9241, Verzerrungen in einem Kanal, kein Ruhestrom

      9241, Verzerrungen in einem Kanal, kein Ruhestrom

      Hallo Sabafans,

      es wird wieder mal Zeit für ein kleines Rätsel:

      Folgendes Fehlerbild lag vor:
      Rechter Kanal des Endverstärkers 9241 verzerrt schon bei geringen Pegeln. Kleinste Amplituden sind halbwegs sauber, sobald nennenswerte Aussteuerung vorliegt, fehlt die untere Halbwelle, das Ganze mit angeschlossenem Lautsprecher gemessen.
      Ruhestrom über die Endstufentransistoren kommt nicht zustande, egal welche Stellung am Schleifer des Poti P1143 gewählt wird, die Ruheströme des Differenzeingangsverstärkers und des Spannungsverstärkers T1124 sind jedoch unauffällig.
      Das Fehlerbild wandert mit der Treiberkarte mit, wenn man sie in den linken Kanal einsteckt.
      Die Halbleiter auf der Treiberkarte zeigen keine Ausfälle am Komponententester.

      Gleichspannungsmessungen:
      Basis T1108: 0,93 V
      Emitter T1108: 0,45 V
      DC am Ausgang: -0,022 V
      Pin 9 Treiberkarte zeigt die stärkste Abweichung mit +0,43 V statt Soll -0,63 V

      Welches Bauteil ist defekt? Welche Abweichung vom Normalzustand zeigte es?

      Wer als erstes die richtige und begründete Antwort hier liefert, gewinnt.

      Ich rechne damit, dass ihr das sehr schnell herausbekommt. Falls nicht, löse ich in ein paar Tagen auf.
      Weitere Fragen beantworte ich hier im Thread.

      Als Ansporn biete ich ein Tütchen überzählige Bauelemente, entweder einen Mix kleiner Keramikkondensatoren oder eine wilde Mischung DDR-Bauelemente aus der Zeit kurz vor der Wende, Bilder dazu folgen.

      Viele Grüße
      Christian

      Nachtrag: Bilder zur Preiswahl...

      Beim Bauteilemix ist dabei: Folienkondensatoren, ein paar Styroflex, blau und orange: Trimmpotis mit Feintrieb, die 14 -18-poligen DILs sind in aller Regel TTL-Chips, ansonsten Widerstände, Transistoren, Dioden, Optokoppler. Ich mach das Kästchen noch voll, aber da wäre die Übersicht verloren gegangen.

      Bei den Kondensatoren handelt es sich um NOS-Ware, die ich in dieser Form bekommen habe. Es sind Werte von 1,0 pF, 1,5 pF ... bis ca. 120 pF dabei. Aber ich kann nicht garantieren, dass die Reihe lückenlos ist. :)
      Bilder
      • Kerkos.jpg

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      • Mix.jpg

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      Mein Tip ist dieser:

      R1128 ist hochohmig, z.B. 80 kOhm oder mehr (> ca. 50 kOhm).

      An Pin 9 Treiberkarte fehlt bei hochohmigem R1128 die Kompensation durch die neg. Versorgungsspannung. Deshalb wird die Spannung an PIN 9 positiv. In Folge wird auch die Spannung am Emitter des Ruhestromtransistors positiv und damit des R-Netzwerks an R1143 des Ruhestromtransistors (die ist sonst negativ). Dadurch wird der Ruhestrompoti-Regelbereich praktisch auf nahezu "nullkommanichts" verringert und das Ruhestrompoti hat wegen des nun fehlenden Regelbereichs keinen Einfluss mehr auf den Ruhestrom. Wenn die Spannung an PIN 9 der Treiberkarte positiv wird, wird auch die Basis von T1171 positiv und dadurch fehlt die negative Halbwelle bei höherer Aussteuerung.

      Gruß
      Reinhard

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      Nachteule schrieb:

      ich hab keine Ahnung, denke dass der T1114 oder T1124 einen ab hat
      Oder doch C1127

      Hallo Mia, auf welche Fehler tippst Du bei den genannten Bauteilen?


      kugel-balu schrieb:

      Tippe auf Feinschluss am Keramiker C 1121, oder am Tantal-Elko mit den 22 uF.

      Hallo Michael, nein weder der Keramiker war es, noch C1111, der Eingangs-Tantal. Auch der Fußpunkt-C der Rückkopplung mit 22 µF war es nicht.
      Simulation: Feinschluss an C1121, 10p führt sehr schnell (ab ca. 50 kOhm oder niedriger) zu relativ hohem Gleichspannungspegel am Ausgang. Ist der Fußpunkt-Elko mit Schluss betroffen, kommt es zu einer leichten DC-Spannung am Ausgang, da die Offsetspannung am Eingang verstärkt wird. Beide Halbwellen am Ausgang bleiben aber erhalten.

      oldiefan schrieb:

      R1128 ist hochohmig, z.B. 100 kOhm oder mehr (> ca. 50 kOhm).

      Nein, der ist in Ordnung.
      Simulation: Wenn R1128 hochohmig wird, kommt es in der Tat erst zu Verzerrungen der unteren Halbwelle, bei hohen Aussteuerungen fehlt sie dann ganz. Die Halbwelle verschwand aber schon bei sehr geringer Ansteuerung.
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      Hier ist noch mal die Schaltung...





