Reparatur Saba Villingen 100

      Reparatur Saba Villingen 100

      Hallo zusammen,


      ich habe von meinen Großeltern einen Saba Villingen 100 von 1960 bekommen und versuche zur Zeit, diesen wieder zum laufen zu bringen.
      Grundkenntnisse im Bereich Elektrotechnik sind vorhanden, allerdings habe ich von Funktechnik und vor allem von Röhren keine Ahnung. Ich würde mich aber freuen, wenn ich hier etwas dazu lernen kann.

      Bei dem Radio habe ich schon alle Papier und Teer Kondensatoren durch Folienkondensatoren bzw Elkos von atr-shop.de ersetzt. Allerdings habe ich mich bei der Bestellung verzählt und einen zu wenig bestellt (C36 mit 47nF) aber Ersatz ist schon unterwegs. Den großen, silbernen Becherkondensator (C52/C53) mit 2 mal 50µF habe ich auch noch nicht ersetzt, weil ich noch keinen passenden Ersatz gefunden habe. Vielleicht trenne ich einfach die Kontakte durch damit es original aussieht und löte auf die Unterseite der Platine zwei 47µF Elkos. Oder kennt von Euch jemand eine Bezugsquelle für einen passenden, neuwertigen Becherkondensator? Die meisten haben ein Gewinde aber ich suche einen für Printmontage.

      Außer den Kondensatoren habe ich noch ein paar Kleinigkeiten erneuert: neue Skalenlämpchen, eine neue Sicherung und ein original Saba Netzkabel weil das ursprüngliche irgendwann schon mal durch ein neutrales ersetzt wurde.

      Eine Serviceanleitung habe ich schon gefunden und die war auch schon sehr hilfreich. Leider habe ich aber noch keine Bedienungsanleitung gefunden. Hat von Euch zufällig jemand die Bedienungsanleitung als PDF? Zum Beispiel wüsste ich gerne, wofür der „Sprache“ Knopf gut ist.

      Grundsätzlich funktioniert jetzt das meiste. Ich habe mal ein Video vom aktuellen Stand gemacht: youtube.com/watch?v=hVTo6ZlvIfw

      Es gibt ein starkes Brummen. Ich vermute mal, dass das an den bereits erwähnten Kondensatoren liegt, die ich noch nicht ersetzt habe. Der K-Bereich funktioniert relativ gut. Ich habe auch schon mit zwei Widerständen ein Adapterkabel für den Tonabnehmereingang gebastelt und über einen 3,5mm Stecker mein Handy angeschlossen. Das funktioniert wunderbar. Allerdings funktioniert der UKW-Empfang nicht. Bei manchen Frequenzen emfängt er ein Knistern, das kann man in meinem Video gut hören.

      Das „magische Band“ funktioniert prinzipiell, nur zeigt es irgendwie unplausible Werte an. Im K-Bereich funktioniert es noch relativ gut. Wenn man einen Sender richtig eingestellt hat, schlägt das magische Band aus, wenn auch nur minimal. Ich glaube das kann man im Video nicht so gut erkennen. Im UKW Bereich ist das Band immer ziemlich weit ausgeschlagen, egal welche Frequenz man einstellt.

      Eine Sache ist mir noch aufgefallen: Auf dem Schaltplan ist zwischen den zwei Polen der Einbauantenne ein 8pF Kondensator eingezeichnet (C122). Den kann ich im Gerät aber nicht finden. Stattdessen sind zwei Kabel der Antenne kurzgeschlossen. Man kann das auf einem der Fotos erkennen. Mir kommt das sehr seltsam vor.

      Die Mechanik funktioniert soweit ich das beurteilen kann sehr gut.
      Außerdem kann man bei allen Röhren sehen, dass im Inneren etwas glüht.

      Habt ihr eine Idee, was ich als nächstes testen sollte?


      Vielen Dank im Voraus!
      Julian
      Bilder
      • IMG_20200415_155110.jpg

        896,33 kB, 1.560×2.080, 64 mal angesehen
      • IMG_20200415_214621.jpg

        828,75 kB, 1.664×1.248, 40 mal angesehen
      • IMG_20200415_214700.jpg

        622,2 kB, 1.664×1.248, 40 mal angesehen
      • IMG_20200415_214729.jpg

        925,41 kB, 2.080×1.560, 36 mal angesehen
      • IMG_20200415_215706.jpg

        725,57 kB, 1.664×1.248, 55 mal angesehen
      Hallo Julian,

      ich gehe mal davon aus das das Hintergrundbrummen auch im Tonabnehmerbetrieb noch vorhanden ist, sollte dem so sein kann man von einer unzureichenden Siebung des Netzteils ausgehn, sprich Lade- und Siebelko C52/53 haben Kapazitätsverlusst. Vorausgesetzt der Lade- Siebelko ist nur zum Teil ausgetrocknet und hat keinen Leckstrom kannst du im unteren Bereich der Platine 2 mal 22µF parallel zum Lade-Siebelko dazu schalten, anderenfalls den Lade-Siebelko komplett austauschen.

