Telefunken TRX 3000 - Wiederbelebung eines Männerreceivers

      Tja,...bei dem Telefunken sehen alle Lötstellen so aus, mit Ausnahme der paar hundert, die ich inzwischen vorsorglich nachgelötet habe. Vielleicht waren sie ja mal vor 40 Jahren glatt und glänzend, heute sind sie jedenfalls oberflächlich matt und rau, wenn man sie nicht neu/nachlötet. Aber bisher nur dieser eine Ausfall aufgrund einer versagenden Lötstelle. Da habe ich bei anderen Marken schon weit Schlechteres erlebt. Der Kabelverhau und dessen schlechte Dokumentation ist die grössere Pest bei diesem Gerät.

      Es gibt noch eine weitere "Klirrfaktorbaustelle", wie ich gestern feststellen musste - diesmal offenbar nicht einer Lötstelle geschuldet, denn die infrage kommen, habe ich bereits abgesucht. Und zwar Kanal "hinten rechts", der hat etwas schwankend einen Klirrfaktor im Bereich 0,05-0,15 % (1 kHz, 10W an 8 Ohm). In Ordnung wären 0,01-0,03 %. Das ist nicht dramatisch schlecht, aber auch nicht mehr gut. Den Übeltäter vermute ich auf der NF-VV Steckplatte der 3. NF-Stufe. Denn auch, wenn ich die 1. Stufe übergehe, indem ich in die Monitorbuchse einspeise, ist der Klirr vorhanden und auch am am Eingang der Treiberstufe erhöht. Die 2. Stufe hatte ich bereits komplett überarbeitet. Ich habe einen nicht mehr "taufrischen" Kleinsignaltransistor in der 3. Stufe in Verdacht. Ich werde nochmal die Reglerplatte ausbauen müssen und mir die 3. Stufe ebenfalls vornehmen.

      Gruß
      Reinhard

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      Jogi: Kleine Module in Harz vergossen ? Hmm ... da kenne ich viele Fehlschläge ... je nach Harz frisst sich das nämlich durch Leiterbahnen etc. durch, und Schluss ist ... in die Falle sind in den 70er und 80er Jahren viele kleine Hersteller getappt ...

      Wenn man natürlich ein gewiefter Profi ist, hat man das vorausgesehen, und Vergussmassen ohne aggressive Ingredienzien verwendet. Dann ist alles gut ... aber das wusste nicht jeder.

      Michael
      Alles hat eben Vor- und Nachteile.
      Ich baute damals viel mit diskreten, auf das nötigste abgemagerten Transistor-Baugruppen nach Art von Operationsverstärkern.
      Eigentlich sehr unkritische Module, mit deutlich besserem Rauschverhalten als die damaligen integrierten OP´s,
      natürlich auch mit besserem Verzerrungsverhalten als man es aus einem Eintransistor-Kleinsignalerstärker in Emitterschaltung herausholen kann, die Aera dieser ging mit steigenden Ansprüchen zuende und selbst mit komplementären zweistufigen direkt gekoppelten Emitterschaltungen erreicht man nicht soviel wie ich wollte.

      Da lag der Gedanke nahe sowas in Harz einzukapseln, aber eben diese Überlegungen zu Matrial-Prozessen haben mich darauf verzichten lassen. Wenn dann wäre die Dickschichttechnik mir eher genehm gewesen, aber ich war kein Bosch, der mal locker genügend kundenspezifische Dickschicht-Hybride für einen Fertigungsauftrag an Siemens abnehmen konnte.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Der 3. NF-Vorverstärker ist inzwischen überarbeitet.
      Er war nicht für den erhöhten Klirr hinten rechts verantwortlich. Auch das zugehörige Treibermodul nicht, denn beim Austausch/Kreuztausch änderte sich nichts. Inzwischen denke ich, dass einfach das (noch originale) Endtransistorenpaar für den rechten hinteren Kanal nicht mehr ideal komplementär zueinander ist (BD311/BD312), d.h. ungleich gealtert.

