhrenempfänger eine halbe Stunde warmspielen zu lassen.
      Grundig-Tonbandkoffer, auch die anderer Hersteller teilweise, auch Radios im Holzgehäuse verströmen einen nostalgischen Duft den ich gern mag. Es liegt an den verwendeten Materialien die noch nicht kunststoffdominiert sind. Allerdings dürfen das weder halb verweste und geflutete Kellerleichen noch von Tauben zugeschissener Dachbodenschrott sein.

      Du hast es erkannt, nicht selten haben die Vorbesitzer den Radios Unverhalten angetan, sie in Shitholes geworfen, in stinkende Muffkeller verbannt usw. Solchen Radios traue ich nicht weiter als ich sie werfen kann. Sowas habe ich nie für meine Sammlungen entgegengenommen. Das was bei mir zumeist kostenlos anfiel waren höchstgepflegte, von Hausfrauen klassischer Art schon fast drei Zentimeter kleiner gewienerte, Wohnzimmer-Vorzeigestücke. Die wurden mehr geputzt als bespielt, aber immer oft genug betrieben das sich keine Deformierungs-Prozesse abzeichneten.
      Manchen Geräten merkt man fast noch an das sie vor der Verbreitung des Fernsehens der Mittelpunkt der abendlichen Familienzusammenkünfte waren. da wurde Hörspielen gemeinsam gelauscht, vor den Radios zu Klängen des RIAS Tanzorchester geschwooft, den Ansprachen des Bundeskanzlers oder seines braunen Vorgängers gelauscht. Das Leben kreiste um den teuer erstandenen Radioapparat.

      Mit der Mittelwelle hat es sich hier bei uns weitgehend erledigt, tagsüber sind die Ausbreitungsbedingungen der AM-Bänder eh spezifisch je nach Band schwach, nachts wird es bunter aber gegenüber dem vollen, satten Geblubber noch bis in die Siebziger, wenn man mal dem Schwungrad etwas Drall mitgab und der Zeiger flott und satt über die Skala lief wie in Butter und Öl, ist heute nur noch fernse, überlagertes und gestörtes Gekrächze zu hören.
      (Ich gehe von dem Normalbenutzer verfügbaren Material aus, keine Sonderschaltungen, keine Doppelsuper, keine Dachantenne)
      Selbst bei meinen guten Reiseempfängern, selbst ganz neu angeschaffte die noch keine Verstimmung befürchten lassen, bringen wenige Sender aber viele Störgeräusche hier im Empfangsgebiet Rhein-Ruhr auf bis knapp 50m MM zutage. Auf einem nahen Hügel auf ca. 100m MM ist es auch nicht besser.

      Die Vielzahl bekannter und traditioneller europäischer AM-Sender wurden ja schon vor Jahren unter dem Vorwand Energie sparen zu wollen radikal abgewürgt. Das das durchscheinend und oberflächlich begründet ist müßte jedem klar sein. Welche Aluminium-Hütte chaltet die Produktion ab damit sie besser sparen kann? Im Land primitivster Dekadenz unter Horden von einfältigen Klima-Faschisten ist allerdings auch das nicht völlig auszuschließen.

      Nur mal so als kleiner Anhang, die übergroße und unüberwindbare "Anstrengung" ein elektronisches oder feinmechanisches Gerät in brauchbarem Zustand zu halten ist so kompliziert, das es kaum jemand schafft, nur die Härtesten können das:
      - Einmal im Quartal das Radio eine halbe Stunde spielen lassen.
      - Einmal im Quartal das Bandgerät oder den Plattenspieler für eine paar Minuten in der höchsten Drehzahl sich bewegen lassen, die Automatiken mal durchfahren lassen, die Andruckrolle an der Tonwelle walken lassen, die Getriebeteile und Friktionen mal arbeiten lassen, mal die Wickelteller mit der Hand abbremsen und die Zugband-Bremsfühlhebel mal mit der Hand betätigen.
      Das ist viel zu viel für den verwöhnten Durchschnitts-Faulpelz, lieber läßt er sein teuer erstandenes Wohlstandsgut vor die Hunde gehen.
      Das man noch viel aktiver werden kann, sogar minütlich tätig werden, das beweist er dann an seinem Lieblings-Klimperkasten, dem Smartphone. Da geht dann plötzlich was man dem Radio oder Tonband hartnäckig über Jahrzehnte verweigert hat.