      Kein Empfang auf UKW: im Video ist zu sehn, das das magische Auge sich fast ganz schließt aber kein NF-Signal zu hören ist, leider ist aber nicht zu erkennen, was passiert bei der Sendersuche, öffnet und schließt das MA dabei, oder bleibt der Balken in der gleichen Stellung?
      Was Du prüfen kannst: UKW-Tuner, auf der Variometerachse (Glasstab im Tuner) sitzen 3 konische Metallkerne einer für den Ozilator und die beiden anderen für den Vorkreis. Häufig kommt es vor das sich ein Kern auf dem Glasstab gelöst hat ( nicht mehr in der ursprünglichen Position sitzt) und der Gleichlauf nicht mehr gegeben ist. Hier wird es dann schwieig, wenn mann die ursprünglichen Abstände der Kerne nicht kennt und ohne Messsender fast nicht möglich einen Abgleich vorzunehmen.
      Zweite Möglichkeit, der Vorbesitzer hat an den ZF-Filtern geschraubt und dermaßen alles durcheinander gebracht, auch hier ist ein Messsender von nöten um die ZF abzugleichen.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Hallo Julian,

      zunächst einmal ist dein Radio ein ideales Radios zum "Lernen", da es relativ einfach aufgebaut ist.
      Den Fehler wird man sicherlich bald eingrenzen und finden können.
      Fang bitte nicht an, im HF-Bereich Kondensatoren zu tauschen oder in Frage zu stellen, es sei denn sie sind wirklich defekt. Kondensator ist nicht gleich Kondensator, keramische haben bei hohen Frequenzen ein anderes Verhalten als z.B. Folienkondensatoren.

      Hast du denn schon probehalber die ECH81 und die EBF89 getauscht ?

      Wenn an der EM84 Ratiospannung ankommt, müßte man verfolgen, wo sie verloren geht - einfach gesagt, wahrscheinlich schwierig für dich.

      Gruß, Dieter

      Ach ja, der Sprache - Schalter verändert lediglich das Klangbild.
      Hallo Julian,
      dein Villingen schwingt auf UKW (Zf-Schwingen), da möchte fast Geld drauf wetten. Bitte einmal die ECH während des Betriebes ziehen. Bleibt der Ausschlag vom mag. Band? Dann schwingt die Stufe mit der EBF 89. Sind dagegen Ausschlag und Empfang weg, ist's die ECH-Stufe. Erste und meist erfolgreiche Probemaßnahme: Röhre gegen anderes Exemplar tauschen.

      Und Andreas hat Recht: Der Becherelko muss erst gehen wenn er erwiesenmaßen defekt ist. Im Internet, in einschlägigen Foren, findet man viel Unsinn. Das pauschale Wechseln von solchen Becherelkos, unabhängig von Fabrikat und tatscächl. Zustand, gehört dazu.

      Ein allgemeiner Hinweis noch: Gib niemals Kontaktspray, egal welches, in die Kontaktschieber der Drucktasten.

      Witzig, der Villingen 100 war auch mein erstes richtiges Röhrenradio. Ich bekam es im August 1980, da war ich elf. Ich war selig und habe einige Jahre intensiv damit Radio gehört.

      An alle: Der Villingen 100 ist eines der ganz, ganz wenigen Saba-Radios, das keine eigenen, sondern Isophon-Hochtöner besitzt.

      VG Stefan
      Hallo zusammen,

      erst mal danke für die vielen Antworten!
      Wie messe ich am besten den Leckstrom von dem Elko?
      Das Magische Band verändert sich im UKW Bereich überhaupt nicht.
      Das mit der Variometerachse schaue ich mir mal an, komme aber erst nächste Woche dazu.
      Die Röhren habe ich noch nicht getauscht, weil ich keine Ersatzröhren da habe. Bevor ich neue Röhren bestelle wollte ich Eure Ratschläge abwarten, woran bzw. an welcher Röhre es liegen könnte. Ich werde dann nächste Woche wenn ich wieder in meiner Werkstatt bin mal die ECH Röhre im Betrieb ausstecken, wie Stefan es empfohlen hat.

