7140 - abgerissenes Kabel

      7140 - abgerissenes Kabel

      Hallo,

      ich bin Kurt aus Bochum und komme aus dem Dual-Board mit einer kleinen Anfrage hier ins Saba-Forum.

      Mein Job ist eigentlich die Reparatur/Instandsetzung von Dual-Plattenspielern, und da kenne ich mich auch ziemlich gut aus. Mit Verstärkern habe ich jedoch eher weniger zu tun - manchmal jedoch läuft mir einer als Beifang über den Weg, und dann beschäftige ich mich damit insoweit, daß ich kratzende Potis kuriere und offensichtlich wechselbedürftige Elkos austausche.

      Mehr kann ich nicht, da mir die elektronischen Grundlagen fehlen, und Schaltpläne lesen ist auch nicht gerade meine Spezialität.


      Das aktuelle Problem ist folgendes:

      Ich habe einen 7140 Receiver geschenkt bekommen, in optisch gutem Zustand und auch im ersten Test grundsätzlich voll funktionell.

      Leider kratzte der Balance-Regler erbärmlich und hatte im rechten Außenbereich überhaupt keinen Kontakt mehr. Das kannst Du regeln, habe ich mir gedacht, und ihn (erfolgreich) mit Oszillin behandelt.

      Da das Gerät nun einmal geöffnet war, fielen mir auf zwei gut zugänglichen Platinen zwei alte ROE-Tonnen (220µF/40) auf, die ich kurzerhand ersetzt habe (Bild11, die beiden dicken schwarzen sind die neuen). Vergleichbare Arbeiten mache ich ja auch bei den Dual-Direktantrieblern.

      Danach lief das Gerät noch, aber nach kurzer Zeit stieg zu meinem Schrecken Rauch auf, und ich habe schnell ausgeschaltet. Als Herkunft habe festgestellt, daß auf dem Relais-Modul der Widerstand R691 am Schmoren war (Bild12, roter Pfeil).

      Bei dem Versuch, die Ursache herauszufinden (Polung der Elkos überprüft, Lötstellen gecheckt) ist mir ein abgerissenes Kabel entgegengekommen, und zwar ein graues Kabel, das offensichtlich schlecht angelötet war und von mir wohl beim Hantieren abgerissen wurde (Bild 13).

      Mein Problem nun: Ich weiß nicht, wo dieses Kabel hinführt, es verschwand ursprünglich irgendwo unterhalb des Klang-Moduls, aber ich kann keine Ziel-Stelle entdecken, wo ich es wieder anlöten könnte.

      Die Herkunft des Kabels ist auf der Hauptplatine in der Nähe von R2306 (Bild14, blauer Pfeil).

      Kennt sich vielleicht irgendjemand so gut mit dem Gerät aus, daß er mir einen Tipp geben kann, wo das Kabel anzulöten ist?


      Und wie sieht es mit dem angeschmorten R6921 aus, kann ich den belassen (Widerstände sind ja eigentlich recht robust)?


      Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand helfen könnte.

      Gruß,
      Kurt
      Bilder
      • 11_ErsetzteROE_220_40_DSC06897.JPG

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      • 12_Angeschmorter_R691_DSC06924.JPG

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      • 14_UrsprungDesGrauenKabelsDSC06923.JPG

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      • 15_KlangModulVonUntenDSC06928.JPG

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      Hallo Kurt,

      ein kurzer Blick in den 7140, den ich hie gerade stehen habe zum Umbau, das graue Kabel geht zum Netzschalter. Da sollte ein Blick reichen, um die Gegenstelle zu finden.
      Der Widerstand liegt genau in dieser Leitung zum Netzschalter, sollte 22 Ohm haben. Ich würde ihn ggf ersetzen wollen.

      Grüsse

      Peter
      Auch ich kann mich irren......
      ...genau, das graue Kabel kommt von einer Leiterbahn zu der Relaisplatte (dort PIN 11) und geht an einen der beiden Hilfskontakt-Anschlüsse am Netzschalter, für eine verbesserte Ausschalt-Knack-Unterdrückung - aber bloß nicht an einen der 220V Kontakte anschliessen!!!