      Alles hausgemacht, über 90% aller angeblich technischen Probleme sind "made by user"
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      "Wenn es tatsächlich so ist, wie Michael schrieb, dass in jedem 92xx diese Typen defekt sind"

      Tja, es ist eben bloß nicht so. Bei weitem nicht. Natürlich begegnen einem als Reparateur regelmäßig defekte Selengleichrichter dieser Art. Dass "in jedem 92xx" -oder sonstigem Gerät- "diese Typen defekt sind" ist schlicht nicht einmal annähernd wahr.

      VG Stefan
      Das habe ich auch nicht behauptet, nur dass in den Exemplaren, die ich bisher hier hatte, sie immer defekt waren, oder schon dick aufgeblaeht und aufgerissen. Das ist natuerlich ein "biased sample", weil intakte Geraete vielleicht einfach weiter benutzt werden, und selten bei mir landen ...

      Was mich aber schon etwas verwundert hat bisher: Ich befasse mich nie mit "Schrottgeraeten", sondern nur mit solchen, die noch optisch ansprechend sind (denn ein mueffelndes "Kneipenexemplar" mag sich keiner hinstellen, auch wenn's wieder spielt). Viele waren in extrem gutem Zustand, aber dennoch habe ich noch KEINEN 92xx mit intaktem Selen-Gleichrichter auf meinem Tisch gehabt. Das ist eine Aussage ueber eine Menge von ca. 20 Stueck.

      Wenn also diese Gleichrichter ansonsten nicht oft ausfallen, so fiele mir noch die Frage ein, ob sie denn besonders empfindlich auf lange Pausen und gelegentliches Benutzen sind ? Das koennte bei den Exemplaren, die ich bisher hier hatte, durchaus ein gemeinsamer Nenner sein.

      Bei meinem eigenen, ersten Saba (ein 9240 S) ist der Selener uebrigens bei regelmaessiger und durchaus jeweils laengerer Nutzung so um die Jahrtausendwende mit einem nervigen Geruch auffaellig geworden. Aber das war nur ein Examplar, ist also nicht aussagekraeftig. Bei diesem 9240 S musste ich eh oefter mal schrauben, da fielen LEDs aus, und mal das Relais (Kontakte), immer mal wieder so ein Kleinkram, aber nie was Wesentliches.

      Vermutlich laufen auch viele noch einwandfrei obwohl der Selener schon eine Macke hat, weil da ja nur 2 Relais dranhaengen. Also selbst wenn die abfallende Spannung ueber den Zweigen auf 2 Volt gestiegen ist, faellt das meist gar nicht auf, weil die Relais ja noch anziehen. Man sieht es dann aber an den dicken Baeckchen ...

      Besten Gruss,

      Michael
      Der im ersten Post genannte Verkäufer hat übrigens neben uralt Selenbrücken auch

      FRAKO Kleinelkos radial (gelb), wo unten schon der Stopfen austritt (nur echt mit dem original infernalischen Gestank),
      jede Menge Durolyt Kondensatoren (nur echt mit dem Doppelriss in der Vergussmasse und dem Null Ohm Parallelwiderstand) und
      NOS(!) RIFA Netzeingangsentstörkondensatoren (nur echt mit dem Feuerwerk) "Horcht, was knistert da so brutal? Es ist der RIFA im Dual" und
      NOS WIMA X2 Entstörkondensatoren (silber) (dito.)

      im Programm.
      Da heißt es schnell zuschlagen - und das gründliche Formieren nicht vergessen!
      Achim

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „nightbear“ ()

      Hallo Reinhard,

      ich wohne etwas höher, das ist richtig. Ausserdem im obersten (dritten) Stock eines Hochhauses, somit habe ich freie Aussicht auf die gesamte Stadt und auch darüber hinaus. Es gibt jedoch noch andere Stadt-Teile, wo man noch viel höher über dem Meeresspiegel wohnt. Ich bin also bei Weitem nicht der höchste Punkt. Ausserdem gibt es in meinem Haus noch 7 weitere Familien, die jede Menge Störnebel mit ihren Elektrogeräten verursachen könnten.

