Liebe Freunde,
kürzlich bekam ich einen Vorverstärker der deutschen Marke Omtec, Modell VA-602, mit Totalschaden (dazu unten mehr). Da dieses Ding sowohl sehr selten ist (m.W. sind da nicht mehr als ca. 10 von gebaut worden) also auch in einigen Aspekten ganz interessant, berichte ich hier ein wenig. Hier erst einmal zwei Bilder vom geöffneten Gerät:
Das Netzteil ist extern, und war nicht mehr dabei. Laut Frontplatte sollte es "Phono" geben, aber innen sind nur 4 Hochpegelstufen (diskret aufgebaut), von denen 2 für die normalen Ausgänge und 2 für die komplett unabhängigen Bandausgänge gebraucht werden. Ein genauerer Blick auf die Platine:
Links die Einheiten für die Bandausgänge, dann zwei diskrete Spannungsteiler mit Relais, rechts daneben die normalen Ausgangsstufen, und ganz rechts die Spannungsversorgung. Aufrecht vor der Frontplatte ist eine Platine mit dem Digitalteil, der einen Mikroprozessor für die Ansteuerung des diskreten Spannungsteilers enthält. Das Poti für die Lautstärke ist ein lineares Mono-Poti, das nur als Stellglied arbeitet, und der uP schaltet dann die passenden Relais kanalgleich um. Ein extremer Aufwand (und nicht ohne Probleme), aber mindestens für die 90er Jahre etwas ungewöhnlich.
Ein "Spezi" hatte sich wohl ein eigenes Netzteil gebaut, und dann (1) die Polarität vertauscht und (2) die Digitalsektion an 24 V (statt 6 V) mit angeklemmt. Das hatte dann fatale Folgen im Gerät. Die Details der Spannungsregelung sehen so aus:
Für die analogen Stufen sind kanalgetrennte 7820/7920 verbaut (linkes Bild), von denen die positiven hin waren. Anders als sonst meist zu sehen, kommen hier die dicken Kapazitäten NACH den Reglern, und dann pro Stufe lokal noch einmal. Das ist ein gelegentlich verwendetes Konzept, bei dem die Elkos ein wenig wie kleine Akkus wirken, und die Regler für einen exakten Füllstand sorgen, salopp gesprochen. Kann man machen, hat Vor- und Nachteile. Für die digitale Sektion ist ein diskreter Regler mit geringem Spannungsabfall und sehr genauen 5 V an Bord (rechtes Bild). Der hatte überlebt, und zu meinem Glück hing auf der Digitalplatine alles Kritische an den 5 V vom internen Regler. Die anderen Dinge (einfache elektronische Schalter etc.) waren zum Glück in einer Version verbaut, die auch bei 20 V nicht sofort aussteigen, so dass es beim Ersatz diverser defekter LEDs und sonstiger Kleinteile blieb. Das hätte ich sonst wohl auch kaum wieder hinbekommen, denn einen Schaltplan gibt es (natuerlich) nicht.
Nachdem ich mir ein provisorisches Netzteil mit stabilisierten 6 V (digital) und symmetrischen 2x25 V (analog) gebaut hatte, waren noch einige Teile zu ersetzen. Auch der Geber für den Mikroprozessor musste erneuert werden, und einige fehlende Masseverbindungen waren zu rekonstruieren. Es war halt schon recht wild in dem Gerät herumgelötet worden ... das bleibt nicht ohne Spuren. Seither läuft die Vorstufe aber, und die Lautstärkeeinstellung geht erstaunlich "smooth", man hört keine Schaltsprünge. Wie das im Detail erreicht wird, weiss ich leider nicht, eine Rekonstruktion des Planes war mir dann doch zuviel Arbeit
Phono wollte ich aber schon dabei haben. Am Einfachsten wäre es gewesen, eine ESP-Platine einzusetzen, die wir ja gerade an anderer Stelle recht genau diskutiert haben, und die wirklich sehr ordentliche Resultate liefert. Aber nun ist diese gesamte Vorstufe rein diskret aufgebaut, mit BC 550 / 560 von Siemens übrigens, und da wäre das dann doch ein Stilbruch. Da kam mir dann der SUPRA aus der Elektor in den Sinn, eine ebenfalls mit diesen Transistoren aufgebaute Phonovorstufe, die dazu noch den Vorteil hat, sehr rauscharm zu sein und somit im Prinzip für MM und für MC tauglich zu sein. Es gibt diverse Varianten davon.
