MPX-Decoder-IC HA1196 – Grenzen des Zufalls?

      MPX-Decoder-IC HA1196 – Grenzen des Zufalls?

      Liebe Forenfreunde,

      bei meinem Sharp Optonica SA-3131, den ich aktuell herrichte, fehlt(e), neben manchen anderen Defekten, der Stereo-Empfang. Grundsätzlich lässt er sich noch ganz gut abstimmen, will sagen: Die Frequenz, auf der ein starker Sender zu finden sein sollte, wird sowohl von der Mitten- als auch Feldstärkeanzeige recht exakt lokalisiert. Es klingt dann sauber und rauschfrei, nur halt in Mono.

      Mit meinem bei Tunern nicht sehr weit reichenden Erfahrungswissen hatte ich, weil das zuvor schon vorgekommen ist (zuletzt mit einem IC KB-4400), das Decoder IC HA-1196 im Verdacht, defekt zu sein. Also habe ich es getauscht, und siehe da, der Tuner empfing recht gut in Stereo und zeigte das auch an. Leider nicht sehr lang, nach rd. 5 Minuten ging er wieder auf Mono. Ein paar Stunden später gab es nochmal kurz Stereo-Empfang, dann aber nicht mehr.

      Die Versorgungsspannung hatte ich selbstverständlich vorher geprüft, sie war und ist aber, wie alle anderen Werte, in Ordnung. Also habe ich nochmals 3 weitere Decoder-ICs gekauft, von denen aber nur eines Stereo-Empfang zulässt. Ich lasse den Receiver damit aber höchstens 10 Sekunden lang eingeschaltet, da ich nicht weiß, ob das HA-1196 nun tatsächlich so empfindlich ist / leicht kaputtgeht, oder ob es ein anderes Problem gibt.

      Meine Frage ist nun: Kann es wirklich Zufall sein, dass von nun insgesamt 4 ICs HA-1196 eines nur kurz überlebt, zwei gleich defekt waren und ein weiteres funktioniert, aber vielleicht auch bald kaputtgeht? Oder lässt sich anhand des Schaltungsumfelds (anbei) oder der IC-Charakteristik eingrenzen, wodurch das HA-1196 so schnell überlastet werden könnte? Lt. Datenblatt verträgt es eine Versorgungsspannung, die eigentlich deutlich über dem Wert im Schaltplan liegen darf.

      Vielen Dank für Tips oder Hinweise,
      Thomas

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      Hallo Thomas,

      vermutlich ist/war keiner der PLL-Stereo-Dekoder Chips defekt sondern der Abgleich am Dekoder-Chip stimmt nicht oder Trimm-Poti VR102 hat schlechten Kontakt.
      Der Bereich Muting/Stereodekoder muss gemäss Service-Anweisung abgeglichen werden. Dazu braucht man Mess-Sender mit Stereocoder, Frequenzzähler und Erfahrung.
      Das fehlt Dir.

      Du kannst allenfalls dies versuchen:
      VR 102 (VCO frequ. adj.) fotografieren/markieren, wie es steht (damit es ggf. auf diesen Wert wieder zurückgestellt werden kann).
      VR 102 in kleinen Schritten verdrehen und sehen, ob bei einer anderen Stellung oder nach Verdrehen und zurückdrehen auf Ausgangsstellung Stereo wieder funktioniert, weil sich dadurch das Kontaktproblem erledigt hat..



      Gruß
      Reinhard
      Hallo Reinhard,

      vielen Dank für die Antwort!

      Bestimmt habe ich das Problem aber missverständlich und auch zu unvollständig geschildert: Nachdem ich das originale, defekte IC102 (= HA1196) ersetzt hatte, aber auch das neue (NOS) nach sehr kurzer Zeit wieder kaputt war, habe ich vor dem Kauf der weiteren 3 Stk. eine IC-Fassung eingebaut, um das HA1196 schneller tauschen zu können - die Lötaugen bzw. das Platinenmaterial sind in dem Receiver nicht das beste. Ergebnis: 2 der 3 nachgekauften haben gar nicht funktioniert (oder waren sofort kaputt = Empfang nur in Mono), das dritte läuft aktuell problemlos, der Empfang in Stereo ist einwandfrei. Ich traue mich nur nicht, den Receiver längere Zeit laufen zu lassen, weil ich befürchte, dass auch dieses letzte funktionierende IC im Betrieb bald kaputtgeht.