      Was sich zusätzlich gezeigt hat:
      Im BTL- (Brücken-)betrieb, bei dem die beiden linken Verstärker und die beiden rechten Verstärker jeweils zusammen den linken bzw. rechten Stereokanal treiben, sollten wenigstens 100 W/ 8 Ohm pro Kanal zur Verfügung stehen. Tatsächlich lieferte der linke Kanal in diesem Modus aber nur 78 W praktisch klirrfei, während der rechte Kanal im BTL-Betrieb solide 124 W an 8 Ohm brachte, so wie das eigentlich bei beiden Kanälen sein sollte.
      Alle vier Kanäle einzeln getestet, lieferten sie an 4 Ohm Last jeder 70 W. Dann ist nicht einzusehen, wieso im Brückenbetrieb die Kanäle so stark unterschiedlich sind - es sei denn, im Inverter-Bereich ist für den linken Knal etwas nicht in Ordnung.

      Im Brückenbetrieb wird das Signal des linken vorderen Kanals phaseninvertiert auf die linke hintere Treiber-/Endstufe gegeben. Entsprechend rechts: Das Signal des vorderen rechten Kanals wird invertiert aud die rechte hintere Treiber-/Endstufe gegeben. Desweiteren wird mit einem Schalter der linke Lautsprecherausgang zwischen die beiden Ausgänge von links vorne und links hinten gelegt, die dann sozusagen im push/pull Verfahren in Serie den zwischen ihnen liegenden Lautsprecher treiben. Entsprechend beim rechten Kanal.

      Da nur im Brückenbetrieb der Leistungsverlust auftrat, musste der Inverter für den linken Kanal defekt sein. Und so war es auch, und zwar wieder zwei Elkos einer ähnlich suspekten Sorte, wie zuvor schon die "CIB"-Fabrikate, nur diesmal stand darauf "PHILTRO ETS 4.7 µF 50V". Das sind die Ausgangskoppelelkos C1373 und C373 des Inverters für den linken und rechten invertierten Kanal. (Achim hatte in einem Telefunken Cassettendeck früher ebenfalls schon einmal diese mir bis dato unbekannte Elko Marke als auffällig defekt festgestellt). Auch wenn der Name es zu suggerieren scheint - es sind mit Sicherheit keine Philips-tropentaugliche Elkos! Philips hat damit nichts zu tun. Auch hier wieder: Äusserlich unauffällig.

      Einer dieser beiden (nominell 4,7 µF) "PHILTRO ETS" hatte bei 1 kHz nur noch 7 nF (ja, nano...!) mit parasitärem Parallelwiderstand von 42 kOhm, der andere knapp 1 µF mit einem ESR von 290 Ohm. Beide waren also für'n Müll. Ansonsten besteht der Inverter je Kanal nur aus einem Transistor (BC 237B) und einem kompensierten Op-Amp (LM301). Den Transistor und den Op-Amp des linken Inverterkanals habe ich bei der Gelegenheit gleich miterneuert.



      Im Bild sind die unteren beiden Kondensatoren ersetzt (jetzt 4,7µF/63V WIMA MKS-2) und der obere Operationsverstärker und der obere Transistor.






      Anschliessend nochmals alle vier Kanäle einzeln durchgeprüft (1 kHz): 70 W/ 4 Ohm unverzerrt bei allen vieren.
      Und anschliessend im BTL- (Brücken-)betrieb an 8 Ohm Last: Nun Links: 127 W; Rechts: 125 W - also beide jetzt mit korrekter Leistung.

      Der leicht erhöhte Klirrfaktor rechts hinten macht sich nur noch wenig bei den Messungen bemerkbar, auch damit ist der Receiver noch innerhalb der von TFK genannten Technischen Daten. Ich kann das deshalb so belassen.




      Der nächste Defekt hat sich nämlich schon "gemeldet": 100 Hz-Brumm unter bestimmten Bedingungen!