      Der Hilfskontakt am Netzschalter ist bei eingeschaltetem Receiver offen und schliesst beim Ausschalten. Dadurch wird die Öffnungsgeschwindigkeit der Lautsprecher-Relaiskontakte beim Abschalten erhöht. Der Receiver funktioniert auch bei hochohmigem R691 und ohne dass das graue Kabel am Hilfskontakt des Netzschalters angeschlossen ist. Evtl. knackt er dann beim Ausschalten aus den Lautsprechern. Wenn Du Glück hast, aber auch nicht.

      R691 ist beim Verschmoren vermutlich hochohmig geworden und hat in diesem defekten Zustand die gleiche Wirkung wie das abgerissene graue Kabel: Keine Wirkung der Knackunterdrückung mehr oder schlechter. Nur Kabel wieder anschliessen, bleibt also so lange wirkungslos, solange R691 nicht auch erneuert wurde.

      R691 ist aber "nicht einfach so" durchgeschmort! Schliesst Du den grauen Draht wieder an und erneuerst R691, wird R691 wieder durchschmoren. Denn der Fehler wurde ja nicht beseitigt, sondern nur seine Auswirkung.
      Du solltest Dich also fragen "WARUM" und die Ursache des Durchschmorens vorher beseitigen. Wenn Du oft Dual-Elektronik reparierst, kannst Du vermutlich den Schaltplan lesen? Verschmorte Bauteile lässt Du bei Dual unbeachtet? Doch wohl nicht!

      Also untersuche mal das Relais-Modul und die Schaltfunktion beim Hilfskontakts beim Netzschalter - dort wo das graue Kabel wieder dran soll - genauer. Bei einem der beiden ist ein Fehler zu finden, der einen zu grossen Strom durch R691 verursacht. Der Hilfskontakt am Netzschalter muss bei eingeschaltetem Receiver dauerhaft offen sein und bei ausgeschaltetem Receiver dauerhaft gechlossen, also bei ausgeschaltetem Receiver eine Verbindung von PIN 11 des Relais-Moduls nach Masse herstellen. Wenn das/die Kabel am Hilfskontakt aber von jemandem bei einem Eingriff an der falschen Stelle am Schalter angelötet worden ist/sind, so dass PIN11 des Relaismoduls bei Einschalten des Geräts auf Masse gelegt wird (statt beim Ausschalten) oder der Hilfskontakt nicht öffnet, weil er defekt ist/hängt, wird R691 durchschmoren. Würde für R 691 ein höher belastbarer Widerstand eingebaut, würde stattdessen die Relais-Spule verschmoren oder der Relais-Schalttransistor durchlegieren. R691 ist also auch so etwas wie ein Sicherungs-Vorwiderstand für beide.


      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hallo Reinhard und Peter,

      vielen Dank für eure Hinweise und Überlegungen. Sie haben mir sehr geholfen. Ich höre im Moment Musik mit dem Receiver und es sieht (bis jetzt) gut aus: kein Qualm und die Grobfunktionalität ist gegeben.

      Was habe ich gemacht? Nun, gemäß eurem Rat habe ich mal den Netzschalter freigelegt (durch Abschrauben des Lautsprecher-Schalters) und mir die Kontakte angeschaut (Bild 21).

      Leider gab es keine offensichtliche Stelle, wo das Kabel hätte angelötet sein können: ein Kontakt war mit Masse verbunden (schwarzer Pfeil) und die anderen waren alle oxidiert und ohne Lötzinn-Reste.
      Das machte mich zunächst unsicher und deshalb habe ich alle vier Kontakte mal mit dem Messgerät-Pieper auf möglichen Kontakt zum Netzstecker durchgemessen (ich war ja gewarnt worden vor 220V). Nachdem dieser Befund negativ war, habe ich gemäß Reinhards Erklärung nachgemessen, welcher Kontakt je nach Haupt-Ein/Ausschalter die inverse Schaltung lieferte (also beim Einschalten des Receivers die Verbindung öffnete). Das war zwischen schwarzem und weißem Pfeil gegeben. Also habe ich kurzerhand mein graues Kabel an dem weißen Kontakt angelötet und siehe da: es funktioniert.

