Saba MI 212 linker Kanal rauscht

      Saba MI 212 linker Kanal rauscht

      Hallo zusammen,

      erstmal kurz zu mir:
      ich heiße Aaron, bin Mitte 20, komme aus der Metallbearbeitung, bin Feinmechanisch begabt, kann gut mit dem Lötkolben umgehen, habe elektrische Grundkenntnisse, kann mit dem Multimeter umgehen, aber keine Erfahrung mit der Fehlersuche in elektrischen Schaltungen.

      Ich bin im Besitz von einem Saba 9260 und zwei Saba MI 212.
      Einen der beiden Saba MI 212 nutze ich seit etwa 4 Jahren an meinem PC-Arbeitsplatz, mit dem Rechner als Quelle, und einem Satz Canton Fonum 301.

      Nun habe ich mir einen Saba PSP 250 zugelegt um mich durch die alten Platten meiner Eltern und meine neu gekauften Platten zu hören.
      Dafür würde ich gerne den zweiten Saba MI 212 nutzen.

      Leider macht dieser Probleme.

      "Was bisher geschah":

      Die Cinch Kontakte waren extrem korrodiert, diese habe ich mir feinen Schleifleinen sowohl außen als auch innen "gereinigt".

      Der Lautstärkepoti wurde anscheinend mal mit Gewalt über den Anschlag hinaus gedreht. Er ließ sich um 360°+ drehen.
      Diesen habe ich zerlegt, gereinigt und an der Scheibe, die die Schleifkontakte trägt, mit einem Tropfen Epoxi den weggebrochenen Kunststoff wieder nachmodelliert.
      Leider verhält sich der Poti auch nach der Reinigung wie hier beschrieben. Das werde ich aber erstmal so lassen und schauen ob es mich im (hoffentlich bald wieder möglichem) Betrieb stört.

      Der Netzschalter hatte das bekannte Problem sich nur noch sehr wiederwillig mit "schnalzen" schalten zu lassen.
      Diesen habe ich komplett zerlegt, gereinigt und modifiziert. Jetzt lässt er sich wieder butterweich schalten.
      Eventuell werde ich beim zweiten MI 212 den Schalter auch wieder flott machen und das ganze mit Bilder dokumentieren.

      Für Leute die den Aufbau des Schalters kennen:
      Der schwarze Stift, der in der Kurve der weißen Plättchens läuft, ist immer am 45° Knick der Kurve hängen geblieben.
      Ich habe mit einer kleinen Rundfeile dem Knick einen größeren Radius verpasst, sodass die Kurve mit großem Radius in die Gerade über geht. Zusätzlich habe ich der Mechanik eine Messerspitze Fett verpasst.
      Links die alte Kurve, rechts nach der Modifikation.




      Nun zum aktuellen Stand und meinem Problem:

      Der linke Kanal rauscht leider so sehr, dass an eine Nutzung nicht zu denken ist.

      Das Rauschen tritt auf, egal welchen Anschluss man als Quelle nutzt.
      Das Rauschen tritt mit angeschlossenen Lautsprechern und über die Kopfhörerbuchse auf.
      Das Rauschen tritt auf, egal ob mit zu- oder abgeschalteten Filtern und Loudness.
      Im Mono Betrieb tritt das Rauschen links und rechts auf.

      Das Rauschen wird geringer wenn man den Treble Regler ins negative dreht, und stärker wenn man ihn ins positive dreht.
      Der Bass Regler verändert das Rauschen nicht.

      Zusätzlich ist mir aufgefallen, dass ein einmaliges lautes Knacken entsteht wenn man die Quelle am Wahlschalter wechselt ohne die Lautstärke komplett runter zu drehen.

      Ich habe die im Schaltbild auf der "Hauptplatine" angegebenen Messpunkte durchgemessen, deuten kann ich die (leichten) Abweichungen aber nicht.

      Spoiler anzeigen


      U istU soll
      B132,8V32V
      B2-32,8V-32V
      B346,1V45V
      B463,6V60V
      C125,2V22,5V
      C740,0V40V



      Wie gesagt, ich habe keine Erfahrung mit der Fehlersuche in elektrischen Schaltung, kann aber mit gut Lötkolben umgehen und weiß wie man ein Multimeter benutzt.

      Kann mir jemand von euch helfen und hat konkrete Vorschläge welche Bauteile ich überprüfen sollte und/oder an welcher Stelle ich noch Messpunkte überprüfen könnte?