      Stelle ich meinen Radio an die Wand, die ich mit meinem Nachbarn nebenan teile, dann kann ich natürlich auch nicht mehr Langwelle oder Mittelwelle hören. Brummen und Rauschen übertönen fast alle Hörfunksignale. Aber ich muß ja nicht meine Radios unbedingt exakt an diese Wand stellen. Bereits 1 - 2 Meter davon entfernt ist der Empfang weitestgehend ungestört. Gehe ich in ein anderes Zimmer, bin ich dem vom Nachbar verursachten Störnebel wirklich absolut entkommen. Bei mir ist die Luft sauber. Meine FritzBox sowie mein ca. 10 Jahre altes Schnurlos-Telefon stören nicht. Mein 30 Jahre alter Uhrenradiowecker stört auch nicht. Ansonsten haben nur Kühlschrank und zwei Heißwasserheizer permanent Strom in der Wohnung. Der Kühlschrank verursacht einen "Knacks", wenn der Motor einschaltet. Das ist alles, was ich an hauseigenen Störungen habe. Alle 15 - 20 Minuten einen "Plopp". Damit kann ich leben.

      Ich glaube, für guten Empfang auf Mittelwelle und Langwelle muß man nicht unbedingt besonders hoch wohnen. Das ist eher bei UKW nötig. Als Antenne verwende ich überhaupt nichts Spezielles, sondern lediglich die in den jeweiligen Radios eingebauten Ferritstab-Antennen.


      Hallo Jogi,

      vielen Dank. Nach faulen Eiern hat bei mir noch kein Radio gerochen.

      Ja, in Nordwesteuropa wird irgendwie anders gewirtschaftet. Jedoch sind Länder wie Spanien, Italien, Tschechien, Polen, ex-Jugoslavien usw. noch voll dabei. Vielleicht besser, wenn man nun diese Programme ungestört hören kann und nicht irgendein stärkerer Sender aus dem Inland den Empfang stört, den ich sowieso auf UKW hören kann, wenn ich will. Wirklich vermisst habe ich nur einige niederländische Stationen und Radio Beromünster aus der Schweiz. Beim Rest bin ich eigentlich ganz froh, dass er weg ist.


      Hallo Achim,

      in meiner Dual-Stereoanlage aus dem Jahr 1972 ist der Knallfrosch noch drin und solange er optisch keine erkennbaren Risse zeigt, bleibt er auch drin. Ein NOS-RIFA ist bedenkenlos verwendbar, solange er noch ganz dicht ist. Wer dabei ein ungutes Gefühl hat, wird ja nicht dazu gezwungen.

      Die WIMA-Durolit-Kondensatoren finde ich sehr oft in voll funktionstüchtigen Geräten aus den Sechziger Jahren. Manchmal haben sie schon erkennbare Risse, dann könnte man sie ja nun ersetzen. Allerdings scheinen mir die Preise hier bei diesem Verkäufer überzogen. Da will jemand sich eine goldene Nase verdienen mit dem alten Kram. Auch stimmt es nicht, dass sie "rar" sind. Das war doch wohl eher Massenware vor rund 50 Jahren. Andererseits verstehe ich, dass ein gewerblicher Anbieter seine monatlichen Fixkosten decken muß und gar nicht anders kann, als überhöhte Preise zu verlangen. Die Alternative wäre, den Laden zu schliessen.

      Ich finde es gut, wenn man die alten Teile noch als NOS-Ware bekommen kann. Schlecht sind sie nicht, das kann man nun beweisen anhand einiger Millionen Radios, Tonbandgeräten, Kassettenrekordern usw., wo man sie darin verbaut findet und bis heute noch funktionieren. Dann sind diese Dinger wahrscheinlich auch noch brauchbar. Bei Bedarf greife ich jedoch lieber zu neuen Kondensatoren aus aktueller Produktion. Mir wären die alten Kondensatoren viel zu schade, um sie in einen Radio einzubauen. Insbesondere bei dem hohen Kaufpreis würden sie bei mir den Status als Sammlerobjekt erhalten und entsprechend eingelagert bzw. behandelt werden. Wenn man Radios sammelt, warum nicht auch deren Einzelteile ebenfalls sammeln? Im Prinzip dasselbe. Hauptsache, es macht Spaß... und Hauptsache, solche Sachen landen nicht im Müll.
       
