Angepinnt Neue Andruckrollen, Reibräder und Riemen, woher?

      Lieber Andreas,
      daß sich ein ausgeleierter Riemen um 10% seines ursprünglichen Maßes aufgeweitet haben sollte, kommt mir schon recht abenteuerlich vor. Im normalen Betrieb ist das nicht denkbar. Denkbar ist hingegen, daß schonmal viel zu kurze Strippen eingebaut wurden und die nun ihrerseits für vollendete Tatsachen gesorgt haben. Das sind dann ausgefahrene Lager und auch zerstörte "Spurrillen" an Kunststoff Treib- und Umlenkrollen. Grundsätzlich ist es nicht die Riemenvorspannung, welche für einen gleichmäßigen Lauf sorgt sondern einzig die exakte Paßform des Riemenprofiles in Verbindung mit der richtigen Materialmischung garantiert eine saubere Traktion auf lange Zeit.

      Wie immer im Leben, auch bei Tonbandgetrieben gibt es Ausnahmen!
      Das sind aber wirklich nur wenige Fälle, bei denen ein einziger "überlanger" Gummi alle Getriebeteile direkt bewegt. Auf Anhieb fällt mir da das Spalis ein, wo ein simpler Rundring von 245 mm Innendurchmesser das Schwungrad mit der Tonwelle und beide Wickeltriebe antreibt. Der Riemenlauf ist eine Augenweide:D Auch eine Röhrenkiste von Philips muß mit einem einzigen Vierkantring von 205 mm Innendurchmesser auskommen.

      Bei diesen Konstruktionen ist eine höhere Vorspannung erforderlich um die Unzulänglichkeiten der jeweiligen Getriebekonstruktion zu kompensieren.

      Da besonders Rundringe in unterschiedlichsten Kompositionen auf dem Markt sind, kann kein allgemeingültiges Maß für die Vorspannung genannt werden. Bei den erhältlichen elastischen Rundringen handelt es sich heute wie vor 50 Jahren um simple Dichtringe. Dieselben können für den Einsatz in wässriger Umgebung oder in öl- und fetthaltigen Bauteilen sowie in Ausführungen für erhöhte Temperaturfestigkeit oder besonders aggressiven Medien abgemischt werden. Sie kommen also mit gänzlich unterschiedlicher Elastizität und Oberflächenbeschaffenheit in den Handel. Der tonbandelnde Käufer wird nur in den seltensten Fällen wissen, was er da auf den Tisch bekommt - für ihn zählen nur die absolute Größe und der Preis. Dabei kann ein wesentlich billigerer Ersatzgummi dennoch die bessere Lösung sein - doch auch umgekehrt ist es denkbar, daß ein teurerer Gummi im Saldo doch die preiswertere Lösung darstellt.

      Dem Tonbandler bleibt letztlich nur, sich auf die Sachkunde des Verkäufers zu verlassen. Und freilich auch und nicht zuletzt auf das Feedback welches von anderen Sammlerfreunden kolo herüberkommt.

      Im Zweifelsfalle ist immer ein etwas größerer = längerer Gummi zu wählen. Ich gebe zu bedenken, daß jede unötige Überdehnung mindestens zu einer drastisch verringerten Lebensdauer des Gummis führt. Wenn dem Gerät dabei kein merkbarer Schaden entsteht, dann ist das weiter nicht dramatisch. Es zu verharmlosen bringt aber auch keine Punkte.
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      Guten Morgen,

