Hi Michael !
Weiß man nicht.
Vielfach ist es so, daß man in sehr alte Geräte reinguckt und sich die Pläne anguckt und die mental dann erstmal in der richtigen Ebene projizieren muß, weil frühe Transistorschaltungen mit ihren PNP-Gräbern immer Plus an Masse hatte, wie britische Nachkriegsautos. Und dann sind die Schaltpläne nach keinerlei DIN gezeichnet und man muß lernen, in der richtigen Stromrichtung zu denken. Und dann fällt einem auf, was die früher für Handstand im Eimer gemacht haben.
Der TS-100A in der 2. Variante ist einer der ersten kommerziellen Verstärker mit "Eisenloser Endstufe und symmetrischer Speisung". Also ohne Ausgangselkos. Aber so richtig symmetrisch ist der selbst auf der Treiberstufe nicht. Die beiden Transis, die als Phasenumkehr fungieren - die hängen zwischen Plus und Minus und die Endtransis sind wieder quasi-komplementär und haben mal -24V als Bezugspunkt ... und mal den Ausgang. Das ist die alte Treiberstufe erweitert um eine positive Spannung - um den Ausgangselko zu eliminieren. Aber von "Vollsymmetrischem Aufbau" noch ein paar Dekaden entfernt.
Auf der Platine existieren noch Bauteilbedruckungen von Drahtbrücken und alternativen Positionen die, meines Wissens nach, für einen unsymmetrischen Aufbau mit +48V gedacht waren. Dieses Ding ist also mit der ganz heißen Nadel gestrickt worden.
So alte Designs haben naturgemäß ihre Schwächen. Braucht man nie lange suchen.
Frühe Transistorverstärker kamen ja noch mit Ausgangs- und Zwischen-Übertrager.
Und man darf von diesen Designs auch nicht die gleiche Stabilität erwarten, die man z.B. von Hybridverstärkern kennt, die monolitisch aus einem Si-Block erzeugt werden. Es sind zum Beispiel noch die ganzen alten Widerstände drin. Zum Glück die "guten Roten", nicht die zylinderförmigen braunen, die z.B. Marantz sehr gerne verwendet hat und die ich "Widerstände mit verbiegbarer Kennlinie" nenne: Man rüttelt an einem Draht und der Widerstandswert ändert sich. Es sind Preßkohle-Widerstände, die mit einer Art Kopfkontakt mit Anschlußdraht in einem Gehäuse verschmolzen werden. Wenn die altern ändern sich die Werte z.T. dramatisch.
Für eine wirklich vollständige Renovierung muß man *jedes* Bauteil anfassen.
Verbinder, Kabel, Keramik-Kondis, Leiterplatten, Lötstellen.
Alles.
Was ich da gemacht habe, ist das Gerät erstmal wieder zum Laufen zu bringen.
Und zwar so weit, daß die Funktionen alle grundsätzlich da sind. Alle Eingänge, alle Regler, alle Filter.
Da ist man mit einer Elko-Kur bei den "üblichen Verdächtigen" eigentlich schon mal gut davor. Namentlich Elkos im Signalweg führen zu seltsamen Problemen. Die reinen Stütz- und Sieb-Elkos sind davon weniger betroffen. Es sind zum Beispiel noch die originalen Sieb-Elkos erhalten. Die haben ihre Kapazität, einen leicht erhöhten ESR- und Verlustwert, aber die sind auch von 1965.
Dann habe ich beim "durchklingeln" der Verstärkerstufen ein paar angeschlagene Transistoren entdeckt. Nicht wirklich zufällig die, hinter denen größere Koppelelkos gesessen haben, die Fritte waren. Diese Transistoren wurden paarweise ausgetauscht. Da hilft keine falsche Sparsamkeit.
Ja: und dann kam die Endstufe dran. Und das war eigentlich das größere Abenteuer.
Aber dank freundlicher Unterstützung und unbeschreiblich wertvollen Hilfen ist es ja erstmal gut ausgegangen.
Es folgt jetzt die Phase des Feintuning, wie ich vorher schon beschrieben habe. Der Verstärker wird genutzt, die Funktionen werden genutzt, es werden weitere Geräte angeschlossen (Bandgerät zum Beispiel) und dann wird im Detail geprüft.
Wenn es eine einfach umsetzbare Möglichkeit für eine bessere thermische Stabilisierung gibt, würde ich die sogar umsetzen. Ich bin mit Stand von heute aber noch gar nicht sicher, ob das überhaupt erforderlich ist. Ich zweifele eher an den im Gerät vorhandenen Stolperfallen.
Aber: gucken wir. Erkenntnisse landen hier.
kugel-balu schrieb:
Prima Story, schon einmal ein gutes Ende. Ende ?
