Braun Regie 550d

      Hallo Reinhard,

      ja, ich erinnere mich. Achim hat diverse Kombinationen von Keramikkondensatoren mit unterschiedlichen Temperaturkoeffizienten im Oszillatorkreis genutzt, bis es dann gepasst hat. Wenn die Temperaturabhängigkeit im Oszillatorkreis entsteht, ist das der Königsweg. Nur sind solche Kondensatoren gar nicht mehr so einfach aufzutreiben. Außerdem habe ich Hinweise, dass das Konstrukt der Feedbackspannung auf dem Abstimmspannungsmodul bei Saba ebenfalls eine Drift verursacht, noch dazu unterschiedlicher Natur, je nach Stellung des Schleifers von P516. Ich möchte deshalb mal die Alternative testen und die Feedbackwiderstände zur Stabilisierung nutzen.

      Warum die Breite des ZF-Bandfilters auf die Drift der Mittenfrequenz Einfluss nimmt, erschließt sich mir nicht so recht. Dem Demodulator müsste es doch streng genommen egal sein, ob sein Signal schon von einer Flanke kommt oder noch im -3-dB Bereich der Durchlasskurve liegt, solange er es nur bekommt. Die Verstärkung im CA3189 dürfte zudem dafür sorgen, dass es nur in extremen Fällen der Verstimmung noch eine Amplitudenabhängigkeit gibt.

      Viele Grüße
      Christian
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      Hallo Christian,

      die Breite des Bandfilters (-3 dB) hatte ich nicht ausgemessen. Ob die sich bei Neueinstellung auf leicht abgeflachtes Maximum nennenswert geändert hat, kann ich nicht sagen. Evtl. hat diese Nachkorrektur von L237/L238 auch einen vorher vorhandenen Versatz der Mittenfrequenzen (10,7 MHz) des Bandfilters zu den beiden Keramikfiltern und/oder zu L318 beseitigt.

      In der Praxis ist der Demodulator-Abgleich beim 9241 mit einem Demodulatorkreis erfahrungsgemäss (und anders als man denken könnte) kniffeliger als beim 9260 (mit zwei Kreisen am CA3189). Die Breite des ZF-Filters sollte bei korrektem Abgleich den AFC-Strom (PIN 7 des Demodulator IC) nicht beeinflussen, sondern nur ein ZF-Frequenzversatz sollte ihn beeinflussen. Jedenfalls, wenn das Signal in der Begrenzung ist (Normalfall bei hinreichend starken Sendern) und alles gut abgeglichen - da stimme ich Dir zu. Das lässt aber noch die Frage offen, wie stark temperaturabhängig das Ausmass des Frequenzversatzes ist. Wenn alle Filter kongruent abgeglichen sind, also kein Versatz besteht, ist Erwärmung (Temperaturgang) vermutlich weniger kritisch als im Fall, wenn ggf. schon von vornherein ein Versatz von 50 kHz oder mehr vorliegt.

      Ich hatte deshalb den Eindruck, dass Achim (und ich damals auch) uns die allerdings lehrreichen Experimente mit Kerkos und Trimmern mit verschiedenen TK hätten ersparen können, wenn wir nur vorher den Einfluss unterschiedlichen Abgleichs auf die Temperaturstabilität untersucht hätten. Da Empfang und Feldstärke, sogar auch der Klirrfaktor, bei kaltem Gerät einwandfrei aussahen und erst bei Erwärmung "wegliefen", lag der Verdacht nicht auf der Hand, dass trotzdem ein Temperaturgang im ZF-Bereich - jenseits vom Oszillator - dabei eine Rolle spielen könnte.

      Es gibt immer wieder Berichte, dass die Digitalanzeige des 9241 bei Mittenabstimmung nach Instrument nicht mehr "richtig" anzeigt, sondern 50 kHz zu viel oder zu wenig. Es geht also bereits um Verstimmung um/ab "nur" ca. 50 kHz. Das liegt aber nicht an der Anzeige sondern an dem Versatz der sich im Laufe der Zeit eingestellt hat. Der Nachgleich, der das behebt, ist erfahrungsgemäss nur minimal und beinhaltet Nachstimmung von L237/L238.
      So meine Erfahrung.


      Bei Deinem Braun ist das wieder eine ganz eigene Welt.

      Gruß
      Reinhard
      Hallo,

      damit sind die Dioden eindeutig überführt. Es sind ja sogar Germaniumdioden, und das Datenblatt zeigt den Temperatureffekt deutlich. Bei 25°C fließt bei einer Vorwärtsspannung von 100mV kein Strom, bei 60°C sind es immerhin schon 100µA. Wobei das Diagramm bei 100µA unten links aufhört, um in den Bereich von 1µA zu kommen müsste man es noch um zwei Dekaden nach unten verlängern. Eindeutig ist aber, dass der Strom in Durchlassrichtung bei 35°C Temperaturerhöhung um mehr als das 100-fache ansteigt. Interpoliert man das linke Diagramm nach unten in den Bereich von 1µA kommt man sogar auf einen Faktor von 10000.

      Das linke Diagramm erweckt ja irgendwie den Eindruck, das bei 25°C unter 0,15V gar kein Durchlassstrom fließt. Obwohl das rechte Diagramm ein gewisses Misstrauen begründet hätte. Aber vielleicht war in der Entwicklungsabteilung bei Braun zu der Zeit einfach nur die Heizung defekt.
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      Beim Braun Regie 550 habe ich sämtliche Änderungen wieder rückgängig gemacht und die Spannungsänderung bei Temperaturanstieg sogar noch vergrößert, indem ich den 51k-Widerstand durch eine Metallschichtexemplar getauscht habe. Das Gesamtsystem bräuchte ca. 1000 ppm positiven TK der Oberspannung, um sich insgesamt neutral zu verhalten. Mit dem letzten Stand habe ich ca. 275 ppm erreicht, was aber trotzdem schon eine recht brauchbare Stabilität der Abstimmung bringt.

      Die Saba-9260-Versuche packe ich in einen Extra-Thread. Nur so viel hier schon: Das Mitteninstrument ist recht empfindlich, +- 100 kHz Frequenzänderung bringen den Zeiger schon nahe der 2er-Markierung, knapp die Hälfte des verfügbaren Zeigerbereiches. Um sich neutral zu verhalten, muss der Gesamt-TK bei mir bei ca -170 ppm liegen. Ein erster Versuch mit einer Kombi R513 als Kohleschicht- und R514 als Metallschichtwiderstand sieht recht vernünftig aus. Der Zeiger bleibt innerhalb des Mittenfeldes in der Anzeige.

      Viele Grüße
      Christian
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