      Schalte ich den Receiver in kaltem Zustand ein (er muss dafür etwa 5 Minuten vorher ausgeschaltet gewesen sein, das reicht) und drehe ich den Ausgangspegel nicht höher als -30 dB, ist alles in Ordnung. Soll heissen: Der 100 Hz-Brumm ist <-100 dB. Sobald ich aber den Ausgangspegel auf >30 dB erhöhe, geht sprunghaft der Brumm auf ca. -75 dB hoch und verringert sich anschliessend auch nicht mehr, wenn ich den Ausgangspegel wieder herunternehme. Wenn ich den Receiver ausschalte und nach 5 Minuten wieder einschalte, kann ich dieses Spiel wiederholen. Es ist dabei unerheblich, welchen der vier Kanäle ich dabei belaste oder ansteuere. Das spricht gegen defekte Ladeelkos im Endstufennetzteil. Hätten die nämlich Kapazitätsverlust, müsste sich der Brumm immer reversibel mit der Last ändern, also auch entsprechend abnehmen, wenn der Pegel verringert wird, das ist hier aber nicht so.

      Das Verhalten erinnert mich an die Symptome, die ich beim 5V-Netzteil aufgrund der defekten Dioden in der Gleichrichterbrücke hatte: Dort fielen einige der (schon defekten) Dioden schlagartig aus, wenn eine bestimmte Last überschritten wurde. Auch das war nach Ausschalten des Receivers anfänglich noch reversibel.
      Im stabilisierten Netzteil für die Eingangsschalter und NF-Vorverstärker (Spannungen U1, U2, U3) sind die gleichen 1N4003 Dioden verbaut wie im 5V Netzteil. Sind die alle evtl. aus einem "schlechten Los"? Eine defekte Gleichrichterbrücke (D540, D541, D543, D545) könnte m.E. den Anstieg des 100 Hz-Brumms bei Belastung erklären, wenn der Brumm über die Spannungsversorgung der NF-Vorverstärkerstufen eingeschleppt wird. Übrigens wird Ladeelko C530 (1000 µF/63V) deutlich warm (man kann ihn noch gut anfassen, ist aber nicht mehr angenehm), das würde dazu passen. Das ist also meine nächste Baustelle.





      Gruß
      Reinhard

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      Jedenfalls gibt er sich alle erdenkliche Mühe, es mir nicht leicht zu machen. Ein Problem behoben, serviert er gleich schon das nächste.
      Die besagten, evtl. oder vermutlich schwächelnden Dioden befinden sich an der unzugänglichsten Stelle im Receiver, nämlich unter dem Drehko. Um da dranzukommen, muss ich den Drehko ausbauen, grrr!! :cursing: :cursing: :cursing:

      Überhaupt frage ich mich, nachdem ich mich ja schon eine kleine Weile mit den Altersleiden des TRX 3000 beschäftige (und noch lange nicht fertig bin), ob denn die heute im Gebrauchtwaren-Markt noch angebotenen Exemplare nicht mehrheitlich unter den gleichen/ähnlichen Defekten leiden, diese aber evtl. nicht erkannt werden, da dazu z.B. Messungen von Leistung, Frequenzgang und Verzerrungen nötig sind. Auf Fotos im www sehe ich z.B. Bestückung mit den gleichen Elkotypen, die bei mir ausgefallen waren. Das Zappeln der LED-VU-Aussteueranzeige, Leuchten der Lämpchen und Ton aus allen Lautsprechern heisst nach meiner bisherigen Erkenntnis noch nicht, dass er wirklich einwandfrei funktioniert. Die Fehler zeigen sich in verbogenem Frequenzgang, Klirrfaktor, Kanalungleichheiten, Leistungsverlust und Knacksen, Brummen, usw. Reparatur-Threads zum TRX 3000 in verschiedenen Foren brechen früher oder später ohne Erfolgsmeldung ab oder es kommt erst gar nicht zum Reparaturversuch. Es wird kolportiert, der TRX 3000 gelte als "praktisch unreparierbar", was er natürlich nicht ist, er wehrt sich nur! :P

      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hallo Reinhard,

      Deine Vermutung "ob denn die heute im Gebrauchtwaren-Markt noch angebotenen Exemplare nicht mehrheitlich unter den gleichen/ähnlichen Defekten leiden, diese aber evtl. nicht erkannt werden" trifft vollumfänglich zu.

