Quellen für Präzisions-Flachriemen?

      Quellen für Präzisions-Flachriemen?

      Liebe Mitforisten,

      das Thema gehört in diesem Forum sicher zu den eher randständigen, da ich aber auf der Suche informierten Rückmeldungen bin und nicht als Glaubenskrieger in andere Diskussionen ziehen möchte, werfe ich es dennoch hier auf. Es kann ja gelöscht werden, falls es zu abseitig ist.

      Ich versuche, es kurz zu machen: In den diversen Corona- und Sommerpausen habe ich zusammen mit einem ebenfalls sehr hifi-affinen Freund einige Cassettendecks hervorgekramt, um sie wieder in einen möglichst praxistauglichen Zustand zu versetzen. Hierzu zählte ein Kreis von einst teuren und hochwertigen Geräten, wie z.B. das Grundig CF5500(-2), ein Onkyo TA2570 und 2055, ein Technics RS-B905, RS-BX808, Eumig FL1000, Telefunken RC300, Sony TC-K808 u.dgl. mehr. Das erste Augenmerk galt der allgemeinen Betriebsfähigkeit, das zweite der Mechanik und er zum Schluss sollte sich der Blick auf die Elektronik und den ggf. nötigen Abgleich richten.

      Die ernüchternde Erkenntnis sieht nun so aus: Wenn bei einem Cassettendeck wie dem CF5500 oder dem TA2570 der Riemen ausgeleiert / zersetzt ist, lässt er sich nicht mehr in einer Qualität erneuern, die geeignet wäre, die ursprünglichen Gleichlaufwerte zu erreichen. Wir haben das mit Riemen aus unterschiedlichen Quellen (div. Ebay-Händler, Williges etc) überprüft. Der Zustand der Capstan- und Wickellager, Schleifer, Bremsfilze, nicht zuletzt der Andruckrollen und aller anderen mechanischen Komponenten hat klar einen messbaren Einfluss auf den Gleichlauf, nichts aber macht ihn so schlecht wie die Ersatz-Capstanriemen heutiger Produktion. Der teils beeindruckende Aufwand mit großen Schwungmaßen schafft es selbst bei den teuren Modellen nicht, mit neuen Riemen für Werte unterhalb von 0,2% zu sorgen - die meisten Decks würden also nichtmal mehr die Hifi-Norm einhalten.

      Anders sieht es nur dann aus, wenn der Capstanmotor direktgetrieben ist (und den zweiten über einen Riemen lediglich mitzieht). Die älteren Revox- und ASC-Decks, das RC300, NAD 6300, Onkyo TA 2055, Sony TC-K808, Technics RS-BX808 und ähnlich konstruierte Geräte haben entweder keinen Riemen oder sind so gebaut, dass die mitgezogene 2. Capstanwelle keine allzu große Gleichlaufverschlechterung bewirken kann. Selbst das Eumig FL1000, bei dem das Gummi der Capstanwelle aushärtet und nur mit viel Aufwand einigermaßen brauchbar erneuert werden kann, ist auf beinahe ursprüngliche Werte zu bringen, weil der Gleichlauf hier sehr aufwändig geregelt wird.

      Lauffähig sind die Decks mit den heutigen Ersatzriemen alle wieder zu bekommen, das ist sicher die gute Nachricht. Bei Musik mag manches auch nicht mehr hörbar sein, was bei einer Messung oder auch nur einem Sinuston als Leiern sofort auffällt. Aber der ursprünglich oft beeindruckende Gleichlauf ist allein mit einem neuen Riemen meist komplett dahin.

      Meine Frage wäre daher: Gibt es vielleicht doch noch (mir unbekannte) Quellen für Riemen, die wirklich präzise gefertigt sind? Oder wäre es sogar eine Option, einen Präzisions-Flachriemen für Plattenspieler aufzutrennen und in richtiger Länge an der Stoßstelle wieder zusammenzukleben?

      Schöne Grüße
      Thomas
      Hi Thomas,

      zwar wundert es mich ein wenig, dass der Einfluss so heftig ist ... aber es gibt evtl. eine Loesung. Da sich ja Plattenspieler wieder einer hohen Beliebtheit erfreuen, und es diverse mit Riemenantrieb gibt, wuerde ich einmal versuchen, ueber die Hersteller von derlei Plattenspielern an Adressen fuer geschliffene Riemen zu kommen. Sofern die ihre Quellen nennen ...

      Das Kleben ist m.E. keine Option, das bekommt man wohl nicht so gut hin, dass es nicht mehr stoert als die weniger gut geschliffenen Riemen.

      Besten Gruss,

      Michael
      Hallo Michael,

      eine Recherche in Richtung der Plattenspieler-Riemenhersteller ist sicher sinnvoll, denn dort scheint es tatsächlich die letzten noch etwas ambitionierteren Anbieter zu geben.

      Wir haben unabhängig voneinander viel mit den einflussgebenden mechanischen Komponenten einiger Decks experimentiert, also mit verschiedenen Mitteln den möglichst reibungsfreien bzw. bestimmungsgemäßen Lauf der beweglichen Elemente, wo nötig, wiederhergestellt. Eine Methode, dann jeweils den Taktgeber der angezeigten Gleichlaufschwankung zu ermitteln, bestand darin, die Schwungmasse, die Andruckrolle und den Riemen zu markieren, um festzustellen, welches Element noch Probleme bereitet. Bzgl. der (gebremsten oder angetriebenen) Wickelteller lässt es sich ja leicht ermitteln, indem man die Cassette jeweils am Anfang und am Ende bespielt und schaut, ob es einen Unterschied im Takt gibt. Wenn der Antriebsriemen sehr kurz ist, wird es zugegebenermaßen aber schwierig, einen Taktunterschied zwischen dem Riemen und der Schwungmasse zu erkennen. Gemessen haben wir zwar "nur" mit einem Nakamichi T-100, aber für W&F-Messungen ist es, denke ich, doch recht aussagekräftig.

      Die Andruckrollen erwiesen sich als unauffällig, obgleich ausgehärtete Gummis dort natürlich nicht unbedingt eine Seltenheit sind. Bei einzelnen Cassettendecks (CF 5500, TA 2570) haben wir dann mit neuen Riemen verschiedener Anbieter sowie mit alten Riemen gleicher Modelle experimentiert, und gerade dieser Versuch hat gezeigt, dass neue Riemen 1. praktisch durchgängig eine Verschlechterung des Gleichlaufs um rd. 0,1% bewirken und 2. selbst alte Riemen (sofern noch grundsätzlich ok) den neuen überlegen sind und allenfalls 0,05% schlechteren Gleichlauf gegenüber den Spezifika zeigen, etwa weil sie weniger elastisch sind oder weniger Grip haben. Das ist schon ziemlich traurig, finde ich, denn die Decks selbst könnten aller Mechanik zum Trotz heute noch sehr nah an ihrem Urpsrungsniveau spielen.

      Als - daher sicher wenig überraschendes - Zwischenergebnis ist es in jedem Fall so, dass Decks mit zumindest einem direkt angetriebenen Capstan bzgl. des Gleichlaufs auch dann einwandfrei sind, wenn sie eine zweite Schwungmasse über einen neuen Riemen mitziehen. Ansonsten muss man wirklich hoffen, dass der alte Riemen noch gut ist, was selbst bei 40 Jahre alten Decks durchaus noch vorkommen kann (Bsp. Braun C301).

      Schöne Grüße
      Thomas
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