      Viele Grüße,
      Manuel
      Hallo allerseits,

      also wenn Dogmen und Stichproben vom Umfang n=1 hier inzwischen als schlagende Argumente gegen die anerkannten Regeln der Technik, gegen die Erfahrungen eines halben Jahrhunderts und gegen Tausende defekte Bauteile, die man im Laufe des Lebens ersetzt hat, in Stellung gebracht werden und als schlagender Gegenbeweis gelten sollen, dann habe ich hier nichts, aber auch gar nichts mehr verloren.
      Ich könnt mich auf die lange Liste der hier schon erfolgreich vergrämten Teilnehmer setzen.
      Macht andere zum Kasper, mir langt´s.
      Achim
      Hallo Achim,

      ich möchte Dich nicht vergrämen. Ich habe rund 30 Jahre Erfahrung und das ist schliesslich auch nicht wenig. Mir fehlt zwar sehr viel Fachwissen und manchmal kenne ich die Fachausdrücke nicht, aber meine Arbeitsweise ist dafür sehr genau, nicht oberflächlich. Bevor ich ein Bauteil erneuere, möchte ich zunächst wissen, welcher Hersteller sich hinter dem alten Originalteil verbirgt, welche Eigenschaften hat es, wie sieht es mit der Langzeitstabilität aus usw. Ist denn überhaupt wirklich dieses Teil für den Defekt im Gerät verantwortlich? Das will ich schon ganz genau wissen! Aber ganz genau!

      Der Vorteil bei alten Teilen ist: Man weiß mittlerweile, was etwas taugt und was nicht. Bei aktuell produzierten Teilen kann man das nicht wissen. Einen Hellseher oder Wahrsager zur Rate ziehen halte ich für Zeit- und Geldverschwendung. Es muß auch erlaubt sein zu fragen, ob nicht vielleicht auch die Gefahr besteht, sich "Zeitbomben" aus aktueller Produktion einzubauen? Vor allem, wenn das neue Teil nicht mal von seinen Eigenschaften dem Originalteil entspricht. Silizium statt Selen. Darum ging es hier mir in Bezug auf die Gleichrichterfrage.

      Aber ich stelle die Art und Weise, wie ich mit alten Elektrogeräten umgehe, nicht als allein gültiges Dogma oder gar als Empfehlung für die Allgemeinheit heraus. Ich verlange auch nicht, aus der Bauteilekunde gleich eine Art Wissenschaft zu machen, so wie ich es pflege zu tun. Ich studiere das Innenleben meiner Radios regelrecht. Wer die Sachen liebt, der beschäftigt sich eben intensiv damit. Der wirft auch nicht alte Bauteile einfach so raus ohne einen triftigen Grund. Ein RIFA-Kondensator geht in Rauch auf, wenn er nicht mehr luftdicht ist. Das sind Regeln der Physik, die müssen wir alle akzeptieren. Umgekehrt ist ein intakter RIFA eben intakt. Ein intakter ITT-Gleichrichter ist intakt. Die Vollprofis können dies ja sogar messtechnisch nachweisen. Was spricht also dagegen, einen messtechnisch als voll funktionstüchtig erkannten Gleichrichter zu verwenden, nachdem man ihn formiert hat? Dann läuft der Radio oder der SABA-Receiver wieder so, wie er soll. Darum geht's ja schliesslich letzten Endes.

      Ein neuer Silizium-Gleichrichter vom Elektronik-Fachhandel kann möglicherweise auch schon mehrere Jahre im Lager gewesen sein und möchte vor dem erstmaligen Gebrauch formiert werden. In dieser Hinsicht sind alte NOS-Teile oder neue Teile vielleicht sogar gleichwertig. Beispiel: Neulich habe ich mir einen Nachschub Glühlämpchen besorgt, fast die Hälfte hatten stark oxidierte Anschluss-Beinchen und ich habe beim Verkäufer reklamieren müssen. Das war kein NOS, sondern "neue" Neuware, hatte aber den Anschein, als wären die Sachen schon rund 20 Jahre alt oder älter. Da hätte ich stattdessen lieber ein 50 Jahre altes Lämpchen von OSRAM oder Philips nehmen können, das ordnungsgemäß gelagert wurde und sich bester Gesundheit erfreut.