      Der ursprüngliche Verdacht, die Stereoumschaltung könne aufgrund eines defekten IC102 fehlen, war tatsächlich nur eine erste (wie gesagt, auf Erfahrungswissen basierende) Vermutung, sie war aber richtig. Equipment zum Abgleich fehlt mir in der Tat, er scheint aber zumindest gehörmäßig auch nicht nötig zu sein. Die Frage ist halt nur: Warum sind so viele HA1196 (das originale sowie 3 der 4 in 2 Etappen nachgekauften) so schnell kaputtgegangen? Ist das Zufall oder kann das mal passieren und ist ein Versuch sinnvoll, es dann irgendwie zu schützen? VCC soll lt. Schaltplan 10,8 V sein, gemessen sind ist 11,2 V, darf lt. Datenblatt aber auch bis zu 15 V betragen ...

      Beste Grüße
      Thomas
      Hallo Thomas,

      Das IC ist ein MOS-Baustein. Durch blosses Anfassen mit der Hand, wenn man statisch aufgeladen ist, kann es kaputtgehen, ohne dass man das merkt. Das Problem ist dann nicht das IC sondern Deine Kleidung (Kunstfaser?), auch das Material der Socken und Schuhe (Kunstfaser, Kunststoff?), die Du anhast und der Bodenbelag auf dem Du läufst (Kunststoff, PVC?), die augenblickliche Luftfeuchte im Raum, usw....Du kennst es vielleicht...wenn man "geladen" ist und eine Metall-Türklinke anfasst, funkt es! Der Körper hat dann mehrere Tausend Volt, ohne dass Du es sonst spürst.

      Ich habe mir mal so einen Display-Controller zerschossen, als ich einenGoldcap im Winter (bei niedriger Luftfeuchte) in einem Tuner wechseln wollte. Ich wusste nicht, dass ich geladen war, gefunkt hat es auch nicht - der Controller war danach aber defekt - nur durch Berührung ohne antistatische Schutzmassnahmen. Man sollte sich angewöhnen, entweder immer ein an Masse (Wasserleitung, Heizungsrohr, Erdungsleitung) angeschlossenes leitendes Handgelenkarmband zu tragen oder unmittelbar vor Berührung sich an einer Wasserleitung oder blankem Teil einer Zentralheizung zu entladen (Gasleitung geht nicht!).

      Wenn das IC aber erst einmal eingebaut ist und die Schaltungsumgebung ist in Ordnung, geht es da nicht vorschnell kaputt, es sei denn, man fasst es an, wenn man statisch aufgeladen ist.
      Vcc 11 V am IC ist gar kein Problem!

      Noch eine Anekdote:
      Mit der Familie bin ich vor Jahren nach Ägypten in den Urlaub geflogen - Pauschalreise, klar. Der Charterflieger war von einer kleinen ägyptischen Fluglinie und offensichtlich ein altes bei einer anderen Gesellschaft ausgemustertes Exemplar, das in Ägypten für die Charterfirma "kostengünstig" renoviert worden war. Im Mittelgang war jedenfalls ein Bodenbelag aus Kunstfaser (Polyamid?) verlegt, der nicht antistatisch ausgerüstet war. Wenn das Personal beim Service den Trolley den Mittelgang entlangschob, lud der sich über die Rollen elektrostatisch auf und damit auch die Stewardessen, die ihn schoben. Immer wenn die ein Metallteil der Sitzreihen beim Service berührten, funkte es! Das "knacken" der Funken war sogar hörbar. Das passierte auch, wenn man auf Toilette ging und die Tür anfasste. Sozusagen der eingebaute Elektroschocker, dank ungeeignetem Bodenbelag. Ich sag' mal 10'000 V, wohl bekommts!

      Das gab es bei der staatlichen Egypt Air nicht, dafür blockierte dort das Kabinenpersonal mit Türmen von eigenem (!)Gepäck die Notausgänge. Auf diesbezüglichen Hinweis, man möge doch die Notausgänge freihalten gab es nur eine schnippische Antwort.

