REVOX B750 MK2 Endstufe abgeraucht....

      In der Zwischenzeit - bis der Endstufenblock wieder voll aufgebaut und funktionsfähig ist, kann ich noch etwas zu den Transistoren beitragen.

      Wie ich oben geschrieben hatte, habe ich nun als Endtransistoren MJ211195/MJ211196 von ON-Semi eingebaut, die hoffentlich die Tests meistern und die moderne, noch leistungsfähigere Version der MJ15004/MJ15003 sind. Dann wird sich zeigen, ob der Verstärker die Herstellerspezifikation damit einhält und schwingungsfrei ist.






      Zu den Treibern:
      Revox hat die im Schaltplan angegebenen Treibertypen durch BD711/BD712 (Q14/Q16) bzw. 2SB703A/2SD743A (Q17/Q15) ersetzt. Man findet auch Versionen, bei denen für Q17/Q15 BD712/BD711 eingebaut sind.






      Die neueren Versionen von BD711/BD712 sind BD911/BD912, die auch über LTSpice Modelle verfügen.

      Eine Simulation (berichtigte Simulations-Schaltung mit C4/C23 jeweils 3.3nF siehe .asc.txt File unten) mit BD911/BD912 für Q14/Q16 und Q15/Q17 sowie MJ15004/MJ15003 für Q18/Q19 und als Treiber BD139 (Fairchild Modell) verlief erfolgreich ohne Anzeichen für Schwingen. Die BD711/712 bzw. BD911/912 haben 3 MHz Grenzfrequenz; 2SB703A/2SD743A 10 MHz. Die Schwingneigung (in den vorhergehenden Simulationen) mit MJE15032/15033 war auf die nicht der tatsächlichen Schaltung entsprechenden Werte von C4 und C23 (3.3nF) zurückzuführen. Irrtümlich waren sie dort auf 470pF gesetzt. Mit 3.3nF sind auch mit MJE15032/15033 als Treiber keine Schwingungen in der Simulation mehr erkennbar.
      Eine Änderung des Widerstands R35 ist mit diesem Modell nicht mehr erforderlich, R35 = 18 Ohm (R37= 180 Ohm; R25 = 68 Ohm) funktioniert damit endlich!


      LT-Spice schematic:
      Revox_750 II Endstufe.asc.txt

      .model BD911 NPN(IS=2.53133E-13 BF=886.474 NF=0.85 VAF=86.5699 IKF=1 ISE=3.83814E-10 NE=1.64879 BR=0.1 NR=1.02906 VAR=1.23433 IKR=10 ISC=2.5002E-13 NC=3.99999 RB=0.74113 IRB=0.1 RBM=0.74113 RE=0.0136941 RC=0.0684703 CJE=9.84329E-09 VJE=0.701902 MJE=0.85 TF=9.08724E-10 XTF=2000 VTF=0.547983 ITF=0.0242429 CJC=2.39469E-10 VJC=0.4 MJC=0.402994 XCJC=0.1 TR=1E-07 CJS=0 VJS=0.75 MJS=0.5 XTB=0.418994 EG=1.206 XTI=1 FC=0.8)

      .model BD912 PNP(IS=1n BF=3.500E+02 NF=1.009 VAF=1.000E+02 IKF=3.571E-01 ISE=2.107E-08 NE=1.897 BR=4.056 VAR=50 IKR=1.000E+09 ISC=0.000E+00 NC=2.000E+00 RB=1.297 IRB=1 RBM=1.297 RE=2.911E-02 RC=1.674E-01 CJE=1.400E-08 VJE=7.500E-01 MJE=3.300E-01 TF=2.767E-08 XTF=7.974E-01 VTF=9.990E+05 ITF=3.675E+01

      .model mj15003 npn IS=2.87E-11 BF=195 NF=1.051 VAF=50 IKF=1.535 ISE=3.576E-11 NE=1.455 BR=7.82 NR=1 VAR=500 IKR=1.0 ISC=0.0 NC=2.0 RB=2.729 IRB=3.715E-1 RBM=1.0E-2 RE=0.001 RC=0.06 CJE=1471.48p VJE=0.8 MJE=0.6 TF=0.045u XTF=1 VTF=10 ITF=10 CJC=692.79p VJC=0.65 MJC=0.314 XCJC=0.5 TR=1E-6 XTB=1.28 XTI=3.0 FC=0.5