      Nur weil etwas "alt" ist, muß es noch lange nicht reif für die Mülltonne sein. Diese Wegwerf-Mentalität ist aber typisch für den "Westen". Ich bin anders erzogen worden. (Damit das nicht falsch verstanden wird: Ich bin in Bayern geboren und aufgewachsen, nicht in der DDR.) Was noch funktioniert, kann bleiben. Was kaputt gegangen ist, wird repariert. Ist es wirklich nicht mehr zu reparieren, kann es immer noch entsorgt werden. Aber nicht vorher. Pauschal alte Dinge als unbrauchbar zu deklarieren, mache ich nicht. Diesen Standpunkt vertrete ich und ich denke, das ist durchaus legitim.

      Viele Grüße,
      Manuel
      Bloß keine unüberlegten Schnellschüsse, Achim.
      Wer raus geht muß auch wieder rein kommen.

      Außerdem, wie wollen wir uns erstmal alle ärgern wenn ich meine Nicht-Ausfallzahlen bekannt geben würde.
      Es haben manche auch noch garnicht annähernd erfaßt mit wie vielen Sachen aus dem groben Fachgebiet ich mich schon befaßt habe im Laufe eines langen Arbeitslebens, anfangs waren das naturgemäß fast ausschließlich geräte mit Selen-Gleichrichtern.

      Alle deutschen Hersteller von U-Elektronik haben diese zuhauf verbaut, auch diese kleinen Kompaktblöcke in den Siebzigern.
      Wir haben für einen großen Schulkomplex - ich will nur dieses eine Beispiel nennen - in den Siebzigern wer weiß wie viele 1000er Lose von Kassettenrekorder zu Schulungszwecken angeschafft, zu der Zeit 1974 waren solche Geräte natürlich mit kompakten Selen-Brücken bestückt. Nicht ein einziger bekam damit Probleme, manche der Geräte habe ich bis heute im Visier, alle diese laufen bis auf ein paar durch Unfall oder Mutwillen zerstörte. Hier in Griffnähe in meinem Labot allein stehen schon zwei davon, im ganzen Haus verteilt gibt es noch mehrere, mein ganzes Umfeld ist damit ausgestattet, keiner davon spielt nicht mehr.
      Zur Krönung gibt es darin auch jeweils einen dieser sehr bescholtenen Schiffchen-Elkos, Frako in weiß, ihr kennt den alle, jedes Uher Offenspulen Bandgerät ist damit bis an den Kragen vollgestopft. Es gab bisher noch keinen Ausfall bei den Grundig Rekordern damit.
      Weil mir gerade einfällt das es noch das Schlupfloch gibt und hier ja gerne auch solche Schlupflöcher benutzt werden obwohl der Name auf einem Bapperl an einem Gerät völlig irrelevant für die Gültigkeit der Naturwissenschaft an jedem Punkt des Universums ist, muß ich leider auch "Aber das ist doch alles kein SABA" vorherseherisch behandeln, denn es waren sehr Wohl sicher abertausende SABA-Receiver die ich unter anderen Geräten zur Reparatur auf dem Tisch hatte.

      Es wird ja wohl auch erlaubt sein sich auf Basis solcher und weiterer Erfahrungen zumindest eine Meinung bilden und diese äußern zu dürfen.

      Und ein Dogma, Achim das ist für mich etwas anderes, und eigentlich ziemlich unpassend wenn man schon meint mit ~20 : ~20.000 Fällen oder Nichtfällen die Dogma-Karte zücken zu sollen. Was meinst du denn eigentlich genau damit? Die Physik sei plötzlich ausdiskutierbar, nicht mehr postulativ feststehend? Sie würde in einem SABA anders wirksam als im Restuniversum? Oder nur das alle jenen Wechselaktionen positiv gegenüpber zu stehen hätten trotz der Erfahrungen die sie selber gemacht haben?
      Und wieso darf es nicht in einem Forum zwei konträre Meinungen dauerhaft geben?