      Gruß
      Reinhard

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      Hallo Reinhard,

      es gibt leider doch irgendeine andere Ursache. Das letzte funktionsfähige IC habe ich vorhin etwas länger in Betrieb gelassen, heißt, ich habe einen perfekt in Stereo empfangbaren Sender eingestellt, bin gemütlich etwas essen gegangen, und als ich wieder nach dem Receiver geschaut habe, war er wieder komplett in Mono. Einfach so. Unwiderruflich. Die Versorgungsspannung lag zu diesem Zeitpunkt bei etwas erhöhteren 11,6 V, aber das kann es wohl eh nicht sein (ok, ich hätte vielleicht noch nachschauen können, ob sie wirklich stabil ist / AC-Anteile hat, aber wie (un-)wahrscheinlich ist sowas ...).

      ich habe mich mit dem ansonsten recht hübschen Receiver schon ein paar Tage beschäftigt, und bei so einem kuriosen Verhalten ist letzlich wohl klar, dass Tips aus der Ferne kaum möglich sind. Blöd, dass ich nach dem JBL-Subwoofer-Problem jetzt schon wieder so ein siebensiegeliges Rätselbuch erwischt habe. Falls Du dennoch einen Denkanstoß hast, welche Ursache dafür verantwortlich sein könnte, dass zumindest die Mono-Stereo-Umschaltung so leicht und ohne äußeres Zutun gekillt wird, wäre ich selbstverständlich dennoch sehr dankbar.

      Beste Grüße
      Thomas

      P.S.: In diesem Zustand habe ich dann noch den Tip beherzigt, den VR102 anzupassen, bewirkt hat das aber nichts.
      Hallo Thomas,

      dann ist doch etwas in der Aussenbeschaltung nicht in Ordnung.

      Hast Du denn wirklich ALLE Spannungen an allen 16 IC-Pins nachgemessen und mit dem Schaltplan verglichen? Und ALLE waren wie im Schaltplan angegeben?
      Da greift auch noch die Mutingschaltung ein!

      Du bist Dir auch sicher, dass er in mono ist? Oder ist er weiterhin in stereo und nur die Stereo-Anzeige LED ist evtl. ausgefallen? Das gilt es als erstes zu unterscheiden.

      Gruß
      Reinhard
      Bei solch einem Problem denke ich eigentlich an die Einstellung der Schaltschwelle, weil dies bei mir nach Austausch eines Decoder-IC doch auch schon mal vorkam.
      Das HA1196 ist mir übrigens ein Begriff, hatte auch schon damit zu tun, nur die beschriebenen Probleme waren da so doch nicht gegeben.

      Gruß: Hans,der 2.
      Meine Zeit war die Zeit, als man noch Zeit hatte, sich Zeit zu nehmen...
      Kopf hoch,au wenn de Hals dreckig isch ;( .....
      Guten Morgen allerseits,

      zum Glück scheint der NOS-Bestand an HA1196 sehr reichhaltig zu sein – die ICs lassen sich günstig nachbeschaffen. Das ist zwar gerade trotzdem ernüchterndes Lehrgeld, aber immerhin auf recht überschaubarem Niveau. Der SA 3131 hat in damaligen Vergleichstests gegen Grundig & Co. vor allem aufgrund des Tunerteils nicht allzu gut abgeschnitten, ein lohnendes Reparaturobjekt ist er aber bei diesem Fehler (derzeit) wohl noch immer.

      Wie dem auch sei: Hier die gemessenen Spannungswerte mit einem weiteren, funktionierenden HA1196 bei Empfang eines starken Senders in Stereo:

      Pin 1: 11,2 V
      Pin 16: 3,0 V
      Pin 2: 3,0 V
      Pin 15: 2,4 V
      Pin 3: 7,3 V
      Pin 14: 2,4 V
      Pin 4: 8,6 V
      Pin 13: 2,4 V
      Pin 5: 8,6 V
      Pin 12: 0 V
      Pin 6: 4,8 V
      Pin 11: 2,3 V
      Pin 7: 4,9 V
      Pin 10: 2,4 V
      Pin 8: 0 V
      Pin 9: 0,8 V

      Die Werte an Pin 9 (12 V) und Pin 12 (0,68 V) ändern sich (natürlich) bei fehlendem Empfang bzw. Schalterstellung "Mono". Ansonsten wird nicht nur Stereo angezeigt, sondern auch wiedergegeben.