      .MODEL MJ15004 PNP (IS=1e-09 BF=220 +NF=0.85 VAF=43.4348 IKF=10 ISE=1e-08 NE=1.79698 BR=1.65466 NR=1.5 VAR=434.348 IKR=4.42319 ISC=5.49997e-09 NC=3.18751 RB=43.922 IRB=0.1 RBM=0.1 RE=0.0001 RC=0.20765 XTB=0.746102 XTI=1 EG=1.05 CJE=9.99946e-08 VJE=0.4 MJE=0.658304 TF=9.99976e-09 XTF=1.3573 VTF=0.996475 ITF=0.99985 CJC=1.22854e-09 VJC=0.95 MJC=0.23 XCJC=0.803124 FC=0.761291 TR=1e-07 )

      .MODEL BD139 NPN ( IS=2.3985E-13 BF=244.9 NF=1.0 BR=78.11 NR=1.007 ISE=1.0471E-14 NE=1.2 ISC=1.9314E-11 NC=1.45 VAF=98.5 VAR=7.46 IKF=1.1863 IKR=0.1445 RB=2.14 RBM=0.001 IRB=0.031 RE=0.0832 RC=0.01 CJE=2.92702E-10 VJE=0.67412 MJE=0.3300 FC=0.5 CJC=4.8831E-11 VJC=0.5258 MJC=0.3928 XCJC=0.5287 XTB=1.1398 EG=1.2105 XTI=3.0 Vceo=80 Icrating=3 mfg=fairchild)

      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 9 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hallo Reinhard,

      danke für das Rundmachen der Simulationsschaltung. Da hat sich bei mir ein Copy-Paste-Fehler eingeschlichen. Meinen Post mit dem Download habe ich mit einer Bemerkung ergänzt.
      Deine Angaben von der Simulation zeigen, dass das Schaltungsdesign recht robust ist.

      Das gilt meines Erachtens auch im Fehlerfall durchlegierter Endstufentransistoren. Als ich die CE-Strecke von einem gebrückt habe, wurden Treiber und Emitterwiderstände überlastet, aber keine weiteren Halbleiter in den Vortreiberstufen.

      Was mir auch gefällt, ist die weitgehend fehlerfallsichere Ruhestromeinstellung. Das Design setzt von Haus aus relativ enge Grenzen für die Einstellung, und ein gebrochener Schleifer lässt den Ruhestrom nicht unbedingt auf schädlich hohe Werte steigen.

      Viele Grüße,
      Christian
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      Hallo Christian,

      bei so umfangreichen Schaltungen schleichen sich schnell kleine Fehler ein. Erinnert mich an meine Programmierzeit im Studium (lang ist's her). Bis ein Programm fehlerfrei lief, habe ich meist einen zweiten oder dritten Anlauf gebraucht. Zu meiner Zeit wurden die in FORTRAN geschriebenen Programmzeilen noch selbst mit Lochkartenstanzern auf Lochkarten getippt und der "Schuhkarton" mit dem Kartenstapel in die Annahme des Rechenzentrums geschoben. Kann sich heute keiner mehr vorstellen! Meist kam am nächsten Tag dann nur ein kurzer Ausdruck mit der Fehlermeldung "Syntaxfehler in Zeile...!". Es reichte schon, wenn ein Leerzeichen falsch war. Der Grossrechner war anfangs ein TELEFUNKEN TR4, der in Marburg danach durch den TELEFUNKEN TR440 ersetzt wurde. Ich glaube es war der letzte in Deutschland entwickelte und gebaute Grossrechner.
      online.uni-marburg.de/hrz/chro…nnert-an-tr440-961108.pdf
      de.wikipedia.org/wiki/TR_440

      Zurück zur Simulation:
      Mir ist aufgefallen, dass mit MJ15003/MJ15004 als Endtransistoren oberhalb von 10 kHz starke Übernahmeverzerrungen auftreten, die auch durch Erhöhung des Ruhestroms nicht ausreichend zu bändigen sind. Ich halte deshalb auch in der Realität diese Transistoren nicht für geeignet für den REVOX. :thumbdown:

      Glücklicherweise sind die Übernahmeverzerrungen mit dem von mir favorisierten Paar MJ21195/MJ21196 vollständig verschwunden! :thumbsup:
      Ich bin auch deshalb sehr optimistisch, dass die hier eine gute Wahl sind!