      interessant finde ich auch, welch unterschiedliche Materialien mit drastisch anderer Langzeitstabilität verbaut werden. In den Tonbändern der 564 / 664 o.ä. Reihe habe ich bisher fast immer Riemen vorgefunden, die spröde geworden waren. Einmal etwas fester angefasst, und die Dinger reissen durch. Diese Riemen waren aber schon im Durchmesser ein paar Millimeter größer, als ein neu gekaufter (bei www.elektro-ersatzteile.eu ).
      Dagegen war ich überrascht, als ich im 936er Tape den Flachriemen gefunden hatte. Der war sogar etwas über 11% zu lang, folglich auch von der Motorrolle gefallen. Zudem war die Elastizität kaum mehr vorhanden (zieht sich nach Dehnen erst nach einer halben Minute wieder halbwegs zusammen) und das Ding klebt wie die Sau!
      Vermuten kann man hier nur, dass es zusätzlich vom Material noch von den Umweltbedingungen abhängt, wie der Riemen altert. Die meisten neueren Riemen erscheinen mir, als ob sie aus einer normalen Perbunan - Mischung bestehen, und das schließt den Kreis zu den Dichtringen. Diese sind auch aus dem selben Material, werden aber mechanisch nicht so traktiert wie ein Antreibsriemen. Chemisch gesehen sollten sie aber eine Menge aushalten. Man kann hier nur vermuten, daß z.B. Ausdünstungen der Elektronik oder falsche Behandlung der Riemen (Reinigen mit Aceton o.ä.) für einen schmierigen Riemen in Frage kommen.
      Wie dem auch sei, diese Dinger müssen ja raus, und bei vielen älteren Geräten muß man sich wohl an der einen oder anderen Stelle auf sein Fingerspitzengefühl verlassen (wie der alte KZF-Meister, der die Keilriemenspannung auf Daumendruck einstellen konnte...).
      Und dass ein zu strammer Riemen zu schnell altert, lässt sich materialtechnisch leicht nachvollziehen. In einem elastischen Polymer treten bei jedem Dehnungsvorgang Mikrorisse im Material auf, die auf Dauer zum Erlahmen der Elastizität führen.
      Ich zumindest kann hier beide geäußerten Sichten nachvollziehen. Der Tausch von Riemen ist immer eine Einzelfallentscheidung, denke ich.

      Gruß, Gunnar
      Gruß, Gunnar
      Tapeworm664 postete
      ...Der war sogar etwas über 11% zu lang, folglich auch von der Motorrolle gefallen. Zudem war die Elastizität kaum mehr vorhanden (zieht sich nach Dehnen erst nach einer halben Minute wieder halbwegs zusammen) und das Ding klebt wie die Sau!...
      Hallo Gunnar,

      Deine Beobachtung trifft so für eine ganze Reihe von gummiartigen Antriebsteilen - auch unter dem Synonym "Riemenpest" bekannt - vor allem aber bei weitem nicht ausschließlich in Philipsgeräten zu.
      Es ist richtig, daß das eigentlich kein Gummi ist denn klassischer Gummi kann sich nicht an der Luft verflüssigen.

      Es gibt ein Bild, da "steckt" in einer originalverschweißten Folietüte eine schwarze, geleeartige Masse ohne jegliche Form. Der Aufdruck der Folietüte läßt keinen Zweifel am ehem. Inhalt, einem Antriebsriemen.

      Typischerweise sind derartige Zerfallserscheinungen in alten Philips Röhrenkisten nicht oder wenigstens äußerst selten anzutreffen, dagegen nahezu regelmäßig in modernen Plastekisten dieses Herstellers.

      Es ist also nicht eine Frage der Lagerung, sondern wohl eher eine Frage des "Mikrokosmos der Antriebselemente" wobei es sich nicht auf einen einzelnen Faktor - wie etwa Weichmacherwanderung - reduzieren läßt. Ggfs. spielt hier auch eine Rolle, daß Röhrenkisten eine weitaus höhere Innentemperatur aufweisen als Sandkästen, bei denen der/die zu Motörchen geschrumpften ehem. Kraftpakete auch kaum mehr als handwarm werden.

      Und noch ein Aspekt ist zu beachten:
      Materialbedingt gibt, besser gab es Antriebsriemen, welche bei ihrem Ersteinbau eine gewollte plastische Dehnung erfuhren. Die Vorspannung war in den ersten Betriebsstunden enorm und würde moderne Geräte in Stücke reißen! Nach der rel. kurzen "Einlaufzeit" verblieb eine Restelastizität die einen störungsfreien Betrieb über mehrere Jahrzehnte garantierte - wenn denn solch eine Peese auch sachgerecht eingebaut und das Gerät +/-, besonders in der Anfangszeit regelmäßig genutzt wurde!

      Die Kautschuk-Ersatzpeesen lasse ich heute folglich bedeutend größer fertigen als das Original noch im "ausgeleierten" Zustand mißt. Grundlage für die Fertigungsmaße ist dabei nicht der "schwarze Daumen" :) sondern das Konstruktionsmaß des Getriebes. Der Rest ist ein bisschen rechnen, immer bezogen auf die Eigenschaften des zu verwendenden Materials und dessen Ausführung = endgültige Oberflächenbeschaffenheit.

      Deswegen gibt es kein Universalrezept, nur ein paar zu beherzigende Regeln und natürlich auch ein wenig Erfahrung. Bei Dichtringen ist einzig die Materialmischung der Knackpunkt. Von ihr hängt auch die Oberflächenbeschaffenheit des Ringes ab und da kann man nichts mittels größerer Vorspannung = kleinerem Ringdurchmesser kompensieren. Da muß man einfach nur andere "Gummis" aufziehen.