      Bei der Messung des Spannungwertes an Pin 16 bzw. an VR102 springt der Tuner direkt von Stereo auf Mono. Ich vermute den Grund dafür darin, dass die VCO-Schaltung sehr hochohmig ist.

      Nach meiner Einschätzung sind die gemessenen Werte durchaus im Rahmen - und so verhält sich der Tuner ja auch, bis dann plötzlich etwas kippt. Den Tip mit dem Kältespray werde ich beherzigen. Ideal wäre es dabei, genau den Punkt zu erwischen, an dem es zu kippen beginnt. Mir ist aber nicht klar, bei welcher Bauteilgruppe das geschieht und wie viel Zeit ich habe, das herauszufinden, bevor das IC102 dann wieder aufgibt ...

      Ein schönes Wochenende wünscht
      Thomas
      Hallo Reinhard,

      danke für den Hinweis.

      Was ich tatsächlich übersehen habe, ist, dass dies einer der Werte ist, die abhängig vom Empfang sind. Bei einem starken Sender liegen an Pin 10 somit die von mir genannten 2,4 V an, ohne Signal sind es die im SM angegebenen 0 V (0,1 V, aber der Elko ist vermutlich i.O., zwischen Pin 10 und 11 messe ich im eingebauten Zustand 60 kΩ).

      Es ist ein wirklich lästiger Fehler, dessen Ursache ich nichtmal ansatzweise lokalisieren kann. Normalerweise gelingt es mir, mit viel Geduld und Hartnäckigkeit ggf. fehlende Sachkenntnis zu kompensieren - so habe ich mal nach längerem Suchen eine trotz Elko-Kur immer noch nicht funktionsfähige Laufwerkssteuerung an einem Aiwa DAT XD-1100 wieder repariert, bei der die ausgelaufenen Elkos auch zwei der zig Durchkontaktierungen zerstört hatten. Aber hier ist wohl echt das Ende der Fahnenstange erreicht, obwohl die Platine des Sharp Receivers an der Stelle bei weitem nicht so kompliziert ... erscheint.

      Nun denn. Einen schönen Sonntagabend wünscht,
      Thomas
      Guten Morgen in die geneigte Runde,

      mit Michaels Hilfe habe ich mich des Problems nochmal angenommen. Wir sind verschiedenen Einflussmöglichkeiten nachgegangen, ein spezifischer Übeltäter hat sich dabei aber nicht als Ursache herausgestellt. C123 ist - wie praktisch alle (Nichicon- und Sanyo-)Elkos in diesem Receiver, unauffällig. Ich habe ihn trotzdem gegen einen Folienkondensator getauscht, ohne Ergebnis. Zwischen Pin 10 und 11 des IC102 / HA1196 gibt es auch sonst keinen (Fein-)Schluss.

      Es gibt dennoch einen neuen Befund: Wenn ich das Beinchen von Pin 10 aus der Fassung hebe, diese Verbindung also komplett offen lasse, empfängt der Receiver völlig problemlos in Stereo und klingt auch unmissverständlich danach, er schaltet aber auch ganz normal um auf Mono, wenn das Signal zu schwach wird und er geht auf Mono über den äußeren Umschalter am Gerät. Kurzum: Er verhält sich dann völlig einwandfrei.

      Ich bin im FM-Bereich leider wirklich nicht ausreichend bewandert, aber das müsste doch jetzt eigentlich eine klarere Aussage darüber zulassen, wo der Defekt bzw. die Ursache letztlich wirklich zu suchen ist, oder? Im Service-Manual ist ein Block- und Äquivalenzschaltbild des ICs enthalten, das ich hier mal angehängt habe. Vielleicht lässt sich damit ja dingfest(er) machen, warum der Demodulator ohne die Verbindung zwischen Pin 10 und 11 plötzlich normal arbeitet und ob ich das eventuell sogar so lassen kann.
      Dateien

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „DerThomas“ ()

      Hallo Reinhard,

      vielen Dank für den Hinweis. Ich werde dann wohl kurzerhand C123 weglassen, das sieht ein wenig eleganter aus, als ein IC-Beinchen in der Luft hängen zu lassen.

      Vielleicht erlaube ich mir noch den Versuch, das Alternativ-IC NTE1484 aus den USA zu bestellen, um damit zu prüfen, ob es von diesem Ausfall in gleicher Weise betroffen ist, womit sich dann ja der Verdacht erhärten ließe, dass die HA1196 nach einem Prozess fortschreitender innerer Alterung auf diese Art reihenweise ausfallen.