      Es gibt meiner Erfahrung nach grob vier Kategorien von Verkäufern:

      1) Gerät auf Herz und Nieren geprüft
      2) Gerät einem Kurztest unterzogen, ein Eingang, ein Ausgang, es kam (irgend-) was hinten raus
      3) Gerät eingeschaltet, es leuchtet irgendwas
      4) Gerät nie eingeschaltet, hat aber angeblich mal funktioniert

      Es dominieren inzwischen 2) und 3) mit dem Resultat: Gerät funktioniert. Diese Leute würden jeden Lügendetektortest bestehen, da sie fest davon überzeugt sind das Gerät "getestet" zu haben. Übrigens ein gesellschaftliches Problem, was immer mehr Bereiche erfasst. Ich muss nur an meine letzte Inspektion beim VW-Vertragshändler denken.

      Die Konsequenz ist, ich glaube inzwischen niemandem mehr und überprüfe jede Aussage. Und regelmäßig stellen sich Auskünfte oder garantierte Zusagen als falsch heraus. Tendenz stark zunehmend.

      Wie sagte der erste Intel-Chef mal: "Nur die Paranoiden überleben".

      Schönen Sonntag noch!
      Hallo Reinhard, hallo Forenfreunde,

      Oh, das kommt mir bekannt vor. Ein Gerät ist wieder fertig montiert, alle Abdeckungen am Platz, alle Leiterplatten wieder mit allen Schrauben und Biegenasen befestigt, und dann tauchen schön nacheinander Wehwehchen auf, die im hintersten Winkel des Gerätes ihre Ursache haben. Reinhard, Du hast mein Mitgefühl, ich bin mir aber auch sicher, dass der Telefunken schon bald klein beigeben muss.

      Drahtverhau, verbaute Kiste... Ich habe in meinem Bastlerdasein nur zwei echte Quadrotypen von innen kennengelernt: Wega 3135 und Saba/Sylvania 8280. Beiden gemeinsam ist eine drangvolle Enge. Vier Kanäle inklusive Vorstufenschnick unterzubringen, bedeutete vor rund vierzig Jahren wohl stets, dass Kompromisse bei der Servicefreundlichkeit notwendig wurden. Und doch gibt es Unterschiede. Die Konstruktion des Wega lässt erkennen, dass von Anfang an die vier Kanäle berücksichtigt wurden. Der kleine Stereobruder WEGA 3131 besitzt dieselbe NF- Grundleiterplatte, die Rückkanäle sind nur nicht bestückt. Ebenso lässt die Front die Ableitung der Stereovariante aus der Quadrokonstruktion erkennen. Damit ist das Gerät insgesamt wesentlich aufgeräumter als der Sylvania-Bolide, der mehr aus Draht, denn aus Leiterplatten zu bestehen schien. Dessen Inneres offenbarte deutlich die andere Konstruktionsrichtung: Aus einem vorhandenen Stereoentwurf wurde die Quadrovariante abgeleitet, mit vielen Kompromissen hinsichtlich Anordnungslogik, Übersichtlichkeit und Zugänglichkeit.

      In beiden Fällen trifft meiner Meinung nach zu: Quadro bedeutet einen ganzen Sack voll mehr Aufwand bei einer Revision, man bekommt aber nur geringfügig mehr Gegenleistung hinsichtlich des Hörvergnügens.

      Viele Grüße,
      Christian
      **************************************************
      2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)
      Wie schrieb Achim hier doch mal so schön: "Es gibt keine intakten Geräte, nur unzureichend getestete" ... wobei man immer noch ein Itzelchen finden kann, auch wenn es gut geprüft ist. Bei so alten Teilen ist halt auch immer etwas "knapp vor einem Problem". Und manches hängt auch von der Nutzung ab.

      Was mich im Grunde lange Zeit noch viel mehr gewundert hat: Dass manche Leute für ein Sammlergerät so elend viel Geld zu zahlen bereit sind. Wenn man aktuell in der Bucht schaut, geht da so ein Receiver in irre Höhen, und wenn der ganz in Ordnung ist, fresse ich einen Besen ...

