SABA 9903 Hifi Center - Dieselgerät (muss erst vorglühen)

      SABA 9903 Hifi Center - Dieselgerät (muss erst vorglühen)

      Hallo Gemiende,

      ich hätte da wieder so ein Schätzchen, dass nicht so will wie ich. Ich habe es hier im Ort abgestaubt, allerdings fehlt die Haube.
      Es geht um ein Kombigerät, Nadel war defekt, neue eingesetzt, Tonarm eingestellt nach Anleitung, geht, auch die Automatik.
      Sogar der Kassettenspieler geht noch inkl. Zählwerk. Was nur ein paarmal funktioniert hat, war der Netzschalter, und das auch nur mit anfänglichem Gebratzel.
      Ein paar mal kam der Kontakt zustande, jetzt ist er definitiv hinüber. Also hab ich ihn deaktiviert und bin mit der Netzzuleitung direkt auf die Klemmen,
      die auch den Plattenspieler und das Netzteil versorgen. So weit so gut. Was allerdings das problem ist, es dauert bei ersten Mal einschalten so ca. 60 Sekunden,
      bis ein Ton kommt. Das war auch so, als der Netzschalter noch mit anfänglichem Gebratzel eingeschaltet wurde. Wenn er dann mal läuft, läuft er und läuft.
      Was ich bis jetzt rausgefunden habe, die Spannungen auf dem Netzteil sind allesamt sofort da, auch die 15V am Festspannugngsregler.
      Des weiteren habe ich geehen, dass der Hilfskontakt des Netzschalters auf einen Thyristor führt. Wozu dient das? "a" ist Arbeitsstellung, "r" = rohestellung.
      In diesem Zusammenhang verstehe ich auch nicht, was dieser Hilfskontakt mit Arbeits- und Ruhestellung bewirkt, wenn gleichzeitig auch das Netz ein und ausgeschaltet wird.
      Nun zum "Vorglüh"-Problem. Wen ich am Stereo-Decoder die Versogungsspannung messe an Pin 12 und dann das Netz einschalte, startet die Spannung bei ca 13,x Volt, läuft
      beinahe exponetail hoch in den über 14V, bei 14,42 oder 14,43 Volt dann kommt auf einmal ein Ton. Wenn ich das Gerät dann kurz aus- und wieder einschalte, dauert es nicht
      so lange, bis der Ton wieder kommt.
      Vielen dank schon mal im Voraus

      Gruß
      Bertram
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      Hallo Bertram,

      SABA hat seinerzeit für jede Geräteserie eine andere Endstufenschutzschaltung und Einschaltverzögerung neu entwickelt. Ich weiss nicht, warum, es aber hat sicher Gründe gegeben. Diese Schaltung im 9903 mit dem Thyristor ist sehr speziell, habe ich woanders noch nicht gesehen. Ich muss sagen, ich durchblicke sie nicht.

      Der Thyristor hat aber m.E. mit der normalen Einschaltverzögerung nichts zu tun, er kommt bei der Schutzschaltung ins Spiel.

      Wenn Du die Spannungen beider Endstufen mit dem Plan vergleichst, wirst Du die Spur finden, wo der Fehler liegt. Also: Ist die 54V-Endstufenspannung an den beiden Ladeelkos korrekt vorhanden? Wo gibt es Abweichungen bei den anderen Spannungen im Endstufenbereich?

      Spannungsmessung am FM-Teil/Stereodecoder kann den Grund für die viel zu lange Einschaltverzögerung nicht erhellen, weil ja dieser Spannungszweig gar nicht der Einschaltverzögerung und Schutzschaltung unterliegt sondern nur die Treiber-/ Endstufe.

      Gruß
      Reinhard
      Ich habe herausgefunden, warum ich die Schaltung zunächst nicht verstanden habe.

      Der Grund ....wieder ein Druckfehler im Schaltplan!
      R642 kann nicht 2,2 Ohm sein, wie angegeben, sondern muss 2,2kOhm sein - DANN funktioniert die Überlast-Schutzschaltung!
      Bei Überlast wird die Basis von T631 negativ gegenüber dem Emitter. T631 schaltet dann durch und der Thyristor wird leitend und die Verstärkung von T638 wird abgeschaltet. So macht es Sinn. Mit 2,2 Ohm ist das nie und nimmer machbar!