      Ich mag das alles nicht, die Reaktionen auch nicht, ich mag auch keine Foren mehr, dieses war das letzte von mir überhaupt noch regelmäßig besuchte. Ich mag nicht mehr für das Erzählen von Opa-Geschichten von den einen aufs Schild gehoben und von den anderen als "alter weißer Mann" Feindbild im Raum stehen. Ich mag nicht wenn der Lehrling den Meister in den Hintern tritt, ich mag auch nicht wenn Leute ihre drei Zufalls-Erfahrungen soweit hochstilisieren das Legionen von naturwissenschaftlich denkenden Leuten dagegen zu schweigen und ihre Meinung zu ändern oder wenigstens zu schweigen hätten. Mich lassen 20 Geräte unbekannten Zustands und Gebrauchs bis hin zu Blitzschlagopfern oder mit der Kneifzange verklemptnerten Baugruppen immer noch den Kopf schütteln, das man überhaupt die Chuzpe hat sich damit so selbstbewußt unter die großen Pferde zu stellen und zu riskieren das man da naß werden kann ist schon erstaunlich genug.

      Aber ich gebe mal einen anderen denkbaren Fortgang bekannt, die Probleme löst er nicht aber ich muß mich darüber wenigstrens nicht mehr ärgern.

      Ich gehe, du bleibst Achim, du bist wichtiger für das Forum als ich mit meinen paar Monaten, vielleicht Jahren wenn es hoch kommt, Restlaufzeit.
      Deine Berichte sind nach wie vor unübertroffen und dringend nötig.

      Da ich eh noch viel zu viel für mein Alter und meinen Gesundheitszustand auf dem Plan habe, jetzt seit wenigen Wochen noch meine Lebensabschnittsgenossin zum Pflegefall wurde und niemand anderes, verwandtes, jüngeres, mit mehr Lebensenergie, den Arsch in der Hose hat wenigstens sie als Chance für eine zu leistende gute Tat anzunehmen, ist auch das jetzt noch mein Job geworden.

      Macht es gut und vielleicht hält mich wenigstens der eine oder andere in Erinnerung.

      Mein Konto bitte deaktivieren Andreas, ich möchte nicht irgendwann durch einen der vielen Bekannten mit denen ich kommuniziere hören das irgendein Spinner sich meines Pseudonyms bemächtigt hat.

      Drei Kreuze und weg!
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hallo Manuel,

      War das von Dir Satire?

      Ein RIFA aus 1972 gehört ersetzt und zwar ausschliesslich durch Neuware.
      Ebenso ein WIMA Durolit.
      Bei beiden ist die Isolation /Kunststoff zu stark gealtert, spröde geworden.

      Zu Elkos:
      Elkos kann man nicht lange einlagern (jedenfalls nicht Jahrzehnte, wenige Jahre allenfalls). Ihre Anodisierungsschicht baut sich allmählich ab wenn sie spannungslos sind. Es sind nicht wirklich "passive" Bauteile im wahren Wortsinn, denn darin laufen permanent chemische Vorgänge ab, die beim Anlegen einer ausreichenden und richtig gepolten Spannung teilweise reversibel sind. Wenn sie in der Schublade liegen, aber nicht.

      Nicht nur bei Achim, dessen Frustration nachvollziehbar ist, auch bei all denen, die hunderte von Geräten seit den 60igern oder 70igern nach den Regeln der Technik repariert und restauriert haben, nicht nur hier im Saba Forum, auch ausserhalb, gibt es ja genügend fundierte Erfahrung dazu. Wenn Du dagegen schreibst, kannst Du das natürlich. Nur kann und wird das nicht ohne Widerspruch bleiben.


      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hallo Reinhard,

      wenn ich als Gewerbetreibender einen Reparaturauftrag bekomme bzw. jemand möchte, dass ich das Gerät zukunftssicher mache, dann würde ich den RIFA natürlich rauswerfen. Ich kann nicht einen Haufen Geld verlangen, wenn ich das nicht erledigen würde. Schliesslich kann man nicht in einen Kondensator reinkriechen oder mit dem Mikroskop bei 100-facher oder 500-facher Vergrößerung nach Rissen absuchen. Selbst wenn er jetzt gut aussieht, kann niemand garantieren, wie es in paar Stunden nach dem Gebrauch aussieht. Wer guckt schon jeden Tag innen hinein? Das ist Unsinn. Darum: Ersatz durch Neuware.