      THD der REVOX B750 Endstufe simuliert für 110W (Sinus) an 4 Ohm last (Amplitude = 30V) für Endtransistoren ON-Semi MJ21195 / MJ21196



      REVOX B750 Mk II Spezifikation:
      Ausgangsleistung nach DIN 45500:
      110W pro Kanal an 4 Ohm;
      85W pro Kanal an 8 Ohm
      (beide Kanäle gleichzeitig ausgesteuert)
      Harmonische Verzerrungen (20 Hz bis 20 kHz) kleiner als 0,1% bei jedem Leistungspegel bis 75W an 8 Ohm.

      Die REVOX Spezifikation sollte mit den gewählten Endtransistoren erfüllt werden können.


      Modelle:
      digchip.com/application-notes/simulation-models_4600.php


      .MODEL mj21196 npn IS=1.16163e-09 BF=70955.3 NF=1.16275 VAF=1000 IKF=0.0107673 ISE=4.79716e-07 NE=2.88626 BR=5.54586 NR=1.5568 VAR=2.80079 IKR=1e-05 ISC=1e-16 NC=3.99999 RB=1.84276 IRB=0.1 RBM=0.1 RE=0.00993192 RC=0.0496596 XTB=0.1 XTI=1 EG=1.05 CJE=6.67525e-09 VJE=0.718219 MJE=0.345477 TF=1.68941e-08 XTF=1000 VTF=1.10595 ITF=3531.48 CJC=5e-10 VJC=0.449501 MJC=0.317694 XCJC=0.100047 FC=0.979504 CJS=0 VJS=0.75 MJS=0.5 TR=1e-07 PTF=0 KF=0 AF=1

      .MODEL mj21195 pnp IS=1.07772e-10 BF=221.467 NF=1.13339 VAF=1000 IKF=4.43562 ISE=3.64015e-10 NE=1.71124 BR=0.100011 NR=1.48497 VAR=2.1141 IKR=44.3562 ISC=3.14649e-13 NC=3.17097 RB=3.18766 IRB=0.167048 RBM=0.1 RE=0.0159182 RC=0.0795912 XTB=0.1 XTI=1 EG=1.05 CJE=8.75501e-09 VJE=0.99 MJE=0.417932 TF=1e-08 XTF=164.367 VTF=0.678119 ITF=0.00142259 CJC=1.07016e-09 VJC=0.967664 MJC=0.437073 XCJC=1 FC=0.8 CJS=0 VJS=0.75 MJS=0.5 TR=1e-07 PTF=0 KF=0 AF=1

      Simulation in LTSpice:
      Revox_750 II mit MJ21195_MJ21196 Endstufe.asc.txt


      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 12 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hihi, Uwe, Du hast es hier mit Überzeugungstätern zu tun. Ein Gerät, das sich einmal in die Fänge der Forumaktiven verirrt, wird zumindest in Theorie umfassend zerlegt, dokumentiert und analysiert. Dass es am Ende meist besser als im Neuzustand funktioniert, ist als angenehmer Nebeneffekt zu betrachten. :)


      oldiefan schrieb:

      Mir ist aufgefallen, dass mit MJ15003/MJ15004 als Endtransistoren oberhalb von 10 kHz starke Übernahmeverzerrungen auftreten, die auch durch Erhöhung des Ruhestroms nicht ausreichend zu bändigen sind. Ich halte deshalb auch in der Realität diese Transistoren nicht für geeignet für den REVOX.