      Ein bisschen anders verhält es sich bei Reibrädern / Andruckrollen. Sie werden auch einer kontinuierlichen Verformung unterworfen. Hier gibt es an den Abmessungen nichts zu biegen, hier muß einfach "nur" das Material stimmen wenn man langandauernden Erfolg haben möchte. Eine Forderung die leichter gestellt als umgesetzt ist. Das ist zumeist aber keine technische Hürde sondern eine pekuniäre!
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      Hallo,

      bei Philips wurde ab dem Jahr 1967 für die Antriebsriemen ein anderes Material verwendet, als bisher. Darum sind in den älteren Röhrengeräten die Gummis nicht flüssig und können es auch nie werden, später sind bei den Philips-Tonbandgeräten ohne jegliche Ausnahme alle Antriebsriemen flüssig geworden.

      Es ist eine normale, chemische Reaktion des Materials und diese findet unabhängig der Lagerungsbedingungen oder Betriebsstunden statt.

      Wir haben schon Philips-Geräte gesehen, die nachweislich nur wenige Stunden benutzt wurden und trocken gelagert im Karton (kein UV-Licht) die letzten 35 Jahre aufbewahrt wurden. Die Riemen werden ganz genau so flüssig, wie bei den Geräten, die über Jahre hinweg regelmäßig eingeschaltet wurden.

      Erst ab dem Jahr 1975 wurden die Materialien wiederum geändert, jedoch nur sehr vereinzelt und zögerlich. So sind z.B. die Zählwerksriemen in den Geräten N4414, N4415 usw. oft noch völlig okay, weder flüssig, noch zäh, noch brüchig, die restlichen Riemen im Gerät sind aber schon matschig und beginnen, flüssig zu werden.

      Aus diesem Grunde werden bei eBay oftmals nicht die Komplettriemensätze bestehend aus 4 Gummis angeboten, sondern nur 3 Antriebsriemen ohne den Zählwerksriemen - bei manchen Geräten ist dieser eben noch völlig okay und muß nicht ausgetauscht werden.

      Durch meine Tests im Privatlabor konnte ich feststellen, daß extreme Hitze (ab 80° C und darüber) die Verflüssigung der Philips-Riemen etwas schneller voranschreiten läßt. Außerdem begünstigt es den Zerfall, wenn "Gummi auf Gummi" trifft, d.h. wenn sich der Antriebsriemen selbst berühren kann.

      Interessant auch zu beobachten, daß bei Kontakt des Philips-Gummis mit metallisch blanken Gegenständen sich das Metall auf eine seltsame Weise deutlich sichtbar verfärbt.

      Gruß,
      Manuel
      Hallo,

      die Verfärbung von Metallteilen durch den kontakt mit "Gummi"-Riemen würde ich nicht auf normalen Abrieb schieben, dann könnte man dies an der Oberfläche schnell entfernen. Hier ist tatsächlich eine chemische Reaktion zwischen den Teilen als Ursache wahrscheinlich. Die meisten Gummis, auch die rein synthetischen werden mithilfe von organischen Schwefelverbindungen vernetzt. Im Laufe der Jahre, besonders durch mechanische und thermische Beanspruchung begünstigt, geben die Riemen permanent geringe Mengen an Schwefelverbindungen ab. Davon ist wiederum ein Teil in der Lage, auch mit den verwendeten Metallen, häufig Zink (Schwungmassen) zu reagieren. So entstehen z.B. das gelbe Zinksulfid oder Organo-Schwefel-Zink Verbindungen (ebenfalls farbig).

      Die Beobachtung mit den sich bei hoher Temperatur schneller "verflüssigenden" Riemen kann man gut nachvollziehen, normal kann man als Daumenregel nehmen, daß eine Temperaturerhöhung um 10 Grad zu einer Verdoppelung der Reaktionsgeschwindigkeit führt. Somit sollten dann eigentlich derartige Riemen in einer häufig benutzten Maschine (lange Einschaltdauer und damit erhöhte Temperatur) auch schneller klebrig werden. Wäre interessant, ob jemand hier diese These bestätigen kann.