      Aber inzwischen weiss ich, was dahinter steht: Es gibt wirklich Leute, die brauchen pro Woche mehrere neue Geräte zu ihrem Glück, und dabei kommt es auf die Funktion gar nicht an. Kaufen, berauschen, und bei Gelegenheit wieder verkaufen ... da muss man dann anpreisen. Meist ist es längst Schrott ...

      Besten Gruss,

      Michael
      Hallo Rolf, Mitleser,

      so wie Du, Rolf, sehe ich das auch. Es bleibt einem meist nichts anderes übrig, als von vornherein davon auszugehen, dass ein gebraucht gekauftes Gerät Fehler aufweist, selbst wenn der Verkäufer "volle Funktion" bestätigt hat. Die Fälle, wo man die Expertise des Verkäufers einschätzen kann und damit technischen Aussagen mehr Gewicht beimessen kann, dürften die Ausnahme sein. Es braucht auch ein gerüttelt Mass an Detailkenntnis zu dem Gerät, um dessen spezifische Altersschwachstellen zu kennen und den Revisionsaufwand realistisch abschätzen zu können.

      Bei diesem Telefunken TRX 3000 bin ich allerdings in einer aussergewöhnlichen und glücklichen Lage. Ich habe ihn nämlich von einem Forenmitglied ausdrücklich als defekt geschenkt bekommen. Da er ein bedeutendes Stück von Telefunken HiFi-Geschichte markiert, hat er mich interessiert und den Ehrgeiz geweckt, ihn wieder herzustellen. Die Reparaturerfahrung damit wollte ich über das Forum "zurückgeben". Ich kannte weder diesen Telefunken Receiver vorher genauer - ausser, dass es der schwerste und grösste Brocken war, den TFK gebaut hatte und dass es ein kräftiger und echter 4-Kanal-Receiver ist, dessen UKW-Empfangsteil besonders gelobt wird. Das habe ich bisher noch gar nicht richtig ausprobiert, nur im Kurztest feststellen können, dass die Empfindlichkeit sehr gut ist und UKW-Stereo-Wiedergabe auch bei niedrigem HF-Pegel vorhanden ist. Zum Rundfunk-Empfangsteil komme ich später nochmal ausführlicher. Das scheint die Jahrzehnte jedenfalls weit besser überstanden zu haben als die NF-Verstärker-Sektion.



      Hallo Christian, Mitleser,

      ich kenne noch den SABA 8200K Quadro Receiver. Der ist "echt SABA" und kein Drahtverhau, vergleichsweise sehr Service-freundlich. Ich finde nur dessen Gehäuse abgrundtief hässlich, abgesehen davon, dass es ebenfalls heftig Übergrösse hat. Am Quadro-betrieb bin ich tatsächlich auch gar nicht so interessiert, schon deshalb, weil ich den Platz für zwei weitere Boxen im Wohnraum nicht hätte. Stereo reicht mir auch völlig. Nur wäre es für mich nicht akzeptabel, wenn der TFK-Receiver bei wesentlichen technischen Funktionen (die ihn halt ausmachen) halb-kaputt bliebe. Allenfalls wäre der Ausfall eines sehr schwer zugänglichen Anzeige-Lämpchens für mich noch tolerabel.

      Das "Quadro" erheblich erschwerten Service bedeutet, hat sich z.B. auch bei Marantz-Liebhabern der schweren klassischen 70iger-Jahre Modelle (4000er-Modelle) herumgesprochen. Oft höre ich das "Zeter und Mordio", wenn es um deren Reparatur geht, weil diese Kisten ebenfalls so schrecklich eng verbaut sind.


      Hallo Michael, Mitleser,

      das Zitat von Achim trifft es, abgewandelt von der ärztlichen Binsenweisheit "Es gibt keine gesunden Patienten, nur unzureichend untersuchte!"
      Wenn man sich über Wochen der Untersuchung eines Patienten (hier Stereo-Receivers oder Verstärkers) widmet, gilt das erst recht.

      Ich stelle auch fest, dass die Preise für Vintage-Klassiker in den letzten zehn Jahren langsam aber stetig weiter anziehen. Ist es die wiederentdeckte Liebe für die 70iger Jahre?