      Stimmt, selbst neuere Spicemodels von OnSemi zeigen das von Reinhard beschriebene Verhalten. Dass ein erhöhter Ruhestrom kaum etwas verbessert, ist nach näherer Betrachtung ebenfalls einleuchtend. Die Übernahmeverzerrungen bei hohen Frequenzen kommen hier durch ein zu langsames Reagieren der Endstufentransistoren zustande. Der NPN Q19 lässt vor dem Nulldurchgang noch einen etwas zu hohen Strom fließen, der PNP Q18 öffnet um ein paar µs verzögert. Das verdellt die rote Ausgangsstrom-Kurve nach ihrem Nulldurchgang. Die grün dargestellte Spannung (Kollektor Q5, zur besseren Veranschaulichung negiert) gibt gut das Fehlersignal wieder,das man sich auf das Sinus-Nutzsignal aufgesetzt vorstellen muss. Es ist aber ebenfalls um ca. 1 µs verzögert, da sich die Laufzeiten in der Rückkopplung mit abbilden.
      Die Regelschleife versucht das auszugleichen, übersteuert, und benötigt ein paar µs, bevor sie wieder im Proportionalbereich ist.
      Stellt sich nur noch die Frage, ob die realen Transistoren evt. schneller als die Spice-Modelle sind.





      Das sieht mit den MJ21195/96 sehr viel besser aus. Für diese Tests habe ich 30 kHz in die Simulation eingespeist. Trotzdem kommen sie noch nicht aus dem Takt.




      In der angehängten Textdatei befinden sich die alternativen Modeldaten.

      Viele Grüße,
      Christian
      Dateien
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      Utschke schrieb:

      Also, ich lese hier voller Ehrfurcht mit und bin begeistert von der fachkundigen Hilfe!


      Hallo Uwe,
      wir machen das nur gründlich. Das Prinzip "nur nicht hudele". Aber bitte keine Ehrfurcht, das wäre unangemessen.


      Hallo Christian,

      das haut mich aus den Socken, wie Du das analysiert hast!
      Uwe hatte ein Pärchen MJ15003/MJ15004 mitgeschickt. "Kräftig" genug wären sie ja gewesen, aber ich hatte Vorbehalte, da ich wusste, dass sie veraltet sind und relativ langsam (Grenzfrequenz ft=2 MHz) und sozusagen dem REVOX B750 nicht angemessen. Übernahmeverzerrungen hatte ich da aber noch nicht im Visier. Ich hatte Uwe schon informiert, dass ich bessere verfügbar habe, bevor er Den Verstärker losschickte, ihn aber gebeten, die Transistoren, die er besorgt hat, trotzdem beizulegen.

      Dass ich in der Simulation trotzdem zu Beginn bei den MJ15003/MJ15004 gelandet war, ist nur der Tatsache geschuldet, dass sie in meiner Modellbibliothek schon verfügbar waren, ohne danach im www suchen zu müssen. Die Untauglichkeit war dann anhand der damit erzielbaren Ergebnisse "ernüchternd" vorgeführt. Obwohl mancher ja sagen würde, dass man der Simulation nicht trauen kann (ich bin in diesem Fall - und nicht nur in diesem - allerdings eindeutig anderer Meinung), hier hat sie einmal mehr ihre Nützlichkeit bewiesen und die Begründung hast Du hier fundiert nachgeschoben.

      20 kHz bei 110W an 4 Ohm Last:


      a) MJ15003 / MJ15004



      b) MJ21195 / MJ21196




      Grüsse an Euch Beide und bleibt gesund!
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Moin, moin,

      ich verfolge das mit Interesse -- und finde die Bemerkungen zum MJ15003/15004 witzig. Mir waren die in der Vergangenheit schon mehrfach suspekt, und keine (!) Endstufe mit den Typen drin konnte mich klanglich wirklich überzeugen. Wenn jetzt der neuere Typ auch in der Praxis besser sein sollte (was er bestimmt sein wird), dann wäre allerdings die Frage, ob man nicht auch die andere Seite gleich umrüstet ? Bei einem so hochwertig aufgebauten Verstärker würde ich immer auf Kanalgleichheit achten wollen ...

      Besten Gruss,

      Michael
      Hallo Michael,

      dass MJ15003/15004 hier nicht geeignet sind und ich sie deshalb von vornherein aussortiert hatte ist ja keine Überraschung (bei Transistorkennern ist MJ15003/15004 ein "alter Hut") und übereinstimmend mit Deiner Erfahrung. Was meinst Du mit "witzig"?


      Zur Frage, ob man immer auch die "andere Seite" gleich mit umrüstet...Das kommt darauf an...