      Bei meinem eigenen DUAL lasse ich jedoch tatsächlich den RIFA drinnen. Dies ist als Langzeitstudie zu verstehen. Mein Vater hat das Gerät damals neu im Geschäft gekauft. Sein Lebenslauf der letzten knapp 50 Jahre ist lückenlos nachvollziehbar. Ich möchte wissen, wann bei ordnungsgemäßer Lagerung und regelmässigem Gebrauch "mein" RIFA die ersten Risse bekommt. Bis jetzt sieht er aus wie neu. Sobald ich Risse sehe, wird dies fotografiert und danach wird er ersetzt. Vorher nicht. Das ist wissenschaftliche Forschung für mich und deshalb eine Ausnahme.

      Ich stelle durchaus die These auf, dass die NOS-Ware von RIFA oder WIMA-Durolit vielleicht noch brauchbar ist. Wer das Risiko eingehen möchte oder einfach zu Studienzwecken einige Tests daran durchführen möchte, kann das ja machen. Jedoch habe ich weiter oben schon deutlich geschrieben, dass ich viel lieber die alten Teile als Sammelobjekt aufbewahren möchte und NICHT in ein Gerät einbauen würde. Insbesondere im Hinblick auf den bei gewerblichen Anbietern relativ hohen Preisen würde man den Sammlerwert zunichte machen, sobald ein NOS-Kondensator in ein Gerät eingebaut wird. Das lohnt sich allein deswegen schon nicht. Von der zu erwartenden Betriebssicherheit ganz zu schweigen. Ich gehöre nur nicht zu den Leuten, die pauschal von Vornherein die Tauglichkeit dieser alten Teile in Frage stellen, ohne dies vorher durch einen Tauglichkeits-Test belegen zu können. Keine Behauptung ohne Beleg! So läuft wissenschaftliche Arbeit. Die gesammelten Erfahrungen von Achim & Co. sind hochinteressant und ich finde nicht, dass ich dagegen argumentiert habe. Sollte ich jedoch den Eindruck erweckt haben, tut es mir leid und entschuldige mich dafür.

      Aber wir kommen ein wenig vom Thema ab. Ein Kondensator ist kein Gleichrichter. Speziell die hier verlinkten ITT-Typen sind mir leider völlig unbekannt. Aber mein Interesse ist geweckt. Mal sehen, vielleicht halte ich demnächst Ausschau nach einem SABA-Receiver. Man kann immer wieder was Neues dazulernen.

      Viele Grüße,
      Manuel
      Hallo Manuel,

      ich kann Achim Ärger verstehen. Was du über die alten Bauteile schreibst, ist ohne jede Substanz.
      FAKT ist, ein uralter RIFA zieht auch ohne sichtbare Risse Feuchtigkeit. Ob durch mikroskopisch feine Risse oder duch Durchdiffundieren durch das Vergussmaterial, sei mal dahingestellt. Ist der Rifa häufig, also regelmäßig unter Spannung, verflüchtigt sich die wenige Feuchtigkeit durch innere Erwärmung. Wenn du deinen Dual täglich betriebst, wird der Rifa wohl in 10 Jahren noch leben. Wenn du ihn ein Jahr lang nicht betreibst und dann wieder anschließen, wird es spätestens nach zwei Stunden Qualm geben.

      Das ist kein Geheimnis, das ist allgemein bekannt, nur du weißt es offenbar nicht und postulierst hier Einzelerfahrungen. Dasselbe gilt für Durolits. Ich bin es auch langsmam leid, allgemein Bekanntes immer wieder zu bringen und vor allem zu verteidigen.

      Früher war nicht alles besser. Was aber früher, d.h. vor der Internet-Ära andes war: Man hat als Nichtfachmann die Aussage des Fachmanns respektiert. Heute ist die Taktik eine andere: "Deine jahrzehntelange Berufserfahrung ist ja schön und gut, aber ich habe ein Gerät mit einem Rifa, und der funktioniert noch heute. Da kann ich sicher auf folgendes schließen: erstens, zweitens, drittens.".

      Noch ein paar direkte Kontras, sorry, muss sein.

      "Mir fehlt zwar sehr viel Fachwissen und manchmal kenne ich die Fachausdrücke nicht" - Also interessierter Laie. Was ja nix Schlimmes ist, aber dann bitte... siehe oben.