      Gruß, Julian
      Hallo,
      der Fachmann weiß, daß bei Dauerausschlag der EM (wie weiter oben festgestellt) der ZF-Verstärker ins Schwingen geraten sein kann, von daher ist zur groben Ursachenermittlung das probeweise Ziehen der ZF-Verstärkerröhren (zuerst die ECH, dann die nächste) schon sinnvoll empfohlen. So erkennt man, in welchem Bereich die Fehlersuche beginnen muß.
      Viele Grüße, Michael
      @ Dieter, er hat auf UKW ständig starken Ausschlag des EM. Hat er geschrieben und sieht man auch im Video.
      @ Michael, genau. Hab ich am 20.4. schon geschrieben.
      @ Julian: "Bitte einmal die ECH während des Betriebes ziehen." Ziehen, nicht tauschen. Mein Rat vor einer Woche. Hast du das probiert? Geht der Ausschlag des mag. Bandes dann weg?


      VG Stefan
      Guten Abend,

      ich konnte heute endlich wieder in meine Werkstatt und habe das probiert was ihr mir empfohlen habt.
      Der Ausschlag vom magischen Band ist auf UKW kontant hoch, egal was man für eine Frequenz einstellt. Bei manchen Frequenzen hört man, dass etwas empfangen wird, aber die Qualität ist extrem schlecht. Man kann das auch in meinem Video sehen.
      Ich habe dann die Frequenz so eingestellt, dass etwas empfangen wird und die ECH Röhre gezogen. Der Ton ging aus aber der Ausschlag vom Magischen Band wurde sogar noch ein bisschen stärker. Was bedeutet das dann?

      Außerdem habe ich mir noch die Variometerachse angeschaut, wie von Lollocat empfohlen. Im Anhang ist ein Foto davon. Alle drei konischen Metallkerne bewegen sich mit dem Glasstab vor und zurück. Ich habe auch vorsichtig mit geringem Kraftaufwand getestet, ob einer davon lose ist. Keiner der drei ließ sich dabei verschieben.

      Ich hoffe das hilft schon mal, den Fehler einzugrenzen.
      MfG Julian
      Bilder
      • IMG_20200428_223533.jpg

        850,71 kB, 1.248×1.664, 50 mal angesehen
      Hallo zusammen,

      in der Zwischenzeit ist es bei meinem Radio etwas voran gegangen.
      Zur Sicherheit habe ich beide Röhren ersetzt, die ECH81 und die EBF89. Jetzt funktioniert der UKW Empfang wunderbar.
      Außerdem habe ich noch den letzten Teerkondensator (C36 mit 47nF) ersetzt.
      Beim silbernen Becherelko mit 50+50µF habe ich die sichere Variante gewählt und die zwei Pluspole abgetrennt und auf der Unterseite der Platine zwei neue 47µF Elkos angeschlossen.
      Der Becherelko dient jetzt nur noch als Drahtbrücke, weil es drei Minuspole gibt, die am Gehäuse befestigt sind.

      Trotzdem gibt es noch immer ein Brummen, ich bin mir ziemlich sicher dass es das typische 50Hz Netzbrummen ist. Man hört das Brummen unabhängig davon, welcher Frequenzbereich aktiviert ist oder ob der Tonabnehmer eingang aktiv ist. Das Brummen ist immer gleich laut, egal was man am Lautstärkeregler einstellt. Das heißt wenn die Musik laut ist, wird das Brummen übertönt, aber wenn die Musik leise ist hört man das Brummen deutlich und das nervt auf Dauer.

      Hat von Euch jemand eine Idee, was ich dagegen tun könnte?

      Gruß, Julian
      Bilder
      • IMG_20200518_200342_2.jpg

        796,72 kB, 1.664×1.248, 34 mal angesehen
      • IMG_20200518_201149.jpg

        868,44 kB, 1.664×1.248, 39 mal angesehen
      Hallo Julian,

      was ist mit den ROTEN Draht 8|
      Ist der unterbrochen


      die 2 dicken Elkos nicht stumpf auf das Lötpad löten, sonder die Beinchen am unteren Ende zum 4-5 mm Winkel biegen. Wie ein Fuß. Gibt mehr Oberfläche und mehr halt für diese Lötstelle. :P

      Was ist das für ein Elko mit den 47µ 500V 8| =O



      ..sollte das der Kathodenelko sein , ist der mit seinen 500V viel zu viel :D da genügt wenn du 25 - 35 Volt einbaust. Der jetztige Elko wird es dir sicher nicht danken. Weil er nie und nimmer die Nachformierung mit max. 12 V der Kathodenspannung von der E(C)L 82 reichen wird.
      Fazit ; der wird früher in die ewigen Jagtgründe gehn als ein 35V Elko .
      Die 2 Elkos auf der Unterseite mit 500V Spannungsfestigkeit sind gut, das passt. (Lade, - Siebelko)