      Dass man wegen "Kanalgleichheit" immer beide Kanäle identisch bestücken soll, gilt für den als meist zutreffend angesehenen Fall für viele Hobbyisten, Reparateure und Werkstätten, die bestimmende Eigenschaften wie THD, Intermodulation, Frequenzgang, Pegelgleichheit, etc. nicht messen (können) und sich auch sonst "keinen Kopf" um Bauteile-Auswahl machen (wollen oder können). Also in dem Fall...Reparaturkit besorgen (meist überteuert!), bei beiden Kanälen wechseln, Ruhestrom und Offset einstellen - fertig. Das ist in solchen Fällen m.E. auch völlig in Ordnung so, wenn ich von dem Riesen-Reibach, der mit den Kits gemacht wird, mal absehe. Man verlässt sich dann darauf, dass das "Kit" die richtigen Teile enthält (was vermutlich/hoffentlich zutrifft), und nach dem Einbau dann wohl alles schon wieder gut und richtig sein wird - und bei beiden Kanälen übereinstimmend. Ein Service, der mit Bauteilen und Reparaturaufwand seine Brötchen verdient, wird vermutlich auch noch ein weiteres naheliegendes Motiv haben, zu raten, dass unbedingt beide Seiten in gleicher Weise bestückt sein sollten.

      Aber das ist nicht der Weg, den wir hier nehmen. Da ich ja messtechnisch etwas besser ausgerüstet bin, muss ich keine Annahmen machen, mich auf keine "Ersatz-Kit"s verlassen und muss auch nicht notwendigerweise per se gleich den anderen Kanal mit umrüsten. Ich kann ich die Eigenschaften bei beiden Kanäle messen und vergleichen und danach entscheiden. selbstverständlich werden beide Kanäle sorgfältig verglichen: Klirrfaktor, Intermodulation, TIM, Frequenzgang, Pegelgleichheit usw. Das kann ich alles gut messen. Wenn sich ein deutlich messbarer Vorteil mit den neuen Transistoren zeigen sollte, bespreche ich das mit Uwe. Es wäre in dem Fall zu erwägen, auch links zu tauschen, natürlich! Sollten sie - wider Erwarten - zu einem nachteiligem Resultat führen, wird auf die Originalbestückung umgerüstet, das war von vornherein klar.

      Also hier nicht "Augen zu und durch!", sondern "Augen auf" und beste Lösung finden!

      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hi Reinhard,

      besten Dank -- mit "witzig" meinte ich eigentlich nur, dass es mich angenehm (und leicht erheiternd) überrascht hat, diese Diskussion zu den Typen hier zu sehen. Ich wusste nicht, dass dies "ein alter Hut" ist, mir war es halt früher mehrfach aufgefallen.

      Klar kannst Du messen, aber ich bin einigermassen davon überzeugt, dass dies auch im Falle einer uneindeutigen Messung zu überlegen wäre. Dazu muss ich sagen, dass ich zwar ein Fan einiger Geräte von Revox bin, aber nicht der Verstärker, und zwar aus rein klanglichen Gründen. Sie neigen mir zur Härte, und vor allem zu einem räumlich nicht gut aufgefächerten Klangbild. Sprich: Ich muss da immer sehr viel an den Boxenpositionen probieren, bevor ich einigermassen zufrieden bin. Das müsste sich eigentlich verbessern lassen, und nach Deiner Analyse hätte ich da zuerst die Endstufe im Verdacht.

      Besten Gruss,

      Michael

      Nachteule schrieb:

      was sind das für Bauteile die weissen Würfeln, unter den blauen und schwarzen Transistoren ?


      Hallo Mia,
      kennste, haste nur nicht erkannt!
      Du erinnerst Dich an die Display/Schalterplatine vorne rechts hinter der Front im Saba 9241? Dort sitzt genau so ein Teil, ist da nur etwas länger. Es ist das (weibliche) Gegenstück ("Fassung") für den Stecker von der Zählerbox. D.h. die Steckerpins des Steckers gehen dort rein.