      So sieht die Simulation des Fehlers aus, sie trifft die Realität leider nicht hundertprozentig, ist aber nahe dran.



      Grün: Spannung am Treibereingang
      Rot: Ruhestrom über T1144
      Weiß: Ausgangsspannung
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      Die gleichen Symptome werden auch von hochohmigem R1128 erzeugt, genauso, wie die anfangs genannten Symptome. ;)


      Ebenfalls (von oben nach unten)
      V (in)
      (Ruhestrom (über Emitter T1144)
      V(out)




      Wann die untere Halbwelle wegfällt, ist abhängig von der Höhe der R1128 Hochohmigkeit (60k oder 150k macht einen Unterschied), ist also kein hinreichendes Ausschlusskriterium.
      Hast Du eine Eigenschaft, die nicht auch von einem defekten R1128 in gleicher Weise erzeugt wird?


      Gruß
      Reinhard

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      Hallo Reinhard,

      stimmt, bei 150k für R1128 sind die Kurven dieser drei Spannungen nahezu identisch zu meiner Fehlersimulation. Es gibt trotzdem noch einen kleinen Unterschied: Die Spannungen an Pin 9 und 11 sind bei mir höher. In der Simulation betragen sie 675 mV und 523 mV (ohne Eingangssignal). Mit dem realen fehlerhaften Bauteil hatte ich Werte von 450 mV und 430 mV ermittelt, allerdings noch mit anliegendem Signal und mein Multimeter dürfte da einen Mittelwert gebildet haben. Das erklärt evt. die Abweichung zur Simulation.

      Viele Grüße,
      Christian
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      Hallo Christian,

      in der Simulation bekomme ich mit hochohmigem R1128 an PIN 11 auch 450 mV hin. Aber an PIN 9 bin ich dafür etwas zu niedrig, nur 200 mV.. Scheint dann der einzige (?) Unterschied zu sein.
      Im Prinzip also das "Rezept": Man suche ein sich fehlerhaft anomal verhaltendes Bauteil, das im Effekt, die gleichen Symptome erzeugt wie ein hochohmig gewordener R1128. Ist leichter gesagt als getan...oder führt sogar in die Irre?

      Gruß
      Reinhard
      Ja, der hochohmige R1128 liegt schon sehr dicht am tatsächlichen Fehlerbild. Das wusste ich vor den Posts nicht. Im tatsächlichen Leben hatte ich diese beiden 2k7-Widerstände auch in Verdacht, aber nach Prüfung schnell ausgeschlossen. Die Ohm-Werte passten, auch über Lötpunkte und Leiterbahnen hinweg.

      @alle: Es handelt sich beim Defekt um ein passives Bauteil, gültige Antworten: Bauteil + kurze Beschreibung seines Fehlers.
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      Nun,eine Möglichkeit ist, dass das DC-Offset-Poti durch Sulfidierung des Silberüberzugs eine Halbleitereigenschaft entwickelt haben könnte, oder durch Verschmutzung niederohmig geworden ist; dann geht's auch nicht mehr mit Ruhestrom.
      Aber im Moment sehe ich noch nicht, wie ich alleine damit die negative Halbwelle verlieren kann.

      Gruß
      Reinhard

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      Ein weiterer Hinweis: Die Schaltung schafft es trotz des fehlerhaften Bauteils, den DC-Arbeitspunkt am Ausgang dicht an den angestrebten 0 Volt zu halten. Das ist wichtig für die Wirkung des defekten Bauteiles, die Spannungsdifferenz an den Pins 9 und 11 stark zu verringern.
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      Wollja...ein niederohmig defektes Offsetpoti könnte das.
      Nur die fehlende Halbwelle...dafür muss es noch was zusätzlich geben. Eine fehlerhaft parasitäre Diodenfunktion, die sich am Offsetpoti ausgebildet hat? Irgend so ein ganz hinterhältiger Defekt muss es sein.

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      Hmm, ein defektes Pott würde Christian uns doch nicht vorsetzen ... Widerstände gehen praktisch nicht kaputt (von dem mit 3k3 abgesehen). Wenn's kein Transistor ist, dann tippe ich nochmal auf einen der Keramiker. Die können tückische Fehler haben und produzieren, und fallen gerne mal aus. Aber mir ist nicht klar, wie so etwas den Ausfall der negativen Halbwelle bewirken könnte ...

      Michael
      Das Poti ist es nicht. Die Simulation einer Oxidschicht mit Halbleitereigenschaften kriege ich allerdings auch nicht hin.

      Das fehlerhafte Bauteil wurde auch schon im Thread erwähnt, allerdings ohne Angabe, welche Ausfallerscheinungen es trägt.

      So, aber nu...
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      Nachteule schrieb:

      ich denke da an den C1127 der hat vieleicht einen Kurzschluss oder der ist sooooo leck und reisst die Minusspannung Richtung Pin 5 oder so.
      Oder der ist trocken. :rolleyes:


      ...und damit hat Mia die richtige Antwort geliefert. C1127 liefert am Multimeter 9 Ohm, am Komponententester wird er als Widerstand mit deutlich geringerem Widerstand erkannt. Am Scheinwiderstandstester war er mir mit 0,3 zuerst Ohm nicht als auffällig dahergekommen. Herzlichen Glückwunsch!

      Warum die gesamte Halbwelle in der Simulation verschwindet, kann ich noch nicht beantworten.
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