      Grüße
      Reinhard
      Klar -- aber seien wir mal ehrlich: das passiert uns ja auch. Ich hatte einen Amp an Christian geschickt, den ich wirklich genau durchgesehen und revidiert hatte. Er hat aber doch noch etwas gefunden ... Christian halt -- dem entgeht nichts ... ;) . Jetzt macht er noch eine Iteration mit Verbesserungen aller Art ...

      Aber das ist ja auch immer interessant. Durch den Austausch lernt man dazu. Und man sieht sehr deutlich: Ein wirklich gutes und ausgereiftes Produkt braucht viele Iterationen mit Input von mehreren Experten. "Schnell mal eben ..." geht nicht. Daran krankt unsere Zeit, wobei es viele Leute anscheinend gar nicht kiest, wenn das Produkt unfertig oder schlecht ist ...

      Womit wir bei den 70er Jahren sind. Liebhaber kennen die Teile aus jungen Jahren, und erinnern sich gern. Wenn das ein gutes Produkt war, und man es jetzt mit dem heutigen Wissen revidiert und fit macht, wird es vermutlich noch 10 - 20 Jahre problemlos und zur vollen Zufriedenheit spielen. Das zieht Einige an, der Rest besteht (leider) aus Trittbrettfahrer, die damit "schnelles Geld" machen wollen ...

      Michael

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „kugel-balu“ ()

      Große Teile der Probleme sind zurückzuführen aus unsachgemäßte Lagerung.
      Geräte die durchgehend in beheizten Wohnstuben standen und mit Mutters Feudeltuch verwöhnt wurden machen nur selten und wenge Probleme.
      Geräte die nicht geöffnet wurden machen weniger Probleme, wo oft rumgefummelt wurde gibt es eher Kontaktkorrosion oder Kontaktfederschwächeln.

      Viele Telefunken-Geräte die in meine Kreise gerieten hatten Ende der Achziger plötzlich mehr Ausfälle, die Netzspannungs-Harmonisierung ist ihnen sauer aufgestoßen. So hatten die großen Verstärker oft Probleme mit durchgebrannten Endstufen-Treiberchips (byebye Endstufe, jedenfalls geht das über alle Halbleiter in der Baugruppe her) und Linear-Reglerchips (geht über alle Baugruppen her).
      Was mich nicht verwundert, treibt doch die höhere Spitzen-Netzspannung (die natürlich immer außer Acht gelassen wird zugunsten der Nominalwerte die sich ja im Schnitt nur um unbedenkliche Prozente erhöht haben) plus der parallel dazu eklatant angestiegene, auf dem Netz mitgetragene, Störnebel die knapper bemessenen Bauteile in den Tod.
      So sind die 90V-Endstufen-IC manchmal schon beim ersten Einschalten nach langer Lagerzeit hinüber, 100V-Ausführungen kamen erst später, da waren viele geräte schon im Umlauf. Wer diese gleich eingebaut hat - bei mir war das um 1985 nach einer heißen Party und Kurzschluß bei Fullpower an niedriger LS-Impedanz nötig geworden - der kam ohne kompletten Halbleiter-Ersatz in den Endstufen aus.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Wieso ist das denn so kritisch ? Bisher hiess es doch, 220 V +- 10 % --- also musste doch Resistenz bis 240 V da sein, und so wurde doch auch entwickelt, oder nicht ? Jetzt sind es 230 V +- 5 %, also vergleichbare Obergrenze. Bei mir habe ich noch nie mehr als 236 V gemessen, und auch nie unter 225 V (ich mache das sporadisch, aber nicht jeden Tag ...). Ist also 230 V auf Dauer schon zuviel ?

      Michael

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „kugel-balu“ ()

      kugel-balu schrieb:

      Klar -- aber seien wir mal ehrlich: das passiert uns ja auch. Ich hatte einen Amp an Christian geschickt, den ich wirklich genau durchgesehen und revidiert hatte. Er hat aber doch noch etwas gefunden ...