      Genauso ist das hier bei REVOX. Die Anschlussbeinchen der Treiber-Transistoren und des Ruhestromtransistors sind wie Steckerpins in ebensolche "Fassungen" auf der Platine gesteckt, sie sind nicht eingelötet. REVOX hat offensichtlich grosses Vertrauen in die Betriebssicherheit der Kontakte dieser Fassungen gehabt. Manch anderer Hersteller wäre da vielleicht nicht so zuversichtlich gewesen. Der Vorteil ist, dass nach Lösen von drei Schrauben die Endstufenplatine einfach vom Kühlkörper abgezogen werden kann, ohne die Treiber und den Ruhestromtransistor zu entlöten. Über Probleme mit diesen Fassungen habe ich noch nie etwas gehört. Bei Grundig wurden sie nach meiner Erinnerung auch verwendet.





      Hallo Michael,

      ...ich bin einigermassen davon überzeugt, dass dies auch im Falle einer uneindeutigen Messung zu überlegen wäre.

      Sehen wir mal, was bei den Messungen herauskommt. Ich erwarte eigentlich eindeutige Ergebnisse, jedenfalls bekomme ich "harte Zahlen".

      Zur Einstimmung schon mal die Referenzdaten aus einem zeitgenössischen Test des B750 Mk II (revoxsammler.ch/Testberichte V…rker/Verstaerker B750.pdf). Intermodulation ist verglichen mit einem Grundig V 5000 etwas stärker, aber noch vertretbar. Klirrfaktor wurde in diesem Test bei 0,04% bis 0,05% für 110W an 4 Ohm gemessen.

      Es gab zu seiner Zeit Verstärker, die hatten einen Klirrfaktor von 0,01% oder sogar noch darunter (auch den Grundig V 5000 habe ich mit nur 0,01-0,02% THD bei 1 kHz, 100W an 4 Ohm gemessen). Aber ich bin mittlerweile überzeugt, dass der Klirrfaktor (harmonische Verzerrungen) von unter 0,1% keinen hörbaren Einfluss auf den Klang hinsichtlich "Räumlichkeit" und "Ortbarkeit" hat. Und wenn unter 0,05%, auch nicht auf "Härte". Sollte aber die Ruhestromeinstellung nicht mehr stimmen und dadurch Verzerrungen ggf. höher sein, könnte das einen Einfluss haben, besonders wenn die ungeradzahligen Obertöne dominieren. Das werde ich ja alles noch messen. Kritischer sehe ich Intermodulation, jedenfalls was Räumlichkeit und Ortbarkeit angeht.






      Grüße
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Übrigens ist bei Revox immer auch nach den kleinen axialen Elko zu sehen. Hier sind immerhin nicht die Blauen von Philips drin, bei denen Revox damals wohl eine Serie eingekauft hatte, die schnell austrockneten. Was hier verbaut ist, kann ich nicht erkennen ...

      Besten Gruss,

      Michael

      p.s.: Korrektur: ich meinte in der Tat primär die radialen Elko. Axiale sind nicht viele verbaut, aber die sind auch oft hin ...

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „kugel-balu“ ()

      Heute sind die 10'000 µF / 63V Elkos mit 4-Pin Lötanschluß für die Endstufen gekommen, so dass ich die Endstufenmodule fertig machen konnte. Die linke Endstufe hat dabei gleich noch den gleichen Elko in der Gegenkopplung bekommen, wie der rechte (Elna Silmic II, 470µ/6,3V).

      So sieht's aus, fertig zum Einbau und Einstellen:





      und fertig eingebaut. Bei der Gelegenheit habe ich dem Revox auch noch gleich neue Lautsprecher-Relais gegönnt. Nach 40 Jahren dürften die Kontakte nicht mehr die besten sein. Das beugt bei kleiner Lautstärke sporadischen Tonausfällen und Verzerrungen vor.





      Stromkontrolliert langsam hochgefahren, dabei auch die CE-Ströme der Endtransistoren beobachtet... alles gut. Danach liessen sich bei beiden Endstufen >Ruhestrom und DC-Offset problemlos auf die Sollwerte einstellen.

      Nur hat mich dabei ein übermässig deutlich vernehmliches Brummen / eigentlich mehr ein Schnarren des Netztrafos irritiert. Spannungen vom Trafo und von den Netzteilen waren aber alle unauffällig - im Soll. Dennoch habe ich vorsorglich die 3,3µF Tantalelkos im Netzteil (an den Spannungsreglern) gegen neue 105°C Al-Elkos gewechselt und auch die beiden Rund-Gleichrichter. Das hat aber anfänglich am Trafogeräusch nicht merklich etwas geändert. Nochmal alles kontrolliert , kein Fehler zu finden. Erst nach Montage von Bodenblech und der oberen Abdeckplatte wurde es erheblich besser. Mein Eindruck war, dass der Trafo mit montierten Grund- und Deckplatte viel ruhiger arbeitete, also nicht nur rein akustische Dämpfung. Jetzt ist nur noch sehr leise ein Trafogeräusch hörbar, im akzeptablen Mass.