      Mess mal das was ich da markiert habe nach bitte.
      Auch die Spannungen die Zur ECL 82 gehn --- messen

      hast du auch den 470p Kondensator getauscht oder ist der noch gut ? Der könnte vieleicht der Sargnagel sein =O . Der Ausgangsübertrager_ Killer :!: 8|


      sooo, .... viel Spass dabei 8o
      Grüße <3 Mia <3

      Dieser Beitrag wurde bereits 15 mal editiert, zuletzt von „Nachteule“ ()

      Hallo Mia,

      erst einmal vielen Dank für die ausführliche Antwort, Du hast Dir meine Fotos wirklich sehr genau angesehen :rolleyes:
      Der rote Draht sieht wirklich ziemlich mitgenommen aus, das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Das müsste die Verbindung +1 im Schaltplan sein, also genau das was Du auch markiert hast. Ich messe das morgen mal nach und repariere dann gleich den roten Draht.

      Der Elko mit 47µF 500V ist tatsächlich total überdimensioniert. Das ist der C45. Ich habe mir am Anfang eine Tabelle mit allen Kondensatoren gemacht, und für C45 "min. 205V" eingetragen. Nachdem ich mir den Schaltplan gerade noch mal genau angeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass ich wahrscheinlich die Spannungsangabe an Pin 6 der ECL82 Röhre übernommen habe. Das ist falsch, am C45 liegen nur 12V an. Das hast Du ebenfalls markiert. ich messe das dann auch morgen nach. Abgesehen davon wusste ich auch nicht, dass eine zu hohe Spannungsfestigkeit schädlich sein kann, danke für den Tipp!

      Den 470p Kondensator habe ich tatsächlich getauscht und durch diesen hier ersetzt: atr-shop.de/axiale-kondensator…7/470pf/630v-schwarz?c=21
      Ich habe noch ein Foto vom Originalzustand gefunden wo man den original Kondensator erkennen kann. Ich habe natürlich alle Kondensatoren aufgehoben und könnte den originalen auch wieder einbauen. Sollte ich das mal probieren?

      Gruß, Julian
      Bilder
      • C44.jpeg

        705,97 kB, 966×803, 32 mal angesehen
      • Schaltplan_bearbeitet.jpeg

        332,47 kB, 1.348×989, 27 mal angesehen
      Guten Abend,

      gibt es einen Grund, warum die Sabanesen den "AÜ-Killer" (hier 470pF) statt auf Masse nicht auf +1 gelegt haben?
      Hier müsste man da auch mit einer geringeren Spannungsfestigkeit auskommen und im Falle des Falles richtet er nicht so viel Unheil an.
      Diese Idee ist übrigens nicht auf meinem Mist gewachsen, bei viele anderen Radios (z.B. Graetz 154W) wurde es auch so gemacht.

      Viele Grüße
      Siegbert


      ... so wie ich das hier erkenne, ist das eine Antennen_ Anpassung.
      Da nix verändern das soll so sein.

      Julian den alten 470pF Kondensator lass lieber draussen, wie du siehst hat der seine Glanzzeit hinter sich.

      Den C33 22nF Kondensator hast du sicher richtig eingelötet ?
      Weil der alte Kondensator war sicher mit einer Schirmung versehn. Auch da gucken 8|



      Was ist da, ist der GELBE Draht an der Brummkompensation mit den 50µ bzw, jetzt 47µ richtig verdrahtet ?



      Siegbert,

      da kann ich dir nix dazu sagen, warum der an der Stelle (470p) plaziert wurde. Wenn der Kondensator defekt wird bzw. Kurzschluss hat geht der AÜ auch mit in den Abgrund. Er wird so viel Stom ziehen bis die Spule durchbrennt.
      Grüße <3 Mia <3

      Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von „Nachteule“ ()

      Julian,

      pass auf, einen hab ich noch .

      Wenn du alles richtig gemacht hast, kommt dann noch eine defekte ECL 82 dazu.
      In dieser mehrfach Röhre ist ja das Triodenteil und die EP Endpendote.
      Diese Röhre ist jo eine gute Idee, Aber.... Die ganze Röhre wird so heiss - das meistens nicht die EP defekt wird. Sondern das Triodenteil der Röhre.
      Grüße <3 Mia <3