      Bestimmt hat die Klärung dieser Frage(n) nur noch akademischen Mehrwert, aber das heißt doch dann wohl klar, dass tatsächlich die von mir immer wieder erneuerten ICs kaputtgegangen sind und kein Problem an der Außenbeschaltung existiert, oder?
      Und wenn ich es richtig interpretiere, dann sorgt der Low-Pass-Filter zwischen Pin10 und Pin11 doch dafür, dass überhaupt ein von höherfrequenten Störeinflüssen befreites Signal zur Stereo-Umschaltung erfolgen kann - mit anderen Worten: Der mithin innerhalb des ICs liegende Defekt sorgt erst dafür, dass sich die Verhältnisse genau umkehren: Die Verbindung von Pin10 zu Pin11 mittels des LPF unterbricht eben dieses Stereo-Umschalt-Signal ... Oder ist es gerade umgekehrt so zu vestehen, dass über die Verbindung Pin10 / Pin11 das Signal "Mono" kommt, so wie über den externen Mono-Schalter, der an Pin12 anliegt?

      Schöne Grüße
      Thomas
      Die Chips von NTE sind aber wahrscheinlich genauso alt ... und man kann sich auch hier bekommen, denke ich.

      Michael

      p.s.: Es gibt zwei Distributoren in D, einmal TME in Leipzig und Schuricht (Distrelec) in Bremen. Online ist das IC nicht mehr geführt, bei Schuricht kann man aber mal nachfragen, die haben noch so einige Reste, die nicht im online Katalog erfasst sind. Aber ich vermute, dass das IC auch schon lange obsolet ist. NTE ist ja kein Hersteller, sondern "nur" ein Anbieter -- die kaufen also anderswo ein.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „kugel-balu“ ()

      DerThomas schrieb:

      ...dass tatsächlich die von mir immer wieder erneuerten ICs kaputtgegangen sind und kein Problem an der Außenbeschaltung existiert, oder?


      Hallo Thomas,

      ich kann den Fehler immer noch nicht verstehen.
      Denn wenn die Pins 10 und 11 nicht kapazitiv gekoppelt sind, kann das Loop-Trigger-Signal kein "Stereo" einschalten (den Trigger Threshold für den Stereo-Auto-Schalter überwinden). M.E. muss also über irgendetwas an den kurzen Leiterbahnen von diesen beiden IC-Pins oder von der Fassung, die Du eingesetzt hast, eine ausreichend grosse Kopplung machen (die eigentlich normalerweise nur der 220nF Kondensator machen sollte, den Du aber an Pin 10 ja einseitig abgetrennt hast). Das kann aber doch nicht am HA1196 selbst liegen, denn dieser IC funktioniert ja in Zigtausenden von Stereo-Tunern und Receivern vieler verschiedener japanischer Hersteller (Hitachi FT-5000, Kenwood KT-7500, Mitsubishi DA-F20, Nakamichi 430, Onkyo T-4057, Pioneer TX-6500II, Sansui TU-217, TU-317, TU-417, TU-517, TU-717, TU-5900 and TU-X301, Sanyo Plus T55; Marantz 2238B, usw.)in gleicher Beschaltung mit dem 220nF Kondensator zwischen Pins 10 und 11 einwandfrei.

      Über Pin 10 kommt ein Trigger-Signal an Pin 11, das eine bestimmte Grösse haben muss, damit es Stereo-Umschaltung bewirken kann. Also völlige Trennung zwischen Pins 10 und 11 sollte die Stereo-Umschaltung unterbinden. Das von Dir verlinkte Blockschaltbild ist in diesem Bereich unvollständig.

      Besser ist dieses:




      Vielleich hat jemand tiefere Einsicht, der in PLL-Decoder-Schaltungen bewandert ist. ich bin das leider nicht.

