Wie die Überschrift schon sagt, ich suche nach dem Namen des SMD-Transistors, der mit JR5 gestempelt ist.

Letztens kaufte ich günstig ein paar Fernsehtuner, Restposten, hauptsächlich wegen des Gehäuses.
Die Gehäuse sind interessant für die Vorverstärker Radio UKW FM hier:
Antennenverstärker für Radio UKW

Man schaue sich die beiden Bilder an.
Der Tuner ist von ALPS, dürfte Baujahr 2006 bis 2008 sein.
Beim Transistor JR5 erwarte ich somit einen Asiaten, z.B. 2SCxyz.
Es wird ein HF-Transistor sein, da er sich zwischen Eingang und Ausgang Antenne befindet.
Das Gehäuse ist für SMD recht groß, laut Aussehen und Gehäuseabmessungen SOT89.

Wer kennt ihn, kann ihn identifizieren?

Habe ich schon probiert, meist erste Adresse, große Datenbank:
smd.yooneed.one/
Datenbank eines Funkamateurs, da vermutet man gern HF-Transistoren:
dl7avf.info/
DL7AFV hat auf der Startseite auch Daten zu bedrahteten Halbleitern und Röhren!

Andreas, DL2JAS

Michael, da habe ich andere Erfahrungen!

Das, was zuerst kommt, ist meist der Type als Code.
Teilweise ist daraus auch der Hersteller ersichtlich.
Bei Siemens ist es z.B. ein kleines s, gilt auch für Infineon.
Der BFR193 von Infineon ist mit RCs markiert.
Danach die kleineren Angaben, sofern vorhanden, sind gern Datum und Produktionsort.

Hier komplette Markierung des Suchobjekts:
JR5
7H4
8WD

7H4 wird eine Datumsangabe sein, 2007.
Das kommt hin, eine 7 ist auch auf dem IC, dem Quarz und dem Oberflächenwellenfilter.

Nun suchte ich etwas anders, nur JR ohne 5.
Da habe ich einen interessanten Treffer, 2SC5631 von Hitachi.
Ein rauscharmer HF-Transistor mit Ft = 11 GHz.
Laut Datenblatt kam der 2SC5631 im Jahr 2001 auf den Markt, passt mit 2007.
Das Gehäuse stimmt, die nennen es allerdings UPAK.
Bleibt nur offen, was die 5 bedeutet, eventuell ähnlich wie s bei Siemens/Infineon.

Besonders spannend ist der 2SC5631 nicht.
Bei dem Gehäuse hatte ich die Hoffnung, daß man dem locker 20 dBm entlocken kann.
Es könnte funktionieren, da nehme ich aber lieber Europäer.

Andreas, DL2JAS

Michael, der Tuner ist nagelneu, NOS!

Den Transistor werde ich nicht unnötig ablöten.
Ist mir bis jetzt noch nicht vorgekommen, daß da Relevantes auf der Unterseite steht.

Meinst Du eventuell mit JR die Firma JRC?
Die ist mir nicht unbekannt, macht Sachen rund um Funk.
Ich wüsste allerdings nicht, daß die HF-Transistoren SMD herstellt(e), ICs ja.

Inzwischen bin ich mir recht sicher, daß es ein 2SC5631 ist.
Hersteller wie ALPS werden auf dem Markt gängige Massenprodukte kaufen, weniger JRC.
Beim 2SC5631 von Hitachi/Renesas passt das.
Der ist für Betriebsspannung 3 - 5 Volt CE ausgelegt, der Tuner hat 5 V Betriebsspannung.
Die Beinchen 2 und 4 (Kühlfahne) sind Kollektor.
Das kommt bei HF-Transistoren nicht so oft vor, ist hier der Fall.
Habe ich nachgemessen, ist auch in der Schaltung so.
Bei den S-Parametern sieht man, der Transistor ist gut für Breitbandanwendungen geeignet.
Zickig sehen die Parameter nicht aus, Schwingerei unwahrscheinlich.
Der Transistor ist schon optimal, sogar mit Reserve, für den Zweck!