      Gruß, Gunnar
      Gruß, Gunnar
      Diese korrosive Reaktion auf blankem Metall ist typisch für die Zersetzungserscheinungen von gummiartigen Mischungen. Sie kann auch bei bestimmten anderen Kunststoffen beobachtet werden, etwa bei Griffteilen von Handwerkzeugen. es handelt sich dabei in allen mir bekannten Fällen um Zerfallsprodukte thermoplastischer Kunststoffe. Der Zerfall geht einher mit einem "Ausschwitzen", verbunden mit einem stechenden Geruch. Dieser ist umso stärker wahrnehmbar, je massiger das "kranke" Kunststoffteil ist. In den beschriebenen Fällen handelt es sich um Essigsäureesther. Der Heimwerker kennt diesen Geruch auch von aushärtenden Dichtungsmassen, sogenanntes Sanitärsilikon. Wenn es nicht mehr stinkt, hat es fertig und ist im angestrebten (vermeintlichen) Endzustand.

      Nicht alle Kunststoffe zerfallen auf diese Weise. Tatsache ist nur, daß echter Gummi niemals solche Reaktionen hervorrufen kann. Er versprödet, wird brüchig, platzt auf und reißt ein. Mehr nicht. Um das Kraut fett zu machen soll nicht verschwiegen werden, daß es auch Kunststoffriemen gibt, die sich auf die gleiche Art verabschieden. Das macht eine sichere Zuordnung im Einzelfall nicht eben leichter;-)


      Bleibt anzumerken, daß die besagten Antriebsriemen mit allergrößter Wahrscheinlichkeit zu keiner Zeit von Philips selbst hergestellt wurden; genausowenig wie man dort die verarbeiteten Schrauben und Muttern selbst produzierte. Das trifft freilich auf alle anderen Gerätehersteller ganz genauso zu.
      Philips, als ein weltweit operierender Großkonzern hatte eben andere Beschaffungsmöglichkeiten als z.B. Eben. Man kaufte konsequenterweise die Teile dort, wo sie am billigsten waren. Das ist nicht verwerflich bei einer Lebensdauer von weit über zwei Jahrzehnten für ein solch simples Pfennigteil. Deswegen lieber Manuel melde ich hier auch meinen Widerspruch an zu der Aussage, daß da irgendwann mal die Materialien verändert wurden. Das hat nie eine Rolle gespielt weil es ein weder gewollter noch beabsichtigter Sekundäreffekt war! Es gab eben einen anderen Hersteller, der die gleichen Ringlein noch ein paar Zehntel Pfennige billiger anbot. Bei dem enormen Bedarf kommen da schnell ein paar Märker zusammen!

      Das noch:
      Wo, außer bei Semihs Hausmarke, treten solche Zerfallserscheinungen noch auf?
      Bekannt sind mir Kassettengeräte aus der ehem. UdSSR und Tonbandgeräte aus der ehem. CSSR. Weitere Fälle nicht ausgeschlossen.

      Die Problematik der "Riemenpest" ist zwar ähnlich gelagert wie die der "Senkelpest" doch stellt letztere in der Tat ein herstellerabhängiges Problem dar. Das ging freilich einher mit neuen Erkenntnissen der Grundlagenforschung welche dann so auch von mehreren Herstellern im gleichen Zeitfenster produktionswirksam wurden. Doch dazu hat, so glaube ich jedenfalls, Friedrich auch hier eine kompetente Aussage gemacht.
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      Hallo Gunnar,

      habe eben erst Deinen Beitrag gelesen!

      Es ist schon zutreffend, daß Wärme schneller zur Verflüssigung führt - wenn es sich um gewisse Kunststoffprodukte handelt.

      Im anderen Falle, führt Wärme zu einem beschleunigten Auswandern der Weichmacher und damit zu einer Versprödung bzw. Verhärtung. Es kommt also immer auf das verwendete Material an wie es sich wirklich verhalten wird.

      Schwefelhaltige Absonderungen sind m.W. allerdings nicht flüssig. Das erklärt die etwas andere Art der Reaktion auf / mit Metallteilen als das bei Essigsäuresther der Fall ist.

      Dumm ist, daß der Kunde hier stets im Dunkel steht denn er wird i.d.R. niemals wissen, aus was das "schwarze Teil" besteht. Dabei ist die Farbe von untergeordneter Bedeutung und nur sehr bedingt als klassifizierungsmerkmal zu gebrauchen.