      Zu beachten ist noch:
      Der Mono-Stereo-Schalter an der Front legt Pin 12 auf Masse. Damit wird die manuelle mono-stereo-Umschaltung gemacht. Könnte es sein, dass sich dieser Schalter erratisch verhält? Durch ein Kriechstromproblem? An Pin 12 geht es hochohmig zu, so dass ein Schalterproblem sich auswirken kann (er öffnet nicht 100%ig, hat einen Feinschluss). Dabei ist auch die (frühere?) Verwendung von bestimmten Kontaktsprays zu hinterfragen, da diese u.U. eine Restleitfähigkeit beim offenen Schalter verursachen können und so den Fehler "schaltet von selbst auf mono" bewirken. Das ist jetzt keine exotische Vermutung, sondern Tatsache. Dazu Link!

      hifi-forum.de/viewthread-185-9267.html

      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 8 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hallo Reinhard,

      vielen Dank schonmal für diese weitergehenden Tips, die für mich jetzt wirklich mehr Licht ins Dunkle bringen. Ich werde mir den Schalter an Pin12 ansehen und befürchte, dass die Ursache allen Übels an der genannten Stelle tatsächlich peinlich leicht aufzulösen sein wird.

      Zuvor möchte ich unterstreichen: Bevor ich mich - besonders hier - an fundiertes Fachwissen zur Unterstützung bei der Lösung eines Problems wende und hiermit auch im Sinne anderer User mit komplexen Hilfewünschen Eure Zeit beanspruche, versuche ich IMMER, zunächst allein so weit wie möglich zu kommen. Das heißt:
      • ich besorge mir das Servicemanual des Geräts und lese es aufmerksam durch; wenn ich dort etwas nicht verstehe, recherchiere ich die Hintergründe einer bestimmten Anleitung, Beschreibung oder Abgleichvorschrift sowie des Schaltungskonzepts (nicht zuletzt aus Spaß am Lernen),
      • ich prüfe die Bauteile und Lötstellen auf Sicht und arbeite ggf. nach,
      • dann prüfe ich die angegebenen Spannungen und verfolge alle möglichen Signale mit DMM, Oszilloskop und Frequenzgenerator,
      • ich suche in allen Foren, auch englischsprachigen, nach der gleichen Fehlerbeschreibung und versuche, sofern vorhanden, Lösungsvorschläge zu übertragen,
      • falls der Fehler auf eine bestimmte Baugruppe oder gar ein Bauteil zurückzuführen ist, besorge ich mir das Datenblatt und versuche, dort die Zusammenhänge zu verstehen und im Sinne des auftretenden Fehlers nachzuvollziehen.
      Erst wenn das alles nichts hiflt, frage ich nach. So bin ich auch hier vorgegangen. Ich sage das alles nicht, um mich zu rechtfertigen oder vorab für meine Unbedarftheit zu entschuldigen - ich bin nur völlig baff, dass Du 1. so viele Receiver gefunden hast, die ebenfalls mit diesem Dekoder-IC arbeiten und 2. ein so viel besseres Datenblatt aufgetrieben hast. Hast Du eine bessere Suchmaschine? Ich habe alles rauf und runter gesucht, die IC-Bezeichnung ist schließlich einfach und eindeutig, aber schon bei den Datenblättern wurde es schwierig, und bei den Receivern (mit diesem IC) bin ich nur auf Scott gestoßen, sonst nichts. Besonders peinlich: Marantz-Receiver habe ich auch schon einige repariert, allerdings vor allem im Bereich der Stromversorgung und Verstärkung. Aber trotzdem ...

      Das von Dir gezeigte Blockschaltbild des HA1196 ist an der entscheidenden Stelle komplett anders, bei mir sah es ja so aus, als sei der äußere Mono-Umschalter nur ein Element von zwei möglichen für die Mono-Stereo-Umschaltung, bei Dir ist klar, dass er VORHER wie ein echter Unterbrecher agiert. Bei dieser Schaltung hätte ich sofort viel genauer dort außen nachgeschaut - wie gesagt, ich hole das diese Woche nach. Die einzige Erklärung, die ich habe, ist, dass es dieses IC auch mit der Bezeichnung HA1196U gab, aber ob dann genau dort der Unterschied besteht?

      Jedenfalls werde ich einfach versuchen, nicht Pin10, sondern Pin12 aus der Fassung zu heben, das geht schließlich ganz schnell und würde / wird ja sofort zeigen, ob dann auch problemlos Stereo-Empfang möglich ist.

      Nochmals vielen Dank für die Geduld und die Erläuterungen sowie schöne Grüße
      Thomas