      Vielen Dank schon im Voraus!

      Grüße Aaron
      Bilder
      • netztschalter.JPG

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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Aa_ron“ ()

      Hallo Aaron,
      Danke für Deine Vorstellung. Dein Rat zur Instandsetzung des Netzschalters ist gut. Vielleicht kannst Du noch eine genaue Beschreibung machen, wie Du das genau gemacht hast?


      Rauschen links, durch Höhenregler zu beeinflussen:

      Gute Fehlerbeschreibung! Das macht den Rat leichter.
      Ich nehme an, das Rauschen lässt sich auch mit dem Lautstärkeregler beeinflussen. Dann gilt:
      Es kann sich nur um ein defektes IC603 (TDA1029) handeln oder einen defekten T511 (BC413B) in der Vorstufe.

      Wenn sich das Rauschen nicht durch den Lautstärkeregler beeinflussen lässt, ist die Ursache im Vorverstärker der Klangregelstufe selbst, dann T403 und T408 ersetzen (BC560B).


      Gruß
      Reinhard
      Hallo Reinhard, Hallo Andreas, vielen Dank für eure Antworten!


      Vielleicht kannst Du noch eine genaue Beschreibung machen, wie Du das genau gemacht hast?


      Bei Gelegenheit werde ich den den Netzschalter des funktionierenden MI212 auch "warten" und dabei Bilder machen. Er funktioniert zwar noch, hakelt aber auch.
      Gerade habe ich aber wenig Interesse den zweiten MI212 auch noch zu "zerrupfen". Wenn beide funktionieren kann man leichter auf einen verzichten ;)


      Ich nehme an, das Rauschen lässt sich auch mit dem Lautstärkeregler beeinflussen.


      Ja, das rauschen wird auch vom Lautstärkeregler beeinflusst.


      Es kann sich nur um ein defektes IC603 (TDA1029) handeln oder einen defekten T511 (BC413B) in der Vorstufe.


      Das sind ja wirklich konkrete Angaben. Damit habe ich nicht gerechnet.
      Ich habe die beiden Bauteile schon "lokalisiert", das austauschen traue ich mir wie gesagt zu.
      Zu meinen "Modellbauzeiten" habe ich regelmäßig den Lötkolben geschwungen.


      Ergänzende Idee!
      ...
      Ist da dann damit auch Rauschen zu hören?


      Kurz gesagt: ja, das Rauschen ist auch wenn ich das Signal über den Tape 2 "rec" Anschluss abgreife noch da.



      Ich werde jetzt mal schauen wo ich die von Reinhard genannten Bauteile her bekomme.
      Außerdem hatte ich vor, wie von Tommy vorgeschlagen, den Kondensator C677 gegen einen mit höherer Spannungsfestigkeit auszutauschen.

      Gibt es sonst noch Bauelemente die man sinnvollerweise (vorsorglich) austauschen kann/sollte?

      Grüße Aaron

      Aa_ron schrieb:

      Gibt es sonst noch Bauelemente die man sinnvollerweise (vorsorglich) austauschen kann/sollte?


      Hallo Aaron,

      Die Antwort auf diese Frage führt erfahrungsgemäss zu seitenlangen Kontroversen, denn sie reicht von "alle Elkos ersetzen und das Lautsprecher-Relais erneuern" über "nur die kleinen Elkos alle ersetzen" oder "Elkos und Tantalkondensatoren ersetzen, vorzugsweise durch Folienkondensdatoren (z.B. WIMA MKS), "zusätzlich auch die Trimmpotis ersetzen" bis zu "nur nachweislich defekte Teile ersetzen".

      Die elektrochemischen Prozesse, die in Elkos aublaufen, ähnlich wie in Akkus, sind nur theoretisch voll reversibel. In der Praxis aber nicht. Das führt dazu, dass sie altern und leider als Verschleissteile gesehen werden müssen. Auch die Kontakte des Lautsprecher-relais verschleissen. Der Grad des Verschleisses ist sehr unterschiedlich und auch die individuellen "Schmerzgrenze" der Gerätebesitzer was Tolerierung von Alterssymptomen, wie Leckströmen und Kapazitätsänderung und Relaiskontakteffekte, betrifft.

      Tantalkondensatoren (eine andere Art von Elko, aber mit trockenem Elektrolyten) altern wenig, negen nur bei ungünstiger Schaltungsumgebung oder zu knapp dimensionierter Spannungsfestigkeit zu ärgerlichen Knack- und Plopp-geräuschen oder plötzlichem katastrophalem Versagen mit (Fein-)Schluss.