Andreas

Ergänzung nicht nur für Michael!

Man sehe sich die beiden Bilder an.
Der Transistor ist ein BFR193, letztens kaufte ich davon eine größere Menge.
Das RC am Anfang ist der Code für BFR193, gilt für mehrere Gehäuse.
Das s mit hier Unterstrich steht für Siemens/Infineon, Hersteller.
Die 23 ist der Datumsstempel, Jahr 2022 und Monat 03, März.

Viele Hersteller stempeln ihre Halbleiter so oder in ähnlicher Vorgehensweise.
Die Unterseite wird normalerweise nicht bedruckt, SMDs werden meist angeklebt.
Sieht man brauchbar im zweiten Bild, Unterseite unbeschriftet und rau.
Das heißt allerdings nicht, daß das immer so ist.

Andreas

Michael, unter psychischen Schmerzen habe ich den Transistor doch abgelötet!

Na nicht ganz, hatte einen anderen Grund, ergab sich nebenbei.
Da lachte mich ein Schweinenäschen (Doppellochkern) an.
Der Kern sollte gut geeignet sein, damit einen Balun 1:4 aufzubauen.
Wie man Baluns 1 : 4 wickelt, sieht man hier:
dl2jas.com/selbstbau/1kern4/1kern4.html
Bei UKW sollte es mit 2 Windungen und Schweinenäschen gehen.
Im Link steht was von Kurzwelle und 50 auf 200 Ω.
Bei 60 auf 200 Ω oder 75 auf 300 Ω ist es das gleiche Prinzip.
Beim Kernmaterial muss man aufpassen, muss für UKW geeignet sein.
Sollte hier der Fall sein, der Tuner ist für 47 bis 862 MHz angegeben.

Im Bild sieht man die Rückseite des 2SC5631.
Wie ich schon vermutete, Rückseite unbeschriftet.
Nebenbei kann man schön die Kühlfläche sehen.
Bei entsprechender Kupferfläche auf der Platine geht bei SOT89 1 Watt Verlustleistung.
Das gilt natürlich nicht für jeden Transistor im Gehäuse SOT89.

Andreas

Michael, Eingrenzung bei SMD zu sauber 100 % geht seltenst!

Ich beschreibe kurz, wie ich vorging.
Vor Gericht nennt sich das vermutlich saubere Indizienkette.

-Erst mal erkundet, welche SMD-Transistoren gibt es mit Aufdruck JR, viele.
-Eingrenzung Gehäuse, SOT-89 oder ähnlich aussehend.

Ab da wurde es dünn, gerade bei SOT89.
-Ist es ein HF-Transistor?
Das sah ich an der Beschaltung, auch sitzt er zwischen Antennenein- und Ausgang.

Ausgebauter Transistor
Die Polarität, NPN und Anschlussfolge, hat sich bestätigt.
Mit meinen Mitteln kann ich fast immer Strecke BE und BC unterscheiden.
Die Strecke BE zenert üblicherweise, hier eindeutig der Fall.

Weiteres schönes Indiz, siehe Bild, der Kreis in der Mitte.
Der Kreis ist im Abbild Datenblatt und auch auf dem Bild Transistor vorhanden.

Es gibt auch Ausschlusskriterien!
Erst mal natürlich, ist der Transistor NPN oder PNP?
Abgesehen von Videotransistoren haben HF-Transistoren eine niedrige Spannung CE.
Da ich wusste, der Tuner wird mit 5 V versorgt, sind Hochvolttransistoren unwahrscheinlich.

So blieb bei mir der 2SC5631 übrig, erfüllte alle Kriterien.
Rauscharmer Transistor, der optimal im Bereich 3 -5 Volt arbeitet, Versorgungsspannung Tuner.
Teure Exoten kann man bei Herstellern wie ALPS bei Massenproduktion ausschließen.

Andreas