      Der Verstärker ist nun fertig für die anstehenden Messungen. Folgt in Kürze.

      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Die RIFA Konds. hast du hoffentlich auch getauscht !?
      technikundnatur.eu/revox-mehr/die-rifas.html


      Und wegen Trafobrummen :
      Auf manchen Internetseiten von selbsternannten "Profis" wird
      mit blumigen Sprüchen und Versprechen zur Vergrößerung der
      Ladekondensatoren geraten. " .. mehr Bass-Fundament und Bühne -
      Blahblah..."

      Tatsache ist, und das kann mit dem hier unten erwähntem Link nachgeprüft werden,
      ist damit eher eine Gefährdung des Gleichrichters und des Trafos verbunden.
      So mancher High-Ender Enthusiast, der seine Netzteil-Kondensatoren (teuer) vergrößert hat,
      beklagt anschließend ein Brummen des Trafos.
      Die Ursache ist: Durch die größeren Ladeströme und Stromspitzen beim Einschalten
      wird das Eisen des Trafokerns so stark magnetisiert und in die Sättigung getrieben.
      Auch die Elkos selbst werden durch die Stoßströme beim Einschalten nicht gerade geschont.
      Aus technischer Sicht ist also von der Vergrößerung der Ladekondensatoren abzuraten.

      pievox.de/Reparaturtips Amplifier.html






      Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von „humax5600“ ()

      Hallo,

      tolle und fundierte Beiträge, die die Corona-Quarantäne erträglich machen. Hätten doch unsere Politiker soviel Sachverstand.

      Drei Dinge möchte ich anmerken.

      Einmal zur Ehrenrettung der MJ1500X. Die Bilder zeigen sehr schön die Übernahmeverzerrungen bei 20 Khz und 110W. Das ist klanglich aber ohne Bedeutung, da die daraus resultierenden Oberwellen weit außerhalb des Hörbereichs auftreten. Hinzu kommt, dass aufgrund der Amplitudenstatistik bei 20KHz höchstens 10 Watt Leistung erforderlich sind und die Verzerrungen bei dieser (kleinen) Leistung wahrscheinlich gar nicht auftreten. Ein hörbarer Unterschied zur anderen, original bestückten Endstufe wird es nicht geben.

      Dann das schöne Diagramm aus der Hifi-Stereophonie. Da sehe ich zwischen 0,1W und 100W klirr- und Intermodulationsverzerrungen (teilweise weit) unter 0,1%. Der Kommentar - "ungünstig zu dem heute gewöhnten" - ist überflüssig. Der Verstärker ist Spitzenklasse, die Verzerrungen sind unhörbar. Und eine Steigerung von unhörbar ist sinnlos, noch unhörbarer als unhörbar, am unhörbarsten?

      Zur Einordung mal der Frequenzgang der Spitzenklasse-Revox-Box MK 340.



      Die Verzerrungen liegen im Bassbereich bei bis zu 3,2% und im Hochtonbereich bis 1,6%. Ob da jetzt noch 0,05% oder 0,1% aus dem Verstärker dazukommen ist nicht mehr relevant.

      Und was die großen Elkos angeht, wenn die einmal geladen sind ist die Energiebilanz eigentlich die gleiche, egal ob groß oder klein. Eine Mehrbelastung des Trafos sehe ich nur beim Einschalten. Oder habe ich da einen Denkfehler?

      Gruß

      Rolf
      Grosse Elko schaden nicht, sondern in der Tat u.U. der zu hohe Einschaltstrom. Den reduziere ich bei Geräten, die das brauchen, durch eine einfache Einschaltstrombegrenzung, die ich auch schon oft nachgerüstet habe. Danach ist nie wieder ein Problem mit Gleichrichtern, die vom Einschalten "verschreckt" werden, aufgetreten ...

      Besten Gruss,

      Michael
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