      Zusammengefaßt kann man wohl davon ausgehen, daß wir es bei den besprochenen TB-Teilen mit wenigstens vier grundsätzlich unterschiedlichen Stoffen / stofflichen Mischungen zu tun haben, die allesamt als Gummi bezeichnet werden. Dabei ist diese Bezeichnung vom Grunde her in drei Fällen mindestens unkorrekt. Elastomere wäre wohl treffender, aber umgangssprachlich absolut daneben; eigentlich ist das wie mit dem Zollstock :)
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      Hallo,

      die Teac Riemen der X Serie werden in der Regel auch total weich. Ebenso hatte ich schon eine Andruckrolle einer Tascam 32, die wie Lakritze war.

      Ich hatte bisher aber noch nicht den Fall, dass dieses Gummi von selbst gelaufen ist. Das wird die Zeit zeigen, ob es eventuell auch so weit kommt, wie bei Philips üblich.

      Bei SABA habe ich bisher nur spöde Riemen und Gummiteile gesehen.
      Neue Bremsgummis (die kleinen dreieckigen Klötzchen) einer TG 674 vor vielen Jahren vom SABA Service gekauft im original SABA Service Tütchen, waren letztes Jahr so hart und brüchig, dass sie nicht mehr in einem Stück eingebaut werden konnten.

      Band ab - Band läuft,

      Rainer
      MGW51 postete
      Deswegen lieber Manuel melde ich hier auch meinen Widerspruch an zu der Aussage, daß da irgendwann mal die Materialien verändert wurden. Das hat nie eine Rolle gespielt weil es ein weder gewollter noch beabsichtigter Sekundäreffekt war! Es gab eben einen anderen Hersteller, der die gleichen Ringlein noch ein paar Zehntel Pfennige billiger anbot. Bei dem enormen Bedarf kommen da schnell ein paar Märker zusammen!
      Deswegen wurden die Materialien trotzdem geändert, ob Du nun einen Widerspruch anmeldest, oder nicht.

      Ich spreche z.B. die Zählwerksriemen an, die nachweislich (bei vielen Geräten, beileibe nicht bei allen) auch heute im Jahr 2008 weder flüssig, noch brüchig geworden sind.

      Ergo sind die Zählwerksriemen später aus einem anderen Material gefertigt worden. Dies kann man an zahlreichen Geräten feststellen, wo alle Riemen matschig sind, außer der Zählwerksriemen.

      Es gäbe noch mehr andere Beispiele, aber das werde ich nicht in einem SABA-Forum posten, weil hier das Interesse an der Philips-Riemenpest wohl nicht besonders groß sein wird.

      Tapeworm664 postete
      die Verfärbung von Metallteilen durch den kontakt mit "Gummi"-Riemen würde ich nicht auf normalen Abrieb schieben, dann könnte man dies an der Oberfläche schnell entfernen. Hier ist tatsächlich eine chemische Reaktion zwischen den Teilen als Ursache wahrscheinlich.
      Um Mißverständnissen vorzubeugen:
      Ich meinte die Verfärbungen an jenen Stellen von blanken Metallteilen im Gerät, wo seit längerer Zeit die flüssig gewordenen Riemenreste klebten. Ich sprach nicht von Abrieb auf Riemenscheiben oder Schwungmassen.

      Die Verfärbungen lassen sich nicht entfernen, darum fand hier offenbar eine chemische Reaktion statt, wie Du schon ganz richtig schreibst.
      Du hast mich falsch verstanden!

      Es steht außer Frage, daß es unterschiedliche Materialien gibt. Es ist aber mitnichten so, daß Philips die Mischungen hat ändern lassen, weil sich die Teile nach zwanzig oder dreißig Jahren auflösen - nein, die haben einfach einen billigeren Hersteller aufgerissen und der hat, zufällig oder nicht, mit anderen Mischungen gearbeitet. Das ist kein alleiniges Philips-Problem, von daher ist es lediglich besonders massiv bekannt geworden.

      Es ist zudem so, daß nicht jede Abmessung von jedem Hersteller gerfertigt wurde und wird. Deswegen ist es normal, wenn unterschiedliche Materialien bei unterschiedlichen Teilen vorzufinden sind.

      Es ist grundsätzlich nicht auszuschließen, daß die Siruppampe nicht auch bei SABA-Geräten festgestellt wird...
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      Lieber Andreas, ich war ja nie in die Illegalität abgetaucht, bin nur eben durch andere Projekte ziemlich eingespannt.

      Und kaum tauche ich wo auf - schon läuft es völlig aus dem Ruder :)
      Mit dem ursprünglichen Thema hat das ja nichts mehr zu tun. Wohl aber scheint es doch von tieferem Interesse zu sein.