      Die (richtige) Überlegung von Reinhard, daß ja irgendwo die Ursache für das Heißwerden von R691 liegen muß, hatte mich im Vorfeld ziemlich hoffnungslos gemacht, denn danach zu suchen, das hätte meine Möglichkeiten überschritten. Mir ist jedoch der Gedanke gekommen, daß das graue Kabel, nachdem es losgerissen war, irgendwie Kontakt zu Masse bekommen hat, und dann genau das passiert ist, was bei der Schaltung nicht passieren soll, nämlich daß in eingeschaltetem Zustand das graue Kabel mit Masse verbunden ist.

      Und da der Receiver jetzt fast eine halbe Stunde klaglos läuft, wird es das wohl gewesen sein.

      Der angeschmorte Widerstand R691 ist bislang jetzt noch nicht ersetzt, denn ich muß ihn bei Conrad bestellen. Aus diesem Grunde möchte noch kurz nach den erforderlichen Werten fragen (ich habe ja keinen Schaltplan und das Lesen der Farbringe schüttele ich nicht aus dem Ärmel).
      Peter hat etwas von 22 Ohm gesagt, soweit so gut. Aber welche Belastbarkeit muß ich wählen? Und welche Bauart ist am besten?

      Nochmals vielen Dank, Gruß aus Bochum,
      Kurt
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      • 21_NetzschalterKontakteDSC06930.JPG

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      Hallo Kurt,

      Ja, 22 Ohm für R691 ist korrekt. 1/4 Watt ist die vorgesehene Belastbarkeit.

      Deine Erklärung mit Massekontakt des grauen Kabels ist plausibel. In dem Fall fließt Strom von der 12V-Versorgungsspannung durch die Reihenschaltung R688, 15 Ohm, und R691, 22 Ohm. Das dürften so 325 mA sein. Dieser Strom wird an einem 22-Ohm-Widerstand 2,3 Watt Leistung in Wärme verwandeln. Da verbrennt die Farbe innerhalb weniger Sekunden an einem Viertelwatt-Widerstand. Der 15-Ohm-Widerstand hat immerhin noch 1,6 Watt aushalten müssen. Wenn er Verfärbungen zeigt, würde ich den ebenfalls tauschen.

      Viele Grüße,
      Christian

      Edit: Bitte die Korrektur zur Aussage Reihenschaltung R691 - R688 im Folgepost beachten!

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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „chriss_69“ ()

      Hallo zusammen,

      ja, 0,25W reichen da völlig aus, kosten beim blauen C irgendwas um die 10 Cent.

      @Christian und geneigte Mit-Leser, der R691 liegt NICHT in Reihe mit R688, an der Stelle ist das Schaltbild leider falsch. Wurde aber an anderer Stelle hier im Forum schonmal erwähnt.
      Die Widerstände liegen beide direkt an 12V, somit kann der R688 nichts "mitbekommen" beim Kurzschluß auf dem grauen Kabel, sondern lediglich R691 "abrauchen", wie auch zu sehen.

      Edit: Dass das graue kabel nicht angelötet war....kann mal vorkommen, hat wohl der/die MItarbeiter:in einen schlechten Tag gehabt. Waren auch nur Menschen. Dann kann man sicher auch nicht sehen, woher es kam. Aber den Fotos nach zu urteilen, im Vergleich mit meinem 7140 ist es die richtige Stelle geworden.
      Grüsse

      Peter
      Auch ich kann mich irren......

      Miniman schrieb:

      Hallo zusammen

      @Christian und geneigte Mit-Leser, der R691 liegt NICHT in Reihe mit R688, an der Stelle ist das Schaltbild leider falsch. Wurde aber an anderer Stelle hier im Forum schonmal erwähnt.
      Die Widerstände liegen beide direkt an 12V, somit kann der R688 nichts "mitbekommen" beim Kurzschluß auf dem grauen Kabel, sondern lediglich R691 "abrauchen", wie auch zu sehen.


      In der Tat. Da hat mich das Schaltbild genarrt. Mein Ansichtsexemplar und auch die Leiterplattenbilder in den Servicemanuals zeigen, dass Peters Aussage korrekt ist. Danke für die Richtigstellung.

      VG, Christian
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