      Eine Kleinigkeit und ein Zufallsfund. Im Anlieferungszustand machte das Gerät Musik vom Feinsten. So genau weiß ich noch nicht mal die Ursache. Nachdem ich das Teil beim Belastungstest zweimal in die Hitzeabschaltung getrieben hatte, schwieg ein Kanal ab dem Schutzrelais. Entweder hatte das Relais einen Hänger, oder es war eine just in dem Moment ausgefallene Lötstelle. Nach Einbau eines Ersatzes lief der Verstärker wieder klaglos. Dem ausgebauten Relais konnte ich aber auch keine Kontaktprobleme nachweisen, das hatte Michael schon gesäubert und schaltete niederohmig durch.

      So nebenbei bemerkt: Von den meisten Aktiven hier würde ich blind und ohne Verhandlung ein revidiertes Gerät abkaufen. Ich habe aber leider schon mehr, als ich hören kann.

      Viele Grüße,
      Christian
      **************************************************
      2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)
      Das ist ja genau der Punkt: Ich habe alles getestet, was ich so normal teste -- aber eben nicht die Abschaltung bei thermischer Überlastung ... und es stimmt, dass das LS-Relais in dem Gerät schon mal spinnt (wohl keine gute Serie). Da kaum gelaufen, hatte ich es eben nicht getauscht, hätte ich aber sollen ... ;) . Ist jetzt in meinen Notizen vermerkt.

      Und in der Folge kamen noch interessante Details ans Tageslicht (es geht um einen Meracus Intrare Vollverstärker), und wenn alles fertig ist, werden wir vielleicht mal darüber berichten. Ich werde sicher noch ein Exemplar revidieren, und dann auch Bilder machen. Übrigens ein interessanter Fall einer kleinen Firma, die gut begann, aber m.E. einige nicht zu Ende entwickelte Geräte vertrieben hat. Das gab dann diverse Probleme bei der Nutzung, und irgendwann ist die Firma dann wieder in eine andere Richtung gegangen. Schade eigentlich, denn die Anlage schien mir gut zu sein.

      Besten Gruss,

      Michael

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „kugel-balu“ ()

      Das Problem mit der Netzspannung ist nie da anzutreffen wo sie bilderbuchmäßig ist.
      Bei 230V ohne Transienten, Schaltstöße usw. läuft die 90V-Endstufe bis Sankt Nimmerlein.
      Das Netz ist aber an vielen Orten versiffter wie ein Maurerklo.
      Hier sind es eher 245V, ein Kraftwerk samt Umspannwerk ist in Sichtweite.
      Das nahe Gewerbegebiet haut Schaltstöße raus das die Heide wackelt, zusätzlich Rundsteuerimpulse, Phasenschieben, Elektroauto-Ladestellen und was weiß ich alles.
      Dreht der Schaltwärter im Kraftwerk am Phasenschieber um zu den Humbug der Industrie zu kompensieren, oder wird im Umspannwerk die Hauptleitung (400.000V) umgeschaltet, ein Umgehungspfad gelegt oder sonstwas dann flackern hier die Lampen.
      Gut für empfindliche Geräte ist das nicht.
      Alle zwei Jahre ein PC-Netzteil,
      früher mal alle drei Jahre ein CRT-Fernseher,
      massig Kleingeräte wie Weckerradios und Settopboxen wandern bei mir ständig auf den Müll.

      Aber wie gesagt, das was Telefunken 1979 noch nichtmal im schlimmsten Alptraum erahnen konnte, ist leicht zu Gegenwartsfest zu machen, wenn man die Endstufe für 100V transientenfest macht.
      Die schwächeren Endstufen sind eh nicht betroffen, aber 4x120W waren damals ein gutes Stück Leistungselektronik, man startete die Siebziger schließlich mit weniger als einem Zehntel davon, Normalverdiener HIFI-Anlagen erfüllten gerade so die minimal geforderten 2x 8...10W.
      Als ich 1974 100W für eine Diskothek zusammensetzte war das die lauteste Disko im weiten Umkreis, die Schallampel der städtischen Sporthalle hatte nur 50W.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Dazu hatte ich mal Gelegenheit, es kann fünfzig Jahre her sein und wurde vielleicht sogar schon hier von mir beschrieben, Beobachtungen anzustellen.