      Nun habe ich mich vor langer Zeit zu dem Thema schon im Bandmaschinenforum ausgelassen und von daher ist es wirklich nicht sehr sinnvoll, alles nochmal hier aufzuwärmen. Ein Link täte es genausogut; muß ich mal suchen...
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      MGW51 postete
      Es steht außer Frage, daß es unterschiedliche Materialien gibt.
      Gut.

      MGW51 postete
      Es ist aber mitnichten so, daß Philips die Mischungen hat ändern lassen, weil sich die Teile nach zwanzig oder dreißig Jahren auflösen
      Habe ich ja auch nicht behauptet. Geht schon aus dem Grunde nicht, weil im Jahr 1975 die problematischen Gummis sich noch bester Gesundheit erfreuten und man es damals nicht wissen konnte, daß Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger das Theater mit der Verflüssigung losgehen würde.

      MGW51 postete
      - nein, die haben einfach einen billigeren Hersteller aufgerissen
      Das ist Spekulation. Dies kann richtig sein, oder auch nicht.
      Ich weiß nicht, ob Philips die Riemen zugekauft oder selbst produziert hat und konnte das auch nicht bei Philips in Erfahrung bringen, weil die Leute es nach all den Jahren selber nicht mehr wissen. Die entsprechenden Unterlagen, aus denen es hervorgehen würde, existieren nicht mehr.

      MGW51 postete
      Es ist grundsätzlich nicht auszuschließen, daß die Siruppampe nicht auch bei SABA-Geräten festgestellt wird...
      Es gab eine Zeit zwischen 1978 und 1980, in denen Thomson schlechte Gummiringe zugekauft hat - diese stammen widerum von Hitachi Japan. Da SABA irgendwann auch mal von Thomson übernommen wurde, mag es durchaus möglich sein, daß auch in neueren SABA-Produkten flüssige Gummiteile vorzufinden sind.
      Da ich mich mit SABA jedoch nicht beschäftige, kann ich darüber nicht mehr sagen, wäre aber sehr interessiert daran, ob und in welchen SABA-Erzeugnissen solche Gummiprobleme auftraten.
      Also aus eigener Erfahrung mit dem 936er Tape kann ich bestätigen, daß zumindest in einer Reihe die sich langsam zerlegenden Riemen enthalten sind. Spannend an der Sache ist aber, daß der Flachreimen in Auflösung begriffen ist, die Vierkantriemen aber noch durchaus brauchbar waren, auch der vom Zählwerk, der sich so schlecht tauschen lässt.
      Das mit den Flachriemen habe ich aber auch an einem relativ einfachen Dual Plattenspielerchassis in meiner Grundig-Kompaktanlage erlebt, total labberig und klebrig. Dagegen habe ich noch einen alten SABA Recorder (335) in dem bis heute die Gummiteile 1A sind.

      Aber es ist schon interessant, wie stark die Diskussion hier in Gang kommt. Da sieht man, wie wichtig das richtige Material ist. Nur mal so gesponnen: Ideal wäre in den Geräten doch ein Riemen, der wie ein Keilriemen im Auto aufgebaut ist. Die Keilfläche mit einer adhäsiven Gummimischung, der Rücken mit Textil oder Glasfaser verstärkt und mit einer Spannrolle immer auf Druck gehalten. Dazu sind die meisten dieser Riemen deutlich resistenter gegen Umwelteinflüsse. Aber das ganze hat wieder den Haken, daß es zu teuer in der Produktion ist.

      In jedem Fall: es bleibt spannend, vielleicht weiß noch wer, welche Geräte stark betroffen sind.

      Gruß, Gunnar
      Gruß, Gunnar
      Also gut, Gunnar hat ja noch eine Antwort verdient;-)

      In der Tat ist es so, daß es durchaus Tonbandgeräte gibt, die mit armierten Peesen betrieben werden. Dabei kennen wir sowohl solche Peesen mit rundem Querschnitt als auch - und das weitaus häufiger - mit flachem Querschnitt. Der Grund dafür liegt auf der Hand.

      Als Armierung diente in der Vergangenheit stets textiles Material und dabei beziehe ich mich ausschließlich auf solche Kleinleistungsgetriebe wie sie nunmal im Präzisionsmaschinenbau anzutreffen sind. Heutzutage benutzt man gezwungenermaßen Gewebe aus Polyesther. Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Nachteilig ist zuallererst der Umstand, daß imprägniertes Polyesthergewebe eine weitaus größere Eigensteifigkeit besitzt; ein Umstand, der zuweilen nahezu unüberwindbare Hürden auftürmt. Bisher konnten wir die zwar immer - wenn auch mit unkonventionellen Methoden - umschiffen doch es harrt noch ein Problem seiner Lösung bei dem ich bisher nicht das rechte Händchen hatte.