Reinhard war (wie immer) sehr hilfsbereit, und hat die existierenden Varianten per Simulation verglichen. Dabei kam dann noch eine klare Verbesserung der Entzerrung heraus, und die Version habe ich dann aufgebaut (mittels der alten Platinen von Elektor, von denen ich noch zwei hatte). Die sind auch kanalgetrennt, was gut zur Spannungsversorgung passt. Auf einer Aluplatte aufgebaut sieht das so aus:
Alles ist schön kanalgetrennt, und man kann erahnen, dass im Eingang viele Transistoren parallel geschaltet sind (Plan kommt spaeter). Anders als im originalen Vorschlag läuft die Schaltung hier direkt an den symmetrischen 20 Volt, auf weitere Spannungsregler konnte ich verzichten. Auf jeder Platine sitzt also pro Spannung nur noch ein Gyrator, weshalb die Schaltung mit ca. 18,5 V laeuft. Und das tut sie uebrigens sehr gut, wie ein erster Check ergab. Für die verschiedenen Verstärkungen habe ich einen kleinen Schalter (Typ: Ein - Aus - Ein, Version Subminiatur) eingebaut, und zwar so:
Zu dem normalen Widerstand kann einer von zwei anderen parallelgeschaltet werden, und so die Verstärkung um einen Faktor 2,5 oder 10 erhöht werden. Das ging per Kunstlötung, und nachdem alles eingebaut und getestet war, sorgte ein wenig Zweikomponentenkleber für einen Schulterschluss mit zwei benachbarten Tantalperlen. So steht der Schalter nun stabil und kann problemlos geschaltet werden. Damit diese Version des SUPRA sauber läuft, braucht sie noch einen DC-Servo, über den ich dieser Tage noch etwas nachtragen werde. Normal könnte man auch mit einem Fusspunkt-Elko in der Gegenkopplung dafür sorgen, dass der Arbeitspunkt der Class-A-Ausgangsstufe vernünftig steht, aber mit der Umschaltung harmoniert das nicht so gut wie ein DC-Servo. Die Transistoren im Ausgang laufen mit 20 mA (gemessen), und verbraten hier 0,3 W. Darum bekamen sie noch kleine Kühlkörper spendiert. Damit bleiben sie zuverlässig unter 50 Grad.
Soviel erst einmal fuer heute. Vielleicht schreibt uns Reinhard ja bei Gelegenheit noch etwas zu seinen Einsichten zum SUPRA ...
Michael
kürzlich bekam ich einen Vorverstärker der deutschen Marke Omtec, Modell VA-602, mit Totalschaden (dazu unten mehr). Da dieses Ding sowohl sehr selten ist (m.W. sind da nicht mehr als ca. 10 von gebaut worden) also auch in einigen Aspekten ganz interessant, berichte ich hier ein wenig. Hier erst einmal zwei Bilder vom geöffneten Gerät:
Das Netzteil ist extern, und war nicht mehr dabei. Laut Frontplatte sollte es "Phono" geben, aber innen sind nur 4 Hochpegelstufen (diskret aufgebaut), von denen 2 für die normalen Ausgänge und 2 für die komplett unabhängigen Bandausgänge gebraucht werden. Ein genauerer Blick auf die Platine:
Links die Einheiten für die Bandausgänge, dann zwei diskrete Spannungsteiler mit Relais, rechts daneben die normalen Ausgangsstufen, und ganz rechts die Spannungsversorgung. Aufrecht vor der Frontplatte ist eine Platine mit dem Digitalteil, der einen Mikroprozessor für die Ansteuerung des diskreten Spannungsteilers enthält. Das Poti für die Lautstärke ist ein lineares Mono-Poti, das nur als Stellglied arbeitet, und der uP schaltet dann die passenden Relais kanalgleich um. Ein extremer Aufwand (und nicht ohne Probleme), aber mindestens für die 90er Jahre etwas ungewöhnlich.
Ein "Spezi" hatte sich wohl ein eigenes Netzteil gebaut, und dann (1) die Polarität vertauscht und (2) die Digitalsektion an 24 V (statt 6 V) mit angeklemmt. Das hatte dann fatale Folgen im Gerät. Die Details der Spannungsregelung sehen so aus:
Für die analogen Stufen sind kanalgetrennte 7820/7920 verbaut (linkes Bild), von denen die positiven hin waren. Anders als sonst meist zu sehen, kommen hier die dicken Kapazitäten NACH den Reglern, und dann pro Stufe lokal noch einmal. Das ist ein gelegentlich verwendetes Konzept, bei dem die Elkos ein wenig wie kleine Akkus wirken, und die Regler für einen exakten Füllstand sorgen, salopp gesprochen. Kann man machen, hat Vor- und Nachteile. Für die digitale Sektion ist ein diskreter Regler mit geringem Spannungsabfall und sehr genauen 5 V an Bord (rechtes Bild). Der hatte überlebt, und zu meinem Glück hing auf der Digitalplatine alles Kritische an den 5 V vom internen Regler. Die anderen Dinge (einfache elektronische Schalter etc.) waren zum Glück in einer Version verbaut, die auch bei 20 V nicht sofort aussteigen, so dass es beim Ersatz diverser defekter LEDs und sonstiger Kleinteile blieb. Das hätte ich sonst wohl auch kaum wieder hinbekommen, denn einen Schaltplan gibt es (natuerlich) nicht.