      Wenn ich z.B. den Lastwiderstand/Lautsprecher (normalerweise 4 Ohm oder 8 Ohm) auf 1 Ohm in der Simulation reduziere, also Überlast provoziere, schaltet jetzt die Schutzschaltung die NF am Ausgang ab, wenn R642=2,2kOhm, aber nicht bei R642 = 2,2 Ohm.

      In meinem Schaltplan: Druckfehler (R642 dort 2,2 Ohm statt kOhm)!




      Im Auszug von Bertram (oben) ist der Druckfehler bereits korrigiert! Ich hatte mich natürlich an meinem (falschen) Plan orientiert.


      Warum wird der Thyristor mit dem Netzschalter-Hilfskontakt "N1" direkt ein- und ausgeschaltet?
      Beim Ausschalten des Geräts wird so der Thyristor augenblicklich getrennt. Die in den Ladekondensatoren gespeichterte Ladung kann - wenn der Thyristor sich im leitenden Zustand befinden würde - dann nicht über ihn entladen werden. Vermeidet vermutlich ein "Ausschalt-Plopp" in den Lautsprechern.

      Wie schon geschrieben, hat die gewollte kurze Einschaltverzögerung (ca. 0,1s) nichts mit dem Thyristor zu tun, sondern ist die gewollte Folge der Elko-Ladezeiten.

      Wenn es eine lange Einschaltverzögerung gibt, wie bei Dir, gibt es zwei Möglichkeiten:
      Elko(s) in der Endstufe leck, so dass die Ladung verzögert ist oder Überlast durch einen Bauteiledefekt, wobei diese Überlast sich nach längerer Zeit ("Vorglühen") etwas vermindert. Also greift zunächst die Thyristor-Schutzschaltung und verhindert das NF-Signal am Ausgang. Ich vermute die zweite Ursache. "Überlast" heisst: Zu hoher Strom auf der 54V Leitung für die Endstufenversorgung oder R643 hochohmig, so dass Überlast aufgrund des dann zu hohen Spannungsabfalls über R643 "vorgegaukelt" wird und den Transistor T631 zunächst durchschaltet. Das wird erst langsam mit dem Spannungsausgleich über R601 und R642 wieder aufgehoben. Diese beiden begrenzen den Strom auf einen kleinen Wert, so dass es eine Weile dauert....In diesem Fall wäre der betroffene Kanal allerdings auch sehr in seiner Ausgangsleistung vermindert.

      Mögliche Ursachen:
      defekter Treibertransistor
      defekter Endstufen-Leistungstransistor
      defekter Ruhestromtransistor
      defektes Ruhestrompoti
      R643 hochohmig geworden

      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 10 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hallo Reinhard,

      du bist ja wirklich der godfather of electronics :)
      Sehr gut analysiert und erklärt, jetzt kann ich gezielt weiter suchen. Die Kondensatoren auf dem Netzteil hatte ich schon alle mal raus und geprüft, soweit ok. Dabei fiel mir eines auf, dass beim Erwärmen der Lötpunkte bei etlichen Punkten das Lötzinn mehr oder weniger sich fast in Luft aufgelöst hatte. So als ab es unter der Lötzinndecke hohl gewesen wäre. Ist das ein bekanntes Phänomen? Beim Neuverlöten gab es auch die ähnlichen Erfahrungen wie bei der Geschichte mit dem 9260, dass die Lötzinnoberflächen sehr aluminiumglänzend aussehen, nicht mehr so matt homogen glänzend wie früher. Liegt das am bleifreien Lötzinn?
      Hallo Bertram,

      Saba hat eigentlich bei Verlötungen keine besonderen Auffälligkeiten, verglichen mit anderen. Neue Lötungensollten immer glänzen. Ob es bei alten Lötungen Effekte gab (Typ des Lötzinns, Re-Kristallisation,....), die über Jahrzehnte unter Wärme die Oberfläche matt werden liessen, kann ich nicht sicher sagen, ist möglich.