      Der unübersehbare Vorteil der Kunstfaser ist aber darin zu sehen, daß sie weder zum ausdrieseln neigt, noch verändert sie nennenswert ihre Hafteigenschäften im Betrieb. Das ist bei Baumwollgewebe halt etwas anders und erfordert ggfs. Nachjustierungen während der Lebensdauer.

      Der große Nachteil eines Getriebes mit einem unelastischen Antriebsgummi reduziert sich auf zwei wesentliche Punkte. Das ist zum einen die Tatsache daß solche Antriebe grundsätzlich mit größeren Lagerbelastungen klarkommen müssen als es bei elastischen Peesen nötig ist und zum zweiten überträgt dieses Konzept den Körperschall weitaus besser als das eine elastische Peese tut.

      Für den Bereich der Massenartikel wie es Heim-TB numal sind kommt letztlich auch noch die ökonomische Klatsche. Armierte Peesen sind in der Fertigung bedeutend teurer und überdies benötigt so ein Getriebe noch zusätzliche Verstellelemente mit denen die erforderliche Riemenspannung justiert und nachgeregelt werden muß.

      Abgesehen vom ökonomischen Unsinn, stehen also zwei technische Gründe gegen eine solche Konzeption.

      Armierte Peesen werden zuallererst als sogenannte Rutschriemen eingesetzt. Dabei macht man sich den Umstand zunutze, daß sie durch ihre endliche Länge eine definierte Kraft übertragen können. Sie werden als mittel einfacher Andruckmechanismen nur bei Bedarf eingekuppelt - vorzugsweise beim umwickeln denn da stören die genannten Nachteile nicht. Im Spielbetrieb dagegen bleiben sie ausgekuppelt bzw. übertragen bei nur ganz geringer Riemenspannung ein ebenso geringes Drehmoment, z.B. als Gegenkraft bei einem Abwickeltrieb oder als Rutschkupplung eines Aufwickeltriebes.
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      Diese Diskussion ist zwar schon recht alt, ich möchte aber doch gerne meine Erfahrungen einbringen.

      bei Philips wurde ab dem Jahr 1967 für die Antriebsriemen ein anderes Material verwendet, als bisher. Darum sind in den älteren Röhrengeräten die Gummis nicht flüssig und können es auch nie werden, später sind bei den Philips-Tonbandgeräten ohne jegliche Ausnahme alle Antriebsriemen flüssig geworden.


      Ich hatte definitiv schon mehrere (österreichische) Philipse von vor 1967, denen ich schwarze Schmier aus den Eingeweiden schrubben durfte - ein EL3541 (Produktionsstempel 1960), ein EL3542, Produktionsstempel 01/1961 (beide unter Hornyphon verkauft) und ein frühes Transistorgerät (dessen Bezeichnung mir leider entfallen ist). Allerdings kenne ich deren Geschichte nicht und kann daher auch nicht beurteilen, ob die Riemen vor 1975 schon einmal getauscht wurden. Ein weiteres EL3541 (Philips) hingegen hat einen etwas laschen aber noch problemlos laufenden Riemen, ebenso ein Hornyphon Dioletta (EL3515). Den Zählwerksriemen hat ersteres schon länger verloren, ich weiß aber nicht ob aufgrund Risses oder bei einer Bastelei, denn das Gerät hat schon etliche Teile eingebüßt.
      Hallo Ragnar,
      das ist interessant. Die von Dir angesprochenen Philips-Modelle hatte ich bisher noch nicht, hatte auch noch kein Hornyphon.

      Ich muß leider an dieser Stelle bekannt geben, dass ich/wir in absehbarer Zukunft keine Riemen mehr zum Verkauf anbieten werden. Erstens ist mein Vetriebspartner in Rente gegangen. Zweitens wären als nächstes einige Investitionen nötig im 4-stelligen Euro-Bereich, um wieder komplette Riemensätze zum alten Verkaufspreis vorrätig zu haben. In den letzten 2 bis 3 Jahren ging die Nachfrage leider etwas zurück, was auch daran liegen kann, dass ein Billig-Anbieter Konkurrenz machte und viele Tonband-Neulinge oder -Wiedereinsteiger lieber die Billigteile gekauft haben und mir später die Geräte zur Reparatur brachten...