Nachdem ich mir ein provisorisches Netzteil mit stabilisierten 6 V (digital) und symmetrischen 2x25 V (analog) gebaut hatte, waren noch einige Teile zu ersetzen. Auch der Geber für den Mikroprozessor musste erneuert werden, und einige fehlende Masseverbindungen waren zu rekonstruieren. Es war halt schon recht wild in dem Gerät herumgelötet worden ... das bleibt nicht ohne Spuren. Seither läuft die Vorstufe aber, und die Lautstärkeeinstellung geht erstaunlich "smooth", man hört keine Schaltsprünge. Wie das im Detail erreicht wird, weiss ich leider nicht, eine Rekonstruktion des Planes war mir dann doch zuviel Arbeit
Phono wollte ich aber schon dabei haben. Am Einfachsten wäre es gewesen, eine ESP-Platine einzusetzen, die wir ja gerade an anderer Stelle recht genau diskutiert haben, und die wirklich sehr ordentliche Resultate liefert. Aber nun ist diese gesamte Vorstufe rein diskret aufgebaut, mit BC 550 / 560 von Siemens übrigens, und da wäre das dann doch ein Stilbruch. Da kam mir dann der SUPRA aus der Elektor in den Sinn, eine ebenfalls mit diesen Transistoren aufgebaute Phonovorstufe, die dazu noch den Vorteil hat, sehr rauscharm zu sein und somit im Prinzip für MM und für MC tauglich zu sein. Es gibt diverse Varianten davon.
Reinhard war (wie immer) sehr hilfsbereit, und hat die existierenden Varianten per Simulation verglichen. Dabei kam dann noch eine klare Verbesserung der Entzerrung heraus, und die Version habe ich dann aufgebaut (mittels der alten Platinen von Elektor, von denen ich noch zwei hatte). Die sind auch kanalgetrennt, was gut zur Spannungsversorgung passt. Auf einer Aluplatte aufgebaut sieht das so aus:
Alles ist schön kanalgetrennt, und man kann erahnen, dass im Eingang viele Transistoren parallel geschaltet sind (Plan kommt spaeter). Anders als im originalen Vorschlag läuft die Schaltung hier direkt an den symmetrischen 20 Volt, auf weitere Spannungsregler konnte ich verzichten. Auf jeder Platine sitzt also pro Spannung nur noch ein Gyrator, weshalb die Schaltung mit ca. 18,5 V laeuft. Und das tut sie uebrigens sehr gut, wie ein erster Check ergab. Für die verschiedenen Verstärkungen habe ich einen kleinen Schalter (Typ: Ein - Aus - Ein, Version Subminiatur) eingebaut, und zwar so:
Zu dem normalen Widerstand kann einer von zwei anderen parallelgeschaltet werden, und so die Verstärkung um einen Faktor 2,5 oder 10 erhöht werden. Das ging per Kunstlötung, und nachdem alles eingebaut und getestet war, sorgte ein wenig Zweikomponentenkleber für einen Schulterschluss mit zwei benachbarten Tantalperlen. So steht der Schalter nun stabil und kann problemlos geschaltet werden. Damit diese Version des SUPRA sauber läuft, braucht sie noch einen DC-Servo, über den ich dieser Tage noch etwas nachtragen werde. Normal könnte man auch mit einem Fusspunkt-Elko in der Gegenkopplung dafür sorgen, dass der Arbeitspunkt der Class-A-Ausgangsstufe vernünftig steht, aber mit der Umschaltung harmoniert das nicht so gut wie ein DC-Servo. Die Transistoren im Ausgang laufen mit 20 mA (gemessen), und verbraten hier 0,3 W. Darum bekamen sie noch kleine Kühlkörper spendiert. Damit bleiben sie zuverlässig unter 50 Grad.
Soviel erst einmal fuer heute. Vielleicht schreibt uns Reinhard ja bei Gelegenheit noch etwas zu seinen Einsichten zum SUPRA ...
Michael
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