      Ein neuer Farbfernseher einer beliebten Marke, mit Sensortasten--Steuerung, wurde an eine nicht ganz unrennomierte Familie ausgeliefert die auf einem alteingesessenen Gut residierte.
      Nebenan baute man flugs eine Automobilfabrik.
      Immer wenn dann im Werk eine überdimensionale Stanze eine kleine Kante in ein Blech haute schaltete der neue Fernseher auf das erste Programm um.
      Dieser Zusammenhang wurde natürlich erst nach intensiven Beobachtungen erkannt.
      Dazu bauten wir einen halben Meßinstrumente-Park dortens auf.
      Haute die Stanze dann schwankte das gesamte Ortsnetz und es kam zu massiven Transienten und Impulsen.
      Die Sensorsteuerung des Fernsehers meinte nun das Gerät wurde aus und wieder eingeschaltet und setzte Sensor 1 aktiv.
      Problem erkannt - Problem gebannt.
      Basteleien im Gerät wurden als unzumutbar erklärt und das gerät wieder abtransportiert.
      Ein Fernseher einer anderen Marke reagierte auf die Transienten dieser Stanze weniger giftig und wurde der Familie angeboten.
      Von Impulsfallen, Transientenglättung usw. waren damalige Geräte noch völlig verschont.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hallo zusammen,
      ich habe eure Einträge und Berichte mit Begeisterung verfolgt und habe mir daraufhin kürzlich auch einen TRX 3000 zugelegt. Ein schönes Gerät aus erster Hand, das momentan fast fertig auf meiner Werkbank steht. Die hier genannten zehn Kondensatoren habe ich ausgetauscht. Auch bei mir waren drei Stück davon platt. Einige Lämpchen mussten getauscht werden. Auch hier vielen Dank für die Übersicht der verbauten Lämpchen. Die Frequenzanzeige war bei mir ebenso defekt. Da lag es aber nur an einer gerissenen Lötstelle. Ruhestrom und Nulldurchgang abgeglichen. Soweit alles prima.

      Jetzt hab ich nur noch ein Problem mit dem Schalter. Der rastet nicht mehr ein. Die Kunstoffbahn in die der kleine Stift gleiten soll ist ausgenudelt. Erstmal hab ich mich damit beholfen, die Feder vorn auszubauen und den Knopf nun raus und reinschieben zu können. Ersatzteile sind wohl eher nicht zu finden, da der Schalter im hinteren Bereich einen zweiten Hilfsschalter gehängt hat. Allerdings frage ich mich nach dem Sinn des Hilfsschalters. So wie ich das sehe, werden die beiden Schalter nur in Reihe geschaltet und am Ende werden N und L durch beide Schalter geschaltet. Zwischen den beiden Schaltern ist je Pol ein Keramikwiderstand gelötet. Ich denke dass die Stromaufnahme beim Einsxchalten für einen Schalter zuviel wäre. Stimmt das? Habt ihr eine Idee wie man den Schalter ersetzen bzw umbauen könnte? Ich habe schonmal an einen normalen Rastschalter gedachht, der dann wiedreum ein Relais schaltet, über das ich dann den ursprünglichen Aufbau schalten lasse (also 2x2 Pole mit den ursprünglichen Widerständen). Würde mich über eine Einschätzung freuen.

      Grüße
      Alex
      Hallo Alex,

      so wie ich das dem Schaltbild entnehme, schaltet eine der beiden Schaltebenen verzögert ein.
      Somit wird der Trafo erst von dem Schalterteil versorgt, der mit den Widereständen bestückt ist und danach vom "normalen" Schalter.
      Somit wird eine Einschaltstrombegrenzung erreicht.
      Das mal eben mit einer Relais-Schaltung ersetzen ist jetzt auch nicht, da müssten dann zwei Relais rein und eins noch verzögert einschalten.
      Ich kenne das gerät jetzt nicht und weiss nicht, wieviel Platz da noch so drin ist.
      Es gibt aus dem PA-Bereich fertige Module für die Einschaltstrombegrenzung, ggf passt da ja was rein.

      Grüsse

      Peter
      Auch ich kann mich irren......