      Gruß
      Reinhard
      Habe das im www. elektronik kompendium gefunden:

      "Seit Einführung der RoHS-Richtlinie geht das Schreckgespenst um, dass bleihaltiges Löten verboten ist. Doch bleifreies Lötzinn ist nach der RoHS-Richtlinie nur in kommerziellen Geräten vorgeschrieben. Das bedeutet, im Privatbereich darf man immer noch mit bleihaltigem Lötzinn arbeiten."
      In der Tat,

      der Verkauf von bleihaltigem Lot an Privatkunden ist eingestellt. Nur noch gewerbliche Anwender/Reparateure behalten derzeit noch Zugang. Daher ist über die Elektronikversender, die an Privat verkaufen bleihaltiges Lot Sn60/Pb40 nicht mehr zu bekommen. Man kann es sich ggf. über Kontakte zu gewerblichen Verwendern besorgen, derzeit findet man es auch noch bei ebay (nicht nur aus China).

      Wenn man keine Wahl hat und bleifrei bei Reparaturen löten muss, dann die bestehende bleihaltige alte Lötstelle erst völlig vom alten Lot befreien, bevor bleifrei verlötet wird. Sonst kommt es bei Mischung von altem bleihaltigen lot mit neuem bleifreien zu einer erheblichen Absenkung der Erweichungstemperatur, was u.U. der Lebensdauer der Lötstelle nicht guttut.

      Bleifreies Lot muss bei höherer Temperatur gelötet werden (ca 30-40 °C höher) und fliesst schlechter. Die Gefahr, damit fehlerhafte Lötstellen zu produzieren ist ungleich grösser.

      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      UPDATE:
      anfangs dachte ich ja, es wäre das gleiche Phänomen unabhängig, ob U, K, M, L oder sonst was gedrückt ist. Das war leider ein Trugschluss. Da auf K, M, L keine Sender mehr existieren bzw. ohne Antenne nichts empfangen wird, ist nur ein Rauschen zu vernehmen. Das aber auch nur, wenn man entsprechend die Lautstärke höher stellt. Daher fiel mir das anfangs nicht auf. Da beide Kanäle astrein ohne Differenzen untereinander funktionieren, habe ich die Treiber, Endstufen (konnten problemlos auf 20mV eingestellt werden) etc als Fehler mal ausgeschlossen und ging der neuen Erkenntnis nach. Dabei stieß ich auf folgendes Verhalten: am TCA 530 ist eine Spannung angegeben mit 0,7…2,3V… Ich nehme an, das ist die Abstimmspannung. Wenn ich das Gerät einschalte, startet diese Spannung mit ca. 0,8V und bleibt auch da. Genau in dem Moment, wenn ein Ton erscheint, springt die Spannung auf ca. 2,2V. Dieses Verhalten ist beliebig oft reproduzierbar. Demzufolge nehme ich an, dass nur UKW betroffen ist. Nun die spannende Frage: was ist für das Umschalten auf 2,2V verantwortlich bzw. welche Bedingungen müssen dafür erfüllt sein? Oder ist das TCA530 einfach defekt, der arbeitet ja mit einer eigenen Beheizung, hat es was damit zu tun?
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      Nach etwas Recherche bin ich auf ein Blockschaltbild gestoßen mit Erläuterung, da braucht es zwei Bedingungen, um die Abstimmspannung freizugeben. Demzufolge entweder Heizkreis verzögert oder externen Einschaltverzögerung verzögert. Ergo, kann ich jetzt ja nur mal den externen Signalweg zurückverfolgen :)
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      Du siehst dort auch, dass 0,7 - 2,3V am PIN 3 des TCA530 nicht die Abstimmspannung ist, sondern die Spannung, die das Muting schaltet und vom ZF-Verstärker geliefert wird. Es stellt sich also sofort die Frage, ob C1018 (4,7µF) defekt ist.

      Ausserdem benötigt die Mutinglogik einen offenen Netzschalter-Hilfskontakt N2.

      Gruß
      Reinhard

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      dl2jas schrieb:

      Mia, wie sieht es bei euch daheim aus?


      Bei uns im Lande ist auch der Ofen aus, da bekommst nichts mehr, da alle kleine Elketronik Buden nicht mehr gibt.

      Ich bin auch froh darüber, dass ich damals noch von unserer Firma 4kg Lötzinn zu je 1kg pro Spule bekommen habe.
      Ich hab damit ausgesorgt ^^

      Bleifreies Handlöten naaaa das war für uns eine Umstellung, da könnte ich Lieder singen =O
      Grüße <3 Mia <3

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Nachteule“ ()