      Folienkondensatoren, Keramikkondensatoren und Halbleiter altern so gut wie gar nicht, wenn man vom Selengleichrichter / Selendiode absieht, der bei diesem Gerät aber nicht vorkommt.
      Widerstände altern auch nicht, wenn sie nicht überlastet werden. Ausnahmen sind Kohlemassewiderstände und bestimmte Typen von speziellen Sicherungswiderständen. Davon ist Dein Gerätetyp nicht betroffen.

      Trimmpotis altern meist nicht. Es gab aber bestimmte Bauformen/Serien vornehmlich eines Herstellers, wo sie es doch tun. Dort löst sich der Schleifer/Schleifring oder hebt ab, weil das Metall versprödet. Solche sind dann defekt und müssen ersetzt werden. Viele Bauformen/Typen sind von dieser Krankheit aber nicht betroffen. Ähnliche Probleme gibt es mit bestimmten Serien von Sicherungshaltern (die neueren Geräteserien, wie Dein Verstärker, sind i.a. davon nicht betroffen), bei denen die Federzungen die Spannung verlieren und an der Biegung einfach auseinanderfallen. Was aber auch bei guten Trimmpotis vorkommen kann: Der Kontaktübergangswiderstand des Schleifers zur Kohlebahn hat sich ggf. über die Jahrzehnte veränder. Dann stimmen Ruhestrom oder DC-offset ggf. nicht mehr. Man muss dann nicht unbedingt erneuern. Durch Reinigen und mehrfaches Hin- und Herdrehen des Potis bei stromlosem Gerät und Wiedereinstellen auf die Anfangsposition und nachfolgende Neueinstellung gemäss Service-Anweisung kann man das beheben.

      Du siehst...
      es ist alles dabei...von "nichts machen, wenn nicht wirklich die Funktion beeinträchtigt ist" bis zu "präventivem Voll-Rundumschlag, um elektrisch alles in "neuwertigen" Zustand zu versetzen".
      Jetzt weisst Du soviel wie vorher, oder? Was für den Einen im Sinne maximaler Funktionssicherheit sinnvoll ist, ist fürden Anderen u.U. unnötiges oder unverantwortliches, auf jeden Fall aber sinnloses Gebastel, das den originalen Charakter eines Gerätes gefährdet oder gar verschandelt.

      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Danke für deine ausführliche Antwort, damit habe ich nicht gerechnet.
      Den von dir erwähnten "Rundumschlag" möchte ich auf jeden Fall nicht anstezen.

      Ich habe mich jetzt erstmal dafür entscheiden nur die beiden von dir genannten Bauteile zu tauschen und der Empfehlung von Tommy zu folgen und die entsprechenden Kondensatoren (C677) in der Endstufe zu tauschen.


      Zusätzlich ist mir aufgefallen, dass ein einmaliges lautes Knacken entsteht wenn man die Quelle am Wahlschalter wechselt ohne die Lautstärke komplett runter zu drehen.

      Das knacken habe ich auch bei meinem funktionierenden MI212, allerdings in viel geringerem Umfang.
      Ich nehme an, dass (inakzeptabel laute) Knacken vom wahrscheinlich defekten TDA 1029 kommt. Soweit ich das verstanden habe ist dieser für die Quellenumschaltung zuständig.

      Oder kommt noch ein anderes Bauteil für dieses Verhalten in Frage?

      Ich melde mich wieder wenn die Bauteile eingetrudelt und verbaut sind.
      Euch allen schöne Feiertage und einen guten Rutsch!

      Grüße Aaron
      Hallo,

      nachdem die Bauteile [IC603 (TDA1029); T511 (BC413B)] schon vor 1-2 Wochen eingetroffen sind habe ich gestern endlich Zeit gefunden sie einzulöten.
      Das Rauschen ist weg, das Knacken beim umschalten der Quelle ist weg :D :thumbsup:

      Vielen Dank für eure Hilfe!

      ​Bei Gelegenheit werde ich den den Netzschalter des funktionierenden MI212 auch "warten" und dabei Bilder machen.


      Das habe ich nicht vergessen! Ich muss in den nächsten Monaten mit meinem Schreibtisch (in dem der Verstärker "fest verbaut" ist) umziehen. Bei der Gelegenheit werde ich das angehen.

      Grüße Aaron