Weiß man nicht.
Vielfach ist es so, daß man in sehr alte Geräte reinguckt und sich die Pläne anguckt und die mental dann erstmal in der richtigen Ebene projizieren muß, weil frühe Transistorschaltungen mit ihren PNP-Gräbern immer Plus an Masse hatte, wie britische Nachkriegsautos. Und dann sind die Schaltpläne nach keinerlei DIN gezeichnet und man muß lernen, in der richtigen Stromrichtung zu denken. Und dann fällt einem auf, was die früher für Handstand im Eimer gemacht haben.
Der TS-100A in der 2. Variante ist einer der ersten kommerziellen Verstärker mit "Eisenloser Endstufe und symmetrischer Speisung". Also ohne Ausgangselkos. Aber so richtig symmetrisch ist der selbst auf der Treiberstufe nicht. Die beiden Transis, die als Phasenumkehr fungieren - die hängen zwischen Plus und Minus und die Endtransis sind wieder quasi-komplementär und haben mal -24V als Bezugspunkt ... und mal den Ausgang. Das ist die alte Treiberstufe erweitert um eine positive Spannung - um den Ausgangselko zu eliminieren. Aber von "Vollsymmetrischem Aufbau" noch ein paar Dekaden entfernt.
Auf der Platine existieren noch Bauteilbedruckungen von Drahtbrücken und alternativen Positionen die, meines Wissens nach, für einen unsymmetrischen Aufbau mit +48V gedacht waren. Dieses Ding ist also mit der ganz heißen Nadel gestrickt worden.
So alte Designs haben naturgemäß ihre Schwächen. Braucht man nie lange suchen.
Frühe Transistorverstärker kamen ja noch mit Ausgangs- und Zwischen-Übertrager.
Und man darf von diesen Designs auch nicht die gleiche Stabilität erwarten, die man z.B. von Hybridverstärkern kennt, die monolitisch aus einem Si-Block erzeugt werden. Es sind zum Beispiel noch die ganzen alten Widerstände drin. Zum Glück die "guten Roten", nicht die zylinderförmigen braunen, die z.B. Marantz sehr gerne verwendet hat und die ich "Widerstände mit verbiegbarer Kennlinie" nenne: Man rüttelt an einem Draht und der Widerstandswert ändert sich. Es sind Preßkohle-Widerstände, die mit einer Art Kopfkontakt mit Anschlußdraht in einem Gehäuse verschmolzen werden. Wenn die altern ändern sich die Werte z.T. dramatisch.
Für eine wirklich vollständige Renovierung muß man *jedes* Bauteil anfassen.
Verbinder, Kabel, Keramik-Kondis, Leiterplatten, Lötstellen.
Alles.
Was ich da gemacht habe, ist das Gerät erstmal wieder zum Laufen zu bringen.
Und zwar so weit, daß die Funktionen alle grundsätzlich da sind. Alle Eingänge, alle Regler, alle Filter.
Da ist man mit einer Elko-Kur bei den "üblichen Verdächtigen" eigentlich schon mal gut davor. Namentlich Elkos im Signalweg führen zu seltsamen Problemen. Die reinen Stütz- und Sieb-Elkos sind davon weniger betroffen. Es sind zum Beispiel noch die originalen Sieb-Elkos erhalten. Die haben ihre Kapazität, einen leicht erhöhten ESR- und Verlustwert, aber die sind auch von 1965.
Dann habe ich beim "durchklingeln" der Verstärkerstufen ein paar angeschlagene Transistoren entdeckt. Nicht wirklich zufällig die, hinter denen größere Koppelelkos gesessen haben, die Fritte waren. Diese Transistoren wurden paarweise ausgetauscht. Da hilft keine falsche Sparsamkeit.
Ja: und dann kam die Endstufe dran. Und das war eigentlich das größere Abenteuer.
Aber dank freundlicher Unterstützung und unbeschreiblich wertvollen Hilfen ist es ja erstmal gut ausgegangen.
Es folgt jetzt die Phase des Feintuning, wie ich vorher schon beschrieben habe. Der Verstärker wird genutzt, die Funktionen werden genutzt, es werden weitere Geräte angeschlossen (Bandgerät zum Beispiel) und dann wird im Detail geprüft.
Wenn es eine einfach umsetzbare Möglichkeit für eine bessere thermische Stabilisierung gibt, würde ich die sogar umsetzen. Ich bin mit Stand von heute aber noch gar nicht sicher, ob das überhaupt erforderlich ist. Ich zweifele eher an den im Gerät vorhandenen Stolperfallen.
Aber: gucken wir. Erkenntnisse landen hier.