      "...möchte ich zunächst wissen, welcher Hersteller sich hinter dem alten Originalteil verbirgt,..." Was ist daran "sehr genau"? Den Hersteller erkennt man auf den ersten Blick, wenn er nicht sogar auf dem Bauteil draufsteht.

      "welche Eigenschaften hat es, wie sieht es mit der Langzeitstabilität aus usw..." - Das sind alles Basics.

      "...Ist denn überhaupt wirklich dieses Teil für den Defekt im Gerät verantwortlich? Das will ich schon ganz genau wissen! Aber ganz genau!" Das verstehe ich nicht. Das Lokalisieren einer Fehlerursache ist eine Selbstverständlichkeit. Was ist daran "ganz genau"?

      "Ich verlange auch nicht, aus der Bauteilekunde gleich eine Art Wissenschaft zu machen, so wie ich es pflege zu tun." Da frage ich mich, was das für eine "Wissenschaft" ist, wenn dabei Statements wie deine zu Rifa und Durolit herauskommen.

      "Der wirft auch nicht alte Bauteile einfach so raus ohne einen triftigen Grund." Das tut zumindest in diesem Forum hier niemand. Es gibt aber viele Bastler mit Viertel- und Nullwissen die das so handhaben "Solange Kondensatoren, nein: "Teeries und Kondis" wechseln bis das Radio spielt. Und wenn es am Ende immer noch nicht spielt ist es eben ein Scheißding".

      "Ein RIFA-Kondensator geht in Rauch auf, wenn er nicht mehr luftdicht ist. Das sind Regeln der Physik, die müssen wir alle akzeptieren." Sie sind alle nicht luftdicht. Siehe oben.

      "Manchmal haben sie [die Durolits] schon erkennbare Risse, dann könnte man sie ja nun ersetzen." - Sehr schade, dass ich über die Jahre all die Durolits mit vollem Kurzschluss ohne irgendeinen auch nur unter Lupe sichtbare Riss, die ich schon aus Geräten rausgeholt habe, nicht in einer Schachtel gesammelt habe. Die würde ich dir sonst kostenlos zuschicken...

      "Umgekehrt ist ein intakter RIFA eben intakt." Nein. D.h. Ja, doch, solange noch frisch, aber nicht nach Jahrzehnten. Ist so.

      "Keine Behauptung ohne Beleg! So läuft wissenschaftliche Arbeit." Richtig. Eine Einzelerfahrung ist aber kein Beleg. Mach dich mal schlau wie wissenschaftliche Versuche ausgewertet werden. In diesem Sinne: "Sobald ich Risse sehe, wird dies fotografiert und danach wird er ersetzt. Vorher nicht. Das ist wissenschaftliche Forschung für mich..." - Aber wirklich nur für dich.

      "Ein neuer Silizium-Gleichrichter vom Elektronik-Fachhandel kann möglicherweise auch schon mehrere Jahre im Lager gewesen sein und möchte vor dem erstmaligen Gebrauch formiert werden." - Das ist Quatsch, ein Siliziumbauteil muss niemals "formiert" werden.

      "Nur weil etwas "alt" ist, muß es noch lange nicht reif für die Mülltonne sein." & "Pauschal alte Dinge als unbrauchbar zu deklarieren, mache ich nicht. Diesen Standpunkt vertrete ich und ich denke, das ist durchaus legitim." - Ja, der Standpunkt ist sehr legitim, aber auch unstrittig. Hier hat aber niemand einen anderen Standpunkt. Sonst würden wir uns hier nicht mit jahrzehntealtem Zeug beschäftigen! Nur, PAUSCHAL wird hier nichts als unbrauchbar deklariert, sondern GEZIELT. Und zwar mit Begründung.

      Diese Wegwerf-Mentalität ist aber typisch für den "Westen". Das ist im Kontext der Betrachtung alter Bauteile und ihrer Eigenschaften also wirklich völliger Unfug.

      Tut mir leid, Manuel, "30 Jahre Erfahrung" als Bastler sind ohne Hintergrundwissen eben nur Bastelei, wie man hier deutlich sieht. Ich sage nur nicht-formierte Siliziumdioden.

      VG Stefan
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