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      Villingen: Firma TTE-ehemals SABA- ausgeweidet und liegengelassen



      .Aus den Trümmern der ehemaligen Firma SABA in Villingen-Schwenningen war eine neue Firma entstanden. Reines Entwicklungsprojekt ohne Produktion. Es sollten Bildschirme hervorgebracht werden mit digitaler Empfangsmöglichkeit.

      Dieser Firma sind Ende November von der chinesischen Mutterfirma die Mittel von einem Tag zum andern entzogen worden, so dass weder Novembergehalt noch das für Dezember samtWeihnachtsgeld gezahlt werden konnten. Der der Öffentlichkeit übergebene Bericht des Betriebsrats zieht am deutlichsten die Entwicklungslinie :“Nachdem in einer Nacht-und-Nebel-Aktion am Freitag, den 24. November 2006, der bisherige Geschäftsführer John Stolte abgesetzt und durch Dr.Kenneth Zhang aus Shenzhen (China) ersetzt wurde, stellte seine hiesige rechtliche Vertretung Frau Dr. Brenner am Montag, 27. November 2006,Insolvenzantrag beim Villinger Amtsgericht. .....“Thomson-TCL-Electronic Germany GmbH ist eine Hundert-Prozent-Tochter des Joint Venture aus dem französischen Thomson-Konzern und dem chinesischen TCL-Konzern mit Sitz in Hongkong. Dieses Joint Venture wurde 2004 gegründet mit dem Ziel, weltweit die Nummer eins im TV-Business zu werden. Der Vorstandsvorsitzende Li Dongcheng trat an, sowohl in Quantität als auch Innovationen mit Thomson zusammen weltweit die Nummer eins zu werden. Thomson brachte weltweit alle TV-Aktivitäten ein. Im Villinger Labor waren dies zum Übergangszeitpunkt (2004) 125 hoch qualifizierte Ingenieure und Techniker. Schon im Herbst 2005, ein Jahr nach Gründung, mussten 38 Kollegen gehen. Weitere Kollegen kündigten selbst auf Grund der unsicheren Lage, so dass zurzeit noch 67 auf ihr Geld und eine Zukunft warten.”(Betriebsrat TTE) Also der bekannte Fall!BenQ 2 im Schwarzwald .Nachdem der OB vonVillingen-Schwenningen selbst von “brutalen Methoden” der chinesischen Geschäftsleitung gesprochen hat, ist die Annahme wohl nicht zu unverschämt, dass es der chinesischen Firma vor allem um die Übernahme von know-how ging und an eine Produktion von vornherein nicht gedacht war.

      Der Betriebsrat fügt an, dass der an sich noch gültige Sozialplan seine Gültigkeit durch den Insolvenzantrag verloren habe. Auch der Altersschutz sei ausgehebelt worden- alles ganz im Gegensatz zur französischen Firma Thompson, wo es zum korrekten Sozialplan kam.

      Der Insolvenzverwalter sieht derzeit keine Perspektive für eine Fortführung der Gesellschaft. Er konzentriert sein Wirken zunächst darauf, die offenen Gehaltsforderungen für die 67-köpfige Belegschaft zu sichern. Ob dies gegenüber demchinesischen Mutterkonzern durchzusetzen ist, bleibt total ungewiss

      Wenn über das Arbeitsamt bis Februar Insolvenzausfallgeld für drei Monate bezahlt werden kann, dann bis zu einem Maximalbetrag von brutto 5250 Euro. Weil die Ingenieure gut verdienen und das Weihnachtsgeld zusätzlich ausgeblieben ist, müssen nun wohl empfindliche Einkommensausfälle verkraftet werden.

      Wirtschaftsminister Pfister ist inzwischen in Villingen eingelaufen und hat gewisse Chancen gezeigt, dass entweder ein neuer Übernahmekandidat gefunden werden kann -oder dass eine Weiterbeschäftigung bei der Mikro-Elektronik Firma zwischen Villingen und Schwenningen sich anbietet.

      Bei aller Vorsicht mit “Heuschrecken” und anderen Metaphern- antiamerikanisch kann es ja nicht sein, wenn man hier einer chinesischen Firma attestiert, sehr gefräßig und sehr wenig kooperativ zu sein. Man kann auch sagen: Die Chinesen haben schnell vom traditionellen Kapitalismus gelernt, wie er sich vor allem in Europa ausbreitet.

      Es scheint sich bei den Beschäftigten in der übergroßen Mehrzahl um qualifizierte Ingenieure zu handeln. Die schöne Lehre, dass Ausbildung vor Arbeitslosigkeit schützt, bekommt also eine tüchtige Schramme.

      Ergänzung von fg (11.01.): Das Insolvenzverfahren für TTE wird laut Südkurier zum 1. Februar eröffnet und abgewickelt. Offenbar spielen die verbliebenen Ingenieure, mit dem Gedanken nach diesem Termin die Firma selbst zu übernehmen. Nur gehören die Fabrikräume der alten Firma Thomson. Die Geräte scheinen allesamt geleast. Was ist ein noch so findiger Kopf, dem die Produktionsmittel entzogen sind? Es bestehen vage Hoffnungen, Thomsons Herz zu erweichen, dass er die Fabrikräume mietelos überlässt

      Quelle: Südkurier/Ausgabe Villingen-Schwenningen/Artikel seit November 06
      AutorIn: fg
      Mike Rosoft,