      Wichtig zu wissen bei den Grundig-Geräten der TK-100-Modellreihe, die einen Vierkantriemen ab Werk verbaut hatten:
      Es muß wieder genau so ein Riemen hinein! Wir waren die einzigen Anbieter mit so einem Nachbau-Riemen mit den original Größen. Wird ein Rundriemen eingebaut, stimmt die Bandlaufgeschwindigkeit nicht mehr.
      Es betrifft die Geräte:
      • Grundig TK 121
      • Grundig TK 126
      • Grundig TK 146
      • Grundig TK 147
      • Grundig TK Augsburg

      Warum ist es so wichtig, dass man einen Kantriemen wieder dort einbaut, wo ab Werk ein Kantriemen verbaut war?
      Ein Rundriemen wäre sozusagen "zu dick", um bis auf den Grund des Einstiches der Motor-Riemenscheibe hineinzureichen. Der Rundriemen verläuft dann zu weit aussen, dadurch ändert sich quasi der Durchmesser der Motorriemenscheibe bzw. besser ausgedrückt, das Übersetzungsverhältnis zwischen Motor-Riemenscheibe und Schwungmasse. Ein Rundriemen kommt zwar problemlos bis auf den Grund der Schwungscheibe, jedoch eben nicht bis auf den Grund der Motor-Riemenscheibe. Bei einem Rundriemen vergrössert sich der Durchmesser, das Tonband läuft zu schnell. Baut man zu dünne Riemen ein, läuft das Tonband zu langsam.

      Generell gilt:
      In den oben aufgelisteten Tonbandgeräten, die von 1969 bis 1970 hergestellt wurden, gab es nur Rundriemen, Grundig-Nummer 7881-741, Rundriemen, 130 mm x 2 mm, heutzutage bei vielen Ersatzteileanbietern lieferbar. Diese Geräte sind unproblematisch. Die neuen Rundriemen funktionieren einwandfrei. Ab 1971 können die oben erwähnten Geräte Kantriemen verbaut haben. Das war die Grundig-Nummer 7881-764, Kantriemen, 130 mm x 2 mm. Meines Wissens sind wir die weltweit einzigen Anbieter dieses Riemens gewesen. Vielleicht läßt ja nun jemand diesen Riemen in großer Stückzahl nachfertigen, nachdem ich die Maße hier veröffentlicht habe.

      Dazu noch eine Anekdote:
      Vor einigen Jahren brachte mir ein verzweifelter Kunde einen Grundig TK 147. Die Bandgeschwindigkeit stimmt nicht. Er hatte bereits seinen TK 147 in einer "Spezialwerkstatt" zur Reparatur gegeben. Dort habe man den Motor ausgebaut, zerlegt, gereinigt, neu geölt, wieder eingebaut usw. und der Fehler konnte nicht behoben werden. Er hat "kulanterweise nur 100,- Euro" für den Reparaturversuch bezahlt, eigentlich hätte die Werkstatt viel mehr für den Arbeitsaufwand verlangen müssen, hat mir der Kunde erzählt. Sie hätten ihm mitgeteilt, dass "aufgrund des hohen Alters der Motor nicht mehr reparabel" sei.

      Ich wäre die letzte Hoffnung für ihn und fragte, ob ich noch einen Ersatzmotor auf Lager hätte. Schon bevor ich sein Tonbandgerät in Händen hielt, äusserte ich bereits meinen Verdacht bzgl. der Riemen. Als ich ein paar Tage später das besagte Gerät per Paketdienst endlich in Empfang nehmen konnte, bestätigte sich mein Eingangsverdacht: Auf den ersten Blick konnte man sehen, dass der Riemen von Motor zur Schwungmasse kein Originalriemen war. So sah und sieht kein passender Riemen aus. Das hätte eine "Spezialwerkstatt" eigentlich auch sofort erkennen müssen. Kurzerhand den Riemen 7881-764 eingebaut - voilá, der TK 147 war wieder okay. Eine Sache von wenigen Minuten. Der Motor war und ist völlig in Ordnung.

      Noch ein Hinweis, weil ich öfter gefragt wurde, wie es mit dem Nachfolgermodell TK 147 de Luxe aussieht. Dort kommt wieder der Rundriemen 7881-741 zum Einsatz. Mir ist bisher noch kein TK 147 de Luxe begegnet, der Kantriemen verbaut hätte.

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